Georg Gadner

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Karte vom „Mülweg“ bei „Cantstad
Karte des Leonberger Forstbezirks (1590) mit Wappen der darin gelegenen Städte[1]

Georg Gadner (auch Georg Garner, Georg Gardner, Georgius Gadnerus oder Georg Gadner von Garneck; * 1522 in Landshut; † 2. Mai 1605 in Freudental) wurde als Jurist zum Oberrat der württembergischen Verwaltung bestellt, machte sich als Chronist und Geograph einen Namen und wurde als Kartograph zum Pionier der geographischen Landesaufnahme Württembergs.[2]

Leben und Wirken

Der Sohn eines Büchsenmachers in Landshut nahm an mehreren Feldzügen teil und studierte Rechtswissenschaft an verschiedenen Universitäten. Darauf arbeitete der promovierte Jurist als Prokurator, Advokat und Rechtsgutachter.

Württembergischer Kartograph

1555 trat Gadner in die Dienste des reformfreudigen Herzogs Christoph von Württemberg. Ursprünglich als gelehrter Oberrat und Rentkammerprokurator eingestellt, erweiterte sich sein Aufgabengebiet um die Gebiete der Forstverwaltung, des Bergbaus, des Hüttenwesens und der Kartographie. Vermutlich unter Gadners Regie wurden von Heinrich Schweickher um 1575 die ersten Bezirkskarten der württembergischen „Beamptungen“ erstellt.[3] Gebietsstreitigkeiten stellten Gadner vor die Aufgabe, die fraglichen Gebiete wie im Umfeld Cannstatts kartographisch zu erfassen (siehe Karte). Seine Ergebnisse zeichnete er auf „Tafeln“, die er laufend verbesserte und ergänzte.

Gadnersche Forstkarten

Schließlich wurde er um 1587 von Herzog Ludwig von Württemberg beauftragt, die württembergischen Forstbezirke zu kartieren. Die Gadnerschen Forstkarten dienten zudem der Ausschmückung des neuen Stuttgarter Lusthauses. 1596 erstellte Gadner mit seinen Forstbezirkskarten einen Atlas auf 20 Pergamenten, den Chorographia Ducatus Wirtembergici inklusive einer Karte des gesamten Herzogtums Württemberg.[4]

Diese Karten im Maßstab von ungefähr 1:80.000 wurde zwischen 1609 und 1612 vom Renovator Johannes Oettinger noch um fünf weitere Blätter im gleichen Stil ergänzt.[5] Im Unterschied zu vielen zeitgenössischen und zu den rund 100 Jahre später erstellten Kieserschen Forstkarten waren Gadners Karten nicht gesüdet, sondern nach Norden ausgerichtet.

Rezeption

Unschätzbaren Wert für die Landesgeschichte Württembergs hat dieses Werk vor allem dadurch, dass es das Land vor seinen Zerstörungen durch den Dreißigjährigen Krieg zeigt. Damit lässt sich in Kombination mit den Ämterkarten Heinrich Schweickhers die Wüstung etlicher Siedlungen chronologisch verifizieren.

Literatur

  • Margareta Bull-Reichenmiller unter Mitwirkung von Eberhard Merk und Roland Häberlein: "Beritten, beschriben und gerissen": Georg Gadner und sein kartographisches Werk 1559-1602. Inventar und Begleitbuch zu einer Ausstellung im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Stuttgart 1996.
  • Friedrich Huttenlocher: Geschichte der Kartographie des deutschen Südwestens. Zu dem gleichnamigen Werk von Ruthardt Oehme. In: Erdkunde, Band XVI, 1962, S. 309–311, Digitalisat (PDF)
  • Karl Otto Müller: Georg Gadner: Oberrat, Chronist und Kartograph 1522-1605. In: Hermann Haering und Otto Hohenstatt (Hrsg.), Schwäbische Lebensbilder, Bd. 2. W. Kohlhammer, Stuttgart 1941, S. 171–182.
  • Ruthardt Oehme: Die Geschichte der Kartographie des deutschen Südwestens. Hrsg. von der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Arbeiten zum Historischen Atlas von Südwestdeutschland, Band 3, Jan Thorbecke, Konstanz und Stuttgart 1961.
  • Robert Uhland: Gadner von Garneck, Georg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 13 f. (Digitalisat).

Einzelnachweise

Weblinks

Commons: Georg Gadner – Sammlung von Bildern