Georg Schweitzer
Georg Julius Arthur Schweitzer (* 12. April 1850 in Berlin; † 21. Oktober 1940 ebenda) war ein deutscher Publizist, Journalist und Reiseschriftsteller.
Leben
Seine berufliche Laufbahn begann Georg Schweitzer 1873 als Wirtschaftsjournalist für die Nationalzeitung. Seit 1875 hatte er die Leitung der Berliner Vertretung des Handelsteils der Frankfurter Zeitung inne. Überdies besorgte Schweitzer in den folgenden Jahren den Korrespondentendienst für eine Reihe weiterer deutscher Zeitungen wie dem Hannoverschen Courier und der Breslauer Morgenzeitung. Er ist zudem als Handelsredakteur für die Vossische Zeitung, Post und Norddeutsche Allgemeine Zeitung belegt. Nachdem er 1898 den Ostasiatischen Lloyd, eine in Schanghai erscheinende deutsche Zeitung organisiert hatte, gründete er die Kolonialzeitungen Deutsche Japan-Post in Yokohama sowie Tsingtauer Neueste Nachrichten in Tsingtau. Zusätzlich war ihm bis 1914 die Leitung eines Depeschendienstes über ganz Ostasien anvertraut.[2]
Während des Ersten Weltkriegs diente Schweitzer im Rang eines Majors in der Nachrichtenabteilung des Großen Generalstabs. Er leitete die 1914 eingerichtete Berliner Pressekonferenz, deren Gründung ihm zugeschrieben wird. Nach der Revolution führte er sie, wieder Zivilist, als von seinen Journalistenkollegen gewählter Vorsitzender bis 1932. Er war Vorstandsmitglied des Kyffhäuserbundes und Mitbegründer des Presseballs.
Georg Schweitzer war ein Cousin des berühmten Reisenden Emin Pascha und wurde nach dessen Tod 1892 als Vormund seiner minderjährigen Tochter Ferida eingesetzt. Neben der Veröffentlichung der Tagebücher, Briefe und wissenschaftlichen Aufzeichnungen Emin Paschas schrieb er humoristische Reise- sowie Börsenliteratur.
Seine umfangreiche, kostbare Zeitungssammlung, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreichte, vermachte der dem von Otto Jöhlinger gegründeten Seminar für Zeitungskunde und Zeitungspraxis in Berlin.[3] Die Sammlung ging 1924 an das Deutsche Institut für Zeitungskunde (DIZ) des Universitätsdozenten Martin Mohr über.[4]
Schweitzer ist Namensgeber für den Schweitzergletscher in der Antarktis.
Er war verheiratet mit Bertha Schweitzer (geb. Lehmann; 1855–1933).
Georg Schweitzer starb 1940 im Alter von 90 Jahren in Berlin. Er wurde im Erbbegräbnis der Familie Schweitzer auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg beigesetzt, wo auch sein Vater bestattet worden war, der Journalist Julius Schweitzer (1820–1893). Das Wandgrab aus Sandstein im Stil der Neorenaissance ist erhalten geblieben.[5]
Veröffentlichungen
- Auf Urlaub im Orient: Reise-Erinnerung, Decker, 1890
- Auf Urlaub in Amerika, Verlag K. Siegismund, 1894
- Katechismus des Bank- und Börsenwesens: nach den neuesten Bestimmungen der Gesetzgebung, Ausgabe 2, Weber, 1902
- Streifzüge durch Russland und über die persische Grenze, Ausgabe 2, Verlag K. Siegismund, 1904
- Emin Pascha – eine Darstellung seines Lebens und Wirkens mit Benutzung seiner Tagebücher, Briefe und wissenschaftlichen Aufzeichnungen. Berlin: Walther 1898
- Leitfaden des Bank- und Börsenwesens, Ausgabe 3, Weber, 1908
- China im neuen Gewande – Kultur und Wirtschaft im fernen Osten, Verlag K. Siegismund, 1914
- Börse und Presse : Entwicklung und Bedeutung der Wirtschaftspresse in Deutschland. In: 75 Jahre Berliner Börsen-Zeitung, Verlag Berliner Börsen-Zeitung Druckerei und Verlag GmbH, Berlin, 1930, Teil II, S. 93–99
- Von Khartum zum Kongo. Emin Paschas Leben und Sterben, In: Band 1 von Deutschlands Kolonialhelden, O. Stollberg, 1932
- Eine Reise Um Die Welt, Neuauflage, Kessinger Publishing, LLC, 2010 ISBN 1-161-14660-1
- Die Kinematographie im Kriege Kinematographische Rundschau Nr. 413, 6. Februar 1916, S. 4–5
Literatur
- Georg Schweitzer 80 Jahre. Zeitungs-Verlag Nr. 15, 12. April 1930, S. 642-643 bei Anno / Österreichische Nationalbibliothek (ausführliches Porträt in Fachzeitschrift der Zeitungsverleger)
- Der neue Vorsitzende der Pressekonferenz. Zeitungs-Verlag Nr. 50 10. Dezember 1932, S. 857-585 bei Anno / Österreichische Nationalbibliothek (Kurzporträt zum Wechsel im Vorsitz)
- Unter 3, Das Tagebuch, Jg. 13, Nr. 9, 27. Februar 1932 bei Anno / Österreichische Nationalbibliothek (Schweitzers „Erfindung“ der Kriegspressekonferenz)
- Zeitungswissenschaft, Band 15, Seite 4, Verlag von Duncker & Humblot, 1940
- Walther Killy und Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. Band 9. K.G. Saur Verlag GmbH & Co. KG, München 1996, ISBN 3-598-23163-6, Seite 239.
Weblinks
- Georg Schweitzer im Karl-May-Wiki
- Zeitungsartikel über Georg Schweitzer in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
- Nachlass Bundesarchiv N 2280
- Porträtfotos (1930, 1935) von Georg Schweitzer Nr. 70243571, 70243570, 70243569, 10028605 in der bpk-Fotodatenbank Bildportal der Kultureinrichtungen bpkBildagentur
Einzelnachweise
- ↑ Georg Schweitzer 80 Jahre. In: Zeitungs-Verlag. Nr. 15, 12. April 1930, S. 642–643 (onb.ac.at [abgerufen am 1. September 2022]).
- ↑ Robert Radu: Auguren des Geldes. Eine Kulturgeschichte des Finanzjournalismus in Deutschland 1850-1914. Göttingen 2017, S. 267–270.
- ↑ Zeitungskunde. In: Zeitungs-Verlag. Nr. 16, 16. April 1920, S. 565 (onb.ac.at [abgerufen am 1. September 2022]).
- ↑ Friedrich Berikau: Von gewesenen Berliner Zeitungen : aus der historischen Sammlung des Deutschen Instituts für Zeitungskunde. In: Zeitungs-Verlag. Nr. 39, 28. September 1929, S. 1863–1868 (onb.ac.at [abgerufen am 1. September 2022]).
- ↑ Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Grabstätten. Haude & Spener, Berlin 2006. S. 309. Grab „Schweitzer, Julius“. Auf: http://www.grabpatenschaften-berlin.de (Zugriff am 23. Februar 2019).
Personendaten | |
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NAME | Schweitzer, Georg |
ALTERNATIVNAMEN | Schweitzer, Georg Julius Arthur (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Publizist, Journalist und Reiseschriftsteller |
GEBURTSDATUM | 12. April 1850 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 21. Oktober 1940 |
STERBEORT | Berlin |