George Fordyce

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Porträt von Thomas Phillips aus dem Jahre 1796

George Fordyce (* 18. November 1736 in Aberdeen, Schottland; † 25. Mai 1802 in London) war ein schottischer Arzt und Chemiker.

Leben und Wirken

George Fordyce wurde im Jahre 1736 bei Aberdeen geboren.[1] Sein Vater George Fordyce senior war Eigner eines kleinen Landgutes namens Broadford, das in der Nähe der Stadt Aberdeen lag, er starb kurze Zeit vor seiner Geburt. Sein Großvater[2] (fraglich 1663–1733),[3] ein Propst aus Aberdeen, gehörte zu einer Großfamilie mit zwanzig Kindern, von denen mehrere auch öffentlich bekannt wurden, etwa David Fordyce (1711–1751) einem schottischen Philosophen und Professor der Philosophie.[4] Seine Großmutter, und seines Großvaters zweite Ehefrau, war die Elizabeth Fordyce (1688–1760), Tochter des Revd. David Brown (1663–1704) und der Katherine Blackwell († 1717).[5]

In Foveran, (Aberdeenshire) begann er seine schulische Ausbildung und setzte diese in der Folge am Marischal College in Aberdeen fort, das er mit dem akademischen Titel des Master of Arts im Alter von 14 Jahren verließ.

Fordyce war entschlossen Medizin zu studieren, zunächst wurde er aber von seinem Onkel, dem Arzt Dr. John Fordyce, aus Uppingham, in Rutlandshire auf den medizinischen Beruf vorbereitet. Später folgte der Besuch der Universität in Edinburgh, University of Edinburgh wo er vom Jahre 1754 bis 1758 Medizin studierte. Fordyce schloss sein Studium im Oktober 1758 mit einer Inaugural-Dissertation De Catarrho, (Dissertatio medica inauguralis, de catarrho. (…) Ad diem 13 Octobris meridie, loco solito), ab.

Hier war er unter anderem Schüler von William Cullen (1710–1790), der auch sein Interesse an der Chemie, der Materia medica, aber auch tiefere Einblicke in die praktische Medizin weckte. Von Edinburgh aus ging er zunächst nach London, wo er bei William Hunter (1718–1783) seine anatomischen Kenntnisse erweiterte und im Chelsea Physic Garden seine pharmakologischen und botanischen. Im Jahre 1759 besuchte er für kurze Zeit Bernhard Siegfried Albinus (1697–1770) in Leyden auch hier zu dem Zwecke seine Anatomiekenntnisse vertiefen zu können.

Noch im gleichen Jahre 1759 kehrte er nach England zurück und beschloss sich erneut in London als Arzt und Dozent niederzulassen. Er hielt eine Reihe von Vorlesungen über Chemie. Im Jahr 1764 begann er auch eine Vorlesungsreihe über die Materia medica und die Praxis der Physik. Fordyce hielt diese viel besuchten Vorträge über einen Zeitraum von fast 30 Jahren.

Am Dienstag, den 25. Juni 1765 erhielt Fordyce sein Lizentiat des College of Physicians, Licentiate of the Royal College of Physicians.

Fünf Jahre später wurde die Stelle eines Arztes am St. Thomas Hospital durch den Tod von Mark Akenside (1721–1770) vakant. Fordyce war neben anderen ein Kandidat der sich letztlich im Wettbewerb mit Sir William Watson durchsetzte. Am Mittwoch des 11. Juli 1770 erhielt er diese Position und behielt sie bis zu seinem Tode.

Im Jahr 1774 wurde er zum Mitglied des Literary Club gewählt, und im Jahre 1776 zum Mitglied der Fellow of the Royal Society hier schrieb er mehrere Aufsätze in der Philosophical Transactions.

Ebenfalls in diesem Jahre, im Januar 1774[6] wurde Fordyce und andere von Charles Blagden, dem Sekretär der Royal Society, zu dessen Hitzeresistenz-Experimenten eingeladen.[7]

Im Jahre 1787 wählte man ihn ex speciali gratia (lat. aus besonderer Gnade) zum Mitglied der Royal College of Physicians. Die Mitgliedschaft im College of Physicians, war eine große Ehre, weil damals in der Regel nur Absolventen der englischen Universitäten Anspruch auf die Gemeinschaft hatten. Er hielt im Jahr 1791 die Harveian Oration. Die Harveian Oration ist eine jährliche Vorlesung, die seit 1656, am Royal College of Physicians of London gehalten wird.

Obgleich William Black als einer der eigentlichen Begründer der evidenzbasierten Medizin betrachtet werden kann, wurde die Verbindung der Begriffe Evidenz und Medizin erstmals von Fordyce in einem von ihm 1793 publizierten Artikel An Attempt to Improve the Evidence of Medicine vorgenommen.[8]

Fordyce nahm im Jahre 1788 eine wichtige Rolle bei der Zusammenstellung des neuen Arzneibuchs Pharmacopoeia Londinensis ein. Im Jahr 1793 unterstützte er die Bildung einer Gesellschaft zur Verbesserung des medizinischen und chirurgischen Wissen. Fordyce war auch ein durchaus spekulativer Denker, der sich mit den Kräften der Affinität und wie sie zwischen den kleinsten Teilchen der Materie wirkten beschäftigte. Er entwickelte eine unfertige Version zur Atomtheorie vor dreißig Jahren vor John Dalton (1766–1844) seine eigene Theorie (Dalton-Modell 1803) hierzu formulierte. Er spekulierte über die Zahl der Teilchen, die sich miteinander kombinieren und wie dabei die Gewichte von Substanzen in die Kombinationen von Teilchen zusammenpassen würden.

Fordyce führte chemisch, experimentelle Untersuchungen, etwa zur bzw. gegen die Phlogistontheorie durch.[9] Er untersuchte die Massenzunahme bei Kalzination von Metallen (was gegen die Phlogiston-Theorie sprach), stellte fest, dass Säuren und Basen neutrale Salze bilden, falls sie in bestimmtem Massenverhältnis sind und benutzte 1792 als Erster Alkalihydroxid bei der Säure-Base-Titration (statt wie bis dahin üblich Kaliumcarbonat).[10]

Fordyce soll zunächst als praktizierender Arzt nicht erfolgreich gewesen sein, was man zum Teil auch auf seine vernachlässigte äußere Erscheinung und Kleidung zurückführte. Im späteren Leben praktizierte er hingegen erfolgreich, bis seine Gesundheit ihn zwang seine ärztliche Tätigkeit aufzugeben.

Im Jahre 1762 heiratete er die Tochter von Charles Stuart, Esq., Konservator der schottischen Privilegien in der. Vereinigten Niederlande, Esq., conservator of Scots privileges in the United Netherlands. Er war der Vater von zwei Söhnen die jung starben, George als Kind und William ertrank in der Themse im Alter von elf Jahren. Nur die beiden Töchter überlebten ihn. Eine seiner Töchter, Mary Sophia Fordyce heiratete Samuel Bentham (1757–1832) (den Bruder von Jeremy Bentham) während Margaret niemals verheiratet war.[11] Sein Porträt ist im St. Thomas Hospital ausgestellt und wurde von Thomas Phillips (1770–1845) im Jahr 1796 geschaffen.

Er starb an Folgeerkrankungen, die mit Gicht (Hyperurikämie) assoziiert waren am 25. Mai 1802 in seinem Haus in Essex Street, Strand in London und wurde in St. Anne's Church in Soho begraben.

Werke (Auswahl)

  • Dissertatio medica inauguralis, de catarrho: Quam annuente summo numine, ex auctoritate reverendi admodum viri, D. Joannis Gowdie, academiæ Edinburgenæ præfecti; nec non amplissimi senatus academici consensu et nobilissimae facultatis medicæ decreto; pro gradu doctoratus, summisque in medicina honoribus et privilegiis rite et legitime consequendis; eruditorum examini subjicit G. Fordyce, A.M. Scoto-Britannus. Ad diem 13 Octobris meridie, loco solito.
  • Elements of Agriculture and Vegetation. Edinburgh (1765) 5. Auflage 1796 (Digitalisat)
    • Franz Xaver Schwediauer (Übersetzer). Anfangsgründe des Ackerbaues und Wachstums der Pflanzen. R. Gräffer, Wien 1778 (Digitalisat)
  • Elements of the practice of physic Part the II. Containing the history and methods of treating fevers and internal inflammations. J. Johnson, London (1768), 3. Aufl. (1771), 5. Auflage 1784 (Digitalisat)
    • Grundsätze der ausübenden Arzneigelehrtheit … J. G. Rothe, Kopenhagen 1769 (Digitalisat)
  • A treatise on the digestion of food. Printed for Joseph Johnson, London (1791) (Digitalisat)
  • A Dissertation on Simple Fever, or on fever consisting of one paroxysm only. J. Johnson, London (1794) (Digitalisat)
  • A second dissertation on fever; containing the history and method of treatment of a regular tertian intermittent. London (1795) (Digitalisat)
  • A third dissertation on fever Containing the history and method of treatment of a regular continued fever, supposing it is left to pursue its ordinary course. London (1798) (Digitalisat)
  • A Fourth Dissertation on Fever. Containing the history of, and remedies to be employed in irregular intermitting fevers. J. Johnson, London (1802) (Digitalisat)
  • A fifth dissertation on fever, containing the history of, and remedies to be employed in, irregular continued fevers. Edited by W C Wells, J. Johnson, London (1803)
    • Christian Friedrich Michaelis (Übersetzer). George Fordyce’s … praktische Abhandlungen über das Fieber. Johann David Schöps, Leipzig Teil I (1797) (Digitalisat), Teil II (1799) (Digitalisat)
  • An Attempt to improve the Evidence of Medicine. (1793)
    • Franz Swediaur (Übersetzer). Essai d’un nouveau plan d'observations médicales, pour les rendre moins incertaines et plus utiles aux progrès de l'art, par George Fordyce … J. H. Stone, Paris 1811 (Digitalisat)
  • Five dissertations on fever. Bradford & Read, Boston (1815), 2. Auflage 1823 (Digitalisat)
    • Christian Friedrich Michaelis (Übersetzer). D. George Fordyces … Anfangsgründe der theoretischen und praktischen Arzneiwissenschaft. Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1797 (Digitalisat)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Chambers, Robert: A biographical dictionary of eminent Scotsmen. Vol. 2, Blackie and son, London (1835), p.365
  2. Genealogie von George Fordyce senior (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/histfam.familysearch.org
  3. Oxford Dictionary of National Biography. Alan Ruston. Oxford University Press 2004–2011 Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: @1@2Vorlage:Toter Link/www.oxforddnb.com Eintrag
  4. Scottish Nation: Fordyce
  5. Genealogie von George Fordyce senior (Memento des Originals vom 15. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/histfam.familysearch.org
  6. Christa Jungnickel, Russell McCormmach: Cavendish. The Experimental Life. Bucknell University Press, Lewisburg 1999, ISBN 978-0-8387-5445-0.
  7. Charles Blagden: Experiments and Observations in an Heated Room By Charles Blagden, M. D. F. R. S. In: Philosophical Transactions. Band 65, 1775, S. 111–123, doi:10.1098/rstl.1775.0013.
  8. Ulrich Tröhler: To Improve the Evidence of Medicine: the 18th Century British Origins of a Critical Approach. In: Journal of the Royal Society of Medicine. Band 94, Nr. 4, 2001, ISSN 0141-0768, S. 204–205, PMC 1281402 (freier Volltext).
  9. F. Szabadváry: History of analytical chemistry. Pergamon Press, London 1966, OCLC 476569923.
  10. Winfried Pötsch u. a.: Lexikon bedeutender Chemiker. Harri Deutsch 1989, Artikel Georg Fordyce.
  11. Noel G. Coley: George Fordyce M.D., F.R.S (1736–1802): physician–chemist and eccentric. In: Notes and Records. Band 55, Nr. 3, 2001, ISSN 0035-9149, S. 395–409, doi:10.1098/rsnr.2001.0154, PMID 11713784.