Gerontologie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Profil eines gealterten Gesichts

Gerontologie (aus altgriechisch γέρων géron, deutsch ‚Greis‘, sowie

λόγος

), auch Alterswissenschaft oder Alternswissenschaft genannt, ist die Wissenschaft vom Prozess des Alterns sowie des Alters als Lebensphase. Sie untersucht Alterungsvorgänge unter biologischen, medizinischen, psychologischen und sozialen Aspekten, und betrachtet die mit der Alterung verbundenen Phänomene, Probleme und Ressourcen.

Definition

Die Gerontologie untersucht das Altsein und das Älterwerden und wird deshalb auch als Alters- und Alternswissenschaft bezeichnet. Sie erforscht die damit verbundenen Phänomene, Probleme und Ressourcen interdisziplinär und steht im Austausch mit verschiedenen Natur-, Human-, Sozial- und Geisteswissenschaften: „Gerontologie beschäftigt sich mit der Beschreibung, Erklärung und Modifikation von körperlichen, psychischen, sozialen, historischen und kulturellen Aspekten des Alterns und Alters, einschließlich der Analyse von alternsrelevanten und alternskonstituierenden Umwelten und sozialen Umwelten.“[1] Auch die aktuellen Probleme alter Menschen und der Sozialpolitik prägen die Forschungsfragen der Gerontologie.

Der Altersforscher Hans Franke definiert die Gerontologie als die Lehre vom Alterungsvorgang, die sich mit den Problemen des Alterns bei Mensch und Tier beschäftigt.[2]

Geprägt hatte den Begriff in den 1880er Jahren der russische Immunologe Elias Metschnikoff, der sich erstmals naturwissenschaftlich mit dem Thema beschäftigt hatte.

In Österreich ist Gerontologie Bestandteil der Berufsausbildung in einigen Pflegeberufen; in Deutschland in der Altenpflege-Ausbildung ein dreistündiges Pflichtfach.

Disziplinen

Zur Gerontologie zählen im erweiterten Sinne: Altenhilfe (Unterstützung älterer Menschen durch Institutionen), Alterssoziologie oder Gerontosoziologie (Erforschung soziologischer Aspekte), Biogerontologie (Erforschung der biologischen Ursachen), Demographie (Bevölkerungsentwicklung), Geriatrie (Forschung, Diagnose, Therapie und Rehabilitation von Krankheiten im Alter), Gerontopsychiatrie (Diagnose und Therapie psychischer Erkrankungen im Alter), Gerontopsychologie (Erforschung der psychologischen Aspekte), Gerontopsychotherapie (Seelische Unterstützung im Alter - siehe auch Hauptartikel Psychotherapie), Seniorenmanagement (Organisation des Alltags älterer Menschen), soziale Gerontologie (Erforschung der sozialen Aspekte) und praktische Theologie (theologische Deutung des Alterns).

Aufgaben der Gerontologie

Die Gerontologie reflektiert den Wandel des Altersbildes in der Gesellschaft. Zielgruppe sind hierbei die allgemeine Öffentlichkeit, die Senioren selbst, beruflich mit Senioren befasste Gruppen und die Politik. Als Medium zwischen Universitäten und Allgemeinheit dienen Seniorentage und Kongresse. Zur gerontologischen Forschung zählen die Untersuchung der biologischen Grundlagen des Älterwerdens ebenso wie die Veränderung der sozialen Systeme. Sozialwissenschaften und Demographie bilden Nachbarwissenschaften der Gerontologie. Ziel der Gerontologie ist die Verknüpfung unterschiedlicher Fachbereiche wie Geriatrie, Gerontopsychiatrie, Altenpflege und Sozialarbeit zu einer eigenständigen wissenschaftlichen Disziplin. Es ist eine verstärkte Zuwendung zu pragmatischen Fragestellungen zu beobachten. Auch Disziplinen der Volkswirtschaftslehre bedienen etwa die Frage nach einer optimalen Ausgestaltung des Rentensystems. Wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse werden aufgrund der steigenden Managementorientierung des Bereiches in Zukunft zunehmen. Die Deutsche Bundesregierung hat bislang sieben Altenberichte veröffentlicht, welche die Situation alter Menschen untersuchen (1991 – 2016).

Studien- und Fortbildungsmöglichkeiten

Im Zuge des Bologna-Prozesses wurden die alten Diplomstudiengänge (Diplom-Gerontologie, Diplom-Psychogerontologie) weitestgehend in Bachelor- und Masterstudiengänge umgewandelt. Aktuell besteht in Deutschland im Bereich der Gerontologie folgendes Studienangebot:

Universitäten

Hochschulen

In der Schweiz bieten mehrere Hochschulen MAS-, DAS- und CAS-Studiengänge (Master/Diploma/Certificate of Advanced Studies) in Gerontologie an. Höhere Fachschulen und weitere Bildungsanbieter organisieren spezifische Kurse. Eine Online-Suche nach den Angeboten ist bei der Schweizerischen Gesellschaft für Gerontologie (SGG•SSG) möglich.[12]

Wissenschaftliche Fachgesellschaften und Verbände (D-A-CH)

  • Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG)
  • Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
  • Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie (DGGPP)
  • Deutsche Gesellschaft für zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde (DGZPW)
  • Deutsche Gesellschaft für Alterszahnmedizin (DGAZ)
  • Deutsche AlternsWissenschaftliche Gesellschaft Vechta (DAWG)
  • in Kooperation mit
    • Österreichische Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie (ÖGGG)
    • Schweizerische Gesellschaft für Gerontologie (SGG•SSG)
  • weiterhin kooperierende Verbände sind:
  • Deutsche Gesellschaft für Alternsforschung (DGfA)
  • Arbeitsgemeinschaft f. Neuropsychopharmakologie u. Pharmakopsychiatrie (AGNP)
  • Arbeitskreis für Gerostomatologie e. V. (AKG)
  • Interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft für Angewandte Gerontologie e. V. (IAAG)
  • Forschungsgesellschaft für Gerontologie (FFG)
  • Arbeitsgemeinschaft Geriatrie Bayern e. V.
  • Geriatrie-Förderverein Mittelfranken e. V.
  • Ärztliche Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Geriatrie in Bayern e. V. (AFGiB)
  • Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e. V. (DGHO)
  • Arbeitskreis Geriatrische Onkologie der DGHO
  • Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPS)
  • Sektion Alter(n) und Gesellschaft der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)
  • Zentrum Altern und Gesellschaft (ZAG)

Gerontologie in den Medien

Unter dem Titel knowlAGE wurde 2020 der erste deutschsprachige Gerontologie-Podcast gegründet. KnowlAGE ist der Podcast rund um die Themen Alter(n) und Gesellschaft. In den Episoden werden aktuelle und zukünftig relevante Themen, die im Zusammenhang mit der Gestaltung der Gesellschaft des langen Lebens stehen, beleuchtet und Einblicke in die Vielfalt gerontologischer Handlungsfelder in Forschung, Wissenschaft und Praxis gegeben. Es werden sechs Folgen pro Jahr in unregelmäßigen Abständen veröffentlicht.

Siehe auch

Literatur

Gerontologie allgemein
  • P. B. Baltes, M. M. Baltes: Gerontologie: Begriff, Herausforderung und Brennpunkte. In: Paul B. Baltes, Jürgen Mittelstrass (Hrsg.): Zukunft des Alterns und gesellschaftliche Entwicklung. Walter de Gruyter, Berlin 1992, S. 1–34.
  • Vern L. Bengston, K. Warner Schaie (Hrsg.): Handbook of Theories of Aging. New York 1999. (engl.)
  • James E. Birren (Hrsg.): Handbook of the psychology of aging. 6. Auflage. Amsterdam, Elsevier Academic Press, 2009, ISBN 978-0-12-101265-6. (engl.)
  • Silke van Dyk: Soziologie des Alters. transcript, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8376-1632-3.
  • Andreas Kruse, Mike Martin (Hrsg.): Enzyklopädie der Gerontologie. Hans Huber, Bern 2004, ISBN 3-456-83108-0.
  • K. U. Mayer, P. B. Baltes (Hrsg.): Die Berliner Altersstudie. Akademie Verlag, Berlin 1996, ISBN 3-05-002574-3.
  • Wolf Oswald, Ursula Lehr, Cornel Sieber, Johannes Kornhuber (Hrsg.): Gerontologie: Medizinische, psychologische und sozialwissenschaftliche Grundbegriffe. 3., vollst. überarb. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2006.
  • Hans-Werner Wahl, Vera Heyl: Gerontologie – Einführung und Geschichte. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2004.
  • Ursula Staudinger, Heinz Häfner: Was ist Alter(n)? Springer, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-76710-7.
Spezielle Themen
  • Claudia Stöckl, Karin Kicker-Frisinghelli, Susanna Finker (Hrsg.): Die Gesellschaft des langen Lebens. Soziale und individuelle Herausforderungen. Bielefeld: transcript 2016, ISBN 978-3-8376-3426-6.
  • Gertrud M. Backes, Wolfgang Clemens: Lebensphase Alter. Eine Einführung in die sozialwissenschaftliche Alternsforschung. 2., erw. Auflage. Juventa, Weinheim/ München 2003.
  • Christian Carls: Das Neue Altersbild. Lit-Verlag, Münster 1996, ISBN 3-8258-2667-8.
  • Birgit Jansen, Fred Karl, Hartmut Radebold, Reinhard Schmitz-Scherzer: Soziale Gerontologie. Beltz Verlag, Weinheim/ Basel 1999, ISBN 3-407-55825-2.
  • Gundolf Keil: Altern und Alter in der Antike. In: Akt. Gerontol. Band 13, 1983, S. 47–52.
  • Leopoldina: Gewonnene Jahre. Empfehlungen der Akademiengruppe Altern in Deutschland. (= Nova Acta Leopoldina. N. F. BD. 107, NR. 371; = Altern in Deutschland. Band 9). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2009, ISBN 978-3-8047-2550-8.
  • Bernhard Mann: Altern und Gesellschaft - zwischen Handlungskompetenz und "Ageism". In: Soziologische Revue. Heft 2, April 2002, S. 133–149. ISSN 0343-4109
  • Meinolf Peters: Klinische Entwicklungspsychologie des Alters. Vandenhoeck & Ruprecht, 2004, ISBN 3-525-46219-0.
  • Gerhard Pfohl: Paracelsus-Geriatrie und Gegenwartsgerontologie. In: Medizinische Welt. Band 29, 1978, S. 1862–1866.
  • Leopold Rosenmayr: Die späte Freiheit. Das Alter - ein Stück bewußt gelebten Lebens. Severin und Siedler, Berlin 1983, ISBN 3-88680-046-6.
  • Leopold Rosenmayr: Die Kräfte des Alters. Edition Atelier, Wien 1999, ISBN 3-900379-44-0.
  • Reinhard Schmitz-Scherzer: Alter und Freizeit. (= Wissenschaft+soziale Praxis). Kohlhammer, Stuttgart/ Berlin/ Köln/ Mainz 1975, ISBN 3-17-002281-4.
Fachzeitschriften
  • The Gerontologist. bei Oxford Journals. (engl.)
  • Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie. (ISSN 0948-6704) bei Springer.
  • GeroPsych - The Journal of Gerontopsychology and Geriatric Psychiatry. (ISSN 1662-9647) bei Hogrefe (vormals Zeitschrift für Gerontopsychologie und -Psychiatrie (ISSN 1011-6877) bis Ende 2009 bei Huber).

Weiterhin existieren eine Reihe von Fachzeitschriften anderer Disziplinen (z. B. Psychologie, Soziologie, Pädagogik, Geriatrie, Neurologie usw.) mit gerontologischen Inhalten.

Hoch- und Höchstaltrigkeit
  • Hans Franke: Hoch- und Höchstbetagte. Ursachen und Probleme des hohen Alters. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg usw. 1987 (= Verständliche Wissenschaft. Band 118), ISBN 3-540-18260-8.
  • Luczak Hania: Alt werden in Japan. Die Abkehr vom Egoismus. Japan: Die Insel der glücklichen Alten. In: GEO. 12, 2005.
  • Shino Nemoto, Toren Finkel: Das Wunder der über 120-Jährigen. In: Spektrum der Wissenschaft. November 2004, S. 70–75, ISSN 0170-2971

Weblinks

Commons: Gerontologie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Gerontologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Definition in: Paul B. Baltes und Margret Maria Baltes, 1992, S. 8
  2. Hans Franke: Hoch- und Höchstbetagte. Ursachen und Probleme des hohen Alters. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg usw. 1987 (= Verständliche Wissenschaft. Band 118), ISBN 3-540-18260-8, S. 2.
  3. Masterstudiengang Alternde Gesellschaften PO 2015 - ISO - Fakultät 12 - TU Dortmund. Abgerufen am 19. Dezember 2017.
  4. Institut für Psychogerontologie (Masterstudiengang Gerontologie M.Sc.)
  5. Institut für Gerontologie (Aufbaustudiengang Gerontologie)
  6. Universität Stuttgart (Memento vom 21. November 2010 im Internet Archive) (Berufsbegleitender Weiterbildungsstudiengang Master:Online Integrierte Gerontologie M.Sc. (Memento vom 21. November 2010 im Internet Archive))
  7. Bachelor- und Masterstudiengang Gerontologie B.A. / M.A.
  8. Weiterbildungsstudiengang Gerontologie M.A. (Memento vom 11. Oktober 2008 im Internet Archive)
  9. Pflege. Abgerufen am 3. Juni 2022.
  10. Weiterbildungsstudiengang Sozialgerontologie, MA
  11. GGC. In: Kolping Hochschule. Abgerufen am 28. Juni 2021 (deutsch).
  12. SGG•SSG (Schweizerische Gesellschaft für Gerontologie): Gerontologische Weiterbildungsangebote (Memento vom 16. Februar 2016 im Internet Archive)