Gertrudhospital

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Gertrudhospital, Hospital St. Gertrud und ähnlich war eine Bezeichnung für Hospitäler, die der heiligen Gertrud von Nivelles geweiht waren. Sie beherbergten vor allem Reisende und Kranke.

Geschichte

Hospitäler mit dem Patrozinium der heiligen Gertrud entstanden im hohen Mittelalter nur wenige, so in Bamberg (1137 erste Erwähnung)[1] und in Passau (1302).

Erst nach der Großen Pest 1348/49 entstanden zahlreiche solcher Herbergen vor allem im Ostseeraum und in angrenzenden Gebieten. Diese lagen meist unmittelbar vor den Städten an einer wichtigen Handelsstraße und waren vor allem für Pilger und andere Reisende, sowie für auswärtige Kranke und Arme ausgerichtet.

Sie bestanden häufig bis in das 16. oder 17. Jahrhundert und entwickelten sich danach entweder zu reinen Pilgerherbergen oder zu Armenhäusern, oder sie wurden aufgelöst. Einige wurden danach weiter als Friedhofskapellen genutzt.

Verbreitung

Hospitalkapelle Soldin (Myślibórz)
Brandenburg und Berlin

In der Mark Brandenburg gab es einige Gertrudhospitäler, vor allem in den größeren Städten.[2] In einigen westlichen Orten waren sie Leprosorien für Personen mit ansteckenden Krankheiten (sonst geschah dies meist in Georgenhospitälern).[3]

  • Hospital St. Gertrud Belzig, zeitweise Leprosorium, Kapelle erhalten
  • Gertraudenhospital Berlin, vor der Stadt Cölln
  • Hospital St. Gertrud Brandenburg, Leprosenhaus[4][5]
  • Hospital St. Gertrud Eberswalde
  • St. Gertrud Frankfurt (Oder)
  • Hospital St. Gertrud Jüterbog, Leprosenhaus
  • Hospital St. Gertrud Potsdam, Leprosenhaus
  • Hospital St. Gertrud Rathenow, Leprosenhaus
  • Hospital St. Georg, Treuenbrietzen, Leprosenhaus

Neumark

  • Hospital St. Gertrud Königsberg in der Neumark (Chojna)
  • Gertrudenhospital Soldin (Myślibórz), Kapelle aus dem 15. Jahrhundert erhalten
Mecklenburg-Vorpommern

In Mecklenburg und Pommern waren Gertrudenhospitäler meist vor allem Herbergen für Pilger und Reisende.[6](Rostock, Greifswald, Güstrow, Wolgast und andere)

Sachsen-Anhalt

Hospitäler St. Gertrud gab es in den altmärkischen Städten Gardelegen, Osterburg, Salzwedel, Seehausen, Stendal, Tangermünde und Werben, sowie in Magdeburg, Lenzen, Egeln, Zerbst und weiteren Städten.

Nordwestdeutsche Städte

Auch in Bremen (seit 1336), Hamburg, Lübeck (Gertrudenherberge) und weiteren Städten gab es Gertrudhospitäler, ebenso in Dänemark (Kopenhagen).[7]

Südöstliche Ostseeküste

Gertrudenhospitäler sind auch aus Hinterpommern (Köslin, Rügenwalde, Friedeberg), Danzig, Riga und weiteren östlichen ehemals deutschsprachigen Städten bekannt.

Einzelnachweise

  1. Friedrich Hiller: Die Kirchenpatrozinien des Erzbistums Bamberg, 1931, S. 121
  2. Carl Nagel: St. Gertrud und ihre Hospitäler in der Mark Brandenburg, in Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte, 14, 1963, S. 7–69 PDF
  3. Leprosorien in Brandenburg Lepra-Museum Münster; mit einigen Orten
  4. A. Guttstadt: Krankenhaus-Lexikon für das Deutsche Reich, 1900, S. 94, mit einigen Angaben
  5. Gustav Abb, Gottfried Wentz: Das Bistum Brandenburg, Band 1, 1929, S. 173,, kurz zwei Urkundennennungen
  6. Hellmuth Heyden: Kirchengeschichte Pommern, 1957, S. 172f.; ausführlich ders. Die Hospitäler "St. Georg" und " St. Gertrud" in Pommern, in Blätter für Kirchengeschichte Pommerns, 1939, S. 3–16
  7. St. Gertrude's Hospital, Copenhagen, englische Wikipedia