Geschichte der Juden in Kulmbach
Die Geschichte der Juden in Kulmbach begann in einer ersten Phase im 14. und 15. Jahrhundert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Israelitische Kultusgemeinde gegründet, deren Mitglieder im Holocaust ermordet wurden. Die letzten Juden in Kulmbach emigrierten 1948 nach Israel.
Mittelalter
1372 erklärte der Burggraf Friedrich V. den Gelehrten Meir zu Peyerreut zum Landesrabbiner über die Judengemeinden Bayreuth, Hof und Kulmbach. Ab 1373 wurden die Kulmbacher Juden mit Steuerprivilegien und Schutzbriefen ausgestattet und ein Judengericht wurde eingerichtet, welches vor der Synagoge auf dem Judenplatz tagte. Die in Kulmbach ansässigen Juden wohnten vermutlich am Judenplatz bzw. in der Judengasse (diese heißt seit 1845 Waaggasse). Ihren Lebensunterhalt verdienten sie durch den Geldhandel. Ab 1444 gab es die jüdische Gemeinde nicht mehr, es lebten in den nächsten Jahrhunderten immer wieder einzelne Familien in Kulmbach. Der Rat der Stadt war strikt gegen Juden, diese restriktive Politik wurde über Jahrhunderte beibehalten.
Seit dem 19. Jahrhundert
Ab dem 19. Jahrhundert war es jüdischen Händlern gestattet, sich für geschäftliche Zwecke tagsüber in der Stadt aufzuhalten. Mit dem Bayerischen Judenedikt von 1813 begann die rechtliche Gleichstellung der Juden, auch in Kulmbach siedelten sich einige wenige Familien an, so lebten 1899 nur fünf jüdische Familien mit insgesamt 27 Familienmitgliedern in der Stadt. Diese beantragten bei der Bayreuther Regierung die Anerkennung einer Israelitische Kultusgemeinde, dies wurde 1903 gewährt. Sie war halb-autonom und unterstand zunächst dem Distriktsrabbinat Burgkunstadt, ab 1915, nach dem Tod des Distriktrabbiners Ezechiel Goitein, dem Distriktsrabbinat Bayreuth. Die Toten wurden weiterhin auf dem Ebnether Friedhof von Burgkunstadt beerdigt. Schon bei der Gründung der jüdischen Gemeinde kam es zur antisemitischen Hetze. Im „Hotel Goldener Hirsch“ wurde ein Betsaal angemietet, später wurden die Gottesdienste im „Cafe Beyerlein“ und dann bis 1933 in Gasthaus „Krone“ abgehalten. Nach 1933, nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, wurden die Gottesdienste im Haus von Franz Weiss abgehalten. Im Ersten Weltkrieg starben drei Kulmbacher Juden auf den Schlachtfeldern.
Gegen Ende der 1920er Jahre gewann die NSDAP deutlich an Einfluss, Kulmbach wurde eine der mitgliederstärksten Hochburgen in Bayern. 1930 lebten noch 43 Menschen jüdischen Glaubens in Kulmbach, doch bedingt durch den Antisemitismus, Boykotte und Verfolgung sank die Zahl rasch. 1938 lebten nur noch 16 Juden in Kulmbach, während der Novemberpogrome wurden die fünf jüdischen Haushaltsvorstände in der Fronfeste festgesetzt. Karl Strauss war es zuvor noch gelungen, die Thorarollen zu retten und in die Synagoge Bamberg an der Herzog-Max-Straße zu bringen. Er war schließlich einer der ersten jüdischen Bürger Kulmbachs, der Opfer der NS-Justiz wurde: 1938 wurde er unter dem Vorwurf der Rassenschande zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt, später nach Auschwitz deportiert und ermordet. Am 25. April 1942 wurden die Familien Flörsheim und Davidsohn nach Osteuropa deportiert, damit war Kulmbach „judenrein“.
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus im April 1945 bildete sich kurzzeitig noch einmal eine jüdische Gemeinde aus 100 Displaced Persons, die überwiegend aus Osteuropa stammten. Sie kamen teilweise in Wohnungen und Häusern von NS-Belasteten unter. Ein jüdisches Gemeindehaus (die Parkschenke, heute Hotel Ertl) wurde im August 1946 eingeweiht. Nach der Gründung des Staates Israel verließen die meisten der jüdischen DP's Kulmbach und gingen nach Israel. Am 15. November 1948 wurden die wenigen noch Verblieben offiziell von damaligen Oberbürgermeister Georg Hagen im Beisein eines Vertreters des jüdischen Zentralkomitees, Nathan Spitzer, verabschiedet.[1][2]
Einzelnachweise
- ↑ Kulmbach. alemannia-judaica.de; abgerufen am 8. März 2020
- ↑ Kulmbach (Oberfranken/Bayern). Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum; abgerufen am 17. März 2020