Gewaltpyramide

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Datei:Gewaltpyramide.svg
Eine Pyramide der Gewalt – Erklärung sexualisierter Gewalt

Die Gewaltpyramide ist ein sozialpsychologisches Erklärungsmodell für extreme Gewalt wie Mord, Genozid und Terrorismus. Sie teilt die Radikalisierung in mehrere Stufen ein, wobei einer höheren Stufe immer weniger Personen zugeordnet werden als der Stufe darunter. Die Basis der Pyramide der Gewalt stellen weit verbreitete Vorurteile und Wertvorstellungen dar. Insbesondere Vorstellungen aus dem Sexismus und Fremdenfeindlichkeit werden als Ursache für die problematischen Einstellungen, die mithilfe einer Gewaltpyramide erklärt werden, herangezogen. Die Zwischenstufen sind je nach Modell unterschiedlich, sie gipfeln jedoch alle in der jeweils zu erklärenden Gewalttat.

1987 präsentierte der Völkermordforscher Gregory H. Stanton ein Stufenmodell des Genozids am Beispiel Kambodschas in wissenschaftlichen Vorträgen.[1] 1998 stellte er seine "8 Stufen des Genozids" vor dem US State Department vor[2] und baute das Modell im selben Jahr auf ein 10-stufiges Modell aus.[3]

Seit spätestens 2002 wird das Modell einer eskalierenden Pyramide der Gewalt durch die Anti-Defamation League[4] als "Pyramide des Hasses"[5] für ihre Präventionsarbeit genutzt. Clark McCauley und Sophia Moskalenko verwendeten 2008 eine Gewaltpyramide, um terroristische Radikalisierung zu erklären.[6] Die Gewaltpyramide wurde bereits zur Erklärung von rechtsextremer Radikalisierung,[7] Gewaltstrukturen in Nigeria,[8] Gewalt zwischen religiösen Gruppen,[9] und sexualisierter Gewalt gegen Frauen[10] herangezogen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dr Gregory H. Stanton Founder: Blue Scarves and Yellow Stars: Classification and Symbolization in the. 14. März 1987, abgerufen am 1. März 2021 (englisch).
  2. Gregory H. Stanton: The 8 Stages of Genocide. In: Momento auf Archive.org. 1998, abgerufen am 1. März 2021.
  3. Genocide Watch – Ten Stages of Genocide. Abgerufen am 1. März 2021 (englisch).
  4. Anti Defamation-League: Mini Lesson: Pyramid of Hate. (adl.org).
  5. Gina Misch, Tina Evangelou, Cynthia Burke, Ph.D.: PATHWAYS TO TOLERANCE: CHANGING ATTITUDES OF YOUTH AT RISK OF COMMITTING HATE CRIMES. Hrsg.: SANDAG. San Diego März 2004, S. 216 (sandag.org [PDF]).
  6. Clark McCauley, Sophia Moskalenko: Mechanisms of Political Radicalization: Pathways Toward Terrorism. In: Terrorism and Political Violence. Band 20, Nr. 3, 1. Juli 2008, ISSN 0954-6553, S. 415–433, doi:10.1080/09546550802073367.
  7. Thomas Grumke: Stellung, Verwurzelung und Bedeutung des Rechtsextremismus in den USA. In: Rechtsextremismus in den USA. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2001, ISBN 978-3-663-11255-6, S. 189–246, doi:10.1007/978-3-663-11255-6_5.
  8. Animasawun, Gbemisola A: Godfatherism in Nigeria’s Fourth Republic: The pyramid of violence and political insecurity in Ibadan, Oyo-State, Nigeria}. In: IFRA-Nigeria e-papers series. Band 27, 2013.
  9. Jawad Syed, Faiza Ali: A Pyramid of Hate Perspective on Religious Bias, Discrimination and Violence. In: Journal of Business Ethics. 13. April 2020, ISSN 1573-0697, doi:10.1007/s10551-020-04505-5.
  10. Calgary Communities Against Sexual Abuse: Violence Pyramid. Abgerufen im Jahr 2019.