Gewerbeinstitut Berlin
Das Gewerbeinstitut Berlin (auch: Gewerbeakademie) wurde am 1. November 1821 als Königliches Technisches Institut in Berlin eingeweiht. Es sollte Fachkräfte für produzierende Wirtschaftszweige ausbilden.
Geschichte
Unter der Leitung von Peter Beuth wurde ein erstes Berliner Gewerbe-Institut am 29. April 1820 als Unterrichtsanstalt konzipiert und am 1. November 1821 als Königliches Technisches Institut im Gebäude Klosterstraße 36 eingeweiht. Sie verkörperte Beuths Ideale dieser Zeit im Verein zur Förderung des Gewerbefleißes.[1] Die untersten Klassen wurden auch Gewerbeschule genannt und erforderten einen soliden Volksschulabschluss als Zugangsvoraussetzung. Ab 1860 war für den Eintritt das Abitur notwendig.
Als Gründungsvorbild dienten die Bergakademie Berlin (1770 gegründet) und die Berliner Bauakademie (1799 gegründet), die Fachkräfte für die öffentliche Verwaltung schulten.
Das Institut wurde 1827 in Königliches Gewerbe-Institut und 1866 in Königliche Gewerbeakademie umbenannt.
Das Gebäude in der Klosterstraße 36 entstand nach Entwürfen von Peter Beuth und Karl Friedrich Schinkel bis 1829 als damals hochmoderner und revolutionärer Neubau, der als ein Vorläufer der architektonischen Moderne gelten kann. Die drei Geschosse des Baus werden von gusseisernen Stützen getragen und die schlichte Fassade durch Pilaster und große Fensterflächen gegliedert.[2]
Im Jahr 1846 bildete sich eine Schülervereinigung, der Verein der Zöglinge des Königlichen Gewerbeinstituts, später Akademischer Verein Hütte (Berlin). Das Ziel des Vereins war laut Satzung „ein näheres Aneinanderschließen der Zöglinge des Gewerbeinstituts, theils zur gegenseitigen Belehrung, theils zur gesellschaftlichen Unterhaltung“. Zehn Jahre später wurde aus dem Verein heraus der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) gegründet.
Gründung der Technischen Hochschule Berlin
Am 1. April 1879 wurde die Gewerbeakademie mit der Bauakademie zusammengeschlossen zur Königlichen Technischen Hochschule Charlottenburg (auch: Polytechnikum Charlottenburg), deren Neubauten am 2. November 1884 in Charlottenburg feierlich eröffnet wurden.
Am 1. Oktober 1916 wurde auch die Bergakademie integriert. An anderen Orten im Deutschen Reich entstanden durch solche Zusammenschlüsse Polytechnische Hochschulen, gelegentlich auch missverständlich Höhere Gewerbeschulen genannt.
Im Herbst 1927 wurde die Geodätische Abteilung der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin an die Königlich Technische Hochschule Charlottenburg (TH) verlegt.[3]
Bedeutende Fakultäten/Abteilungen/Fachbereiche der TH
- Organische Chemie: 1859–1871 Adolf von Baeyer, Nachfolger Carl Liebermann
Bekannte Absolventen
- August Borsig (1804–1854), Eisenbahn-Pionier (Dampflokomotiven), Gründer der Borsigwerke
- August von Borries (1852–1906), Lokomotivbau-Ingenieur, später Professor für Eisenbahnwesen an der TH
- Ludwig Nathaniel August Brennecke (1843–1931), Wasserbau- und Tiefbauingenieur, Marine-Hafenbaudirektor
Siehe auch
- Berliner Gewerbeschule – städtische Schule, gegründet 1824
Literatur
- Gewerbeschulen. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 7, Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1907, S. 794.
Weblinks
- Gewerbe-Institut auf der Website des Freundeskreises Chemie-Museum Erkner e. V.
- Von der Technischen Schule zum Gewerbe-Institut auf der Website der Beuth Hochschule für Technik Berlin
Einzelnachweise
- ↑ Peter Beuth als Technikreformator auf preussenchronik.de
- ↑ Schinkel und die Gewerbeförderung in: Der Tagesspiegel. 6. September 2012. Zitat: Nach der Rückkehr plante Beuth die Erweiterung des bereits 1821 von ihm eingerichteten Gewerbeinstituts in der Klosterstraße. Beuth und Schinkel entwarfen gemeinsam einen für Preußen revolutionären Bau, dessen drei Geschosse von gusseisernen Stützen getragen wurden, während die Fassade zur Klosterstraße, so mächtig sie wirken mochte, durch große Fenster zwischen Mauerwerksstreifen bereits aufgelöst wurde. 1829 war das Haus fertig, in dem künftige Unternehmer auf ihre Selbstständigkeit vorbereitet werden sollten (...)
- ↑ Friedrich Schucht: Landwirtschaftliche Hochschule Berlin. In: Michael Doeberl: Das akademische Deutschland. Band 1, Berlin 1930, S. 645–646.