Gilbert Grandval

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Gilbert Grandval (um 1950)
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Unterschrift von Gilbert Grandval in seiner Funktion als Gouverneur des Saarlandes

Gilbert Grandval (* 12. Februar 1904 in Paris; † 29. November 1981 ebenda), eigentlich Gilbert Hirsch-Ollendorff, war ein französischer Widerstandskämpfer und Politiker.

Leben

Grandval wurde unter dem Namen Yves Gilbert Edmond Hirsch in das Geburtsregister von Paris eingetragen.[1] Der Vater Edmond Hirsch wie schon der Großvater väterlicherseits Henri Hirsch waren Buchhändler. Der Großvater war von Straßburg nach Paris übersiedelt und hatte nach 1871 als Elsässer optiert, um französischer Staatsangehöriger zu bleiben. Der Großvater mütterlicherseits war Paul Ollendorff, ebenfalls Buchhändler und Verleger des Schriftstellers Guy de Maupassant. Grandval führte zunächst offiziell den Doppelnamen Hirsch-Ollendorff. Nach dem Besuch des Lycée Condorcet in Paris und einem abgebrochenen Medizinstudium wurde er mit etwa 25 Jahren zum kaufmännischen Leiter innerhalb des bedeutenden französischen Unternehmens Compagnie de Saint-Gobain ernannt. Das Unternehmen stellte seinerzeit Gläser und chemische Produkte her. Grandval war für das Unternehmen in Lyon in der Sparte der Düngemittelherstellung tätig.[2]

Grandval stammte aus einer jüdischen Familie und ist später zum katholischen Glauben übergetreten.[1] Er war verheiratet und hatte zwei Söhne und eine Tochter.

Widerstand (Résistance)

Als erfahrener Freizeitpilot wurde Gilbert Hirsch-Ollendorff zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 zur französischen Luftwaffe eingezogen. Als Pilot war er an alliierten Flucht- und Rettungseinsätzen beteiligt.
Während der deutschen Besetzung Frankreichs schloss er sich der Widerstandsbewegung an. Ab April 1943 beteiligte er sich im Norden Frankreichs an Aktionen der Widerstandsgruppe Ceux de la Résistance (CDLR).[3] Am 6. August 1943 wurde er von den deutschen Besatzern in Paris verhaftet. Mangels Beweisen wurde er jedoch nach zwei Tagen wieder freigelassen. Nach diesem Vorfall widmete er seine ganze Arbeit der Untergrundorganisation und war von diesem Zeitpunkt an vollwertiges Mitglied der Résistance. Zu dieser Zeit legte er sich auch den Decknamen Grandval zu, den er nach dem Krieg mit Genehmigung des Präsidenten der Übergangsregierung seit dem 25. Februar 1946 auch amtlich führte.[1] Als Führungsmitglied befehligte Grandval die französischen Widerstandskräfte in acht Départements im Osten Frankreichs. Auf Weisung von General Charles de Gaulle wurde er als Militärbeauftragter der 20. Region (Nancy) eingesetzt.

Im September 1944 besiegten seine Einheiten die in Nancy verbliebenen Reste der deutschen Wehrmacht, nachdem er zwei Tage vor den Amerikanern in die Stadt eingerückt war. Aus den dabei aufgetretenen Streitigkeiten mit amerikanischen Offizieren entstand wohl seine Abneigung gegen die Amerikaner. Im befreiten Nancy empfing er am 25. September 1944 General de Gaulle[1].

Politisches Wirken

Ursprünglich wollte de Gaulle Grandval als französischen Militär-Gouverneur in Baden-Baden einsetzen. Aber Grandval, der vor dem Krieg bereits in der Industrie gearbeitet hatte, war an einem solchen rein politischen und diplomatischen Einsatz nicht interessiert. Ihn reizten vielmehr konkretere Dinge wie Kohle, Stahl und Wiederaufbau. Daraufhin wurde Grandval von de Gaulle am 30. August 1945 zum Militärgouverneur der französischen Besatzungsmacht im Saarland ernannt. Er stand nun an der Spitze der „Délégation Supérieure de la Sarre“, die die französische Militärregierung an der Saar darstellte. Bis zum Jahr 1955 war Grandval französischer Militärgouverneur (1945–48), Hoher Kommissar (1948–52) und Botschafter (1952–55) im Saarland. In dieser Zeit baute er die zerstörte saarländische Kohle- und Stahlindustrie wieder auf, die in den Folgejahren Reparationsleistungen für den französischen Staat erwirtschaften musste.

In seiner Zeit als Hoher Kommissar residierte er auf dem ehemals Stumm'schen Schloss Halberg bei Saarbrücken, das zu diesem Zweck vom Militärgouvernement requiriert worden war. Es war unzerstört geblieben, und da es seit 1935 dem Reichssender Saarbrücken gehörte, befand es sich seit Kriegsende in ungeklärten Besitzverhältnissen; das Schloss ist seit 1959 Sitz der Intendanz des SR.

Am 20. Juni 1955, wenige Wochen vor der Saarabstimmung zum Europa-Statut am 23. Oktober 1955, wurde Grandval Generalresident in Französisch-Marokko. Dieses Amt gab er jedoch nach 55 Tagen wegen Differenzen mit der französischen Regierung auf. Danach war er Generalsekretär der Handelsmarine.

Unter Premierminister Georges Pompidou war Grandval von Mai 1962 bis Januar 1966 Arbeitsminister in der Fünften Republik. Anschließend war er bis zu seinem Ruhestand 1972 Präsident der Reederei Messageries Maritimes.

Ab 1971 war Grandval Präsident der linksgaullistischen Partei „Union travailliste“. Seit 1972 war er im Ruhestand, blieb aber als Gaullist (Union gaulliste pour la Démocratie) politisch aktiv. Er zählte sich zu den Links-Gaullisten und bekannte sich als scharfer Gegner von Jacques Chirac, dem er Nationalismus vorwarf. Grandval befürwortete dagegen die Politik von Valéry Giscard d’Estaing.[4][5] Gilbert Grandval starb am 29. November 1981 in Paris. Er wurde in Saint-Cloud beigesetzt.

Schriften

  • Grandval, Gilbert / Johannes Hoffmann: La Sarre - bilan d'une année de reconstruction [Die Saar - Bilanz eines Jahres Wiederaufbau]. Paris, 1949. 137 S.
  • Abschiedsansprache S. E. Gilbert Grandval, französischer Botschafter, Chef der französischen diplomatischen Vertretung im Saarland, Donnerstag, den 30. Juni 1955 bei dem ihm zu Ehren von der Regierung des Saarlandes veranstalteten Empfang. Saarbrücken: Presse-Verl, 1955. 10 Bl.
  • Grandval, Gilbert: Ma Mission au Maroc [Meine Mission in Marokko]. Paris: Plon, 1956. 273 S.
  • Grandval, Gilbert / A. Jean Collin: Libération de l'est de la France [Befreiung Ostfrankreichs]. Paris: Hachette, 1974. 275 S.
  • Grandval, Gilbert: Archives privées. [Text teilw. deutsch u. französ.] Paris, 1983.
  • L'économie sarroise. Toutes les activités sarroises passées en revue par 20 industriels sarrois. Ed.: Gilbert Grandval. Paris, 1984.

Auszeichnungen (Auswahl)

Literatur

  • D. M. Schneider: Gilbert Grandval. Frankreichs Prokonsul an der Saar 1945–1955. In: Stefan Martens (Hrsg.): Vom „Erbfeind“ zum „Erneuerer“. Aspekte und Motive der französischen Deutschlandpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg. (Beihefte der Francia, 27). Thorbecke, Sigmaringen 1993, ISBN 3-7995-7327-5 (Online)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Gilbert Grandval bei saar-nostalgie.de
  2. Saarbrücker Zeitung, Sonderbeilage "Zerreißprobe - vor 25 Jahren: Saarländer zwischen Ja und Nein", Artikel "10 Jahre lang Frankreichs Mann in Saarbrücken", Seite VI, Beilage der Saarbrücker Zeitung vom 23. Oktober 1980.
  3. Gilbert Grandval bei ordre de la liberation.fr (Memento des Originals vom 17. Oktober 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ordredelaliberation.fr
  4. Saarbrücker Zeitung, Sonderbeilage „Zerreißprobe - vor 25 Jahren: Saarländer zwischen Ja und Nein“, Artikel „10 Jahre lang Frankreichs Mann in Saarbrücken“, Seite VI, Beilage der Saarbrücker Zeitung vom 23. Oktober 1980.
  5. Saarbrücker Zeitung, Sonderbeilage „Zerreißprobe - vor 25 Jahren: Saarländer zwischen Ja und Nein“, Artikel „Ich habe der Saar nicht geschadet“, SZ-Gespräch mit Gilbert Grandval, Seite VI, Beilage der Saarbrücker Zeitung vom 23. Oktober 1980.