Giovanni Baptista Chizzola

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Giovanni Baptista Chizzola, auch Johann Baptist von Chizzola oder fälschlich Philipp von Chizzola[1] (* 1641 in Brescia; † um 1691 bei Stari Slankamen) war ein Oberst der kaiserlich-habsburgischen Armee.

Leben

Chizzola war ein Angehöriger einer wohlhabenden alten Brescianer Adelsfamilie, die sich „Herrn von Costrezzato und Moclodio“ nannte.[2] Er war der Sohn des Ferdinando Nob. Chizzola (* 1605, † 1688) und seiner dritten Frau Adriana Negrobona († 1650). Der Tradition seiner mütterlichen Vorfahren und auch dem Vorbild seines Vaters entsprechend, schlug Chizzola eine militärische Laufbahn ein und wurde Soldat.

Chizzolas nahm 1659 an der Belagerung Stettins im Zweiten Nordischen Krieg vor Wollin/Iulin am Kampf gegen Schweden teil und diente unter Graf Maximilian Lorenz von Starhemberg im Regiment „Collalto“ und soll als Erster und unverletzt die kaiserliche Fahne auf einem eroberten Wall errichtet und vier gegnerische Fahnen erobert haben. In einem gedruckten Flugblatt, dass im Archiv Averoldi in Brescia lagert, heißt es:

„Gleich von Anfang ist ein junger Brescianer Cavallier deß offtermeldte Collaltischen Regiments Fendrich unverletzter in die Festung hineinkommen und 4 Fandel von dem Feind erobert.“

Diese Fähnlein schickte er an Kaiser Leopold I. und erhielt dafür zwei Jahre später eine goldene Medaille mit dem Porträt des Kaisers an einer goldenen Kette.[3] Eine Inschrift im Festsaal des Palazzo Averoldi – für 50 Jahre Chizzola – in Brescia nennt die Mauern von Iulini, dem alten lateinischen Namen von Wolin. 1661 kehrte er nach Brescia zurück und diente dann bis 1666 in der päpstlichen Garde.

Während des Holländischen Kriegs wird Chizzola 1673 bei der Belagerung von Bonn als Kommandant einer Kompanie genannt. Bei der 11-wöchigen Belagerung vor Philippsburg bei Karlsruhe am Rhein vom 3. Juli bis 15. September 1676 zeichnete sich Hauptmann Chizzola besonders aus.[4]

In Brescia gehörte Chizzola ab 1678 dem Consilium (italienisch Consiglio generale) der Stadt an. In den Besitzaufzeichnungen in Brescia aus 1685 wird „Gio. Batta., Commandante per Sua Maesta Cesarea nella Piazza di Filisburg in Alsatia, 44 Jahre“ unter Leopold I. angeführt. Begleitet war er von einem Stab, der einen Haushalter, zwei Pagen, einen Küchenmeister, einen Koch, sieben Stallknechte, vier Mägde und 24 Pferde, davon 14 für Karossen, vier für Transportkarren und sechs Reitpferde, umfasste.[5] Chizzola war zu dieser Zeit bereits mit der 36 Jahre alten Enrica Maria (geborene Baronessa di Bubuinishaus e di Valmerod) verheiratet. Die Bubinghausen von Walmeroth waren ein rheinisch-westfälisches, später schwäbisches Geschlecht im Freiherrnstand, das bereits im 17. Jahrhundert erloschen scheint.[6]

Von 1684 bis 1689 war er Kommandant von Philippsburg. Bei einem Sturm auf Mainz 1689 während des Pfälzischen Erbfolgekrieges wurden Oberstleutnant Chizzola und 135 Mann verwundet. Am 16. September 1686 wurde Chizzola zum Obersten ernannt und zum 1. Oktober mit Schreiben von Kaiser Leopold I. unter Hinweis auf seine 30-jährige Dienstzeit mit zum Teil schweren Verletzungen, seiner Tapferkeit und militärischen Kunst, zum Inhaber und Kommandanten (Tenente Colonello) des 8. Infanterieregimentes bestellt. In einem entsprechenden Schriftstück an den k.k. Hof-Kriegs-Rath wird er mit dem Titel Baron bezeichnet.

1690 erhielt das Regiment Marschbefehl nach Ungarn zur Belagerung von Großwardein. Im Großen Türkenkrieg nahm Chizzola einer serbischen Literaturstelle zufolge im Dezember 1690 mit seinen Haiduken („Freiheitskämpfer“ oder auch Räuber) und Serben von Osijek aus die Stadt Vukovar ein.[7] An anderer Stelle wird berichtet, dass er Ende Februar 1691 bei Irig (südlich von Novisad) den Pascha besiegt habe. Oberst Chizzola soll nach einer Angabe in der Schlacht bei Slankamen vom 19. August 1691 verwundet und nach Esseg gebracht worden sein, von wo er nach Wien wollte.[8] In den Berichten über die Schlacht bei Slankamen scheint sein Name nicht unter den Gefallenen auf. Nach einer Quelle soll er während des Marsches „auf dem Wasser“, wohl auf der Donau gestorben sein. Es ist wahrscheinlich, dass er bei Slankamen verwundet wurde und nach einem Nachlassprotokoll im Familienarchiv auf dem Rücktransporte auf der Theiss im Feldlager bei Szeged, seinen Wunden erlag.[9] Er wurde am 4. September 1691 in Buda(pest) in der Kirche „della Compagnia Madonna Vergine“ bestattet. Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, der 1692 errichtet marmorne Sarkophag und die Gedenktafel sind nicht mehr vorhanden. Nach seinem Tod wurde eine Inventarliste aufgestellt, darunter zwei Zelte, türkische und andere Kupferkessel, diverser Hausrat, 1 Pferd, 15 Paar Zugochsen, 11 mittlere Ochsen, 2 Kühe und ein Stier, 2 Kamele, 12 Hühner, ungebrannter Kaffee etc.[3]

Chizzola hatte keine Nachkommen. Welche Bedeutung die Art des Todes für Historiker hatte, zeigt die Bemerkung in der Regimentsgeschichte:

„Oberst Chizzola war somit der erste Oberste, welcher sein Leben nicht auf dem Felde der Ehre verlor.“[10]

Literatur

  • Anton Gertner Edler von Romansbrück: Geschichte des k. u. k. Infanterie Regimentes Erzherzog Carl Stephan No. 8. Band 1: Von der Errichtung des Regiments bis zum Carlowitzer Frieden, 1642–1699. Rudolph M. Rohrer, Brünn 1892, S. 187 (babel.hathitrust.org).

Weblinks

  • Chizzola, Giovanni Battista, österreichischer Heerführer (1641–1691). Eigenhändiger Brief, Philippsburg, 4. XI. 1684. inlibris.com

Einzelnachweise

  1. Alphons Wrede, Anton Semek: Geschichte der K. und K. Wehrmacht. L. W. Seidel, Wien 1898, S. 165 (Textarchiv – Internet Archive – Regimentsinhaber: 8. Mährisches Infanterie-Regiment – „1689 Chizzola, Philipp Freiherr von, Obrist“).
  2. Archivio di Stato di Brescia: Vermögensaufzeichnungen “polizze estimi”, 1685.
  3. a b Familienarchiv Averoldi, Brescia.
  4. Anton Gertner Edler von Romansbrück: Geschichte des k. u. k. Infanterie Regimentes Erzherzog Carl Stephan No. 8. Band 1: Von der Errichtung des Regiments bis zum Carlowitzer Frieden, 1642–1699. Rudolph M. Rohrer, Brünn 1892, S. 166–167, 173, 186–187 (babel.hathitrust.org).
  5. Conte Fausto Lechi: Le dimore bresciane. Band 3, S. 312, Palazzo già Averoldi.
  6. Anton Fahne: Geschichte der kölnisch, jülischen und bergischen Geschlechter. Band 2, Köln 1853, S. 22 (digitale-sammlungen.de).
  7. Aleksa Ivic: Migracije Srba u Slavoniju tokom 1617 i 18.
  8. Joh. Phil. Abelin: Theatrum Europaeum. Band 14: 1662–1738.
  9. Gräffer: Geschichte der k.k. Kriegsvölker. Band 1.
  10. C. A. Schweiger: Geschichte d. kk. Linien Infanterie Reg. N° 8. Erzherzog Ludwig. 1857, S. 20.