Giovanni Francesco Sagredo

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Sagredo Ende der 1590er-Jahre in der Robe des Prokurators von San Marco, porträtiert 1619 von Leandro Bassano und/oder von Girolamo da Ponte.[1]

Giovanni Francesco Sagredo (* 19. Juni 1571 in Venedig; † 5. März[2] 1620 ebendort)[3] war ein venezianischer Mathematiker und Ratsherr. Sowohl mit William Gilbert als auch mit Galileo Galilei führte Sagredo eine intensive Korrespondenz, insbesondere mit Galilei verband ihn eine enge Freundschaft – so ist er beispielsweise einer der drei Gesprächspartner in Galileis Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme, das Ptolemäische und das Kopernikanische, der 1632, über eine Dekade nach Sagredos Tod, erschien.[4]

Leben

Die Familie Sagredo war im Zuge des Chioggia-Kriegs in den venezianischen Adel aufgestiegen. Giovanni Francesco Sagredos Großvater war Prokurator von San Marco, sein Vater zunächst Provveditore von Palmanova und Zypern, ab 1611 ebenfalls Prokurator von San Marco und ab 1613 als einer der drei Riformatore dello Studio di Padova in zentraler Position im Forschungs-, Bildungs- und Hochschulwesen der Republik Venedik tätig. Der älteste Sohn seines jüngsten Bruders Zaccaria (* 1572), Niccolò Sagredo (* 1606), wurde 1675 der 105. Doge von Venedig. Die wohlhabende Familie lebte vornehmlich im Palazzo Sagredo, besaß Wälder und Eisenminen in den venezianischen Dolomiten sowie einen „Palast“ in Marokko.[3]

Giovanni Francesco Sagredo nahm Ende des 16. Jahrhunderts Privatunterricht bei Galileo Galilei, der seit 1592 an der Universität Padua lehrte. Im frühsten auf ihn zurückzuführenden Schriftzeugnis entschuldigt er sich 1599 bei Galilei, dass er für diesen keine Gehaltserhöhung erwirken konnte.[3] Zu diesem Zeitpunkt verband beide bereits eine enge Freundschaft.[5] Etwa hundert weitere Briefe Sagredos an Galilei sind bekannt, die Antworten Galileis gelten als verloren.[3]

Ab 1596 war Sagredo Mitglied des Großen Rats.[6] 1606 wurde er zum Schatzmeister von Palmanova ernannt,[3] von 1608[2] bis 1611 war Sagredo venezianischer Konsul in Aleppo.[1] Nachdem Galilei 1610 Padua verlassen hatte, um sich in Florenz ohne Lehrverpflichtung seinen Forschungen zu widmen, sahen sich Sagredo und Galilei nicht wieder. In den von 1612 und 1620 von Sagredo an Galilei versandten Briefen widmet er sich unter anderem der Optik, der Thermometrie und der Gezeitentheorie. 1619 verschickte er obiges Gemälde an Galilei, das – heute im Ashmolean Museum in Oxford ausgestellt – noch in Galileis Räumen hing, als er die Discorsi schrieb.[3]

Neben seinen politischen Tätigkeiten befasste sich Sagredo unter anderem mit Magnetismus. Im Zuge dessen begann er eine Korrespondenz mit dem britischen Physiker William Gilbert.[7]

Giovanni Francesco Sagredo war „Vorbild“ der Rolle des Sagredo in Bertolt Brechts Theaterstück Leben des Galilei.[8]

Literatur

Weblinks

Commons: Giovanni Francesco Sagredo – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Ashmolean Museum (Hrsg.): Gianfrancesco Sagredo. S. 2 (ashmolean.org [PDF; 145 kB; abgerufen am 20. Juni 2022]).
  2. a b Es finden sich teils widersprüchliche Angaben. So verstarb Sagredo beispielsweise laut Heinz-Joachim Fischer (Hrsg.), Galileo Galilei: Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme, 2014 schon am 1. März 1620 bzw. war erst ab 1609 als venezianischer Konsul in Aleppo.
  3. a b c d e f Nick Wilding: Sagredo, Giovan Francesco. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 89: Rovereto–Salvemini. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2017.
  4. Die Gesprächspartner des Dialogs. In: library.ethz.ch. ETH Zürich, abgerufen am 20. Juni 2022.
  5. Mary Allan-Olney: The Private Life of Galileo. Macmillan & Co., London 1870, S. 18.
  6. Laura Fermi, Gilberto Bernardini: Galileo and the Scientific Revolution. Courier Corporation, 2013, ISBN 978-0-486-17002-2, S. 24.
  7. William Barlow: Magnetical Advertisements, Or Diverse Pertinent Observations and Approved Experiments, Concerning the Nature and Property of the Loadstone. Hrsg.: William Sturgeon. Sherwood & Company, 1843, S. vii (Erstausgabe: 1616).
  8. Maximilian Nutz: Leben des Galilei von Bertolt Brecht: Lektüreschlüssel mit Inhaltsangabe, Interpretation, Prüfungsaufgaben mit Lösungen, Lernglossar. (Reclam Lektüreschlüssel XL). Reclam, 2020, ISBN 978-3-15-961677-3, S. 51.