Glänzender Schwarzborstling

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Glänzender Schwarzborstling

Glänzender Schwarzborstling (Pseudoplectania nigrella)

Systematik
Unterabteilung: Echte Schlauchpilze (Pezizomycotina)
Klasse: Pezizomycetes
Ordnung: Becherlingsartige (Pezizales)
Familie: Gallertkugelverwandte (Sarcosomataceae)
Gattung: Schwarzborstlinge (Pseudoplectania)
Art: Glänzender Schwarzborstling
Wissenschaftlicher Name
Pseudoplectania nigrella
(Pers. : Fr.) Fuckel

Der Glänzende oder Ungestielte Schwarzborstling (Pseudoplectania nigrella) ist ein Schlauchpilz aus der Familie der Sarcosomataceae. Er kann während des Frühjahrs in Nadelwäldern gefunden werden. Aus den Fruchtkörpern haben Forscher das wirksame Antibiotikum Plectasin isoliert.

Merkmale

Datei:Pseudoplectania spores.jpg
Mikrofoto: In dem Schlauch (Ascus) reifen 8 kugelige Sporen heran.

Makroskopische Merkmale

Die ungestielten Fruchtkörper erreichen eine Höhe von 1,5 cm und einen Durchmesser von 1 bis 3 cm. Zunächst fast kugelig geschlossen öffnen sie sich zu einer aderig-runzeligen Scheibe. Der Rand ist scharf und zuletzt eingerissen. Die glänzend schwarze Fruchtschicht wird im Alter matt. Außen sind die Fruchtkörper braun-schwarz sowie dicht und kurz filzig besetzt. Das derbe, geruchlose Fleisch hat eine weißgraue Farbe.[1]

Mikroskopische Merkmale

Die zylindrischen Schläuche (Asci) haben eine langgestreckte Basis und werden 300–325 µm lang. Die runden, glatten Sporen besitzen einen Durchmesser von 10 bis 12 µm. Die sterilen Elemente in der Fruchtschicht (Paraphysen) sind langgezogen und braun gefärbt.[2]

Artabgrenzung

Die Fruchtkörper des Tannen-Schwarzborstlings (P. vogesiaca) erscheinen unmittelbar nach der Schneeschmelze an liegenden Stämmen und Ästen von Weiß-Tanne.[3] Der deutlich seltenere Torfmoos-Schwarzborstling (P. sphagnophila) wächst im Frühsommer auf Torfmoosen. Neben dem speziellen Habitat ist er durch tiefer geformte Becher gekennzeichnet.[3]

Ökologie

Der Glänzende Schwarzborstling ist eine Art der Nadelwälder. Er kommt vor allem in Fichtenbeständen vor, gleichwohl ob sie natürlichen Ursprungs sind oder künstlich angebaut wurden wie zum Beispiel in der Norddeutschen Tiefebene und im Böhmischen Becken. Der Pilz lebt saprob im Rohhumus zwischen verrottenden Nadeln.

Seine Fruchtkörper erscheinen meist gesellig im Spätwinter bis Frühjahr an bemoosten Stellen.[3]

Verbreitung

Der Pilz ist weltweit verbreitet und wurde in Nordamerika, in der Karibik,[4] Europa, Indien, Madagaskar, Neuseeland[5] und Japan[6] nachgewiesen.

Bedeutung

Datei:Plectasin 3E7R.png
Abbildung der Sekundärstruktur von Plectasin

Defensine sind Antibiotika auf Proteinbasis, die meist in Tieren und höheren Pflanzen gefunden werden. Plectasin wurde in Pseudoplectania nigrella entdeckt und ist das erste Defensin, das aus einem Pilz isoliert wurde.[7] Die chemische Struktur von Plectasin ähnelt Defensinen, die in Spinnen, Skorpionen, Libellen und Muscheln gefunden wurden. Im Laborversuch hemmte Plectasin erfolgreich das Wachstum von Streptococcus pneumoniae, auch bei Stämmen, die gegen herkömmliche Antibiotika resistent sind. Plectasin ist nur schwach toxisch in Mäusen und heilte sie bei Bauchfellentzündung und Pneumonie, die durch Streptococcus pneumoniae ausgelöst wurden und zeigt daher sein therapeutisches Potenzial.

Quellen

Literatur

  • Svengunnar Ryman, Ingmar Holmåsen: Pilze. Über 1.500 Pilzarten ausführlich beschrieben und in natürlicher Umgebung fotografiert. Bernhard Thalacker, Braunschweig 1992, ISBN 3-87815-043-1.

Einzelnachweise

  1. Edmund Michael, Bruno Hennig, Hanns Kreisel: Handbuch für Pilzfreunde. Bd. 2: Nichtblätterpilze. 3., neubearb. Auflage. Fischer Verlag, Jena 1986, ISBN 3-437-30347-3.
  2. Fred J. Seaver: The genus Pseudoplectania. In: Mycologia. Band 5, Nr. 6, 1913, S. 299–302.
  3. a b c Hans Kreisel: Pilze der Moore und Ufer Norddeutschlands. III. Pseudoplectania sphagnophila (Fr. pro var.) Kreisel nov. comb. (PDF; 339 kB). In: Westfälische Pilzbriefe. (PDF; 330 kB). Band 3, Nr. 19, 1969, S. 74–78.
  4. Richard W.G. Dennis: Operculate Discomycetes from Trinidad and Jamaica. In: Kew Bulletin. Band 9, Nr. 3, 1954, S. 417–421.
  5. John W. Paden: Sarcosomataceae (Pezizales, Sarcoscyphineae). In: Flora Neotropica. Band 37, 1983, S. 1–16.
  6. Y. Otani: Sarcoscyphineae of Japan. In: Nippon Kingakukai Kaiho. Band 21, Nr. 2, 1980, S. 149–179.
  7. Per H. Mygind, Rikke L. Fischer, Kirk M. Schnorr, Mogens T. Hansen, Carsten P. Sönksen, Svend Ludvigsen, Dorotea Raventós, Steen Buskov, Bjarke Christensen, Leonardo De Maria, Olivier Taboureau, Debbie Yaver, Signe G. Elvig-Jørgensen, Marianne V. Sørensen, Bjørn E. Christensen, Søren Kjærulff, Niels Frimodt-Moller, Robert I. Lehrer, Michael Zasloff, Hans-Henrik Kristensen: Plectasin is a peptide antibiotic with therapeutic potential from a saprophytic fungus. In: Nature. Vol 437, Nr. 7061. 2005, S. 975–980. doi:10.1038/nature04051

Weblinks

Commons: Pseudoplectania nigrella – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien