Slawinsk (Kaliningrad)

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Siedlung
Slawinsk
Goldbach, Kr. Wehlau

Славинск
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Gwardeisk
Gegründet 1300–1302
Frühere Namen Goltbach (vor 1785),
Groß Goldbach (bis 1910),
Klein Goldbach (bis 1910),
Goldbach (bis 1947)
Höhe des Zentrums 21 m
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40159
Postleitzahl 238222
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 206 819 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 45′ N, 21° 5′ OKoordinaten: 54° 45′ 0″ N, 21° 4′ 54″ O
Slawinsk (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Slawinsk (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Vorlage:Infobox Ort in Russland/Wartung/Daten

Slawinsk (russisch Славинск, deutsch Goldbach, Kreis Wehlau, litauisch Galdė, auch: Auksapiai) ist eine Ortschaft in der russischen Oblast Kaliningrad im Rajon Gwardeisk. Sie gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gwardeisk.

Geographische Lage

Slawinsk liegt 47 Kilometer nordöstlich der Oblasthauptstadt Kaliningrad (Königsberg) und zwölf Kilometer nördlich von Gwardeisk (Tapiau) an der russischen Fernstraße R 512. Innerorts enden zwei Nebenstraßen, die von Polessk (Labiau) über Iwanowka (Adlig Bärwalde) bzw. von Ossinowka (Stampelken) über Demidowo (Augstupöhnen, 1938–1946 Uderhöhe) kommen.

Eine Bahnanbindung besteht heute lediglich über Gwardeisk an der Bahnstrecke Kaliningrad–Nesterow (Königsberg–Stallupönen/Ebenrode) – Teilstücke der einstigen Preußischen Ostbahn zur Weiterfahrt nach Litauen und in das russische Kernland. Bis 1945 war das damalige Goldbach Bahnstation an der nicht mehr betriebenen Bahnstrecke Tapiau–Labiau (heute russisch: Gwardeisk–Polessk) der Wehlau–Friedländer Kreisbahnen.

Geschichte

Datei:Elbing-Königsberg1910.jpg
Groß Goldbach, östlich von Königsberg, auf einer Landkarte von 1910.

Als Gründer des bis 1946 Goldbach[1] genannten Dorfes soll Helwig von Goldbach gewesen sein[2]. Er stammte aus dem namensgleichen Dorf Goldbach bei Gotha in Thüringen, war Konventsbruder in Christburg (heute polnisch: Dzierzgoń) und wohl bei der Gefangennahme des Herkus Monte dabei. Aufgestiegen zum Landmeister in Preußen ließ er zwischen 1300 und 1302 das Dorf und die Kirche Goldbach anlegen. Eine – wohl bestätigende – Handfeste stammt aus dem Jahre 1375.

Kurfürst Georg Wilhelm verpfändete 1636 Goldbach an Simon Janßen. 1652 kam es auf gleiche Weise an Anschatz von der Trenck, dessen Familie noch 1692 Pfandgläubiger war.

Am 13. Juni 1874 wurde Goldbach namensgebender Ort und Amtssitz eines neu errichteten Amtsbezirks[3], der bis 1945 bestand und zum Kreis Wehlau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte. Am 7. Juni 1889 wurde das kommunalfreie Etablissement Mühle Goldbach[4] eingegliedert. Bis zum 30. April 1910 unterschied man zwischen den Ortschaften Groß Goldbach und Klein Goldbach, die sich dann zur Landgemeinde Goldbach zusammenschlossen. Diese zählte im gleichen Jahr insgesamt 750 Einwohner[5].

Am 30. September 1928 vergrößerte sich Goldbach um die Orte Garbeningken (nicht mehr existent) und Groß Köwe (russisch: Sowchosnoje, ebenfalls erloschen) sowie Karpau (heute russisch: Jarki), die eingemeindet wurden. Die Zahl der Einwohner wuchs auf diese Weise bis 1933 auf 1.017 und betrug 1939 noch 952[6].

Im Jahre 1945 kam Goldbach in Kriegsfolge mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion und erhielt 1947 die russische Bezeichnung Slawinsk.[7] Der Ort war bis 2005 Verwaltungssitz eines Dorfsowjets bzw. Dorfbezirks und anschließend bis 2014 Verwaltungssitz einer Landgemeinde. Seit 2014 gehört der Ort zum Stadtkreis Gwardeisk.

Amtsbezirk Goldbach 1874–1945

Zum 1874 errichteten Amtsbezirk Goldbach gehörten anfangs zwölf Gutsbezirke (GB) bzw. Landgemeinden (LG)[8]:

Name russischer Name Bemerkungen
Garbeningken (GB) 1928 in die Landgemeinde Goldbach eingegliedert
Groß Goldbach (LG) Slawinsk ab 1910: Landgemeinde Goldbach
Groß Keylau (LG) Poddubnoje
Groß Köwe (GB) Sowchosnoje 1928 in die Landgemeinde Goldbach eingemeindet
Groß Kuglack (GB) Jassenskoje ab 1928: Landgemeinde Kuglack
Karpau (GB) Jarki 1928 in die Landgemeinde Goldbach eingegliedert
Klein Goldbach (LG) Slawinsk ab 1910: Landgemeinde Goldbach
Klein Keylau (LG) vor 1883 in die Landgemeinde Groß Keylau eingegliedert
Klein Kuglack (GB) ab 1928: Landgemeinde Kuglack
Perkuiken (GB) Nachimowo ab 1923: Landgemeinde Roddau-Perkuiken
Perpolken (GB) Belowo 1928 in die Landgemeinde Roddau-Perkuiken eingegliedert
Wilhelminenhof (GB) Nachimowo 1928 in die Landgemeindem Roddau-Perkuiken eingegliedert
vor 1908:
Roddau (GB) Nachimowo ab 1923: Landgemeinde Roddau-Perkuiken

Aufgrund der Umstrukturierungen gehörten am 1. Juni 1945 lediglich noch die vier Gemeinden Goldbach, Groß Keylau, Kuglack und Roddau-Perkuiken zum Amtsbezirk Goldbach.

Slawinski selski Sowet/okrug 1947–2005

Der Dorfsowjet Slawinski selski Sowet (ru. Славинский сельский Совет) wurde im Juni 1947 eingerichtet.[7] Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Slawinski selski okrug (ru. Славинский сельский округ). Im Jahr 2005 wurden die verbliebenen Orte des Dorfbezirks (mit der Ausnahme von Prigorodnoje, das in die städtische Gemeinde Gwardeiskoje gorodskoje posselenije eingegliedert wurde) in die neu gebildete Landgemeinde Slawinskoje selskoje posselenije übernommen.

Ortsname Name bis 1947/50 Bemerkungen
Belowo (Белово) Perpolken Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Chlebnoje (Хлебное) Hubendorf Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Demidowo (Демидово) Groß Uderballen, 1938–1945 "Großudertal",
und Augstupönen, 1938–1945 "Udertal"[9]
Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Dobroljubowo (Добролюбово) Lieblacken Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Jarki (Ярки) Karpau Der Ort wurde 1947 umbenannt. Er verlagerte sich offenbar zum ehemaligen deutschen Ort Garbeningken, der zuvor offenbar zu Belowo gehörte.
Jassenskoje (Ясеньское) (Groß) Kuglack Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Jastrebki (Ястребки) Lischkau Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Kostjukowo (Костюково) Szillenbruch Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Kruglowka (Кругловка) Neuendorf Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Lukjanowo (Лукьяново) Szillenberg Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Luschki (Лужки) Pomauden Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1988 an den Ort Prigorodnoje angeschlossen.
Ossinowka (Осиновка) Stampelken Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Ostrikowo (Остриково) Groß Fritschienen Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 19755verlassen.
Poddubnoje (Поддубное) Groß Keylau Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Prigorodnoje (Пригородное) Hasenberg Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Ramenskoje (Раменское) Wilmsdorf Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Sabarje (Забарье) Moterau Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Slawinsk (Славинск) Goldbach Verwaltungssitz
Sowchosnoje (Совхозное) Groß Köwe Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1988 an den Ort Slawinsk angeschlossen.
Stolbowoje (Столбовое) Lindenau[10] Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Talalichino (Талалихино) Klein Uderballen, 1938–1945 "Kleinudertal" Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Wekowoje (Вековое) Klein Grünlauken Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Wolkowo (Волково) Michelau Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Wolnoje (Волное) Klein Birkenfeld Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.

Slawinskoje selskoje posselenije 2005–2014

Die Lage der Landgemeinde Slawinskoje selskoje posselenije im Nordwesten des Rajon Gwardeisk

Die Landgemeinde Slawinskoje selskoje posselenije (ru. Славинское сельское поселение) wurde im Jahr 2005 eingerichtet.[11] Die Fläche der Landgemeinde Slawinskoje betrug 219,5 km² und umfasste etwa 3.000 Einwohner.

Zur Slawinskoje selskoje posselenije gehörten 20 jeweils „Siedlung“ (russisch: possjolok) genannte Ortschaften, die bis 2005 den beiden Dorfsowjets Slawinski bzw. Borski zugeordnet waren. Im Jahr 2014 wurden diese Orte in die kommunale Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gwardeisk eingegliedert.

Ortsname deutscher Name Ortsname deutscher Name
Belowo (Белово) Perpolken Losowoje (Лозовое) Kremitten
und Podollen
Borskoje (Борское) Schiewenau Malinowka (Малиновка) Biothen
und Podewitten
Cholmy (Холмы) Adlig Popelken Ossinowka (Осиновка) Stampelken
Demidowo (Демидово) Augstupöhnen (Uderhöhe), und:
Groß Uderballen (Großudertal)
Poddubnoje (Поддубное) Groß Keylau
Jablonowka (Яблоновка) Bartenhof Roschtschino (Рощино) Possindern
Jarki (Ярки) Karpau Sabarje (Забарье) Moterau
Jassenskoje (Ясеньское) (Groß) Kuglack Slawinsk (Славинск) Goldbach
Kalinkowo (Калинково) Irglacken Sokolniki (Сокольники) Langendorf
Kruglowka (Кругловка) Neuendorf Swenjewoje (Звеньевое) Popehnen
Kurgan (Курган) Kuxtern Welikolukskoje (Великолукское) Wargienen

Kirche

Kirchengebäude

Die Kirche Goldbach[12] war ein 1706 wiederhergestellter auf das 14. Jahrhundert zurückgehender Saalbau als Feldsteinen und Ziegeln mit vorgesetztem Westturm. Altar, Kanzel und auch Taufengel und Beichtstuhl sollen der Werkstatt des Christian Klodssey entstammen. 1859 wurde die Orgel von Scherweit in Königsberg (Preußen) erstellt.

Die Kirche kam unversehrt durch den Zweiten Weltkrieg[13]. Danach wurde sie jedoch zweckentfremdet und als Lagerhalle genutzt. Der Verfall war vorprogrammiert: das Dach ist in den 1970er Jahren eingefallen, Mauerteile des Kirchenschiffs verschwanden, und so steht heute nur noch die Turmruine mit einigen zu erahnenden Mauerfragmenten.

Kirchengemeinde

Goldbach war bereits in vorreformatorischer Zeit ein Kirchdorf,[14] in das die Reformation schon bald – bereits 1527 war hier ein lutherischer Geistlicher tätig – Einzug hielt. Mit seinem weitflächigen Kirchspiel gehörte die Pfarrei bis 1945 zum Kirchenkreis Wehlau (heute russisch: Snamensk) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. 1925 zählte des Kirchspiel 3.300 Gemeindeglieder.

Heute liegt Slawinsk im Einzugsbereich zweier in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinden: Gwardeisk (Tapiau) und Nekrassowo (Groß Scharlack). Beide sind Filialgemeinden der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) innerhalb der Propstei Kaliningrad[15] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Persönlichkeiten des Ortes

Einzelnachweise

  1. D.Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Goldbach
  2. Slawinsk - Goldbach bei ostpreussen.net
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Goldbach
  4. D.Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Mühle Goldbach
  5. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Wehlau
  6. Michael Rademacher: Landkreis Wehlau (russ. Snamensk). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  7. a b Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  8. Rolf Jehke, Amtsbezirk Goldbach (wie oben)
  9. umbenannt wurde nur Groß Uderballen
  10. Der Ort Lindenau wurde 1947 auch zusammen mit den Orten Adlig Wißritten und Klein Sittkeim als "Kustowka" in den Dorfsowjet Slawjanski im Rajon Polessk eingeordnet.
  11. Durch das Закон Калининградской области от 24 февраля 2005 г. № 502 «О наделении муниципального образования «Гвардейский район» статусом муниципального района и об установлении границ и наделении соответствующим статусом муниципальных образований, находящихся на его территории» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 24. Februar 2005, Nr. 502: Über das Ausstatten der munizipalen Bildung "Rajon Gwardeisk" mit dem Status eines munizipalen Rajons und über das Festlegen der Grenzen und das Ausstatten mit dem entsprechenden Status der munizipalen Bildungen, die sich auf seinem Gebiet befinden)
  12. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band II: Bildnisse ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, Seite 82–83
  13. Patrick Plew, Die Kirchen im Samland: Goldbach
  14. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band III: Dokumente, Göttingen, 1968, Seite 475
  15. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info

Weblinks