Gottfried Wilhelm Baer

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Gottfried Wilhelm Baer (* 31. März 1811 in Zwebendorf; † 8. Februar 1873 in Niemegk[1]) war ein deutscher Orgelbauer, der im 19. Jahrhundert von Niemegk aus wirkte.

Leben

Wilhelm Baer wurde als Sohn des Zwebendorfer Dorflehrers Johann Gottfried Baer geboren.[2] Er erlernte bei Orgelbaumeister Johann Carl Friedrich Lochmann in Delitzsch das Orgelbauhandwerk. Kurzzeitig soll Baer dann auch bei Johann Friedrich Turley in Arbeit gestanden haben. Im Jahr 1841 heiratete Willhelm Baer die Witwe des Niemegker Instrumentenmachers Friedrich Gottlieb Lobbes, Emma Emilie Poppenburg.[1] Im Jahr seiner Hochzeit schuf Baer auch sein erstes Werk, in der Dorfkirche zu Rädigke. Er führte Lobbes’ Werkstatt in der Jusistenstraße 4 in Niemegk fort und begann auch seinen Stiefsohn Friedrich Wilhelm Lobbes in der Kunst des Orgelbaus zu unterweisen. Lobbes ist der bisher einzige nachweisbare Schüler Baers. Nach Jahren der partnerschaftlichen Zusammenarbeit übertrug Baer im Jahr 1870 Lobbes die Geschäftsführung, die dieser bis zu seinem Tod im Jahr 1911 innehatte.[3]

Baer starb im Jahr 1873 im Alter von 61 Jahren an den Folgen einer lebenslangen Herz- und Lungenschwäche, wie in den Niemegker Kirchenbüchern vermerkt ist. Die Grabstätte Wilhelm Baers ist wahrscheinlich bei der Umsetzung des Niemegker Friedhofes um 1880 verschwunden.[4]

Werk

Wilhelm Baer Baer schuf nach heutigem Stand 27 Werke von überwiegend kleiner Größe, vor allem einmanualige Dorforgeln im Umkreis von Niemegk.[2] Nur drei seiner Instrumente verfügen über zwei Manuale und mehr als zwölf Register. Orientiert sind die Werke noch immer an der klassischen Bau- und Dispositionsweise des Spätbarock mit Übergang zur Frühromantik.

Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ für ein angehängtes Pedal. Eine Kursivierung zeigt an, dass die betreffende Orgel nicht mehr erhalten ist.

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1841 Rädigke Evangelische Dorfkirche I/P 8 Im Jahr seiner Hochzeit geschaffen. Der Subbass 16′ wurde erst später hinzugefügt. Davor war das Pedal ausschließlich angehängt.
1845 Brachwitz Evangelische Dorfkirche I/P 9 Größtenteils original erhalten.
1847 Beelitz St. Marien und St. Nikolai (Beelitz) II/P 18 Erweiterung der vorhandenen Orgel um ein zweites Manual. Nicht erhalten. Wurde im Jahre 1887 ersetzt durch Adam Eifert.[5]
1848 Locktow Evangelische Kirche I/P 10 Größtenteils original erhalten.
1848 Rohrbeck I/P 10 Größtenteils original erhalten.
1850 Schlalach Evangelische Dorfkirche I/P 9 Nicht erhalten. Der Prospekt wurde für den Neubau wiederverwendet.
1851 Kloster Zinna Klosterkirche Kloster-Zinna-Kirche-5.jpg II/P 19 Restauriert und rekonstruiert durch Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt. Heute stellt sie Baers zweitgrößtes Werk dar.[6]
1853 Lobbese Evangelische Dorfkirche I/P 8 Die Orgel ist verändert erhalten.
1853/54 Niemegk St.- Johannis-Kirche
Niemegk, St. Johannis (01).jpg
II/P 30 Stellt Baers größte Orgel da. Sie wurde um 1960 stark verändert. 1997–2021 wurde sie in Etappen durch Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt in den Originalzustand zurückgeführt.[7]
1854 Rietz Evangelische Dorfkirche I/p 6 Lange Zeit unspielbar. 2017 instand gesetzt.
1855 Mörz Evangelische Dorfkirche I/P 12 Verändert erhalten
1856 Dahnsdorf Evangelische Dorfkirche I/P 12 Restauriert durch Alexander Schuke Potsdam Orgelbau.
1859 Phöben Evangelische Dorfkirche I/P 9
1859 Damsdorf Evangelische Dorfkirche I/P 9 Verändert erhalten
1860 Preußnitz Evangelische Dorfkirche I/P 7 Pedal zunächst nur angehängt. Später wurde ein Subbass 16′ hinzugefügt.
1862 Götz Evangelische Dorfkirche I/P 12 Derzeit fast unspielbar.
1863 Bochow Evangelische Dorfkirche I/P 9 Größtenteils original erhalten. 2011 durch Max Wedjelek überholt.[4]
1865 Bergholz Evangelische Dorfkirche I/P 8 Durch Orgelbau Wolter restauriert.
1865 Niebede Evangelische Dorfkirche I/p 6 Größtenteils original erhalten.
1866 Glienicke Evangelische Dorfkirche I/P 10 Größtenteils original erhalten.
1867 Göhlsdorf Evangelische Dorfkirche I/P 12 Größtenteils original erhalten. Besitzt im Gegensatz zu den anderen Werken geteilte Principalregister.
1868 Schlamau Evangelische Dorfkirche I/p 6 Größtenteils original erhalten.
1869 Nichel Evangelische Dorfkirche I/p 6 Mechanische Anlage original erhalten. 3 neue Register durch Orgelbau Möller eingebaut.
1870 Meßdunk Evangelische Dorfkirche I/p 6 Gehäuse und Reste erhalten.
1872 Schwanebeck Evangelische Dorfkirche I/P 8 Verändert erhalten.
1872 Cammer Evangelische Dorfkirche I/p 6 Größtenteils original erhalten.

Literatur

  • Wolf Bergelt: Die Mark Brandenburg. Eine wiederentdeckte Orgellandschaft. Pape, München 1988, ISBN 3-921140-32-3.
  • Hermann Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0.
  • Hannes Ludwig, Martin Schulze: Orgelhandbuch Brandenburg. Freimut & Selbst, Berlin 1988, ISBN 3-921140-32-3.
  • Uwe Pape (Hrsg.): Konservierung und Restaurierung historischer Orgeln in den neuen Bundesländern. Pape, Berlin 1993, ISBN 978-3-921140-36-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Pape: Konservierung und Restaurierung. 1993, S. 58.
  2. a b orgellandschaftbrandenburg.de: Orgelbauer, gesehen 7. Dezember 2012.
  3. Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. 1991, S. 243.
  4. a b Orgel in Bochow, gesehen 7. Dezember 2012.
  5. Orgel in Beelitz, gesehen 7. Dezember 2012.
  6. Orgelbau Voigt, gesehen 7. Dezember 2012.
  7. schuke-berlin.de: Orgel in Niemegk (Memento des Originals vom 22. Januar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schuke-berlin.de, gesehen 7. Dezember 2012.