Gottlieb Reber

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Gottlieb Friedrich Reber (* 23. März 1880 in Lage; † 15. Juli 1959 in Lausanne)[1] war ein deutscher Kunstsammler und Kunsthändler.

Leben

Der Sohn eines protestantischen Pfarrers stammte aus einer Familie von elf Kindern. Er heiratete 1906 Erna Sander, die Tochter eines Textilfabrikanten aus Barmen (heute Wuppertal). 1918 zog er mit ihr und Tochter Gisèle nach München, im Folgejahr nach Luzern, später nach Ascona und Lugano. Von 1928 bewohnte die Familie Reber für zehn Jahre das Château de Béthusy in Lausanne.

Reber begann um 1906, französische Kunst des 19. Jahrhunderts zu sammeln. Er besaß 27 Gemälde Cézannes, dazu Werke von Corot, Courbet, Manet, Renoir, Degas, Gauguin und van Gogh. Er kaufte bei Daniel Henry Kahnweiler, Ambroise Vollard und Léonce Rosenberg in Paris, bei Alfred Flechtheim in Berlin. Bereits 1921 erwarb er Werke von Pablo Picasso und anderen Kubisten. In den frühen dreißiger Jahren verfügte er über etwa fünf Dutzend Bilder von Picasso. Dazu kamen sechzehn Arbeiten von Georges Braque, elf von Fernand Léger und neunundachtzig von Juan Gris.

Reber war befreundet mit Carl Einstein und gab mit ihm ab 1929 die französischsprachige surrealistische Zeitschrift Documents heraus.[2] Einstein widmete ihm das Kapitel über den Kubismus in seinem Buch Die Kunst des 20. Jahrhunderts. Renée Sintenis modellierte 1927 eine Bildnisbüste. Max Beckmann fertigte 1929 ein Porträt von Reber, das sich heute im Wallraf-Richartz-Museum befindet. Im Mai 1930 trafen sich Fernand Léger, Einstein und Reber im Schloss Béthusy.[3]

Reber kam nach 1933 nicht mehr nach Deutschland. Walter Andreas Hofer begleitete ihn zwischen 1930 und 1934 auf Reisen nach England, Frankreich, Holland und Italien. Als Sekretärin arbeitete für ihn Irmgard Fritsch, die Schwester von Frau Hofer. Reber verließ im Sommer 1941 die Schweiz und ließ sich in Florenz und Rom nieder. Er stellte Hofer, den Kunstagenten Hermann Görings den einflussreichen Kunsthändler Alessandro Contini-Bonacossi vor. Am 30. Oktober 1940 lieferte er dem „Reichsmarschall“ das Bildnis einer sächsischen Prinzessin von Lucas Cranach für 18.000 Schweizer Franken. Am 2. Januar 1941 gelangte ein Tondo von Lorenzo di Credi durch Rebers Vermittlung als Geschenk zum Berliner Leiter der Haupttreuhandstelle Ost.

Während des Krieges wurde Reber Hofers wichtigster Aufkäufer in Italien. Er stützte sich hauptsächlich auf die Hilfe von Contini-Bonacossi. Hofer bezahlte Reber zehn Prozent Provision für alle Einkäufe. Zumindest ein Gemälde, ein Damenbildnis der friulanisch-venezianischen Schule des 16. Jahrhunderts, wurde an den Sonderauftrag Linz verkauft. Reber erklärte, dass solche Kunstschätze anstandslos aus Italien in Sonderzügen fortgeschafft werden konnten.[4][5]

1943 wurde ihm die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen. Später verweigerte ihm die Schweiz ein Einreisevisum. Er blieb in Italien. 1947 erfuhr er in Florenz, dass sein Gemälde von Cézanne Knabe mit der roten Weste in Lausanne beschlagnahmt worden sei. Im August 1948 konnte er das Bild für 400.000 Franken an Emil Georg Bührle verkaufen.

Literatur

  • Andrea Pophanken, Felix Billeter: Die Moderne und ihre Sammler, Französische Kunst in deutschem Privatbesitz vom Kaiserreich zur Weimarer Republik. Akademie Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-05-003546-3.

Weblinks

  • Reber bei kubisme.info (niederländisch)

Einzelnachweise

  1. Geburtsort, Geburts- und Sterbedatum gemäß Andrea Pophanken, Felix Billeter: Die Moderne und ihre Sammler, S. 348–349
  2. Conor Joyce, Carl Einstein in Documents and His Collaboration with Georges Bataille, 2003, S. 232
  3. Sabine Rewald, Glitter and Doom, German Portraits from the 1920s, Metropolitan Museum of Art, New York 2007, S. 270
  4. Biografie von Contini-Bonacossi bei lootedart.com
  5. Nationalarchiv Washington, NARA M1944. Records of the American Commission for the Protection and Salvage of Artistic and Historic Monuments in War Areas, Subject Files, compiled 1944 - 1946, documenting the period 1940 - 1946, Gottlieb F Reber, Date Range: 1940-1946