Gottlob Friedrich Konstantin von Stein

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Goethe und Fritz von Stein

Gottlob Friedrich (Fritz) Konstantin Freiherr von Stein (geb. 26. Oktober 1772 in Weimar; gest. 3. Juli 1844 in Breslau) war Sohn der Sachsen-Weimarischen Oberstallmeisters Gottlob Ernst Josias Friedrich von Stein und Charlotte von Stein. Er stammte aus der Familie Stein zu Lausnitz. Er war 1789 sachsen-weimarischer Hofjunker, Kammerassessor, seit 12. Januar 1789 Student der Rechtswissenschaft in Jena, 1793 folgte der Besuch der Handelsakademie von Johann Georg Büsch in Hamburg, ab 1794 war er sachsen-weimarischer Kammerjunker, ab 1798 preußischer Kriegs- und Domänenrat in Breslau, 1810 Generallandschaftsrepräsentant.

Goethe hatte oft als sein Erzieher gewirkt. Schattenrisse und auch Zeichnungen von Goethe künden davon. Er war folglich oft in Goethes Wohnhaus, wo er auch mit Christiane von Goethe zusammenkam.[1] Fritz von Stein wohnte seit Mai 1783 förmlich bei Goethes.[2] Das bezeugte Stein selbst.[3] Stein begleitete Goethe auf dessen Reisen bis zum Jahr 1786, als dieser seine Italienische Reise in aller Heimlichkeit begann, die das Ende der Freundschaft zu Charlotte von Stein einläutete. Auch das Interesse von Fritz an Goethe ließ in der Folge nach. 1791 studierte er in Jena, besuchte ab 1793 eine private Handelsschule in Hamburg und verbrachte ein Jahr in London, was für seine Eltern, die nur über begrenzte Mittel verfügten, ein erhebliches Opfer darstellte.

Herzog Carl August ernannte ihn zum Kammerassessor und sicherte ihm bei seiner Rückkehr im April 1795 aus England eine Karriere zu, die ihn zum Ministerrang hätte führen sollen. Auch nach Willen des Herzogs trat Fritz von Stein ein Volontariat an der preußischen Domänenkammer an, der wiederum verärgert war, als er nur zwei Jahre später um seinen Abschied ersuchte. Die Verärgerung dürfte auch Goethe getroffen haben, der ihn ja protegiert hatte. Als er in Schlesien beruflich nicht vorwärts kam, musste Stein erfahren, dass es für ihn keine Rückkehr in den Sachsen-Weimarischen Staatsdienst mehr gab. Ebenso war es eine Fehlentscheidung, von seinem Bruder die Ausbezahlung seines Anteils am väterlichen Gut Großkochberg zu verlangen. Der Betrag reichte nicht aus, das Gut im schlesischen Strachwitz, das er 1803 erwarb, einigermaßen rentabel zu machen. Als Gutsherr war er dort also ebenso gestrandet. Gewissermaßen musste er sich glücklich schätzen, dass die Mitglieder der Schlesischen Landschaft, also des Adelsverbandes der Provinz, ihn 1810 auf Lebenszeit zu ihrem Vertreter gewählt hatten und er den Posten des Generallandschaftsrepräsentanten bekam.

Er war zweimal verheiratet, wenn auch die Ehen von den jungen Frauen als unglücklich empfunden wurden. Helene von Stosch gebar ihm in vier Ehejahren drei Kinder, von denen nur eines überlebte. Sie starb im Kindbett 1808.[4] Amalie von Schlabrendorf, die er 1810 heiratete, verließ ihn noch im selben Jahr, da sie ihn nicht lieben konnte.[5]

Seine für die Kulturgeschichte möglicherweise bedeutendste Tat ist die, dass er seinem Neffen Karl von Stein die Briefe und Zettel, die Goethe an Charlotte von Stein geschrieben hatte, durch Anmerkungen erweitert, 1842 in einem Paket übergab. Dieser brachte sie zwischen 1848 und 1851 in drei Bänden heraus.[6] Die Briefe der Charlotte von Stein an Fritz von Stein sind auch noch erhalten und befinden sich im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar.[7]

Literatur

  • Effi Biedrzynski: Art. Stein Gottlob Friedrich (Fritz) Konstantin Freiherr von, in: Goethes Weimar. Das Lexikon der Personen und Schauplätze. Artemis & Winkler, München/Zürich 1992, ISBN 3-7608-1064-0, S. 431 ff.
  • Briefe an Fritz von Stein, hrsg. und eingeleitet von Ludwig Rohland, Leipzig 1907.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Noch vom 24. August 1797 gibt es einen Brief der Christiane von Goethe an Goethe: Am Sonnabend war Ball bei Hof und ich und alle guten Freundinnen haben uns in Fritz Stein wegen seines schönen Tanzens verliebt. in: Hans Gerhard Gräf: Goethes Briefwechsel mit seiner Frau, Bd. I: 1792–1806, Frankfurt 1916, S. 147.
  2. Hans Wahl; Anton Kippenberg; Ernst Beutler (Hrsg.): Goethe und seine Welt, Insel Verlag, Leipzig 1932, S. 259.
  3. So hinterließ er folgende Aufzeichnung: Nachdem mein Lehrer Kästner Pagenhofmeister geworden war, erteilte er mir noch Unterricht, und ich schlief in seiner Wohnung. Mein zweiter Bruder Ernst, der Jagdpage des Herzogs war, ging zu dieser Zeit auf das Land zu einem Forstmanne, um das Forstwesen zu lernen. Hierdurch war ich öfters unter den Pagen, welches Goethe abzuändern, wie es notwendig wurde, mir [am 25. Mai 1783] ein Zimmer in seinem Hause gab. Unendlich war die Sorge und Liebe, mit der er mich behandelte, und ich verdanke ihm sehr viel in der glücklichen Epoche von 1782 bis 86, wo er nach Italien reiste. Goethes Gespräche Biedermannsche Ausgabe, in: Bd. I: Gespräche der Jahre 1749–1805, hrsg. von Wolfgang Herwig, München 1998, S. 336 Nr. 664.
  4. Goethe schrieb aus Karlsbadeinen Brief an seine Frau Christiane am 7. August 1808, in welchen folgender Vermerk steht: Ein recht trauriger Fall betrifft den trefflichen Kriegsrath von Stein; seine schöne, junge, liebe Frau ist ihm gestorben, die einzige Tochter sehr reicher Eltern. in: Hans Gerhard Gräf: Goethes Briefwechsel mit seiner Frau, Bd. II: 1807–1816, Frankfurt 1916, S. 50.
  5. Effi Biedrzynski: Art. Stein Gottlob Friedrich (Fritz) Konstantin Freiherr von, in: Goethes Weimar. Das Lexikon der Personen und Schauplätze. Artemis & Winkler, München/Zürich 1992, ISBN 3-7608-1064-0, S. 431 ff. Hier S. 432.
  6. Effi Biedrzynski: Art. Stein Gottlob Friedrich (Fritz) Konstantin Freiherr von, in: Goethes Weimar. Das Lexikon der Personen und Schauplätze. Artemis & Winkler, München/Zürich 1992, ISBN 3-7608-1064-0, S. 431 ff. Hier S. 433.
  7. https://kalliope-verbund.info/de/ead?ead.id=DE-2060-BE-122-283839