Grabmal Otto von Emmich
Das Grabmal Otto von Emmich auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover, Abteilung 15, Nummer 188 a–d, ist eines von zahlreichen Ehrengräbern in der niedersächsischen Landeshauptstadt.[1] Der General Otto von Emmich war insbesondere im Ersten Weltkrieg 1914 durch seine handstreichartige Einnahme der belgischen Festung Lüttich bekannt und ausgezeichnet worden und am 26. August 1915 – gemeinsam mit dem Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg – zum Ehrenbürger Hannovers ernannt worden. Nachdem er wenige Monate später in Hannover verstarb,[2] wurde für ihn am 25. Dezember 1915 eine große öffentliche Trauerfeier vor dem Neuen Rathaus der Stadt ausgerichtet. Die in Leipzig herausgegebene Illustrirte Zeitung entsandte ihren Sonderzeichner Alfred Liebing nach Hannover, der die Beisetzungsfeierlichkeiten und den Trauerzug zeichnerisch festhielt.[3]
Das Historische Museum Hannover ist im Besitz eines Fotos mit dem Blindstempel von Friedrich Astholz junior, das die pompöse Trauer-Inszenierung als langgezogenen „Abmarsch des Trauerzuges“ vom Trammplatz über den Friedrichswall noch erahnen lässt.[4]
Als einer der obersten Repräsentanten der Monarchie und Vertreter des Hauses Hannover nahm der Herzog von Braunschweig, Herzog Ernst August mit seiner Gemahlin Viktoria Luise von Preußen an den Trauerfeierlichkeiten vor dem Neuen Rathaus teil, fotografiert im Gespräch mit einem mit Pickelhaube bedeckten Militär durch den Dokumentarfotografen Alfred Grohs, der seine Aufnahme als Fotopostkarte über den Berliner Verlag von Gustav Liersch & Co. verbreiten ließ.[5]
Während die Zeitschrift Die Woche den „Leichenzug in den Straßen“ hinter der Sargüberführung im Bild festhielt,[6] publizierte der Bildverlag Paul Hoffmann & Co. aus Berlin-Neukölln anschließend eine mit dem Hinweis „Zensiert“ gekennzeichnete Foto-Ansichtskarte mit dem Titel „Beisetzung des Generals von Emmich in Hannover. Das Gebet am Grabe“. Auf der Fotografie ist das von zahlreichen Soldaten, hochrangigen Offizieren und Zivilpersonen umstandene und noch geöffnete Grabloch zu sehen, während ein Pastor mit einem Buch in den Händen ein Gebet spricht und etliche der wohl ausnahmslos männlichen Anwesenden ihre Kopfbedeckungen abgenommen haben.[7]
Noch während des Kriegs ließ die Stadt Hannover 1917[8] unter Stadtdirektor Heinrich Tramm und auf Kosten der Stadt Hannover auf dem Stadtfriedhof Engesohde ein monumentales Ehrengrab für von Emmich errichten. Damit sollte einerseits die Kriegführung propagandistisch unterstützt werden, andererseits das Image der Stadt patriotistisch aufgewertet werden.[4] Das von dem Stadtbaurat Paul Wolf entworfene[9] und vermutlich von Ludwig Vierthaler ausgestaltete Grabmal in Form eines Mausoleums sollte hierzu bewusst an das Grabmal des Gotenkönigs Theoderich erinnern.[2]
Einzelnachweise
- ↑ Karin von Schwartzenberg (V.i.S.d.P): Ehrengräber und Gräber bedeutender Persönlichkeiten auf dem Stadtfriedhof Engesohde, dreiseitige Liste mit Lageplan, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover, Der Oberbürgermeister, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Bereich Städtische Friedhöfe, Sachgebiet Verwaltung und Kundendienst, Stand Juli 2012
- ↑ a b Klaus Mlynek: Emmich, Otto von, in: Stadtlexikon Hannover, S. 160
- ↑ Illustrirte Zeitung, Band 146 (1916), S. 11; Vorschau über Google-Bücher
- ↑ a b ArchivsignaturVM 50352, vgl. Andreas Fahl: Verwaltung im Kriegseinsatz: Kontrolle, Fürsorge und Propaganda, in Kirsten Tepper (Hrsg.): Heimatfront Hannover. Kriegsalltag 1914 – 1918 ( = Schriften des Historischen Museums Hannover, Band 44) Hannover: HMH, 2014, ISBN 978-3-910073-45-6, S. 110–133; hier: S. 121, 122
- ↑ Fotopostkarte Nr. 7592, Verlag Gustav Liersch & Co., Aufnahme von Alfred Grohs
- ↑ Die Woche, Bd. 18 (1916), S. 7; Vorschau über Google-Bücher
- ↑ Foto Nummer 1859: Beisetzung des Generals von Emmich in Hannover. Das Gebet am Grabe
- ↑ Gerhard Schneider: „... nicht umsonst gefallen“? Kriegerdenkmäler und Kriegstotenkult in Hannover ( = Hannoversche Geschichtsblätter, Sonderband), Hrsg.: Landeshauptstadt Hannover, Hannover: Hahnsche Buchhandlung, 1991, S. 145; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Helmut Knocke: Wolf, Paul, in: Stadtlexikon Hannover, S. 683f.
Koordinaten: 52° 20′ 58,4″ N, 9° 45′ 10″ O