Green Tobacco Sickness
Als Green Tobacco Sickness (GTS, englisch etwa für Grüner-Tabak-Krankheit) wird ein Krankheitssymptomenkomplex bezeichnet, der durch den Kontakt mit Tabakpflanzen ausgelöst wird. Es handelt sich um eine Art der Nikotinvergiftung. Dabei gelangt das in Wasser gelöste Nikotin der Pflanze durch die Haut in den Kreislauf und führt zu verschiedenen Symptomen. Vornehmlich sind Arbeiter auf Tabakplantagen betroffen.
Die Krankheit kann zu verschiedenen Symptomen wie Übelkeit und Schwindel, aber auch zu Schwankungen des Blutdrucks und der Herzfrequenz führen. Besonders gefährdet sind Kinder und neu angestellte Arbeiter. Trotz einfacher Präventionsmaßnahmen ist ein hoher Anteil von Arbeitern betroffen. Bisher gilt die GTS als unzureichend erforscht.[1]
Forschungsstand und Verbreitung
Erstmals wurde die GTS im Jahr 1970 beschrieben. Trotzdem sind bisher nur wenige Studien zu dem Thema erschienen. Das Wissen über die Krankheit ist daher vergleichsweise gering. Wenig oder unzureichend erforscht sind derzeit vor allem noch die Entwicklung der Symptome bei Kindern, langfristige Folgen, die Abhängigkeit des Auftretens von GTS von Klima und Saison sowie Behandlungsmöglichkeiten und Präventionsstrategien.[2]
Bedingt durch den unzureichenden Forschungsstand ist zudem unklar, wie hoch die Anzahl der Betroffenen ist. Studien von Tabakfeldern in den USA zeigten, dass bis zu einem Viertel der Arbeiter betroffen sind.[3]
Auslöser
Die Green Tobacco Sickness wird durch direkten Kontakt mit den Blättern der Tabakpflanze ausgelöst. Vor allem beim sogenannten Topping, bei dem die Blüte der Pflanze entfernt wird um die Größe der Tabakblätter und den Nikotingehalt zu erhöhen und der Ernte kommen die Arbeiter in Kontakt mit den Pflanzen. Wenn diese – beispielsweise durch Regen oder Tau – feucht sind, enthält die Flüssigkeit auf der Oberfläche der Blätter gelöstes Nikotin. Durch die ungeschützte Haut diffundiert das Nikotin, gelangt in den Körper der Person und führt zu den mit der Krankheit verbundenen Symptomen.
Insbesondere wenn die Blätter feucht sind erhöht sich das Risiko, unter den Symptomen der GTS zu leiden. Die Feuchtigkeit auf den Tabakblättern enthält dabei pro 100 ml bis zu 9 mg gelöstes Nikotin, was dem Nikotingehalt von etwa sechs Zigaretten entspricht. An feuchten Tagen sind Arbeiter durchschnittlich 600 ml Tau ausgesetzt. Eine hohe Nikotinkonzentration kann dann beispielsweise im Schweiß der Arbeiter nachgewiesen werden.[2]
Die Aufnahme des Nikotins wird durch mehrere Faktoren beeinflusst. Körperliche Anstrengung und eine hohe Umgebungstemperatur können die Menge des aufgenommenen Nikotins erhöhen, da beide Faktoren den Blutfluss steigern. Je nach Tabakart ist zudem eine unterschiedliche Intensität der Bewirtschaftung notwendig, die mit einem erhöhten Kontakt einhergehen kann, der wiederum das Risiko einer GTS erhöht.[2]
Dabei ist die Tabakpflanze als solche die Quelle der Gesundheitsgefährdung und nicht externe Faktoren wie beispielsweise der Einsatz von Pestiziden. Ähnliches ist beispielsweise bei Koka- und Opiumanbau vorzufinden.[2]
Krankheitssymptome
Die Symptome unterscheiden sich von Person zu Person und umfassen Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen, Muskelschwäche und Schwindel. Ferner wird über Schlaf- und Essstörungen berichtet.[4] Die GTS ist im Regelfall jedoch nicht tödlich. Vor allem durch wiederholtes Erbrechen kann es allerdings zu einer Dehydratation kommen, die wiederum bei hohen Temperaturen beispielsweise durch einen Hitzschlag bis hin zum Tode führen kann. Deutliche Parallelen der Symptome zu anderen Krankheiten wie Pestizidvergiftungen erschweren eine Diagnose oder führen zu Fehldiagnosen.
Die Symptome können während oder nach der Arbeit mit Tabakpflanzen auftreten und dauern im Regelfall zwischen 12 und 48 Stunden an, falls es zu keinem weiteren Kontakt mit Tabakpflanzen kommt.[1] Durch das Trinken von Wasser können die Symptome gelindert werden. Bei langfristiger Aussetzung mit Tabakpflanzen konnte die Entwicklung einer Nikotintoleranz nachgewiesen werden. Die Entwicklung dieser wird zudem begünstigt durch die weitere Aufnahme durch Nikotin, beispielsweise auch durch Nikotinkaugummis oder -pflaster.
Bei Kindern ist die Entwicklung einer Toleranz unwahrscheinlicher als bei Erwachsenen.[2] Kinder sind zudem aufgrund ihrer geringen Körpergröße und damit relativ höheren Nikotinkonzentration, fehlender Toleranz und größerer Unwissenheit über die Krankheit, grundsätzlich stärker betroffen.[2] Die gleichen Annahmen gelten für neue Arbeiter.
Prävention
Mit vergleichsweise einfachen Mitteln kann die Aufnahme von Nikotin im Rahmen einer GTS zumindest reduziert werden. Hierzu gehört zunächst das Tragen von Schutzkleidung wie Regenmänteln und wasserabweisenden Handschuhen. Dabei muss beachtet werden, dass auch der Umgang mit kontaminierter Kleidung geübt und die Kleidung nach der Arbeit entsorgt werden muss. Direkt nach der Arbeit kann das Waschen des Körpers die Menge des sich auf der Haut befindlichen Nikotins um bis zu 96 Prozent verringern.[3] Falls möglich sollte nach einem Niederschlag mit dem Fortsetzen der Arbeit zunächst solange abgewartet werden, bis die Blätter getrocknet sind. Ferner sollten die Arbeiter über die Krankheit selbst, Risikofaktoren und Präventionsmittel aufgeklärt werden.
Einzelnachweise
- ↑ a b Green Tobacco Sickness. What you need to know (englisch). Philip Morris International. Archiviert vom Original am 15. Mai 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 22. April 2016.
- ↑ a b c d e f R. H. McKnight, H. A. Spiller: Green tobacco sickness in children and adolescents. In: Public health reports (Washington, D.C. : 1974). Band 120, Nummer 6, 2005 Nov-Dec, S. 602–605, PMID 16350329, PMC 1497768 (freier Volltext).
- ↑ a b Green Tobacco Sickness. Recommended Practices (englisch). United States Department of Labor. Abgerufen am 22. April 2016.
- ↑ Green Tobacco Sickness. Overview (englisch). Center for Disease Control and Prevention. Abgerufen am 22. April 2016.