Greta Gerwig

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Greta Gerwig (2018)

Greta Celeste Gerwig (* 4. August 1983 in Sacramento, Kalifornien) ist eine US-amerikanische Schauspielerin, Drehbuchautorin, Filmregisseurin und Filmproduzentin.

Als Darstellerin trat sie seit Mitte der 2000er Jahre in Produktionen der unabhängigen „Mumblecore“-Filmbewegung auf. Durch die weibliche Hauptrolle im Spielfilm Greenberg (2010) wurde sie auch international bekannt. Der von Gerwig 2017 geschriebene, inszenierte und produzierte Film Lady Bird brachte ihr 2018 zwei Oscar-Nominierungen ein.

Leben

Ausbildung und erste Filmrollen

Greta Gerwig wurde 1983 in Sacramento geboren, wo sie mit einer Schwester aufwuchs. Ihr Vater spezialisierte sich auf die Kreditvergabe an kleine und mittelständische Unternehmen, ihre Mutter ist von Beruf Krankenschwester.[1] Sie wurde nach eigener Aussage „sehr katholisch erzogen“.[2] Früh begeisterte sich Gerwig für das Theater, studierte aber auf Anraten ihrer Mutter Philosophie und Englisch am New Yorker Barnard College.[3]

Neben dem Studium schrieb Gerwig Theaterstücke und gründete eine eigene Sketch-Comedy-Gruppe.[1] Ihre Werke wurden an ihrer Universität und mehreren Schauspielhäusern aufgeführt. Im Sommer 2006 war sie Schriftsteller-Stipendiatin („writer-in-residence“) am Vassar College und beim New York Stage & Film’s Powerhouse Theater Festival.[4] Parallel zu dieser Tätigkeit begann sie im Freundeskreis erste eigene Filme zu realisieren.[1]

Ebenfalls im Jahr 2006 machte Gerwig auf dem South by Southwest Film Festival (SXSW) in Austin (Texas) die Bekanntschaft mit dem unabhängigen Filmemacher Joe Swanberg,[1] einem Vertreter der Anfang der 2000er Jahre in den USA ins Leben gerufenen „Mumblecore“-Bewegung. Ähnlich wie die dänischen Dogma-Filmemacher zeichnen sich deren Vertreter durch die Verwendung von geringen Budgets, Handkameras, losen Filmhandlungen und spontanen Dialogen aus.[5] Noch im selben Jahr gab Gerwig unter der Regie von Swanberg ihr Spielfilmdebüt in der Tragikomödie LOL (2006), in der sie den Part eines Mädchens übernahm, das ihrem Verehrer Selbstporträts über das Handy zuschickt.

Regiedebüt und Erfolg mit „Greenberg“

Gerwig mit der Besetzung von Greenberg bei der Berlinale 2010

US-amerikanische Kritiker wurden erstmals auf die Schauspielerin durch Swanbergs dritten Spielfilm Hannah Takes the Stairs (2007) aufmerksam, bei dem Gerwig auch am Drehbuch mitwirkte. In dem Drama übernahm sie die Titelrolle einer College-Absolventin, die einen Sommer in Chicago verbringt und vergeblich nach romantischer Erfüllung in ihren Beziehungen sucht. Mit Auftritten in den „Mumblecore“-Filmen Baghead und Yeast (beide 2008) von Jay und Mark Duplass beziehungsweise Mary Bronstein avancierte Gerwig zur führenden Darstellerin der Filmbewegung.[5] Im selben Jahr übernahm sie gemeinsam mit Swanberg die Regie und schrieb das Drehbuch für das Drama Nights and Weekends (2008), in dem Gerwig und Swanberg auch die Hauptrollen eines Paares spielten, das eine Fernbeziehung führen muss.

2009 übernahm die vom US-Branchendienst The Hollywood Reporter als „indie star“ betitelte Schauspielerin und Filmemacherin[6] ihre erste Hauptrolle in einer Mainstream-Produktion. Regisseur und Drehbuchautor Noah Baumbach war durch die neue Reihe von Independent-Filmen auf Gerwig aufmerksam geworden. Er empfand sie als „außergewöhnlich“ und „sehr speziell“[7] und besetzte sie in seiner Tragikomödie Greenberg (2010) neben Ben Stiller, die im Wettbewerb der 60. Filmfestspiele von Berlin vertreten war. Der Part der jungen Haushälterin Florence, die im Privatleben unorganisiert von einer Karriere als Sängerin träumt, machte Gerwig einem internationalen Publikum bekannt. Deutschsprachige Kritiker feierten die 25-jährige Amerikanerin daraufhin als Neuentdeckung.[8] Der Kritiker A. O. Scott (The New York Times) pries die Schauspielerin Monate später als mögliche „maßgebliche Leinwandheldin ihrer Generation“. Gerwig scheine in einigen Szenen gar nicht zu spielen und ihre transparente Darstellung würde weniger auf eine ausgefeilte Technik als vom Fehlen jeglicher Methode herrühren. Dennoch verglich Scott ihre Darstellung mit der von Zoe Kazan (Exploding Girl, 2009) und Michelle Williams (Wendy and Lucy, 2008).[9]

Im Pilotfilm zum Ableger von How I Met Your Mother namens How I Met Your Dad sollte sie die Hauptrolle übernehmen.[10] Das Projekt wurde aber vom Fernsehsender CBS nicht weiter verfolgt.

Oscarnominierungen für „Lady Bird“ und „Little Women“

2017 inszenierte sie mit Lady Bird ihren ersten komplett unter eigener Regie entstandenen Spielfilm, den sie auch produzierte und dessen Drehbuch sie verfasste. Obwohl das Drehbuch zahlreiche Elemente ihrer eigenen Jugend aufgreift, möchte Gerwig den Film nicht als autobiographisches Werk verstanden wissen.[11] Lady Bird erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter zwei Auszeichnungen bei den Golden Globe Awards 2018. Bei der Oscarverleihung 2018 war der Film in fünf Kategorien nominiert, darunter für die Beste Regie und das Beste Originaldrehbuch.

Als ihren nächsten Film schrieb sie das Drehbuch und führte Regie bei Little Women, einer Adaption des gleichnamigen Romans von Louisa May Alcott. Der Film erschien in den Vereinigten Staaten am 25. Dezember 2019. Bei der Oscarverleihung 2020 war er sechsmal nominiert, darunter Gerwig für das beste adaptierte Drehbuch.

Im Jahr 2023 soll der Realfilm Barbie in die US-amerikanischen Kinos kommen bei dem Gerwig Regie führt und gemeinsam mit Noah Baumbach auch das Drehbuch verfasste. Für die Hauptrollen der bekannten Mattel-Spielzeugpuppen Barbie und Ken wurden Margot Robbie und Ryan Gosling verpflichtet.

Privatleben

Greta Gerwig lebt seit dem Jahr 2011 mit ihrem Partner Noah Baumbach in New York City. Ihr gemeinsamer Sohn wurde im Frühjahr 2019 geboren.[12][13]

Filmografie (Auswahl)

Schauspiel

Drehbuch

Regie

Produktion

Auszeichnungen und Nominierungen

Oscar

Golden Globe Award

Critics’ Choice Movie Award

Writers Guild of America Award

  • 2020: Nominierung für das beste adaptierte Drehbuch für Little Women[14]

Weblinks

Commons: Greta Gerwig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d vgl. Chat-Interview bei sfgate.com, 19. März 2010 (englisch; aufgerufen am 4. April 2010)
  2. DerWesten- derwesten.de: „Ich mag bizarre Charaktere“. 28. Dezember 2015, abgerufen am 13. November 2020.
  3. Rainer Gansera: Diese empfindliche Haut. In: Süddeutsche Zeitung, 1. April 2010, S. 12
  4. vgl. Porträt bei hannahtakesthestairs.com (englisch; aufgerufen am 4. April 2010)
  5. a b vgl. Biografie bei allmovie.com (englisch; aufgerufen am 4. April 2010)
  6. Steven Zeitchik: Actress builds a relationship with Baumbach. In: The Hollywood Reporter, 10. Februar 2010 (englisch).
  7. Dominik Kamalzadeh: Das letzte Mal, dass er sich cool fühlte. In: die tageszeitung, 27. März 2010 (Interview mit Noah Baumbach).
  8. Anke Westphal: Älterwerden für Anfänger. In: Berliner Zeitung, 1. April 2010.
  9. vgl. Scott, A. O.: No Method To Her Method. In: The New York Times, 28. März 2010, Arts and Leisure Desk, Film, S. 1
  10. Greta Gerwig übernimmt Hauptrolle im How I Met Your Dad-Spin-off. 12. Februar 2014. Abgerufen am 13. Februar 2014.
  11. Kate Erbland: Greta Gerwig Explains How Much of Her Charming Coming-of-Age Film ‘Lady Bird’ Was Inspired By Her Own Youth. In: indiewire.com vom 6. Oktober 2017.
  12. Cady Lang: Greta Gerwig and Noah Baumbach Welcome Their First Child. In: time.com vom 21. März 2019.
  13. Chloe Malle: Greta Gerwig on the Twin Adventures of Filmmaking and Motherhood. In: vogue.com vom 6. Dezember 2019.
  14. Marc Malkin: Greta Gerwig, Noah Baumbach, Bong Joon Ho Among Writers Guild Awards Film Nominees. In: Variety, 6. Januar 2020.