Große Seen
Die Großen Seen (englisch Great Lakes) sind eine Gruppe fünf zusammenhängender Süßwasserseen in Nordamerika.
Geographie
Zu den Großen Seen gehören:
- Eriesee (Lake Erie)
- Huronsee (Lake Huron)
- Michigansee (Lake Michigan)
- Oberer See (Lake Superior)
- Ontariosee (Lake Ontario)
Hydrologisch gesehen bilden Huron- und Michigansee zusammen nur einen See mit einer schmalen Stelle, der Mackinacstraße. Der maximale Höhenunterschied zwischen den einzelnen Seen liegt bei circa 150 Meter, den größten Teil davon bilden die Niagarafälle zwischen dem Erie- und dem Ontariosee. Aufgrund ihrer Größe sind auf den Großen Seen die Gezeiten bemerkbar, die Auswirkungen sind allerdings gering und werden von meteorologischen Effekten überdeckt.[1] Der Michigansee liegt als einziger der Großen Seen vollständig in den USA, die anderen vier liegen entlang der kanadisch-US-amerikanischen Grenze. Durch den Sankt-Lorenz-Strom werden sie in den Atlantik entwässert.
Über 35.000 Binneninseln beziehungsweise Binnen-Inselgruppen befinden sich im Gebiet der Großen Seen. Im kanadischen Teil des Huronsees liegt beispielsweise Manitoulin Island, die mit 2.766 Quadratkilometern flächenmäßig größte Binnenseeinsel der Erde.
Im Winter erzeugt die Wasseroberfläche der Großen Seen den Lake Effect, der dadurch entstehende Snow Belt erstreckt sich über fünf Bundesstaaten.
Geologie
Die Umgebung der Großen Seen und das Tiefland des Sankt-Lorenz-Stromes sowie seine sich noch weithin im Schelf untermeerisch fortsetzende Trichtermündung stellen geologisch eine Einheit dar.
Glaziale Ausräumung, Auflagerung von Moränenschutt und Krustenbewegungen bestimmen die Gestalt des Seengebietes, dessen Hohlformen allerdings schon durch großräumige tektonische Einmuldungen im Tertiär und zu Beginn des Pleistozäns angelegt wurden.
Eine mächtige paläozoische Schichtenfolge, die aus verschiedenen widerstandsfähigen Sandsteinen und Kalken bestehende Onondaga-Formation, umrahmt die Seen im Süden. Zwischen Ontario- und Eriesee und nördlich des Michigansees erstreckt sich die aus hartem Dolomitgestein und weichem Schiefer bestehende Niagara-Schichtstufe. Am Nordrand der Großen Seen tritt der Kanadische Schild an die Oberfläche.
Vergleich der Seen
See | Oberer See | Huronsee | Michigansee | Eriesee | Ontariosee | Gesamt |
---|---|---|---|---|---|---|
Höhe über Meeresspiegel |
183 m | 176 m | 176 m | 174 m | 75 m | – |
Oberfläche Anteil USA Anteil Kanada |
82.103 km² 52.256 km² 29.847 km² |
59.586 km² 23.235 km² 36.351 km² |
58.016 km² 58.016 km² 0 km² |
25.667 km² 12.945 km² 12.722 km² |
19.011 km² 9.042 km² 9.969 km² |
244.383 km² 155.494 km² 88.889 km² |
Wasservolumen | 12.100 km³ | 3.540 km³ | 4.918 km³ | 484 km³ | 1.639 km³ | 22.681 km³ |
Durchschnittliche Tiefe |
149 m | 59 m | 85 m | 19 m | 86 m | – |
Maximale Tiefe |
406 m | 229 m | 282 m | 64 m | 244 m | – |
Große Siedlungen |
Duluth Sault Ste. Marie Thunder Bay |
Sarnia | Chicago Gary Green Bay Milwaukee |
Buffalo Cleveland Erie Toledo |
Hamilton Kingston Mississauga Oshawa Rochester Toronto |
– |
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Großen Seen sind ein wichtiges Reservoir für die Wasserversorgung der USA und Kanadas. Mit etwa 244.000 Quadratkilometern bilden sie die größte Süßwasserfläche der Erde. Der Baikalsee ist zwar viel kleiner (31.722 km²), enthält aber wegen seiner großen Tiefe mehr Süßwasser als die Großen Seen.
Durch die starke Besiedlung und Industrialisierung des Gebiets kam es zu einer immer höheren Schadstoffbelastung und zur Massenvermehrung von eingeschleppten Tier- und Pflanzenarten, zum Beispiel dem Meerneunauge, der Schwarzmund-Grundel und der Dreikantmuschel. Die USA und Kanada schlossen am 1. April 1972 ein Wasserschutzabkommen (Great Lakes Water Quality Agreement); es wurde 1978 überarbeitet und 1987 und 2012 ergänzt.[2] Die International Joint Commission erforscht und dokumentiert die Entwicklung der Biotope und der Wasserqualität.[3] 1972 trat in den USA der Clean Water Act zum Schutz von Oberflächengewässern in Kraft.
Der 1848 fertiggestellte Illinois Waterway, ein 541 km langes System von Flüssen und Kanälen zwischen dem Michigansee und dem Mississippi River, ermöglicht es Binnenschiffen, bis zum Golf von Mexiko zu fahren.
In den 1930er Jahren wurde der Ogoki River zum Ogoki Reservoir aufgestaut, um Wasser über den Nipigonsee an den Oberen See zu leiten. Somit besteht seither auch eine hydrologische Verbindung zum Albany River und damit zur Hudson Bay, diese wird jedoch wirtschaftlich nicht genutzt.
In den Jahren 1951 bis 1959 wurde der Sankt-Lorenz-Seeweg zwischen dem Oberen See und Montreal ausgebaut; seitdem können auch Hochseeschiffe (Seawaymaxklasse oder kleiner) vom Atlantischen Ozean bis zu 3700 Kilometer in das Landesinnere Nordamerikas fahren. Auf den Seen verkehren zahlreiche Massengutschiffe (englisch Lake freighter, siehe Große-Seen-Schiff und Interlake Steamship Company).
Siehe auch
- Nipigonsee, der geologisch zu den Großen Seen gehört und auch sechster der Großen Seen genannt wird.
- Lake St. Clair
Literatur
- Katrin Schmidt: Die Großen Seen: USA, Kanada. Dumont Reise, Köln 2002[4]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ William Ashworth: The Late, Great Lakes: An Environmental History. Wayne State University Press, 1987, ISBN 9780814318874, S. 27
- ↑ Great Lakes water quality agreement. canada.ca, abgerufen am 4. September 2021.
- ↑ www.ijc.org: The IJC and the Great Lakes Water Quality Agreement
- ↑ Hörbuch bei Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte, 394 min. Signatur DS 1276. Fernleihe für alle deutschsprachigen Länder. Städte: Chicago, Milwaukee, Minneapolis, Detroit, Buffalo, Toronto und Montreal, sowie Landschaften.
Koordinaten: 45° 48′ 38″ N, 84° 40′ 57″ W