Großer Werkmeister

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Werkmeister
Großer Werkmeister (2011 Aichele) B.JPG
Großer Werkmeister
Produktionszeitraum: 1952
Klasse: Rennwagen
Karosserieversionen: Roadster
Motoren: Ottomotor:
2,0 Liter (99 kW)
Länge: 4100 mm
Breite: 1750 mm
Höhe: 1030 mm
Radstand: 2600 mm
Leergewicht: 770 kg
Vorgängermodell Kleiner Werkmeister

Der Große Werkmeister ist ein Rennsportwagen, den der Konstrukteur Georg Werkmeister, Mitinhaber der Reparaturwerkstatt Heinrich Werkmeister und des Karosseriebauunternehmens Werkmeister & Lerch, 1952 in Dingelstädt (Thüringen) als Einzelstück baute. Gestalter der Karosserie war Georg Hufnagel, ehemaliger Aerodynamiker der Auto Union, in Zusammenarbeit mit Arno Dietzel, der im Wesentlichen den Rahmen entwarf, und Stephan Dudys. Der Wagen fuhr in der Sportwagenklasse E bis zwei Liter Hubraum und ab 1953 auch in der Formel 2.[1] Ende 1953 – nachdem Georg Werkmeister in den Westen übergesiedelt war – beschlagnahmte die Volkspolizei den Wagen, der jedoch weiter an Rennen teilnahm.[2]

Motor

Wie Veritas, AFM und EMW setzte Georg Werkmeister den Motor des BMW 328 ein, einen Reihensechszylinder mit Leichtmetallzylinderkopf und halbkugelförmigen Brennräumen. Die V-förmig hängenden Ventile werden von einer untenliegenden Nockenwelle über Stoßstangen und Kipphebel betätigt, bei den Auslassventilen mit zusätzlichen waagrechten Stoßstangen über dem Zylinderkopf und einem zweiten Satz Kipphebel.[3] Im Großen Werkmeister leistete der hinter der Vorderachse eingebaute Motor nach der Weiterentwicklung durch Erich Koch und Robert Jäger zunächst etwa 115 PS (85 kW)[4], später 135 PS (99 kW)[5] (99 kW) bei 5800/min. Die Kraft wird über ein teilsynchronisiertes Vierganggetriebe, Kardanwelle und Differenzial auf die Hinterräder übertragen.[1]

Karosserie und Fahrwerk

Die sehr flache und strömungsgünstige Karosserie des zweitürigen offenen Zweisitzers trägt ein Gitterrohrrahmen, der mit einem Hauptrahmen verschweißt ist. Um das Gewicht des Wagens niedrig zu halten, sind die Rohre des Hauptrahmens durchbohrt. Der Unterboden ist völlig glatt. Zur Verringerung des Luftwiderstandes waren in Rennen die Radausschnitte abgedeckt.[4]

Die Vorderräder sind an einer oben liegenden Querblattfeder und unteren Dreieckslenkern aufgehängt. Hinten ist es eine Starrachse mit längsliegenden Blattfedern. An allen vier Rädern hatte der Wagen zunächst Hebelstoßdämpfer, später Teleskopstoßdämpfer.[1] 1959 wurde die ursprüngliche Aluminiumkarosserie durch eine in der Form ähnliche aus Stahlblech mit höherer Windschutzscheibe ersetzt, die der Wagen etwa 50 Jahre behielt.[6]

Technische Daten

Großer Werkmeister, Baujahr 1952, auf der Solitude
Großer Werkmeister am Nürburgring
Cockpit des Großen Werkmeisters
Kenngrößen Großer Werkmeister
Motor:  Sechszylinder-Viertakt-Reihenmotor,
hinter der Vorderachse eingebaut
Kühlung:  Wasser
Hubraum 1971 cm³
Bohrung × Hub 66 × 96 mm
Ventilsteuerung:  untenliegende Nockenwelle,
V-förmig hängende Ventile
Verdichtung:  10,5 : 1
Vergaser:  3 Fallstromvergaser
Leistung:  135 PS (99 kW) bei 5800/min
Maximales Drehmoment 185 Nm bei 4500/min
Kraftübertragung:  4-Gang mit H-Schaltung, 3. und 4. Gang synchronisiert,
Kardanwelle und Differenzial
Rahmen:  Gitterrohr-, mit Hauptrahmen verschweißt
Lenkung:  Zahnstange
Radaufhängung vorn:  Dreiecklenker unten, obliegende Querblattfeder,
Teleskopstoßdämpfer
Radaufhängung hinten:  Starrachse mit Längsblattfedern,
Teleskopstoßdämpfer
Bremsen:  hydraulisch betätigte Trommelbremsen, Ø 280 mm
Spurweite vorn und hinten:  1375 mm
Radstand 2600 mm
Reifengröße vorn/hinten:  5.50–16/6.00–16
Länge × Breite × Höhe:  4100 × 1750 × 1030 mm
Leergewicht 770 kg
Zulässiges Gesamtgewicht:  950 kg
Höchstgeschwindigkeit:  220 km/h

Der Große Werkmeister im Motorsport

Nach ersten Testfahrten auf der Landstraße zwischen Heiligenstadt und Leinefelde mit Geschwindigkeiten bis zu 220 km/h startete der Große Werkmeister am 3. September 1952 auf dem Sachsenring zu seinem ersten Rennen. Fahrer war Hans Althoff, der den Wagen als „zu giftig“[6] empfand und nicht den erwarteten Erfolg erzielte.[4]

In der Saison 1953 fuhr Karl Weber aus Heiligenstadt für Werkmeister. Weber, der bereits über vier Jahre Rennerfahrung verfügte, belegte bei seinem ersten Einsatz mit dem Großen Werkmeister am 3. Mai 1953 auf der Autobahn Chemnitz den zweiten Platz hinter Rudolf Krause. Am 7. Juni 1953 in Dessau wurde er Vierter in einem Feld von 13 Wagen. Weber bestritt in diesem Jahr noch drei weitere Rennen, unter anderem am 30. August auf dem Sachsenring, und wurde Dritter in der DDR-Meisterschaft 1953.[4] Das Auto war inzwischen Eigentum des Treuhandbetriebes Werkmeister, nachdem Georg Werkmeister im März 1953 die DDR verlassen hatte und in der Bundesrepublik Deutschland lebte.[4]

Auch 1954 startete der Große Werkmeister noch einige Male. Das letzte Rennen auf der AVUS im September konnte er jedoch nicht mehr aufnehmen, weil es nicht gelang, einen Lagerschaden rechtzeitig zu beheben.[4]

Verbleib nach 1954

Nachdem die Zeit der Teilnahme an Rennen vorüber war, blieb der Wagen einige Jahre ungenutzt, bevor er 1959 umgebaut und mit Stahlblechkarosserie, Stoßstangen und einem Motor aus dem EMW 340 für den Straßenverkehr zugelassen wurde.[6] In der Folgezeit wechselte er mehrmals den Besitzer, wurde 2004 teilrestauriert und ab November 2006 auf Veranlassung der damaligen Eigentümer weitestgehend in den Originalzustand zurückversetzt, mit Aluminiumkarosserie und einem EMW-328-Motor, der dem ursprünglichen BMW-Motor entspricht.[7]

Literatur

  • Karl-Heinz Edler, Wolfgang Roediger: Die deutschen Renn-Fahrzeuge : technische Entwicklung der letzten 20 Jahre, Fachbuchverlag, Leipzig, 1990, ISBN 978-3-343-00435-5
  • Horst Ihling: Autorennsport in der DDR, Delius Klasing Vlg GmbH, 2006, ISBN 978-3-7688-5788-8
  • Wolfgang Melenk: Meister des Sports : der Automobilrennsport in der DDR, Motorbuch-Verlag, Stuttgart, 2004, ISBN 978-3-613-02441-0

Einzelnachweise

  1. a b c dls automobile, Dokumentation der Restaurierung, Details auf 61 Bildern in der Galerie, aufgerufen am 30. September 2011, verifiziert 6. Oktober 2020.
  2. Website oldtimer-tv. Aufgerufen am 30. September 2011.
  3. Edler/Roediger: Die deutschen Rennfahrzeuge. Fachbuchverlag Leipzig, Leipzig 1990, ISBN 3-343-00435-9, S. 151, 152 u. 182.
  4. a b c d e f Karl-Heinz Cramer: Motorsport Ost. In: Motorsport-Historie. BMW Veteranenclub Deutschland, Clubnachrichten 3/2002.
  5. Angabe auf dem Typenschild des Wagens.
  6. a b c Wolfgang Melenk: Meister des Sports – Der Automobilrennsport in der DDR. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-02441-1, S. 168.
  7. Auskunft der Eigentümergemeinschaft