Großraum-Rettungshubschrauber

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Als Großraumrettungshubschrauber (kurz: GRH bzw. G-RTH) werden in Deutschland mittlere Transporthubschrauber des Typs Sikorsky CH-53 G/GS der Luftwaffe bezeichnet, die aufgrund ihrer Ausstattung und Verfügbarkeit für Einsätze bei Großschadensereignissen wie Katastrophen und Unglücksfällen mit großer Anzahl von Verwundeten geeignet sind.

Hubschrauber

  • Flugzeit: CH-53G/GA/GE: 01:40 Stunden; CH-53GS: 6:30 Stunden (theoretische Reichweite ohne Transportgut)
  • Höchstgeschwindigkeit: 160 Knoten
  • Reisegeschwindigkeit: 110 Knoten
  • Flugstrecke: CH-53G/GA/GE:400 km; CH-53GS: 650 km
  • Funkausrüstung: UHF, VHF, FM
  • Navigationsausrüstung: VOR, ADF, ILS, TACAN, GPS
  • Besatzung: 4 im Friedenflugbetrieb, 7 Im Einsatzflugbetrieb
  • Zusätzliches medizinisches Fachpersonal

Der GRH muss mit medizinischen Geräten und Tragen so ausgestattet werden können, dass insgesamt zwölf Patienten sowie ein Notarztteam transportiert werden können. Die Reaktionszeit beträgt 12 Stunden ab Alarmierung.[1]

Bis Februar 2022 gab es jedoch kein tragfähiges und nach luftfahrtrechtlichen Aspekten gesichertes GRH-Konzept, weshalb der Rüstsatz zum Februar 2022 endgültig aufgelöst wurde und durch ein zugelassenes Taktisches Aeromedical Evacuation (Tac AE) Konzept für das Waffensystem CH-53 ersetzt wurde. Somit steht aktuell ein hochmodernes Verwundetenlufttransportsystem zur Verfügung, das bis Ende 2022 nochmals modernisiert werden wird. Damit wird es möglich sein im Einsatz wie im Frieden 3 Intensivpatienten nach höchsten Qualitätsstandards transportieren und versorgen zu können. Im Friedensflugbetrieb kann die Transportkapazität darüber hinaus um weitere 4 Leichtverletzte erweitert werden. Alternativ können bis zu 10 Leichtverletzte entsprechend den luftfahrtrechtlichen Vorgaben der Luftfahrtbehörden transportiert werden.

Besatzung

Zur Besatzung gehörten im Friedensflugbetrieb neben den beiden Piloten zwei Bordtechniker (ein Bordmechanikerfeldwebel und ein Bordwartfeldwebel) sowie ein für das medizinische Material verantwortlicher Sanitätsfeldwebel. Zusätzlich wurden der GRH im Rahmen eines Großschadenfalles üblicherweise mit drei bis vier Arztgruppen (1 Notarzt, 1 Rettungsassistent bzw. Intensivpfleger) aus dem Bundeswehrkrankenhaus Ulm (GRH-Laupheim) besetzt. Eine Besetzung des GRH mit nur einem Notarzt war in seltenen Fällen möglich, aber nicht die Regel.

Einsätze

Ein GRH wurde wegen der relativ langen Vorlaufzeit kein primäres Rettungsmittel des SAR-Dienstes oder für die Luftrettung in Deutschland. SAR-Mittel 2. Grades standen deshalb grundsätzlich nicht in ständiger Bereitschaft. Eine Ausnahme für Einsätze bei einem Massenanfall von Verletzten bildete eine CH-53 des Hubschraubergeschwader 64. Die Reaktionszeit lag in der Arbeitswoche bei ca. 4–6 Stunden, am Wochenende deutlich länger. Zur Aufnahme des medizinischen Personals fliegt er das Bundeswehrkrankenhaus Ulm an. Er war für den süddeutschen Raum im Jahr 2000 auch noch in zivile Alarmpläne eingebunden.[2]

Ein zweiter GRH wurde bis zur Auflösung des dortigen Verbandes in Mendig in Bereitschaft gehalten. Seither ist für den Einsatzraum Norddeutschland ein Anflug aus Laupheim deutlich länger. Der Rüstsatz wurde für den zweiten GRH beim Transporthubschrauberregiment 15 in Rheine-Bentlage vorgehalten, musste aber im Bedarfsfall zuerst in einen Hubschrauber eingerüstet werden. Das medizinische Personal muss vom Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz herangeführt oder aufgenommen werden. Das Transporthubschrauberregiment ist inzwischen aufgelöst, der Rüstsatz wurde in das HSG 64 nach Schönewalde überführt. Auch dieser Rüstsatz wurde zum Februar 2022 endgültig aufgelöst.

Der GRH wurde grundsätzlich durch die SAR-Leitstelle des Heeres in Münster (RCC, Rescue Coordination Centre) eingesetzt. Aufgrund der Nachtflugfähigkeit (Einsatz mit Bildverstärkerbrille) konnte der GRH nach entsprechender Vorbereitung auch für Verlegungsflüge bei Nacht verwendet werden, zum Beispiel von geeigneten Nachtlandeplätzen zu Krankenhäusern oder Flugplätzen, sofern die notwendigen Wettermindestbedingungen vorherrschen.

Bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr mit Beteiligung von Hubschraubern des Musters CH-53 GS, zum Beispiel beim Einsatz in der ISAF oder der RS in Afghanistan wurde der GRH in seiner herkömmlichen Erscheinung nicht genutzt. In ISAF und RS wurde eine Patiententransporteinheit (PTE) und eine Feldtrage in die CH-53 eingerüstet. Mit diesen war der qualifizierte Verwundetentransport von einem Intensivpatienten möglich. Bald darauf hin wurden, unter dem Gewichtsaspekt, nur noch zwei Feldtragen mit der intensivmedizinischen Ausrüstung eingerüstet. Diese Konfiguration wurde als "CH-53 MedEvac" deklariert ("MedEvac" als Abkürzung für "Medical Evacuation"). Im Rahmen von ISAF- und RS-Einsätzen war die CH-53 MedEvac grundsätzlich mit sieben Besatzungsmitgliedern besetzt (zwei Piloten, zwei Bordtechniker, zwei Bordschützen und ein Beobachter). Hinzu kamen in der Regel ein Notarzt und ein Rettungsassistent/Notfallsanitäter oder Intensivpfleger, alle zumeist mit zusätzlicher flugmedizinischer Ausbildung. Inzwischen wurden die neueste Medizinproduktegeneration eingeführt. Damit verfügt der Tac AE CH-53 mit dem Hamilton über die neueste Gerätegeneration eines Intensivrespirators für den Patientenlufttransport. Noch 2022 wird ein von Airbus neu entwickelter AE-Rüstsatz eingeführt. Dieser wird wieder über 3 PTE verfügen, die eine medizinische Versorgung auf höchstem apparativen Niveau ermöglichen wird.

Die Besatzung befand sich früher stets in Sofortbereitschaft und konnte, sofern es die Wetterbedingungen zuließen, auch nachts eingesetzt werden.

Weitere Hubschrauber

Weitere Hubschrauber im Rettungsdienst sind:

Einzelnachweise

  1. SAR-Handbuch Such- und Rettungsdienst für Luftfahrzeuge S. 35 und 48
  2. Rettungsdienstplan Baden-Württemberg 2000@1@2Vorlage:Toter Link/www.drk-emmendingen.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.

3. Ergänzungen durch Fliegerarzt HSG 64