Großer Gott, wir loben dich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Evangelisches Gesangbuch, 1929

Großer Gott, wir loben dich ist ein römisch-katholisches, heute auch ökumenisches Kirchenlied. Ignaz Franz dichtete es 1768 als freie deutsche Fassung des aus dem 4. Jahrhundert stammenden lateinischen Gesangs Te Deum laudamus (Dich, Gott, loben wir), dessen liturgische Rolle es oftmals übernimmt. Es wird häufig zum Ende von feierlichen Dankgottesdiensten, etwa zum Jahresschluss, oder zu freudigen Anlässen wie der Fronleichnamsprozession gesungen und ist eines der bekanntesten deutschen Kirchenlieder. Dem Lied wird ein besonderer Rang zugesprochenen, „einen mächtigeren, umfassenderen, grundsätzlicheren, der es erlaubt, von einer Hymne zu sprechen“ (Hermann Kurzke).[1]

Als eines von wenigen ursprünglich katholischen Liedern wird es auch häufig im Protestantismus gesungen (EG 331, GL 380, MG 34). Es ist in seiner englischsprachigen Form (Holy God, we praise thy name) und durch die deutsche Auswanderung nach Nordamerika auch dort zu einem der am weitesten verbreiteten Kirchenlieder geworden.

Melodie

Datei:(Carsten Wiedemann-Hohl) 331 Großer Gott, wir loben dich.mp3 Die bekannte Melodie wurde zum ersten Mal im Katholischen Gesangbuch (Wien 1776)[2] abgedruckt. In der Folgezeit haben sich unterschiedliche Varianten herausgebildet. Die beiden heute gängigen, leicht unterschiedlichen Fassungen gehen auf Johann Gottfried Schichts Allgemeines Choralbuch (1819) und Heinrich Bones Gesangbuch Cantate (Mainz 1852) zurück. Hin und wieder vorgeschlagene Alternativmelodien haben sich nicht durchsetzen können.

Melodie von Wien um 1776, Heinrich Bone 1852 (Text von Ignaz Franz 1768):

Die Version von LilyPond konnte nicht ermittelt werden:

sh: /usr/bin/lilypond: No such file or directory

Quelle: Gotteslob Nr. 380

Text

Großer Gott, wir loben dich, Erstfassung 1776

Der Text paraphrasiert den lateinischen Hymnus Te Deum in der Liturgie der lateinischen Kirche und wurde von dem Priester Ignaz Franz (1719–1790) gedichtet. Ursprünglich hatte das Lied zwölf Strophen. 1778 veröffentlichte Franz eine andere Version, die sich jedoch nicht durchsetzen konnte. Die heutige Fassung entstand durch das Zusammenziehen der ursprünglich fünften und sechsten Strophe.

Durch Johann Gottfried Schicht fand 1819 das Lied auch Einzug in protestantische Liederbücher, war jedoch als „geistliches Volkslied“ der Aufklärungszeit angefeindet. Erst im 20. Jahrhundert fand es dort Zustimmung, meist aber stark gekürzt. Die Neuapostolische Kirche passte den Text des Liedes mehrmals an.[3]

Auch in Militärgesangbüchern stand es als Danklied. Das Militärgesangbuch der evangelischen Kirche von 1939 fügte eine den „Führer“ verherrlichende Schlussstrophe hinzu. Das Gesangbuch der Deutschen Christen von 1941 wurde nach diesem Lied „Großer Gott wir loben dich“ benannt und enthielt eine von „jüdischen Elementen“ gereinigte und der nationalsozialistischen Ideologie angepasste Version.[4]

Der Aufbau des Liedes lässt sich in drei Abschnitte teilen: je einen hymnischen Abschnitt über Gott, den Vater (Strophen 1 bis 5) und Gott, den Sohn (Strophen 6 und 7) und schließlich die Bitten (Strophen 8 bis 11).

Ökumenische Fassung

In den Kirchengesangbüchern in Deutschland und Österreich (Gotteslob Nr. 380, Evangelisches Gesangbuch Nr. 331, Mennonitisches Gesangbuch Nr. 34, Alt-katholisches Gesangbuch Nr. 550[5]) steht die von der Arbeitsgemeinschaft für ökumenisches Liedgut erarbeitete Textfassung; dazu hier in Synopse das Te Deum in der Übersetzung von Romano Guardini:

Liedtext Te Deum

1. Großer Gott, wir loben dich;
Herr, wir preisen deine Stärke.
Vor dir neigt die Erde sich
und bewundert deine Werke.
Wie du warst vor aller Zeit,
so bleibst du in Ewigkeit.

Dich, Gott, loben wir,
dich, Herr, preisen wir.
Dir, dem ewigen Vater,
huldigt das Erdenrund.

2. Alles, was dich preisen kann,
Cherubim und Seraphinen
stimmen dir ein Loblied an;
alle Engel, die dir dienen,
rufen dir stets ohne Ruh
„Heilig, heilig, heilig“ zu.

Dir rufen die Engel alle,
dir Himmel und Mächte insgesamt,
die Kerubim dir und die Serafim

mit niemals endender Stimme zu:

3. Heilig, Herr Gott Zebaoth!
Heilig, Herr der Himmelsheere!
Starker Helfer in der Not!
Himmel, Erde, Luft und Meere
sind erfüllt von deinem Ruhm;
alles ist dein Eigentum.

Heilig, heilig, heilig
der Herr, der Gott der Scharen!

Voll sind Himmel und Erde
von deiner hohen Herrlichkeit.

4. Der Apostel heilger Chor,
der Propheten hehre Menge
schickt zu deinem Thron empor
neue Lob- und Dankgesänge;
der Blutzeugen lichte Schar
lobt und preist dich immerdar.

Dich preist der glorreiche Chor der Apostel;
dich der Propheten lobwürdige Zahl;


dich der Märtyrer leuchtendes Heer;

5. Dich, Gott Vater auf dem Thron,
loben Große, loben Kleine.
Deinem eingebornen Sohn
singt die heilige Gemeinde,
und sie ehrt den Heilgen Geist,
der uns seinen Trost erweist.

dich preist über das Erdenrund die heilige Kirche;
dich, den Vater unermessbarer Majestät;
deinen wahren und einzigen Sohn;

und den Heiligen Fürsprecher Geist.

6. Du, des Vaters ewger Sohn,
hast die Menschheit angenommen,
bist vom hohen Himmelsthron
zu uns auf die Welt gekommen,
hast uns Gottes Gnad gebracht,
von der Sünd uns frei gemacht.

Du König der Herrlichkeit, Christus.
Du bist des Vaters allewiger Sohn.
Du hast der Jungfrau Schoß nicht verschmäht,
bist Mensch geworden, den Menschen zu befreien.
Du hast bezwungen des Todes Stachel

7. Durch dich steht das Himmelstor
allen, welche glauben, offen;
du stellst uns dem Vater vor,
wenn wir kindlich auf dich hoffen;
du wirst kommen zum Gericht,
wenn der letzte Tag anbricht.


und denen, die glauben, die Reiche der Himmel aufgetan.
Du sitzest zur Rechten Gottes
in deines Vaters Herrlichkeit.
Als Richter, so glauben wir,
kehrst du einst wieder.

8. Herr, steh deinen Dienern bei,
welche dich in Demut bitten.
Kauftest durch dein Blut uns frei,
hast den Tod für uns gelitten;
nimm uns nach vollbrachtem Lauf
zu dir in den Himmel auf.

Dich bitten wir denn,
komm deinen Dienern zu Hilfe,
die du erlöst mit kostbarem Blut.

In der ewigen Herrlichkeit
zähle uns deinen Heiligen zu.

9. Sieh dein Volk in Gnaden an.
Hilf uns, segne, Herr, dein Erbe;
leit es auf der rechten Bahn,
dass der Feind es nicht verderbe.
Führe es durch diese Zeit,
nimm es auf in Ewigkeit.

Rette dein Volk, o Herr,
und segne dein Erbe;


und führe sie
und erhebe sie bis in Ewigkeit.

10. Alle Tage wollen wir
dich und deinen Namen preisen
und zu allen Zeiten dir
Ehre, Lob und Dank erweisen.
Rett aus Sünden, rett aus Tod,
sei uns gnädig, Herre Gott!

An jedem Tag
benedeien wir dich
und loben in Ewigkeit deinen Namen,
ja, in der ewigen Ewigkeit.
In Gnaden wollest du, Herr,
an diesem Tag uns ohne Schuld bewahren.

11. Herr, erbarm, erbarme dich.
Lass uns deine Güte schauen;
deine Treue zeige sich,
wie wir fest auf dich vertrauen.
Auf dich hoffen wir allein:
Lass uns nicht verloren sein.

Erbarme dich unser, o Herr, erbarme dich unser.
Lass über uns dein Erbarmen geschehn,

wie wir gehofft auf dich.
Auf dich, o Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt.
In Ewigkeit werde ich nicht zuschanden.

Schweizer Gesangbücher

Die Schweizer Gesangbücher (Gesangbuch der Evangelisch-reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz, Nr. 247; Gesangbuch der römisch-katholischen Kirche der deutschsprachigen Schweiz Nr. 175; Gebet- und Gesangbuch der christkatholischen Kirche der Schweiz, Nr. 495) folgen ebenfalls dieser ökumenischen Fassung, haben aber folgende Abweichung in der letzten Strophe:

11. Herr, erbarm, erbarme dich; auf uns komme, Herr, dein Segen.
deine Güte zeige sich allen der Verheissung wegen.
Auf dich hoffen wir allein: lass uns nicht verloren sein.

In der Schweiz gibt es außerdem eine in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg entstandene pazifistische Neufassung von Karl von Greyerz, die im evangelisch-reformierten (Nr. 518), und im christkatholischen Gesangbuch jeweils besonders für den eidgenössischen Dank-, Buss und Bettag vorgesehen ist.

2. Unser Land mit seiner Pracht,
 seine Berge, seine Fluren
 sind die Zeugen deiner Macht,
 deiner Vatergüte Spuren.
 Alles in uns betet an;
 Großes hast du uns getan.

3. Zieh uns in dein Liebesreich;
 mach aus Sündern Gotteskinder;
 mach uns dir, o Heiland, gleich:
 Helfer, Kämpfer, Überwinder,
 im Geringsten wahr und treu;
 großer Gott, mach du uns frei.

4. Herr, erbarm, erbarme dich
 deiner blutbefleckten Erde;
 unsre Seele sehnet sich,
 dass du sprichst ein neues „Werde!“.
 Send uns Kraft und Zuversicht,
 die der Waffen Joch zerbricht.

5. Zünd in uns dein Feuer an,
 dass die Herzen gläubig brennen
 und, befreit von Angst und Wahn,
 wir als Menschen uns erkennen,
 die sich über Meer und Land
 reichen fest die Friedenshand.

6. Mach vom Hass die Geister frei,
 frei von Sündenlast und -ketten;
 brich des Mammons Reich entzwei;
 du nur kannst die Menschheit retten.
 Rette uns aus Schuld und Not,
 Heilger Geist, barmherz’ger Gott.

Text Zürcher Disputation 1984

Strophe 1: Ignaz Franz 1719–1790, Strophen 2–6 Gruppe der Zürcher Disputation 1984[6] nach Karl von Greyerz, 1870–1949.

1. Großer Gott, wir loben dich,
Herr, wir preisen deine Stärke.
Vor dir neigt die Erde sich
und bewundert deine Werke.
Wie du warst vor aller Zeit,
so bleibst du in Ewigkeit.

2. Herr, erbarm, erbarme dich,
denn der Mensch bedroht die Erde.
Unsre Seele sehnet sich,
dass du sprichst ein neues „Werde“!
Gib uns Kraft, Verstand und Mut,
hilf bewahren der Schöpfung Gut.

3. Hilf zu schützen deine Welt
mit den Wassern und den Wäldern,
mit den Tieren ungezählt
in der Luft, im Meer, Wald und Feldern.
Lass uns folgen deiner Spur
für den Schutz der Kreatur.

4. Mach von Angst die Herzen frei,
frei von Zwängen, Süchten, Ketten.
Brich der Habgier Macht entzwei.
Du nur kannst uns daraus retten.
Du nur kennst der vielen Not,
denen Arbeit fehlt und Brot.

5. Sieh, wie Kinder hungern hier,
während Menschen Korn zerstören.
Grössetes Unrecht ists vor dir,
andrer Hilfeschrei nicht zu hören.
Gib uns Kraft, gib eine Sicht,
dass des Elends Joch zerbricht.

6. Ja, erbarm, erbarme dich.
Es bedroht der Mensch die Erde.
Unsere Seele sehnt sich,
dass du sprichst ein neues „Werde!“
und ein Frieden weltweit sei.
Mach für ihn uns Menschen frei.

Übersetzungen

  • Holy God, Thy Name we bless, englisch 1923
  • Holy God, We Praise Thy Name, englisch von Clarence A. Walworth (1820–1900)
  • Grand Dieu, nous te bénissons, französisch 1817
  • 주 천주의 권능과, koreanisch
  • Grote God, wij loven U, niederländisch von Hélène Swarth (1859–1941)
  • Ó Senhor do altos céus, portugiesisch
  • Gud, vår Gud, vi lovar dig, schwedisch von Olof Hartman (1906–1982)
  • Store Gud, ditt namn ske pris, schwedisch von Johan Nordström (1891–1967)

Rezeption

Für ihre Verabschiedung als Bundeskanzlerin wählte Angela Merkel Großer Gott, wir loben dich als einen von drei Musiktiteln der Serenade bei dem zu ihren Ehren am 2. Dezember 2021 veranstalteten Großen Zapfenstreich aus.[7]

Literatur

Weblinks

Wikisource: Großer Gott, wir loben dich – Quellen und Volltexte
Commons: Großer Gott, wir loben dich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alexandra Kemmerer: Sound der Macht. Merkels Te Deum. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 2. Dezember 2021, abgerufen am 2. Dezember 2021.
  2. Katholisches Gesangbuch, auf allerhöchsten Befehl Ihrer k. k. apostolischen Majestät Marien Theresiens zum Druck befördert. Verlag der Katechetischen Bibliothek, Wien 1776.
  3. apwiki.de – Großer Gott, wir loben dich Textvarianten in der Neuapostolischen Kirche u. a.
  4. Vgl. Michael Fischer, Großer Gott wir loben dich. (PDF; 2,5 MB) Ausführlicher Kommentar zur Liedgeschichte (Februar 2006 / Juli 2007), dort v. a. S. 13–17 zum Te deum und seinen deutschen Versionen unter nationalistischen und militaristischen Vorzeichen
  5. Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland (Hrsg.): Eingestimmt. Gesangbuch des Katholischen Bistums der Alt-Katholiken in Deutschland. 2. verbesserte und erweiterte Auflage. Alt-Katholischer Bistumsverlag, Bonn 2015, ISBN 978-3-934610-53-8.
  6. Reformationsdisputation in Zürich in Anlehnung der Zürcher Disputationen von Zwingli. Vgl. Alexander Völker: Den Glauben heute bekennen und leben: Das Zürcher „Projekt Bekenntnis“. In: Martin Klöckener, Arnaud Join-Lambert (Hrsg.): Etudes liturgiques et oecuméniques sur l’Eucharistie et la vie liturgique en Suisse. Universitätsverlag Freiburg Schweiz, Freiburg Schweiz 2001, ISBN 3-7278-1337-7, S. 398–423, hier: S. 407 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Lothar Schröder: Mit Punk in den Ruhestand. In: Rheinische Post, 29. November 2021, S. D1.