Grunewaldstraße 87

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Fassadenansicht

Das Gebäude Grunewaldstraße 87 ist ein denkmalgeschütztes Mietshaus im Berliner Ortsteil Schöneberg (Bezirk Tempelhof-Schöneberg). Das fünfstöckige Gebäude wurde in den Jahren 1887/88 nach einem Entwurf des Architekten Nikolaus Becker für den Steinmetzmeister H. Richter errichtet.[1] In den Jahren 2014 und 2015 geriet das sanierungsbedürftige Mietshaus auf Grund der Lebensbedingungen der Mieter vorübergehend in die Schlagzeilen.

Architektur und Baugeschichte

Die Grunewaldstraße 87 ist ein üppig verziertes Gründerzeithaus mit zwei Erkern und einer aufwändigen Ziegel-Stuck-Fassade zur Straße hin.[1] Das 1887/88 errichtete Gebäude verfügt über zwei Hintergebäude, Gartenhaus und Hinterhaus.[2]

Im Erdgeschoss der Straßenseite befand sich seit mindestens 1951 bis ca. 2007 das Farben- und Künstlerbedarfsgeschäft „Ferdinand Braune“. Im Innenhof wird seit 1988 ein Kfz-Handel betrieben.

Mietsituation ab 2014

Eigentümerin des Gebäudes ist seit dem Jahr 2012[3] die G 87 Grundbesitz GmbH in Schönefeld.[4][5]

Neben den teilweise langjährigen Mietern gab es seitdem zahlreiche neue Unterbringungen, so dass sich die Einwohnerzahl auf bis zu 200 erhöhte. Die überwiegend rumänisch- oder bulgarischstämmigen Einwohner zahlen zum Teil überteuerte Mieten mit zum Teil sehr kurzfristigen Verträgen in verkommenen Wohnungen.[6] Das Gebäude war stark verunreinigt und notwendige Arbeiten oder Instandsetzungen erfolgten nur am Ende der von der Bauaufsicht gesetzten Fristen.[7]

Zwischen November 2014 und Mai 2015 belief sich die Zahl der Polizeieinsätze rund um das Haus auf über 200.[8] Anfang Juni 2015 gab es weder Wasser noch Strom im Haus.[9]

Angeregt aus der BVV, einigte sich die Bezirksverwaltung auf eine „Entflechtung“ und Ende Juni wurden die Wohnungen von 15 Roma-Familien geräumt.[10] Im Juli 2015 wurde bekannt gegeben, dass das Haus, das u. a. von vier oder fünf rumänischen Familien und sieben Altmietern bewohnt wird, saniert werden soll,[2][11] was eine Be- und Anwohnerinitiative auf den Plan rief, die argumentierte, mit einer Genehmigung würde den Verantwortlichen für den Schaden Recht gegeben werden.

Auf einem Treffen der Be- und Anwohnerinitiative mit den Kapitaleignern des Gebäudes am 5. März 2016 einigte man sich auf folgenden, weiteren

Fahrplan

„(a) Die Eigentümer erkennen den Schaden an, den die MieterInnen durch die kriminellen Vermietungspraktiken der Eigentümerseite erlitten haben.

(b) der Entwurf [eines von Kapitaleignerseite unterbreiteten „Ablösepakets“] ist aus unternehmensbedingten Gründen missraten und geht hinter das mündliche „Paket“-Angebot zurück. Die Vertreter werden einen überarbeiteten Entwurf mit Mietpreisdifferenz-Übernahmezusicherung und Ersatzwohnung zur allgemeinen Begutachtung vorlegen;

(c) die Mieter präferieren die individuell anzubietenden Ersatzwohnungen zunächst „probe“ zu wohnen. Dazu wird eine Umsetzungsvereinbarung der Auflösungsvereinbarung vorangestellt bzw. an ihre Stelle gesetzt.

(d) die Pläne zur Sanierung der G87 werden überarbeitet, in dem individuelle Wünsche der Mieter abgefragt und eingearbeitet werden.

(e) Absolute Priorität hat die Bewohnbarmachung nach aktuellen gesetzlichen Mindeststandards von Mietwohnungen sowie die Wiederbewohnbarmachung entmieteter Wohnungen im Gebäude;

(f) die Parteien freuen sich darauf, unter diesen Voraussetzungen (a) – (e) in weiterem partnerschaftlichen Diskurs zu verbleiben. Die Mieter gehen davon aus, dass sie über eventuelle Änderungen in den Eigentums- und Entscheidungsverhältnissen der G87-Grundbesitz GmbH immer zeitnah informiert werden.“

Daraufhin beauftragte das Bezirksamt die AG Spas e.V. mit der Erarbeitung eines Sozialplans, der allerdings scheiterte. In der Zwischenzeit wurde bekannt gegeben, dass die von den Eigentümern angedachten Modernisierungsplänen unter den zwischenzeitlich rechtskräftigen Bedingungen der Sozialen Erhaltungsverordnung nicht genehmigungsfähig seien.

Weblinks

Commons: Grunewaldstraße 87 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Denkmalliste Berlin
  2. a b Julia Haak: Grunewaldstraße 87 in Berlin-Schöneberg: Das "Horror-Haus" soll saniert werden, Berliner Zeitung, 12. Juli 2015
  3. Birgit Leiß: Grunewaldstraße 87 – Fertig mit den Nerven. Berliner Mieterverein, März 2015, abgerufen am 14. September 2015.
  4. Vanessa Schlesier und Claas Meyer-Heuer: Gebäude in der Grunewaldstraße: Das Berliner „Horrorhaus“. In: Der Spiegel. 21. Juni 2015, abgerufen am 25. Juni 2015.
  5. Sidney Gennies: Das "Horrorhaus" von Berlin – Monströse Zustände in der Grunewaldstraße 87 – eine Spurensuche. In: Der Tagesspiegel. 21. Juni 2015, abgerufen am 14. September 2015.
  6. Mechthild Küpper: Skrupellose Berliner Vermieter – Im Schöneberger „Horrorhaus“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 24. Juli 2015, abgerufen am 14. September 2015.
  7. Ben Reichardt: Gezielte Verwahrlosung im Berliner „Horrorhaus“. In: Die Welt. 24. Juni 2015, abgerufen am 25. Juni 2015.
  8. Ben Reichardt: Brisanter Verdacht. Was hinter dem Berliner "Horrorhaus" steckt. In: N24. 24. Juni 2015, abgerufen am 25. Juni 2015.
  9. Berlin: Durch unmenschliche Lebensbedingungen will ein Vermieter seine Mieter aus dem Haus ekeln. In: RTL Television. 2. Juni 2015, abgerufen am 25. Juni 2015.
  10. Grunewaldstraße 87: Eigentümer lässt das Schöneberger Horrorhaus räumen, Berliner Morgenpost, 1. Juli 2015
  11. Bezirk sieht erste Verbesserungen in Grunewaldstraße: Hausmeister im "Horrorhaus" (Memento des Originals vom 22. August 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rbb-online.de, rbb, 24. Juli 2015

Koordinaten: 52° 29′ 23,3″ N, 13° 21′ 22,5″ O