Höveln (Adelsgeschlecht)
Höveln, auch Hoevelen, Hövell, ist der Name eines ursprünglich aus Westfalen stammenden Adelsgeschlechts, das im Lübecker Patriziat aufstieg und in dieser Stadt über fünf Generationen Ratsherren und Bürgermeister stellte. Heute nennt sich das Geschlecht von Hövell,[1] ist jedoch nicht mit den ebenfalls aus Westfalen stammenden, namensähnlichen, aber nicht stammesverwandten von Hövel zu verwechseln.
Geschichte
Die Familie zählte schon in Dortmund zum Patriziat. Frühe Besitzungen sind 1400 zu Aldenhövel und 1460 zu Emschermühlen bei Dortmund bezeugt. 1509 sind sie auf Lohof und 1636 in Husten bei Arnsberg nachgewiesen. Im Herzogtum Kleve bekleidete die Familie lange Zeit das Holzrichteramt zu Söldermark; ein Lehnsbrief darüber wurde 1691 ausgestellt.
1508 kam mit Gotthard III. von Hoeveln (der Vorname Gotthard wurde in diesem Familienzweig immer weitergegeben) der erste Vertreter dieser Familie nach Lübeck. 1527 wurde er Ratsherr und 1531 Bürgermeister. Über fünf Generationen hinweg war danach ein Mitglied der Familie im Lübecker Rat vertreten. Unter Gotthard VII. von Höveln, der 1640 in den Rat und 1654 zum Bürgermeister gewählt wurde, kam es jedoch zum Verwürfnis mit der Stadt über die bürgerschaftlichen Reformen, die zum Kassarezess und zum Bürgerrezess führten. Er stellte 1667 sein Gut Moisling unter dänischen Schutz, schied aus dem Rat aus und wurde holsteinischer Vizekanzler in Glückstadt. In die exklusive Zirkelgesellschaft wurde erst Georg Anton von Höveln 1758 aufgenommen. Bald darauf starb das Geschlecht in Lübeck aus. Andere Zweige erwarben später Güter in Pommern, Brandenburg und in Ostpreußen und waren vor allem als preußische Offiziere tätig.
Standeserhebungen
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts Anerkennung als Freiherren.
Wappen
Beim Lübecker Wappen in goldenem Felde stehen auf einer rothen Quer- oder schrägrechten Binde drei grüne Hügel. Der Hirschkopf auf dem Helm pflegt roth gefärbt zu sein.[2] Nach Kneschke lautet die Blasonierung: Im silbernen Schilde ein schrägrechter, rother Balken, welcher mit drei aneinander stehenden, grünen Beigen belegt ist. Auf dem Schilde steht ein gekrönter Helm, aus welchem Kopf und Hals eines rechtssehenden, rothen Hirsches mit einem zehnendigen, goldenen Geweihe aufwachsen. Die Helmdecken sind roth und silbern.[3]
Besitzungen
- Moisling (1646 durch Kauf von der Familie Lüneburg; 1671 an Gottschalk von Wickede vererbt)
- Stockelsdorf und Mori (1689 durch Kauf von der Witwe des Heinrich von Brömbsen, 1756 verkauft)
- Niendorf am Schaalsee mit Goldensee, beides heute Ortsteile von Kittlitz (1710 durch Erbe von der Familie Wickede (Adelsgeschlecht), 1764 verkauft)
- Alt-Stüdnitz, Denzig und Jacobsdorf im Kreis Dramburg
- Schloss Meseberg im Kreis Ruppin
- Neuendorf bei Deutsch-Eylau
- Beydritten mit Georgenthal und Wilhelminenhof in Ostpreußen
Bedeutende Vertreter
Lübeckische Ratslinie
- Gotthard III. von Hoeveln, Lübecker Bürgermeister († 1555)
- Gotthard IV. von Höveln († 1571), Ratsherr in Lübeck 1558
- Gotthard V. von Höveln († 1609), Ratsherr 1578, Bürgermeister 1589
- Gotthard VI. von Höveln († 1655), Ratsherr 1633
- Gotthard VII. von Höveln († 1671), Ratsherr 1644, Bürgermeister 1654 (aus dem Rat ausgeschieden 1669)
Lübecker Domherren
- Franciscus Ludwig von Hoevell (Hoeveln), Domherr seit 1765, preußischer Kammerherr
Dichter
- Conrad von Höveln, Höfel, Hövel (1630–1689), deutscher Barockdichter und Schriftsteller
Physicus
- Johann von Höveln (1601–1652), Stadtphysicus in Riga, herzoglich kurländischer Leibarzt
Offiziere und Gutsbesitzer
- Gotthard (VIII.) von Höveln († 1696), auf Stockelsdorf und Mori, dänischer Etatsrat
- Gotthard (IX.) von Höveln († 1750), auf Niendorf und Goldensee, Hauptmann
- Friedrich Gottlob Freiherr von Höveln († 1828), preußischer Oberst
- Wilhelm Freiherr von Höveln (* 1796), preußischer Hauptmann
Weitere
siehe Liste der Mitglieder der Zirkelgesellschaft
Stiftungen
Nach der Familie sind zwei Lübecker Gänge und Höfe in der Hundestraße und der Wahmstraße der Altstadt benannt, die von Familienmitgliedern als Vorsteher bestehender Stiftungen verwaltet und mit Zustiftungen bedacht wurden.
Literatur
- Andreas Ludwig Jakob Michelsen: Höveln, von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 213–215.
- Anton Fahne (Anmerkung:Fahnes Arbeiten können nicht quellenunkritisch übernommen werden, da ihm Fälschungen von Quellenmaterial nachgesagt werden;[4] bitte zunächst seine persönliche Biographie lesen!):
- Die Herren und Freiherren v. Hövel nebst Genealogie der Familien, aus denen sie ihre Frauen genommen, (Geschichte von hundert rheinischen, westphälischen, niederländischen und anderen hervorragenden Geschlechtern), Band 1.1, Geschichte der verschiedenen Familien von Hövel, Cöln 1860.
- Die Herren und Freiherren v. Hövel nebst Genealogie der Familien, aus denen sie ihre Frauen genommen, (Geschichte von hundert rheinischen, westphälischen, niederländischen und anderen hervorragenden Geschlechtern), Band 1.2, Geschichte und Genealogie derjenigen Familien, aus denen die Herren von Hövel ihre Frauen genommen haben, Cöln 1860. (Digitalisat des Göttinger Digitalisierungszentrums)
- Die Herren und Freiherren v. Hövel nebst Genealogie der Familien, aus denen sie ihre Frauen genommen, (Geschichte von hundert rheinischen, westphälischen, niederländischen und anderen hervorragenden Geschlechtern), Band 2, Urkundenbuch, Cöln 1856.
- Die Herren und Freiherren v. Hövel nebst Genealogie der Familien, aus denen sie ihre Frauen genommen, (Geschichte von hundert rheinischen, westphälischen, niederländischen und anderen hervorragenden Geschlechtern), Band 3, Gotthard V. von Hövel, Chronik und Hintertreibung eines Schandgedichts, sammt der Abdankungsschrift seines Vetters Gotthard VIII. von Hövel, Cöln 1856.
- Georg Wilhelm Dittmer: Genealogische und biographische Nachrichten über Lübeckische Familien aus älterer Zeit, Dittmer, 1859, S. 43 ff. (Digitalisat)
- Emil Ferdinand Fehling: Lübeckische Ratslinie. Lübeck 1925.
Weblinks
- Brass of the month: zur Messinggrabplatte Gotthards IV. von Höveln († 1571) und seiner Frau in der Marienkirche (Engl.)
- Wappen derer von Hövelt in Johann Siebmachers Wappenbuch von 1605
- Wappen derer von Hövel im Wappenbuch des westfälischen Adels
Einzelnachweise
- ↑ Adelslexikon des Genealogischen Handbuchs des Adels, Band V/1984, S. 266
- ↑ So Carl Friedrich Wehrmann: Siegel des Mittelalters aus den Archiven der Stadt Lübeck. Heft 10: Lübecker Bürgersiegel. Grautoff, Lübeck 1879, S. 57, Abb. Tafel 8,61
- ↑ Ernst Heinrich Kneschke: Die Wappen der deutschen freiherrlichen und adeligen Familien in genauer, vollständiger und allgemein verständlicher Beschreibung. Band 2, Leipzig 1855, S. 215
- ↑ Familie v. Höveln bei Genwiki