HMS Defence (1763)

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HMS Defence
Die HMS Defence in der Seeschlacht am 13. Prairial
Schiffsdaten
Flagge Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Schiffstyp Linienschiff, (Zweidecker)
Klasse Bellona-Klasse
Bauwerft Plymouth Dockyard
Bestellung 13. Dezember 1758
Kiellegung 14. Mai 1759
Stapellauf 31. März 1763
Indienststellung 19. Oktober 1770
Verbleib Am 23. Dezember 1811 in Sturm auf Grund gelaufen und gesunken
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
51 m (Lüa)
Breite 14,2 m
Tiefgang max. 6 m
Verdrängung 1604 ts
 
Besatzung 450–550 Mann
Takelung und Rigg
Takelung Vollschiff
Anzahl Masten 3
Bewaffnung

74 Kanonen

  • 28 × 32-Pfünder Kanonen
  • 28 × 18-Pfünder Kanonen
  • 18 × 9-Pfünder Kanonen

Die HMS Defence war ein 74-Kanonen-Linienschiff (Zweidecker) dritten Ranges der Bellona-Klasse der britischen Royal Navy.

Geschichte

Die HMS Defence war ein Zweidecker der Bellona-Klasse,[1] von der fünf Schiffe gebaut wurden. Sie war eines der berühmtesten Segelkriegsschiffe ihrer Zeit und nahm an folgenden wichtigen Seeschlachten teil:

Die HMS Defence sank am 24. Dezember 1811 in der Nähe von Thorsminde (Westküste von Jütland) in einem Orkan. Die letzte Fahrt der HMS Defence stellt sich wie folgt dar:

Das Linienschiff fuhr zusammen mit dem Flaggschiff von Konteradmiral Reynolds, der HMS St. George und der HMS Cressy im Verband. Ihr Auftrag bestand darin, einen Konvoi von Schweden durch das dänische Hoheitsgebiet nach England zu geleiten. Zu diesem Zeitpunkt waren diese Schiffe der britischen Ostseeflotte zugeteilt.

Kalendarischer Ablauf der Schiffskatastrophe

Herbst 1811: Eine große Flotte von Handelsschiffen sammelt sich in der Bucht von Hanö vor Schweden. Der Konvoi soll zurück ins Vereinigte Königreich und besteht aus Handelsschiffen und den geleitenden Kriegsschiffen. Der britische Geleitschutzverband umfasst Linienschiffe und Briggs, befehligt von Vizeadmiral James Saumarez auf HMS Victory und soll dänische Angriffe verhindern.

Zwei der begleitenden Linienschiffen sind die St. George und die Defence.

  • 1. November 1811: Der britische Konvoi verlässt den Ankerplatz bei Hanö in der (Ostsee), jedoch zwingt ein starker Sturm den Verband zur Umkehr.
Die letzte Fahrt der HMS St. George und der HMS Defence
  • 9. November 1811: Der Konvoi unternimmt einen zweiten Versuch, in Richtung Großbritannien zu segeln.
  • 15. November 1811: Bei schwerem Sturm havariert die St. George bei Rødsand, südlich von Lolland (Dänemark). Viele der Handelsschiffe ereilt das gleiche Schicksal: Sie havarieren oder gehen verloren. Von den ursprünglich 120 Handelsschiffen erreichen später nur 76 ihr Ziel.
  • 21. November 1811: Der Konvoi segelt nach Vinga, einer kleinen Insel in Västergötland, (Schweden) vor Göteborg. Die St. George kann sich aus eigener Kraft nicht mehr bewegen und muss von der HMS Cressy geschleppt werden.
  • 1. Dezember 1811: Der Konvoi geht bei Vinga vor Anker. Vizeadmiral Saumarez hat große Bedenken, die Fahrt der St. George fortsetzen zu lassen. Mit seiner Meinung trifft er auf heftigen Widerstand von Konteradmiral Reynolds und seinem Flaggkapitän Daniel Guion. Beide halten daran fest, dass ihr Schiff die Überfahrt schaffen kann.
  • 17. Dezember 1811: Nach einer notdürftigen Reparatur verlässt die St. George in Begleitung der HMS Defence und HMS Cressy die schwedischen Gewässer vor Vinga und segelt weiter in Richtung Großbritannien.
  • 19. Dezember 1811: Die Linienschiffe St. George, Defence, Cressy und Bellette müssen wegen starkem Sturm und hoher See ihre Fahrt unterbrechen und wenden. Die HMS Cressy muss schließlich wieder die St. George schleppen. Vizeadmiral Saumarez setzt mit der HMS Victory und den übrigen Schiffen die Fahrt fort. Sie kommen am 26. Dezember 1811 nach schwieriger Fahrt im Vereinigten Königreich an, ohne Informationen über das Schicksal der St. George und HMS Defence zu haben.
  • 21. Dezember 1811: Die Schiffe, die gewendet haben, liegen vor Vinga, nordöstlich vom sogenannten Salo-Leuchtturm. Schließlich wird erneut versucht, über das Skagerrak in die Nordsee zu segeln. Diesmal wird die St. George jedoch nicht von der HMS Cressy geschleppt.
  • 23. Dezember 1811: Der Wind dreht und bringt die Schiffe in Schwierigkeiten. Die HMS Cressy und die HMS Bellette drehen bei und versuchen zu einem späteren Zeitpunkt, der geplanten Route zu folgen. Atkins, der Kommandant der HMS Defence, erwägt ebenfalls beizudrehen und wartet hierfür auf ein entsprechendes Signal der St. George. Der Sturm in der Nordsee erreicht Orkanstärke und erfasst die Schiffe. Atkins beschließt zu spät beizudrehen, die HMS Defence läuft auf Grund und zerbricht in der Brandung. Von der HMS Defence kommen fünf bis sechs Seeleute lebend an Land. Auch die St. George strandet.
  • 24. Dezember 1811: Die Seeleute auf der St. George kämpfen ums Überleben.
  • 25. Dezember 1811: Nur zwölf Seeleute retten sich an Land. Am Abend sieht man immer noch 150 Menschen an Bord.
  • 26. Dezember 1811: Es gibt keine Anzeichen von Leben mehr an Bord der St. George.

Die Defence und die St. George wurden so stark beschädigt, dass sie schließlich vor Thorsminde (Dänemark) zerbrachen und sanken, während die HMS Cressy und die HMS Bellette ihren Heimweg antreten und sicher einen englischen Hafen erreichen konnten. Insgesamt fielen fast 1300 Seeleute der Tragödie vor Dänemark zum Opfer.

Die Royal Navy verlor im gleichen Sturm noch zwei weitere Schiffe: So sanken auch das Linienschiff HMS Hero und die Brigg HMS Grasshopper vor der niederländischen Küste in der Nähe der Insel Texel.

In Thorsminde befindet sich das „Strandingmuseum St. George“, das sich mit dem Untergang der Schiffe vor der dänischen Küste befasst. So sind dort, nachdem das Wrack der St. George gefunden wurde, diverse geborgene Wrackteile, Gebrauchsgegenstände, Waffen, Uniformen und ähnliches ausgestellt. Ein geborgenes Skelett wurde nach britischen Protesten aus der Ausstellung entfernt und begraben.

Quellen

  • Infotafeln des Strandingsmuseums in Thorsminde (DK) 2007, frei übersetzt vom Dänischen ins Deutsche. Dort aufgeführte Begrifflichkeit „Englisch“ und „England“ durch „Britisch“ und „Vereinigtes Königreich“, „UK“ etc. historisch und faktisch korrekt ersetzt.
  • Brian Lavery: The Ship of the Line. Band 1: The development of the battlefleet, 1650–1850. Conway Maritime Press, London 2003, ISBN 0-85177-252-8.
  • David Lyon: The Sailing Navy List. All the Ships of the Royal Navy. Built, purchased and captured, 1688–1860. Conway Maritime Press, London 1997, ISBN 0-85177-864-X.

Anmerkung

  1. Bei dieser Klassifizierung wurde diejenige nach Rif Winfield herangezogen, nach der zur Bellona-Klasse die Schiffe Bellona, Superb, Kent, Dragon und Defence gehören. Nach Lavery hingegen werden die Kent und Defence der Arrogant-Klasse zugeschlagen, die sich von der Bellona-Klasse durch einen leicht geänderten Spantenriss unterschied. Die Klassifizierung kann aus den historischen Dokumenten nicht mit absoluter Sicherheit abgeleitet werden und eröffnet hier die Möglichkeit zu Spekulationen und einer eigenen Meinungsbildung

Weblinks

Koordinaten: 56° 21′ 30″ N, 8° 6′ 0″ O