HMS Vanguard (23)

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HMS Vanguard
Schiffsdaten
Flagge Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Schiffstyp Schlachtschiff
Bauwerft John Brown & Company, Clydebank
Baunummer 567
Baukosten 11.530.503 Pfund Sterling
Bestellung 14. März 1941
Kiellegung 2. Oktober 1941
Stapellauf 20. November 1944
Indienststellung 15. Oktober 1945
Außerdienststellung 7. Juni 1960
Verbleib 1960 abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
248,3 m (Lüa)
245,0 m (KWL)
Breite 32,9 m
Tiefgang max. 10,9 m
Verdrängung 44.500 tn.l.
Maximal: 51.420 tn.l.
 
Besatzung 1.600 bis 2.000 Mann
Maschinenanlage
Maschine 8 Admiralty-Kessel
Parsonsturbine
Maschinen-
leistung
130.000 PS (95.615 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
29,5 kn (55 km/h)
Propeller 2 fünfflügelig, 2 dreiflügelig
Bewaffnung
Panzerung
  • Gürtel: 114–356 mm
  • Deck: 64–152 mm
  • Schott: 102–305 mm
  • Torpedoschott: 51 mm
  • Kommandoturm:25–76 mm
  • Geschützturm:152–330 mm
  • Barbetten: 279–330 mm
Sensoren
  • 1 × Frühwarnradar Typ 960
  • 1 × Suchradar Typ 293
  • 1 × Funkhöhenmesser Typ 277
  • 2 × Feuerleitradar Typ 274
  • 4 × Feuerleitradar Typ 275
  • 11× Feuerleitradar Typ 262

HMS Vanguard (23) war ein Schlachtschiff der britischen Royal Navy. Sie lief erst 1944 vom Stapel und ist damit bis heute das letzte gebaute Schlachtschiff der Welt.

Planungsphase

Im Grunde genommen war die Vanguard lediglich ein Notbehelf, weil der Bedarf der Royal Navy nach modernen Großkampfschiffen zu Beginn des Zweiten Weltkrieges größer war als der zur Verfügung stehende Bestand. Die geplanten Schlachtschiffe der Lion-Klasse konnten mit Ausbruch des Krieges nicht mehr in einem überschaubaren Zeitrahmen gebaut werden. Die Notlösung bestand darin, vier vorrätige 38,1-cm-Zwillingstürme mit acht Geschützen aus dem Ersten Weltkrieg in einen neuen Rumpf einzubauen, der zum Großteil der Lion-Klasse glich. Diese Geschütztürme stammten von den leichten Schlachtkreuzern oder large light cruisers Courageous und Glorious, die schon einige Jahre davor zu Flugzeugträgern umgebaut worden waren. Die Hauptbewaffnung der Vanguard war damit fast 30 Jahre älter als das Schiff.

Unter dem Eindruck der sich vor allem in Ostasien stetig zuspitzenden Lage sah man in dem Projekt vor allem einen wertvollen Zuwachs für die britische Flotte in Fernost. Nachdem der Auftrag im März 1941 gegeben wurde, erfolgte die Kiellegung der Vanguard im Oktober desselben Jahres. Man hoffte, das Schiff bis 1943 im Krieg einsetzen zu können und billigte dem Bau darum hohe Priorität zu. Diese Anstrengungen wurden unter dem Eindruck des Verlustes der Prince of Wales und der Repulse durch japanische Torpedobomber bei Kuantan im Dezember 1941 und der immer deutlicher werdenden Schwäche der Großkampfschiffe gegenüber Luftangriffen in der Bau- und Materialpriorität stetig zurückgefahren.

Geschichte

Die Vanguard wurde am 2. Oktober 1941 in Clydebank auf Kiel gelegt, am 30. November 1944 vom Stapel gelassen und am 15. Oktober 1945 unter dem Kommando von Kapitän William Gladstine Agnew in Dienst gestellt. Die Lange Zeit zwischen Kiellegung und Stapellauf war einem Mangel an Facharbeitern geschuldet.[1]

Nach der Indienststellung verbrachte das Schiff mehrere Monate mit Probefahrten, bis im August mit dem Umbau für die bevorstehende Reise von George VI. nach Südafrika begonnen wurde. Nachdem die Umbauten im Dezember abgeschlossen waren unternahm die Vanguard eine Testfahrt in den Atlantik und besuchte auf der Rückreise Gibraltar. Zunächst von den Zerstörern Orwell, Obedient, Offa, Opportune und Rotherham eskortiert, traf das Schiff am 1. Februar 1947 auf die Homefleet, wo es von der Nelson und Duke of York sowie dem Flugzeugträger Implacable mit einem 21-Kanonen-Salut empfangen wurde.[2]

Im ersten Halbjahr 1949 war die Vanguard der britischen Flotte im Mittelmeer zugeteilt, wurde aber schon Ende des Jahres als Schulschiff nach Portland verlegt.

Ab 1955 war sie Flaggschiff der Reserveflotte und zugleich Stabsquartierschiff der NATO. Am 7. Juni 1960 wurde das Schiff außer Dienst gestellt und für 560.000 Pfund an British Iron & Steel Co. zum Abwracken verkauft.[3]

Technik

Das Schiff hatte eine Gesamtlänge von 248,20 m, eine Breite von 32,90 m und einen Tiefgang von 10,62 m. Die Verdrängung lag zwischen 44.500 tn.l. und 51.420 tn.l.[4]

Antrieb

Die Vanguard war mit vier Parsonsturbinen ausgestattet, die jeweils eine Welle antrieben und insgesamt 130.000 PS (95.615 kW) entwickelten, mit der sie eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Knoten (56 km/h) erreichte. Der Dampf wurde von acht Admiralty-Kesseln mit einem Arbeitsdruck von 24 bar geliefert. Das Schiff konnte maximal 4.423 tn.l. Heizöl bzw. 427 tn.l. Diesel mitführen, was ihm bei 15 Knoten (28 km/h) eine Reichweite von 8.250 Seemeilen (15.280 km) ermöglichte. Die Besatzung des Schiffes bestand aus 1893 Offizieren und Mannschaft.[4]

Bewaffnung

Die Hauptbewaffnung bestand aus acht 381 mm-Geschützen in vier Geschütztürmen zwei vor und zwei hinter den Aufbauten mit den Bezeichnungen A", "B", "X" und "Y" von vorn nach achtern.[4] Die Geschütze waren auf Mk I/N RP-12-Lafetten mit einem Seitenrichtbereich von −150 bis +150 Grad montiert. Die Kanonen selbst wogen 855 tn.l. und hatten bei einer maximalen Elevation von 30,5 ° und einer Mündungsgeschwindigkeit von 732 m/s eine Reichweite von 29.720 m. Sie verschossen 879 kg schwere Granaten mit einer Kadenz von ca. 2 Schuss pro Minute.[5] Die Sekundärbewaffnung bestand aus sechzehn 133 mm Geschützen in acht Zwillingsgeschütztürmen neben den Aufbauten, zwei auf jeder Breitseite. Zur Flugabwehr waren 73 Bofors 40 mm Flakgeschütze installiert, die sich auf den vorderen und hinteren Aufbauten befanden.[4]

Sensoren, Feuerleitsystem, Energieversorgung

Die Vanguard verfügte über eine Fernsteuerung für ihre Haupt-, Sekundärgeschütze sowie über den Admiralty Fire Control Table Mk X für die Feuerleitung der Hauptbewaffnung. Für die 381 mm-Geschütze standen zwei Feuerleitrechner sowie ein Feuerleitradar des Typs 274 bereit. Für die 130 mm-Kanonen standen vier Mark 37-Feuerleitrechner zur Verfügung, die jeweils ein Feuerleitradar Typ 275 trugen. Jede Mk VI-sechsfach-Lafette der 40 mm Flak war mit einem separaten Nahbereichsfeuerleitrechner ausgestattet, der mit einem Typ 262-Zielverfolgungsradar versehen war.[6] Das Schiff verfügte über vier Turbogeneratoren mit einer Leistung von 480 Kilowatt und vier Dieselgeneratoren mit einer Leistung von 450 Kilowatt, die die gemeinsame Ringleitung mit 220 Volt versorgten.[7]

Panzerung

Der Panzergürtel aus Krupp-Zementstahl erstreckte sich über 140,20 m von der vorderen Barbetten bis zur hinteren. Er war mittschiffs 356 mm dick und vereinigte sich mit 305 mm Querschotten, die die zentrale Zitadelle abschlossen. Davor und dahinter verjüngte er sich auf 51 mm an seinen Enden. Die Geschütztürme, waren an der Front mit 330 mm und am Rücken mit 279 mm gepanzert. Die Seiten waren 177 mm dick und das Dach 152 mm dick. Die Barbetten für die 381 mm-Kanonen waren zwischen 279 und 330 mm dick und die 133 mm-Geschütztürme waren rundherum mit 64 mm Panzerung versehen. Das gepanzerte Deck war mittschiffs 152 mm und verjüngte sich auf 127 mm über den Magazinen und dem Maschinenraum. Davor verjüngte sie sich bis auf 50 mm bis zum Bug und dahinter auf 64 mm bis zum Heck. Der Kommandoturm war mit Panzerungen zwischen 64mm und 76 mm geschützt.[4]

Weblinks

Commons: HMS Vanguard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Conway's All the world's fighting ships, 1922-1946 S. 16
  2. McCart: HMS Vanguard 1944–1960 S. 13ff. S. 20ff S. 32ff.
  3. Macart: S. 90ff.
  4. a b c d e Conway's All the world's fighting ships, 1922-1946. S. 16.
  5. 15-inch (38.1 cm) Mark I. Abgerufen am 7. Juli 2022.
  6. Raven & Roberts : British Battleships of World War Two S. 325ff. S. 336f.
  7. Garzke, Dulin: British, Soviet, French, and Dutch Battleships of World War II. S. 298.