Hachez

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Hachez Chocolade

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Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1. Juli 1890
Sitz Bremen
Leitung Martin T. Haagensen
Mitarbeiterzahl 360 (2015)
Umsatz 58 Mio. Euro (2010)
Branche Schokoladenproduktion
Website www.hachez.de
Stammsitz in der Westerstraße, Bremen (2005)

Die Bremer HACHEZ Chocolade GmbH & Co. KG war ein Bremer Unternehmen, das Schokolade und Pralinen im gehobenen Segment produzierte. Sie wurde 1890 gegründet und seit 1953 gehörte die Pralinen- und Schokoladenmarke Feodora zum Unternehmen. 2012 übernahm der dänische Süßwarenkonzern Toms Gruppen A/S die Firma Hachez. Ab 2019 wird die Marke HACHEZ von der Hanseatisches Chocoladen Kontor GmbH & Co. KG, Bremen, als Nachfolgeunternehmen von Hachez, vertrieben.[1]

Geschichte

Am 5. Juli 1890 gründete der in Antwerpen ausgebildete Chocolatier Joseph Emil Hachez (* 26. November 1862) aus Bremen mit seinem Partner Heinrich August Friedrich Gustav Linde die Bremer Chocolade-Fabrik Hachez & Co.[2] Joseph Emil Hachez war ein Urenkel des aus Brügge stammenden Joseph Johan Hachez, der im 18. Jahrhundert nach Bremen emigriert war und 1785 die Tochter eines erfolgreichen Bremer Kaufmanns geheiratet hatte. 1895 zog das Unternehmen von der Bremer Altstadt in die Alte Neustadt links der Weser, wo sich bis heute der Unternehmenssitz befindet. 1910 stieß Otto Friedrich Hasse als Gesellschafter zum Unternehmen hinzu. Hasse erschuf 1923 aufgrund ihrer Form Braune Blätter genannte dünne Schokoladentäfelchen, für die Hachez bekannt wurde, und wurde nach Joseph Emil Hachez’ Tod 1933 einziger Gesellschafter des Unternehmens.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Hachez-Fabrikgebäude fast völlig zerstört und Hasse begann nach Kriegsende mit dem Wiederaufbau. Finanziell möglich machte dies ein 50%iger Verkauf des Unternehmens 1953 an die Zuckerraffinerie Tangermünde Fr. Meyers Sohn GmbH (seit 2002 Zertus GmbH), die sich nach dem Krieg in Hamburg angesiedelt hatte und fortan mit Hachez in Bremen Schokolade produzierte. 1987 verkaufte Hasso Nauck (1951–2017), Enkel von Otto Friedrich Hasse, den übrigen 50%igen Familienanteil an die spätere Zertus GmbH, die damit das Unternehmen komplett übernahm.[3] 1990 trat Nauck, zuvor ab 1987 Marketingchef von Milka bei der Jacobs Suchard AG (heute Mondelēz International), zusammen mit einem Arbeitskollegen von Jacobs Suchard, Wolf Kropp-Büttner, als Geschäftsführer in das Unternehmen Hachez ein. Der Firmensitz der Jacobs Suchard AG (und heute der von Mondelēz International) in Bremen lag und liegt nur wenige Meter vom Hachez-Fabrikgebäude in der Alten Neustadt entfernt. 2000 übernahm Nauck das Unternehmen Hachez im Rahmen eines Management-Buy-Outs zusammen mit Kropp-Büttner, wobei er selbst 60 % der Anteile hielt und sein Geschäftspartner die übrigen 40 %.

2012 veräußerten Nauck und Kropp-Büttner ihre Anteile an die dänische Toms-Gruppe, blieben jedoch zunächst mit Verträgen bis Ende 2014 als angestellte Geschäftsführer für Hachez tätig. Nauck gab seinen Posten im Januar 2013 auf,[4] Kropp-Büttner trat im September 2013 zurück. Beide blieben bis zum Ablauf ihrer Verträge Ende 2014 beratend im Unternehmen.[5] Nach der Übernahme war Hachez verlustbringend; im Dezember 2014 beschloss das Unternehmen einen Stellenabbau am Bremer Standort.[6] Die Verpackungstätigkeiten des Unternehmens wurden Ende 2014 nach Polen verlagert, die Produktion erfolgte weiterhin in Bremen.[7] Mitte 2015 beschäftigte Hachez in Deutschland um die 360 Mitarbeiter.[8]

Am 28. Februar 2018 wurde bekannt, dass Toms das Bremer Hachez-Werk zum Jahreswechsel 2019/20 aufgibt.[9][10] Die Produktion erfolgt seit 2020 in Nowa Sól in Polen.[11] Für die Mitarbeiter gibt es einen Sozialplan. Das Hachez-Firmengelände in der Bremer Neustadt soll verkauft werden.[12][13][14][15]

Chocoversum: Seit 2012 betreibt Hachez im Meßberghof in Hamburg eine ständige Ausstellung zur Schokoladenherstellung unter dem Namen Chocoversum.[16]

Feodora

1826 gründete Friedrich Theodor Meyer in Tangermünde eine Zuckerraffinerie, die heute unter dem Namen Zertus GmbH weiterbesteht. 1910 begann das Unternehmen mit der Produktion von Schokolade und Pralinen unter dem Produktnamen Feodora, benannt nach der Prinzessin Feodora von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Sie war die jüngste Schwester von Auguste Viktoria, der letzten deutschen Kaiserin, die nach dem Tode von Feodora die Genehmigung für die Verwendung des Namens „Feodora“ erteilte. Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelte die Firma nach Hamburg über. Die Schokoladenproduktion wurde im Auftrag der Bremer Firma Hachez fortgeführt. Nach einer Beteiligung von Hachez 1953 folgte die komplette Übernahme 1987.

Gebäude

In der Neustadt in Bremen stehen die denkmalgeschützten, historisierenden drei dreigeschossigen Gebäude:

  • das verputzte repräsentative Kontorhaus Hachez an der Westerstraße 32 von 1896, entworfen von Wilhelm Blanke,
  • dahinter das alte verklinkerte Produktionsgebäude von 1895 entworfen von Wilhelm Blanke, mit der gestalterisch auf den Altbau abgestimmten Erweiterung von 1922 und
  • das verputzte Produktionsgebäude an der Großen Annenstraße 14 von 1911 mit seiner Schaufassade, entworfen von Maurermeister Heinrich Timmerberg[17]

Die Bauwerke stehen seit 2021 unter Bremischem Denkmalschutz.[18]
Das Landesamt für Denkmalpflege Bremen befand: „Obwohl die Fabrikanlage im Laufe der Zeit zahlreiche Veränderungen und Erweiterungen erfahren hat, ist ihr historischer Kernbereich dennoch authentisch überliefert. [...] Dieses Gebäudeensemble ist als ein sprechendes Zeugnis für die Betriebsgeschichte des überregional bekannten Bremer Traditionsunternehmens Hachez anzusehen.“

Literatur

  • Neustädter Bürgerverein (Hrsg.): Ein Firmen- und Produkt-Portrait: Bremer Chocolade-Fabrik Hachez. In: Unsere Neustadt. Jahresbericht des Vereins, Bremen 1999.
  • Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X.
  • Dieter Leuthold: Feodora, Prinzessin zu Schleswig-Holstein (1874–1910). Materialien zu ihrem Lebensbild. Mit einem Vorwort von Hasso G. Nauck. Wortart, Bremen 2010 (Firmenpublikation der Feodora Chocolade GmbH & Co. KG Bremen, 80 Seiten).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hachez wechselt den Besitzer In: Handelsblatt. 19. April 2012.
  2. Jeversches Wochenblatt: Zauberwort „Chocolade“ (Memento vom 26. September 2015 im Internet Archive), hachez.de, abgerufen: 20. September 2015
  3. Der Bremer Schokoladen-Prinz von Hachez. handelsblatt.com, 1. April 2010
  4. Hachez-Chef Hasso Nauck gibt Posten ab: „Ich gehe mit einem guten Gefühl“. weser-kurier.de, 23. Januar 2013
  5. Maren Beneke: Dänen führen Hachez nun allein. In: Weser-Kurier. 12. September 2013 (online [abgerufen am 20. März 2015]).
  6. Jörn Hüttmann: Hachez streicht weniger Stellen als angekündigt. In: Weser-Kurier. 12. Dezember 2014 (online [abgerufen am 20. März 2015]).
  7. Hachez streicht Stellen. taz.de, 24. Juli 2014
  8. 125 Jahre Schokogenuss. kreiszeitung.de, 2. Juli 2015
  9. Weser-Kurier.de: Hohe Schulden, veraltete Infrastruktur - Hachez verteidigt Produktions-Aus in Bremen
  10. Weser-Kurier.de: Hachez verlegt Produktion nach Polen
  11. Hachez-Quartier: Die städtebauliche Entwicklung der Bremer Neustadt geht weiter. 12. März 2021, abgerufen am 14. Juli 2021 (deutsch).
  12. Buten un Binnen.de: Was soll mit dem Hachez-Gelände passieren?
  13. Buten un Binnen.de: Hachez verlässt Bremen - Man nennt es Kapitalismus
  14. Buten un Binnen.de: verlagert Produktion nach Polen
  15. Buten un Binnen.de: Hachez - "Was macht eigentlich der Wirtschaftssenator?"
  16. Chocoversum Webseite
  17. Bremen und seine Bauten 1900–1951. 1952, S. 148.
  18. Denkmaldatenbank des LfD

Koordinaten: 53° 4′ 23,8″ N, 8° 47′ 47,6″ O