Hackenbroich

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Hackenbroich
Stadt Dormagen
Koordinaten: 51° 3′ 59″ N, 6° 48′ 53″ O
Einwohner: 8526 (31. Dez. 2015)[1]
Postleitzahl: 41540
Vorwahl: 02133
Datei:Dormagen-Hackenbroich.jpg
Dormagen-Hackenbroich

Hackenbroich ist ein Stadtteil der Stadt Dormagen im Rhein-Kreis Neuss.

Lage

Hackenbroich ist der südlichste Stadtteil von Dormagen. Im Norden und Osten grenzt er an den Chempark Dormagen, das durch die Bundesautobahn 57 von Hackenbroich getrennt ist und sich schon auf dem Gebiet der Stadt Köln befindet. Im Süden schließt sich unmittelbar die Ortschaft Hackhausen an, an deren südlichem Ende ebenfalls die Kölner Stadtgrenze verläuft. In westlicher Richtung wird Hackenbroich von dem Waldgebiet Chorbusch umgeben, dem sich nördlich der Waldsee anschließt.

Geschichte

Datei:Dormagen-Hackenbroich, Katholische Kirche.jpg
Kath. (ehem. Pfarr-)Kirche St. Katharina. Neoromanischer Saalbau von 1865/66 mit romanischen Turmuntergeschossen und Chor (jetzt Sakramentskapelle) um 1200

Wie die Bezeichnung Broich verrät, lag Hackenbroich zunächst in einem Sumpfwald.

Mittelalter

Die Erwähnung einer Hofstätte (mansus) in der Villa Bruoche in einer Schenkungsurkunde des Erzbischofs Bruno I. von Köln von 962 bezieht sich wahrscheinlich bereits auf Hackenbroich.[2]

Bereits um 1200 wurde die katholische Pfarrkirche Alt-St. Katharina errichtet. Das Kirchenpatronat und der Zehnt wurden 1268 von Ludolf, Herrn zu Dyck, und seinen Kindern der Deutschordenskommende Koblenz bzw. der St. Katharinen-Kommende zu Köln übertragen.[3] Die Schenkung wurde 1357 von Gottfried von Neuenahr-Rösberg, Herrn zu Hackenbroych, bestätigt.[4]

1255 wurde Hackenbroich als Bruke bei Worringen erwähnt. 1268 hieß es dann Bruke bei Nievenheim. 1330 erfolgte erstmals die Nennung der Burg Hackenbroich. Sie befand sich im Jahre 1341 im Besitz der Familie von Reifferscheid zu Bedburg. 1348 wurde Johann IV. von Reifferscheid († 1366) gemeinsam mit den Leibzüchtern (Inhaber des Nießbrauch-Rechts) Gottfried (Godard) von Neuenahr-Rösberg († nach 1369) und seiner Frau Johanna von Kessenich († 1361), die Witwe des Heinrich von Reifferscheid († 1346), von Kurköln mit Hackenbroich belehnt.[5] Johann V. von Reifferscheid-Bedburg-Dyck († 1418) überließ die Herrschaft 1408 der Katharina von der Dyck († 1443), Frau von Alpen. Als Schenkung oder Verkauf zu Lebzeiten kam die Herrschaft über ihre Großnichte Mechthild von Reifferscheidt um 1435 an deren Mann Graf Wilhelm I. von Limburg-Broich. Beider Tochter Margarethe von Limburg, Herrin zu Bedburg und Hackenbroich, heiratete Graf Gumprecht II. (IV.) von Neuenahr, der nach dem Tod seines Schwiegervaters 1459 die Herrschaft über Hackenbroich antrat. Philippina von Neuenahr († 1494) erhielt Hackenbroich 1464 als Aussteuer bei ihrer Heirat mit Johann VII. von Salm-Reifferscheidt-Dyck († 1479).[6] 1469 wurde die Burg Hackenbroich durch Friedrich I. „den Siegreichen“ von der Pfalz und 1474 durch Truppen Karls des Kühnen zerstört. 1479 war die Herrschaft zeitweise an Wilhelm II. von Nesselrode verpfändet.

Neuzeit

Nach dem Tod des Grafen Gumprecht II. von Neuenahr-Alpen 1555 und seines Cousin 2. Grades Hermann von Neuenahr und Moers, der die Herrschaft bis 1570 als Vormund ausgeübt hatte, kam es zu einem Erbfolgestreit über Hackenbroich zwischen Graf Adolf von Neuenahr und Limburg und Graf Werner von Salm-Reifferscheid-Dyck (1545–1629). 1588 kam Hackenbroich in Besitz der Familie Salm-Reifferscheid, die wieder den Katholizismus einführte. Bereits 1647 existierte eine sogenannte Winkelschule. Zwischen 1665 und 1684 erbaute sie eine neue Burg. 1794 besetzten französische Truppen Hackenbroich. Der Ort wurde ein Teil der neuen Mairie Dormagen im Arrondissement de Cologne im Département de la Roer. Während der Säkularisation kam der bei Hackenbroich befindliche Sasserhof in den Besitz des Dormagener Chronisten Johann Peter Delhoven. Er umfasste damals 80 Hektar Ackerland und 16 Hektar Brachland. Im Januar 1812 wurden im Hackenbroicher und Stommler Busch sieben Wölfe geschossen. 1815 kam Hackenbroich an das Königreich Preußen und 1816 an den Landkreis Neuß. Es entstand eine Gemeinde Hackenbroich, die zunächst zur Bürgermeisterei Dormagen gehörte. Zwischen 1818 und 1820 wurde ein Schulhaus errichtet. Am 3. März 1907 wurde in Hackenbroich ein Ortsverband des Rheinischen Bauernvereins gegründet. 1927 erfolgte die Umbenennung der Bürgermeisterei Dormagen in Amt Dormagen. Am 4. März 1945 besetzten amerikanische Truppen Hackenbroich. 1951 stürzte der Torturm der Burg Hackenbroich bei einem Unwetter ein, 1953 mussten die letzten Bewohner die Burg Hackenbroich verlassen und das Gebäude wurde abgerissen. 1967 wurde der Bau des Großprojekts Hackenbroich-Süd beschlossen. In den folgenden Jahren wurden rund 3.000 neue Wohnungen in Vielfamilienhäusern errichtet. Am 1. Juli 1969 wurde das Amt Dormagen und seine beiden Gemeinden aufgelöst. Hackenbroich wurde ein Stadtteil der neuen Stadt Dormagen.[7] 1980 wurde das Kreiskrankenhaus in Hackenbroich eröffnet. 1986 erhielt Hackenbroich ein Bürgerhaus. 1993 feierte die Grundschule Hackenbroich ihr 25-jähriges Bestehen.

21. Jahrhundert

2002 erhielt Hackenbroich ein neues Stadtteilemblem. 2009 löste sich die Katholische Kirchengemeinde St. Katharina auf und ging in die neugegründete Pfarrgemeinde St. Michael (bestehend aus den Kirchen St. Katharina, Hackenbroich; St. Martinus, Zons; Zur Hl. Familie, Horrem; St. Maria vom Frieden, Dormagen-Nord; und St. Michael, Dormagen-Mitte) über. 2019 startete der Schützenzug 'Burg-Junge 1985' um Zugführer Stefan Buchartz eine Initiative für den Stadtteil und zur Erinnerung an die 1953 abgerissene Burg.[8] Nachdem 2020 eine Informationstafel neben dem ehemaligen Torturm der Burg eingeweiht werden konnte,[9] verteilte der Schützenzug 2021 insgesamt 250 Adventskalender an Familien, Kinder und das Malteserstift St. Katharina. Motiv des Adventskalenders war Schloss Arff im Süden von Hackhausen. Ebenfalls 2021 veröffentlichte der Schützenzug den Song „Hackenbroich - Mehr als nur Zuhause“, der kostenlos heruntergeladen und in den einschlägigen Streaming-Portalen angehört werden kann.[10] Für sein Engagement wurde der Schützenzug bereits im November 2019 mit dem Heimatpreis der Stadt Dormagen ausgezeichnet.[11]

Bevölkerungsentwicklung

  • 1817: 0436
  • 1821: 0490
  • 1830: 0458
  • 1834: 0442
  • 1843: 0493
  • 1846: 0480
  • 1849: 0474
  • 1852: 0491
  • 1855: 0507
  • 1859: 0477
  • 1862: 0501
  • 1865: 0529
  • 1917: 1363 (Gemeinde Hackenbroich)
  • 1923: 1472 (Gemeinde Hackenbroich)
  • 1929: 1557 (Gemeinde Hackenbroich)
  • 1933: 1636 (Gemeinde Hackenbroich)
  • 1938: 1833 (Gemeinde Hackenbroich)
  • 1956: 2737 (Gemeinde Hackenbroich)
  • 1961: 3094 (Gemeinde Hackenbroich)
  • 2000: 8689 (Stadtteil Hackenbroich)
  • 2006: 8689 (Stadtteile Hackenbroich/Hackhausen)
  • 2010: 7932 (Stadtteil Hackenbroich)
  • 2015: 8526[1] (Stadtteil Hackenbroich)
  • 2017: 9086[12] (Stadtteile Hackenbroich/Hackhausen)

Politik

Gemeindevorsteher

  • 1853– ? 0: Johann Bedbur
  • 1883–1914: Josef Steins, auch Ortsvorsteher von Delhoven
  • 1914– ? 0: Winand Luckas, ab 1910 Bezirksvorsteher von Hackenbroich und Hackhausen

Gemeindebürgermeister

  • 1946–1952: Johann Gassen (CDU)
  • 1952–1956: Gerhard Wolter (DZP)
  • 1956–1961: Heinrich Leusch (CDU)
  • 1961–1969: Franz Faßbender (CDU)

Ehrenamtlicher Gemeindedirektor

  • 1949–1969: Johann Bock

Kultur und Freizeit

Vereine

  • Tus Germania Hackenbroich e. V.
  • MGC Dormagen-Brechten e. V. (mit Spielstätte in Hackenbroich)
  • „Via musica“, Chorgemeinschaft an St. Katharina, Hackenbroich und St. Martinus, Zons
  • St. Hubertus-Schützenbruderschaft Hackenbroich-Hackhausen 1927 e. V.
  • Angelsportverein Dormagen 1959 e. V. (Vereinsgewässer ist der Waldsee Hackenbroich)
  • Da Capo, Junger Chor St. Katharina, Hackenbroich
  • Freiwillige Feuerwehr Dormagen Löschzug Hackenbroich mit Jugendfeuerwehrabteilung
  • Verein der Freunde und Förderer der Gemeinschaftsgrundschule Burg Hackenbroich
  • Tanzgarden (Sternschnuppen, Stippeföttcher, Six Pack, Tanzexpress,)

Wirtschaft und Infrastruktur

Datei:Dormagen-Hackenbroich, Stadtbus.jpg
Hackenbroich, Stadtbus Dormagen

Größter Arbeitgeber sind die Covestro AG und INEOS in Köln-Worringen. Südöstlich von Hackenbroich gibt es ein Gewerbegebiet mit verschiedenen Firmen. Um Hackenbroich herum existieren einige landwirtschaftliche Betriebe, von denen sich die meisten auf den Bereich Reiten und Pferde spezialisiert haben.

Einrichtungen

  • Büchereien
  • Bürgerbüro
  • Jugendeinrichtungen
  • Kindergärten
  • Senioreneinrichtungen
  • Stadtteilbüro
  • Kreiskrankenhaus

Verkehr

Hackenbroich ist an das Dormagener Stadtbusnetz angeschlossen. So können der Bahnhof Dormagen (Linien S 11, RE 7, RE 6) und der Bahnhof Köln-Worringen (Linie S 11) erreicht werden. Nicht weit entfernt ist die Anschlussstelle Dormagen der Autobahn 57. Südlich von Hackenbroich verläuft die Umgehungsstraße von Roggendorf/Thenhoven, die zur Anschlussstelle Köln-Worringen der A 57 führt.

Medien

  • Westdeutsche Zeitung Düsseldorf, Lokalredaktion Kreis Neuss – regionale Tageszeitung, Verlag W. Girardet KG
  • Neuß-Grevenbroicher Zeitung – regionale Tageszeitung, Neusser Zeitungsverlag GmbH, zur Rheinischen Post gehörig
  • Schaufenster – lokales Anzeigenblatt (Dienstag & Samstag), Neusser Druckerei und Verlag GmbH
  • Rheinischer Anzeiger – lokales Anzeigenblatt (Mittwoch), Neusser Druckerei und Verlag GmbH
  • NEWS89.4 – lokaler Radiosender, zur Neusser Druckerei und Verlag GmbH gehörig

Bildung

  • Grundschule Burg
  • Realschule Hackenbroich
  • Leibniz-Gymnasium
  • Schule am Chorbusch

Sonstiges

Die Hackenbroicher wurden früher als „Wilddiebe“ tituliert. Da sie kein Gewehr und keinen Jagdschein besaßen, sollen sie ihr „Handwerk“ mit Schlingen und Mistgabeln ausgeführt haben.

Literatur

  • Günter Aders (Bearb.): Urkunden und Akten der Neuenahrer Herrschaften und Besitzungen Alpen, Bedburg, Hackenbroich, Helpenstein, Linnep, Wevelinghoven und Wülfrath sowie der Erbvogtei Köln. (Inventare nichtstaatlicher Archive 21). Landschaftsverband Rheinland, Köln 1977 (PDF des Landschaftsverbandes Rheinland)
  • J. Auler, H.G. Kirchhoff, S. Opheys, U. Waldeck: Dorfgeschichte(n) Hackenbroich, Hackhausen. Delhoven, Dormagen 2002.
  • K.H. Engler: Dormagen, Skizzen aus einer jungen Stadt. Dormagen 1969.
  • Gottfried Neuen: Pulheim im Wandel der Zeiten. Pulheim 1966
  • St. Katharina Dormagen-Hackenbroich. In: Karl Emsbach/Max Tauch: Kirchen, Klöster und Kapellen im Kreis Neuss. Köln o. J., S. 20f.

Einzelnachweise

  1. a b Stadtteilsteckbrief 2015, Dormagen-Hackenbroich. (PDF) Stadt Dormagen, 31. Dezember 2015, abgerufen am 31. März 2019.
  2. Vgl. inserierte Urkunde vom 25. Dezember 962 in einem Notariatsinstrument von 27. April 1523; Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 207 (Cäcilien), U 3/314).
  3. Vgl. Urkunden vom 27./28. Oktober 1268 und 12. Juni 1286; Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 234 Katharina (Deutscher Orden), U 1/55 und 56, vgl. U 1/109).
  4. Vgl. Urkunde vom 23. November 1357; Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 234 Katharina (Deutscher Orden), U 1/364).
  5. Urkunde vom 25. Oktober 1348; Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 210 Domstift, U 1/1077).
  6. Vgl. Günter Aders (Bearb.): Urkunden und Akten der Neuenahrer Herrschaften und Besitzungen Alpen, Bedburg, Hackenbroich, Helpenstein, Linnep, Wevelinghoven und Wülfrath sowie der Erbvogtei Köln. (Inventare nichtstaatlicher Archive 21). Landschaftsverband Rheinland, Köln 1977, Nr. 101, S. 38f (Setzfehler: „1446“ statt „1464“).
  7. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 102.
  8. Carina Wernig: Brauchtum in Dormagen: Schützen erinnern an die Burg Hackenbroich. Abgerufen am 9. Dezember 2019.
  9. Carina Wernig: Heimatprojekt in Dormagen: Burg Hackenbroich wird mit Tafel wieder sichtbar. 21. Juni 2020, abgerufen am 11. Dezember 2020.
  10. Kira Bayer: „Mehr als ein Zuhause“: Musikalische Hommage an Hackenbroich. 18. Februar 2022, abgerufen am 4. März 2022.
  11. Kultur- und Heimatfreunde Stadt Zons sowie Eduard Breimann werden mit dem ersten Heimatpreis in Dormagen geehrt. Abgerufen am 9. Dezember 2019.
  12. Sozialbericht. (PDF) Stadt Dormagen, 31. Dezember 2017, S. 3, abgerufen am 31. März 2019.