Hamburger optischer Telegraph

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Baumhaus im Hamburger Hafen mit Telegraf auf dem Dach, um 1850
Endstation des Schmidtschen Telegraphen am Lotsenhaus in Cuxhaven

Der Hamburger optische Telegraph war eine privatwirtschaftlich betriebene Telegraphenlinie zwischen Hamburg und Cuxhaven mittels optischem Telegraph. Sie bestand von 1838 bis 1849 und diente vor allem der Übermittlung von Informationen, die den Schiffsverkehr betrafen.

Vorgeschichte

Ausgehend von Berichten über die Einrichtung eines optischen Telegraphensystems in Frankreich (nach Chappe), regte der Hamburger Senator Günther am 30. Oktober 1794 den Bau eines solchen Systems der Nachrichtenübermittlung zwischen Hamburg und dem an der Mündung der Elbe liegenden hamburgischen Amt Ritzebüttel (heute Cuxhaven) an. Obwohl die Nützlichkeit einer solchen Verbindung für die Hafenstadt, besonders die frühzeitige Meldung der aufkommenden Schiffe, gesehen wurde, verwarf man aus Kostengründen die Realisierung.

Auch eine zweite Eingabe an die Commerz-Deputation durch Edward Roß im Jahre 1818 blieb ohne Erfolg, weil man weiterhin die Anlage- und Betriebskosten als zu hoch einschätzte. Man begnügte sich weiter mit einem nun bestehenden Meldedienst durch eine Reiterstaffel.

Ein dritter Antrag durch Johann Ludwig Schmidt,[1] ein Kaufmann und Essigfabrikant in dem damals holsteinisch-dänischen Altona, hatte 1836 schließlich Erfolg. Die Commerz-Deputation war gewillt, den Betrieb durch Zuschüsse mitzufinanzieren.

Geschichte

Alte Post in Hamburg um 1850
Auch die Türme des Berliner Bahnhofs in Hamburg sollten ursprünglich einen optischen Telegrafen aufnehmen. Auf dem hinteren Teil des Gebäudes erkennt man stattdessen eine Antenne für den elektromagnetischen Nachfolger.

1836 hatte der Unternehmer Schmidt eine Konzession des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg erhalten, und am 18. März 1838 wurde die Telegraphenlinie zwischen Hamburg und Cuxhaven eröffnet[2].

Auf der Strecke zwischen Hamburg und Altona und dem etwa 120 Kilometer entfernten Ritzebüttel-Cuxhaven waren sechs Zwischenstationen (Blankenese, Schulau, Brunshausen/Stade, Hechthausen, Dobrock, Otterndorf) ausgesucht und geeignete, erhöhte Standorte mit Semaphoren ausgestattet worden. Endstationen der Linie waren in Cuxhaven das Hotel „Belvedere“ und in Hamburg das „Baumhaus“ am Baumwall, später der Turm des neuen Postgebäudes (Alte Post). Ab 1846 erfolgte eine Erweiterung durch die Verbindung von Hechthausen nach Bremerhaven, zur dortigen optischen Telegraphenlinie Bremen–Bremerhaven.

Besondere Aufgabe dieser optischen Telegraphenlinie war die Durchführung eines Schiffsmeldedienstes an der Unterelbe. Wirkungsvoll eingesetzt wurde der optische Telegraph auch beim Hamburger Brand vom Mai 1842, als auf Veranlassung von Friedrich Clemens Gerke Hilfsmannschaften und Feuerwehren aus dem Hamburger Umland zu Hilfe herbeigerufen wurden.

Der Hamburg Altonaer Telegraph versah über elf Jahre erfolgreich seinen Dienst, bevor er am 19. August 1849 eingestellt und demontiert wurde. Seine Aufgabe wurde von dem seit dem 15. Oktober 1848 bestehenden elektrischen Telegraphen der Elektro-Magnetischen Telegraphen-Compagnie übernommen. In beiden Gesellschaften war Friedrich Clemens Gerke tätig, der bei der Einführung des elektromagnetischen Telegraphen auf dieser Strecke eine herausragende Rolle einnahm.

Finanzierung und Arbeitsweise

Der Hamburg Altonaer Telegraph benötigte beträchtliche finanzielle Mittel, um das Personal an den acht Stationen bezahlen zu können. In einem Zweischichtenbetrieb waren insgesamt 32 Telegraphisten beschäftigt, je zwei Personen an der Station verrichteten den Dienst, einer beobachtete die Gegenstationen, während der andere die Semaphoren bediente. Die Betriebskosten waren erheblich und konnten durch die Einnahmen nur unzulänglich gedeckt werden. Auch die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft und der Zufluss von privatem Kapital brachten keine wesentliche Besserung. Schmidt konnte zwar Abonnenten für den Schiffsmeldedienst gewinnen, aber trotz der durch die Commerz-Deputation gewährten Zuschüsse blieb es ein schwieriges Unterfangen, den Betrieb aufrechtzuerhalten.

In der Zeit größter Schwierigkeiten stieß Friedrich Clemens Gerke zum Hamburger Telegraphen, der den Betrieb reformierte.

Am 30. Juni 1847 kündigten die Amerikaner William und Charles Robinson den „Amerikanischen elektro-magnetischen Telegraph“ nach dem System Morse in der Hamburger Zeitung Börsen Halle an. Allgemein wurde erkannt, dass dieses wirtschaftlicher zu betreiben war. Es funktioniert bei jedem Wetter, Tag und Nacht und kam mit weniger Personal aus (insgesamt waren nur acht Mitarbeiter notwendig). Der Senat war auf Grund der großen Verdienste Schmidts in Bezug auf den Hamburger Brand unschlüssig, wie man verfahren sollte und drängte ihn erfolglos, bei der neuen Gesellschaft mitzuarbeiten. Im Gegensatz zu ihm erkannte Gerke die Vorzüge des Systems und wechselte im Sommer 1847 zur neu gegründeten Electro-Magnetischen Telegraphen Compagnie. Gerke wurde 1847 Inspektor dieses Unternehmens. Die Direktion bestand aus dem Senator Carl Möring, dem Kaufmann Adolph Godeffroy und A.W. Hüpeden.

Kurze Zeit wurden beide Systeme nebeneinander betrieben, bis Schmidt, der beim vergeblichen Versuch den Telegraphen zu retten, sein gesamtes Vermögen verloren hatte, am 19. August 1849 den Betrieb einstellen musste.

Literatur

  • Horst A. Wessel: Die optische Telegrafenlinie von Hamburg nach Cuxhaven. In: So weit das Auge reicht: Die Geschichte der optischen Telegrafie. (Publikation des Museums für Post und Kommunikation, Frankfurt am Main, anlässlich der gleichnamigen Ausstellung vom 27. April bis 30. Juli 1995), ISBN 3-7650-8150-7.

Einzelnachweise

  1. * 1. März 1791 in Wildeshausen; † 29. März 1854 in Oldenburg, siehe Wolfgang Haubold: Der Landkreis Oldenburg. Menschen, Geschichte, Landschaft, Holzberg, Oldenburg 1992, S. 275
  2. D. Kasten: 100 Jahre Telegraphenamt Hamburg. Postgeschichtliche Blätter, Hamburg 1968.

Weblinks

Commons: Optischer Telegraf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien