Höhlenmalerei

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Höhlenmalerei
Chauvet´s cave horses.jpg
Höhlenmalerei aus der Chauvet-Höhle (Nachbildung)
Allgemeines
Ursprung
Nachfolger Tontafel

Die Höhlenmalerei ist ein Genre der Malerei, bei dem Felsbilder an Wände von Höhlen oder Abris aufgebracht wurden. Derartige Bilder auf Felswänden innerhalb und außerhalb von Höhlen werden als Parietalkunst (frz. art pariétal „zur Wand gehörige Kunst“, von lat. paries „Wand“) bezeichnet. Die europäischen Höhlenmalereien stammen zumeist aus dem Jungpaläolithikum, von anatomisch modernen Menschen (Cro-Magnon-Mensch).

2021 wurde die Abbildung eines lebensgroßen Sulawesi-Pustelschweins in der Leang-Tedongnge-Höhle, einer Höhle im Maros-Pangkep Karst auf Sulawesi (Indonesien), mit Hilfe der Uran-Thorium-Datierung auf ein Alter von mindestens 45.500 Jahren datiert.[1][2] Auf einer Felswand in der Höhle von Leang Bulu’ Sipong, ebenfalls eine Höhle im Maros-Pangkep Karst, befinden sich Darstellungen von mehreren Tieren und Tier-Mensch-Mischwesen (Therianthropen), ausgeführt mit dunkelrotem Pigment. Das Alter dieser Malereien wird – ebenfalls aufgrund einer Uran-Thorium-Datierung – mit mindestens 43.900 Jahren angegeben; sie sind folglich die ältesten Malereien, die den Menschen darstellen.[3] Im selben Jahr konnten 65.000 Jahre alte Farbschichten in der Cueva de Ardales (in der Gemeinde Ardales, Südspanien) auf das Werk von Neandertalern zurückgeführt werden. Die überprüften Farbschichten stehen aber nicht im Zusammenhang mit Zeichnungen oder Bildern, sondern sind ganz rudimentäre Felseinfärbungen/Farbmarkierungen.[4][5][6]

Die ältesten Höhlenzeichnungen beziehungsweise Höhlenbilder Europas befinden sich in der spanischen El-Castillo-Höhle (ca. 40.000 Jahre BP, frühes Aurignacien) und in dem eingestürzten Abri Castanet in Frankreich (Département Dordogne).[7] Die Malereien aus der Chauvet-Höhle (Département Ardèche) werden auf ein Alter von etwa 32.000 Jahren datiert, die Petroglyphen aus der Grotte von Pair-non-Pair (Département Gironde) auf etwa 30.000 Jahre. Den Höhepunkt der europäischen Verbreitung erlebte die Höhlenmalerei in den jungpaläolithischen Epochen Gravettien, Solutréen und Magdalénien in Mittel- und Südfrankreich sowie in Nordspanien (siehe frankokantabrische Höhlenkunst). In einigen Teilen der Erde, zum Beispiel in Südafrika und Australien, ist die Ausmalung von Höhlen bis in die Gegenwart belegt (siehe Fundortliste).

Altersbestimmung

Höhlenmalerei kann auf verschiedene Weisen datiert werden. Bei allen Datierungsmethoden muss jedoch mit einer gewissen Unsicherheit gerechnet werden. Unter einer absoluten Datierung (direkte Datierung) versteht die Datierung von Farbpigmenten wie Holzkohle, mit dem Ziel ein absolutes Datum zu benennen. Das Alter von Höhlenmalereien kann mit einer Variante der Radiokohlenstoffdatierung (AMS-Datierung) ermittelt werden, wofür nur wenige Milligramm Holzkohle oder organischen Farbauftrags des Werkes benötigt werden. Seit 2012 wird auch die Uran-Thorium-Datierung zur Altersbestimmung von Sinterablagerungen auf den Höhlenmalereien verwendet. Das Mindestalter der Höhlenmalerei oder Gravur kann hiermit sehr genau bestimmt werden. Unter einer relativen Datierung (indirekte Datierung) versteht man die Methode, die Malereien mit den archäologischen Horizonten und den ergrabenen Funden in Beziehung setzen. Diese Methode ist unzuverlässig, da eine Wandmalerei auch früher oder später entstanden sein kann als eine Bodenschicht oder darin gefundene Objekte.

Andere Methoden der relativen Datierung sind:

  • die Stilanalyse (siehe Kunststile von André Leroi-Gourhan),
  • die Erstellung einer chronologischen Reihenfolge anhand der Überlagerungen von Linien,
  • die Analyse der räumlichen Anordnung der Malereien, aus der sich gegebenenfalls eine zeitliche Reihenfolge ableiten lässt.

Deutung

In der Forschung haben sich verschiedene Deutungsansätze entwickelt (hier nur in einer Auswahl vorgestellt). Die Deutungen enthalten stark spekulative Aspekte und sind miteinander kombinierbar.

Religion

Der Felsbildforscher Jean Clottes meint: „Die Menschen haben damals aufgrund ihres Glaubens in Höhlen gemalt und graviert. Höchstwahrscheinlich glaubten sie einfach, dass die unterirdische Welt eine übernatürliche Welt ist. In den Grotten glaubten sie Geistern, Göttern, ihren Vorfahren, Verstorbenen zu begegnen. Die Bilder sollten als Mittler zwischen der hiesigen und der jenseitigen Welt dienen.“[8] Nach Clottes ist die prähistorische Kunst Teil einer schamanistischen Religion.[9] Womöglich waren die Höhlen auch ein Ort für Initiationsriten, nach früherer, inzwischen als überholt geltender Ansicht auch für Jagdmagie.

Zweckfreies Malen

Die Höhlenkunst kann als natürliche Reaktion auf die Umwelt verstanden werden. Die Cro-Magnon-Menschen könnten das Erlebte, ihre Träume und Wünsche in den Bildern verarbeitet haben. Vielleicht wollten sie einfach darstellen, was sie gesehen hatten.

Praktische Zwecke

Die Malereien dienten möglicherweise als Symbolsprache, um Erfahrungen mit Jagdwild, Jagdtechniken oder Wanderrouten von Tieren festzuhalten. Sie könnten auch als Demonstration gedient haben, dass man sich in dieser Höhle befunden hat.

Künstlerischer Ausdruck

Teilweise werden Höhlenmalereien als Kunst in einem dem heutigen Kunstbegriff nahen Sinne verstanden. Diese Deutung ist umstritten. Steven Mithen verweist darauf, dass einige der heutigen Naturvölker Felsmalerei betreiben, ohne ein Wort für „Kunst“ in ihrem Wortschatz zu besitzen.[10]

Paläolithische Kunststile nach Leroi-Gourhan

Einen ethnologischen beziehungsweise kunsthistorischen Ansatz verfolgte André Leroi-Gourhan (1911–1986) mit der Unterteilung in paläolithische Kunststile I–IV (vom Aurignacien bis zum Magdalénien).[11][12][13] Wechsel im Malstil fallen nicht mit dem Wechsel der archäologischen Kulturen zusammen. Geographisch bezog sich Leroi-Gourhan auf folgende Regionen, die zugleich das Hauptverbreitungsgebiet darstellen: Asturien, Kantabrien, das französische und spanische Baskenland, die Pyrenäen, das rechte Rhoneufer und die Beckenlandschaften der Loire und der Garonne. Eine besondere Stellung nimmt die franko-kantabrische Region ein, die mit ihren noch heute erhaltenen Bilderhöhlen den größten Teil der prähistorischen Kunst stellt. Die Kunst aus Italien und Russland, dort besonders im Ural, wurden von ihm als isolierte Kunstformen angesehen, stellten jedoch um 20.000 v. Chr. eine Einheit mit Mittel- und Westeuropa dar.

Neben der Höhlenmalerei liegt der Stilunterteilung auch die erhaltene jungpaläolithische Kleinkunst zugrunde.

Stil I

Diese Phase[14] ist durch wenige Ritzzeichnungen aus dem Périgord charakterisiert. Dargestellt wurden Tiere wie Pferd und Mammut, die jedoch meist nur durch Rückenlinien oder durch Kopfdarstellungen angedeutet werden. Umrahmt werden diese meist von Strichen oder Punkten. Teilweise lassen sich auch vulvenartige Figuren erkennen. Eine genaue Datierung kann nicht getroffen werden, jedoch gehören die wenigen Exemplare wie die eingravierten Vulven aus La Ferrassie und die Darstellungen eines „Pflanzenfressers“ aus Belcayre (beide Fundstellen in der Dordogne) in die Kulturstufe des Châtelperronien und des Aurignacien.

Stil II

Der zweite Stil[15] beginnt während des Gravettien beziehungsweise Périgordien und erstreckt sich bis zum Solutréen, wobei sich die beiden Phasen II und III kaum voneinander unterscheiden. Leroi-Gourhan nimmt an, dass in dieser Zeit die ersten Heiligtümer mit Malereien und Gravierungen entstanden sind. Meist sind die Darstellungen noch auf Steinplatten in den Eingangszonen oder an den Abriwänden zu finden. Laut Leroi-Gourhan wurden die Malereien zu dieser Zeit noch selten in den „Dunkelzonen“ der Höhlen wie in der Höhle von Gargas angebracht, was jedoch in der folgenden Stilphase immer häufiger auftrat. Abhängig von der Periode I entwickelte sich ein festes Darstellungsschema: die geschweifte Hals-Rückenlinie. Meist sind die abgebildeten Tiere wie Pferd, Bison und Mammut mit einem übermäßig gekrümmten Vorderteil versehen. Ein bekanntes Beispiel ist die Höhle Pair-non-Pair, die zahlreiche Gravierungen von Pferden und Mammuts enthält. Auch bei den weiblichen Statuetten lässt sich in einem von Spanien bis Russland reichenden Gebiet eine einheitliche Ausführung erkennen. Die Figuren sind alle stilisiert: das Gesicht und die Arme werden nur angedeutet; die Füße fehlen zum Teil ganz. Besonders detailreich sind Hüften, Bauch, Brüste und Rumpf, die bei allen erhaltenen Figuren – ob als Plastik wie bei der Venus von Dolní Věstonice oder als Relief wie bei der Venus von Laussel – betont werden. Zudem werden auch die ersten Handabdrücke gefertigt, wie zum Beispiel in Gargas und Labatut.

Stil III

Diese Phase[16] stellt laut dem Wissenschaftler den Höhepunkt der technischen „Kunstfertigkeiten“ dar. Die Linien sind feiner ausgeführt, und man versuchte die Bewegtheit der Tiere darzustellen. Besonders betont wurden die sehr kurzen Beine und der Körper, die im Verhältnis zum Kopf zu groß erscheinen. Auch ist die markante Rückenlinie, die im Stil II konsequent bei jeder Tierart eingehalten wurde, nun abgeschwächt und individuell umgesetzt worden. Die Geweihe und Hörner sind zu ca. 75 % in der „halbverdrehten“ Perspektive wiedergegeben. Zu den häufigsten Abbildungen zählen Bison und Pferd, die meist in Kombination auftreten. Begleitet werden sie von weiteren „Nebentieren“: in Lascaux von einem Hirsch und in Pech Merle von einem Mammut. Die Zeichen, die immer bei den Tiergruppen erscheinen, sind meist tektiform wie in La Mouthe und in Lascaux (hier sind auch die schachbrettförmigen Zeichen zu nennen, die mit verschiedenen Farben ausgemalt wurden). In dieser Phase stehen auch die Menschenabbildungen immer in einem engen Bezug zu den abgebildeten Tieren und anderen Zeichen. Die Schachtszene in der Höhle von Lascaux mit dem verwundeten Bison und der menschlichen Gestalt ist ein Beispiel für diese Tradition. Weitergeführt werden auch die Handnegative und -positive, wie in Pech Merle, El Castillo und Rocamadour. Datiert wird die Stilphase aufgrund der beiden Fundstellen Roc-de Sers und Bourdeilles in das Solutréen und das frühe Magdalénien. Leroi-Gourhan unterteilt diese Phase in vier regionale Gruppen, die sich in einigen Elementen der Darstellungsweisen unterscheiden: im Périgord, im Lot, in Kantabrien und im Ardèche-Tal.

Stil IV

Der vierte Stil[17] stellt den größten Teil der erhaltenen Kunstwerke dar (ca. 78 %), wobei die mobilen Gegenstände diese Phase besonders prägen und eine Unterteilung in eine frühe und späte Phase erlauben. Leroi-Gourhan datiert den frühen Stil in das mittlere Magdalénien III und IV, die spätere Phase in das Magdalénien V und VI, doch erwähnt er in seiner Monographie, dass es ebenfalls Abweichungen dieser Unterteilung gibt wie in der Drei-Brüder-Höhle und in Les Combarelles. Die Umrisslinien zeigen das abgebildete Tier in einer sehr realistischen Weise, sodass die Haltung und Bewegung des Tieres deutlich hervorgehoben wird. Hörner und Geweihe werden in ihrem natürlichen Aussehen wiedergegeben. Pferdedarstellungen besitzen eine sehr geschwungene Bauchpartie und zwei Linien auf den Schultern. Bisons, meist mit einem behaarten Kopf, weisen ein „Dreieck“ an den Lenden auf. Diese Details lassen sich auf einem Gebiet von Arcy-sur-Cure bis nach Kantabrien antreffen. Begleitet werden diese Tiere von verschiedenen Zeichen, die Leroi-Gourhan den zwei Unterphasen zuweist, aber auch betont, dass es regionale Unterschiede gibt. Zunächst entwickeln sich aus den rechteckigen Zeichen (meist mit weiblichen Symbolen) „echte“ tektiforme Zeichen. Zur selben Zeit treten die Wundzeichen auf wie in Niaux, doch entwickeln sich aus diesen ovale Symbole zum Beispiel in der Drei-Brüder-Höhle.

Maltechniken

Da die Menschen der ausgehenden Altsteinzeit „schon perspektivisch zeichnen [konnten], verschiedene Maltechniken kannten und das Verhalten von Tieren naturgetreu wiederzugeben vermochten“, wird in expliziter Weise von Malerei gesprochen.[18] Neben der auf Farbauftrag konzentrierten Höhlenmalerei wurden im selben Zeitraum auch Petroglyphe angefertigt. Durch die Vereinfachung der Motive auf wenige Striche handelt es sich bei Höhlenmalereien überwiegend um Zeichnungen.

Als Anstrichmittel wurden Eisenoxidpigmente für rote und Manganoxide oder Holzkohle für schwarze Farben verwendet. Durch unterschiedlich erhitzten Ocker konnte die Farbpalette vergrößert werden, doch wird im Allgemeinen angenommen, dass auch diverse Gesteine, Erze und Feldspat sowie Blut, Kalkstein, Pflanzenharz, Milch und Pflanzensäfte zur Farbherstellung benutzt wurden. Das aus diesen Rohstoffen gewonnene Material, vermutlich in Puderform, wurde mit Wasser, Speichel oder Fetten vermischt und anschließend mit verschiedenen Techniken auf die Wandflächen aufgetragen. Neben Pinseln aus angekauten Zweigen, Stempeln und den eigenen Fingern wurde die Farbe mit Hilfe des Mundes oder eines Röhrchens auf die Fläche gesprüht. Bei diesem Vorgang wurden teilweise Schablonen oder auch die Hände so eingesetzt, dass „saubere Kanten“ beim Auftragen entstanden sind. In der Chauvet-Höhle wurde die Verwischtechnik angewandt. Flachreliefs entstanden durch das Abmeißeln der umliegenden Fläche. Die Höhlenmaler bezogen teilweise die dreidimensionale Wirkung von Rissen und Vorsprüngen des Felsuntergrunds in das Bild mit ein (zum Beispiel in Font-de-Gaume und in der Höhle von Altamira). Auffallend häufig treten Überschneidungen auf, die in der Forschung verschieden ausgelegt werden. Zu den weiteren Hilfsmitteln zählen Steinlampen, die unter anderem mit Tierfett und einem Wacholderzweig-Docht Licht in die dunkle Höhle brachten, und Feuersteingeräte wie Kratzer, Stichel oder auch Klingen, mit denen die Gravierungen ausgeführt wurden. In Lascaux haben sich Spuren von Gerüsten und Seilen erhalten, doch könnten auch weitere Personen dem Maler geholfen haben, die höher gelegenen Stellen zu bemalen.

Elektronenrastermikroskopie und Mikrosondentechnik dienen zur Analyse der chemischen Bestandteile von Farbaufträgen.

Handnegative

Handnegative in der Cueva de las Manos in Argentinien

Technik

Meist wird die Hand als Schablone auf die Wand gelegt, und mit der oben beschriebenen Versprühtechnik wird Farbe aus Holzkohle, Rötel oder Ocker, mit Wasser angerührt, auf die Wand gesprüht. Handnegative, die durch scheinbar fehlende Fingerglieder auffallen, lassen sich mit einer Modifikation der „Schablone Hand“ durch Beugen der betreffenden Fingergelenke, zum Beispiel im Sinne einer Zeichensprache, oder durch einen Zustand nach ritueller oder medizinisch indizierter Finger(teil)amputation erklären – wie in der französischen Höhle von Gargas (Südpyrenäen) und in der spanischen Maltravieso-Höhle (Extremadura). Der Fund mehrerer isolierter Fingerglieder in Gravettien-Schichten der polnischen Obłazowa-Höhle (Westkarpaten) wird als Hinweis auf rituelle Verstümmelungen an diesem Ort diskutiert.[19]

Urheberschaft

Lange ging die Wissenschaft davon aus, dass in den Malereien Männer ihre Jagderfahrungen künstlerisch umgesetzt hatten, doch gab es dafür keine Beweise.[20] Der Archäologe Dean Snow von der Pennsylvania State University analysierte Handabdrücke aus acht französischen und spanischen Steinzeithöhlen, darunter der El-Castillo-Höhle und fand heraus: Etwa drei Viertel aller farbigen Hände stammen von Frauen, und es finden sich auch zahlreiche Handabdrücke von Kindern und Jugendlichen.[21]

Datierung

Sämtliche nach der Radiokarbonmethode datierten Handnegative stammen aus dem Gravettien. Eine davon abweichende Datierung der Handnegative aus der Chauvet-Höhle in die vorangehende Epoche des Aurignacien wurde durch eine Nachuntersuchung revidiert.[22] Die bekanntesten Fundstellen sind die Chauvet-Höhle, die Höhle Pech Merle, die Henri-Cosquer-Höhle und die Höhle von Gargas.[23]

Die Handnegative der Cueva de las Manos in Argentinien sind wesentlich jünger als ihre europäischen Pendants (7.000 bis 1.000 v. Chr.).

Liste der Fundorte mit Höhlenmalerei

Fundorte in Europa

Von den zahlreichen Bilderhöhlen in Frankreich (ca. 150) und Nordspanien (ca. 125) werden nachfolgend nur die wichtigsten genannt. Eine ausführliche Darstellung siehe Frankokantabrische Höhlenkunst.

Frankreich

Stil Höhle Département Koordinaten Beschreibung Epoche/Alter Zugänglichkeit
Stil I Abri Cellier und Le Ruth Dordogne 44° 59′ 38″ N, 1° 3′ 36″ O gravierte Platten im untersten Aurigancien-Horizont
Stil I Abri Castanet Dordogne 44° 59′ 57,2″ N, 1° 6′ 5,1″ O gravierte Platten Aurignacien I und II, 35.000–37.000 v. Chr.
Stil I Abri de Belcayre Dordogne eine gravierte Platte
Stil I La Ferrassie Dordogne 44° 57′ 6,5″ N, 0° 56′ 17″ O gravierte Platten aus dem Aurignacien IV
Stil II Laussel Dordogne 44° 56′ 50″ N, 1° 6′ 25″ O vier Reliefs weiblicher Figuren und einer männlichen Figur, ein steinerner Phallus und die Plastik einer ithyphallischen Person Venus von Laussel (Venus à la corne) ist ca. 25.000 Jahre alt
Stil II Pair-non-Pair Gironde 45° 2′ 20,3″ N, 0° 30′ 6,4″ W mehrere Felsgravierungen vor 33.000 bis 26.000 Jahren
Stil II La Grèze Dordogne 44° 57′ N, 1° 8′ O (Marquay) Gravierungen und eine jüngere Bisondarstellung
Stil II La Mouthe Dordogne vier Rinder und ein Pferd (Gravierungen)
Stil II Gorge d’Enfer Dordogne Gravierungen schlecht erhalten, Fisch in Hochrelief (1,05 m)
Stil II Höhle von Gargas Hautes-Pyrénées 43° 3′ 19″ N, 0° 32′ 10″ O Handnegative, gravierte Steinplatten, Ausgestaltung der Zonen "Mäander" und ein Teil des "Divertikels", gravierte Zeichen und die "Muschel"; (Entdeckung von Höhlengemälden 1902) rund 25.000 Jahre alt
Stil II Höhle von Cussac Dordogne (Entdeckung 2000) rund 28.000 Jahre alt
Stil III Roc-de-Sers Charente 45° 34′ 30″ N, 0° 19′ 46″ O Werkzeuge, Parietalkunst Aurignacien, Solutréen
Stil III Bourdeilles bzw. Fourneau du Diable Dordogne 45° 20′ 4,5″ N, 0° 35′ 39″ O
Stil III Höhle von Lascaux Dordogne 45° 3′ 13,7″ N, 1° 10′ 15″ O Alter zwischen 17.000 und 10.000 Jahre, Entdeckung 1940 nicht öffentlich zugänglich, Nachbildung Lascaux II
Stil III Le Gabillou Dordogne
Stil III Villars-Höhle Dordogne 45° 26′ 32,1″ N, 0° 47′ 6,6″ O
Stil III La Mouthe Dordogne
Stil III Saint-Cirq Dordogne 44° 55′ 34″ N, 0° 58′ 3″ O
Stil III Pech Merle Lot 44° 30′ 29″ N, 1° 38′ 40″ O (Entdeckung 1922) rund 20.000 Jahre alt
Stil III Cougnac Lot
Stil III Le Portel Ariège
Stil III Höhle von Isturitz Basses-Pyrénées 43° 21′ 10″ N, 1° 12′ 22″ W
Stil IV Bernifal Dordogne 44° 55′ 52″ N, 1° 4′ 3″ O
Stil IV Limeuil (Fundstätte) Dordogne 44° 53′ 0″ N, 0° 53′ 18″ O
Stil IV Höhle von Teyjat Dordogne 45° 35′ 10″ N, 0° 34′ 17″ O
Stil IV Saut du Perron Loire
Stil IV La Colombière Ain
Stil IV Angles-sur-l’Anglin Vienne
Stil IV La Chaire à Calvin Charente
Stil IV Saint-Germain-la-Rivière Gironde
Stil IV Le Cap Blanc (Abri) Dordogne 44° 56′ 44″ N, 1° 5′ 49″ O öffentlich zugänglich
Stil IV Commarque Dordogne
Stil IV Abri Reverdit Dordogne 44° 59′ 53″ N, 1° 6′ 4″ O
Stil IV La Magdelaine Tarn
Stil IV Les Combarelles Dordogne 44° 56′ 37″ N, 1° 2′ 32″ O
Stil IV Font-de-Gaume Dordogne 44° 56′ 5″ N, 1° 1′ 44″ O
Stil IV La Mouthe Dordogne
Stil IV Höhle von Rouffignac Dordogne 45° 0′ 31″ N, 0° 59′ 16″ O
Stil IV Arcy-sur-Cure Yonne Tierdarstellungen (Entdeckung der Malereien 1990)
Stil IV Pergouset Lot
Stil IV Labastide Hautes-Pyrénées
Stil IV Le Portel Ariège
Stil IV Höhle von Niaux Ariège 42° 49′ 15″ N, 1° 35′ 37″ O Erforschung seit 1906 ca. 14.000–13.000 Jahre alt
Stil IV Grotte Les Trois-Frères Ariège 43° 1′ 56″ N, 1° 12′ 42″ O
Stil IV Höhle von Tuc d’Audoubert Ariège 43° 1′ 56″ N, 1° 12′ 8″ O
Stil IV Höhle von Mas d’Azil Ariège 43° 4′ 10″ N, 1° 21′ 17″ O
Stil IV Montespan Haute-Garonne
La Marche
Chauvet-Höhle Ardèche 44° 21′ 0″ N, 4° 29′ 24″ O über 400 Einzelbilder, (Entdeckung 1994 durch Jean-Marie Chauvet) Datierung der älteren Gruppe zwischen 33.000–30.000 Jahren BP, der jüngeren Gruppe 27.000–22.000 Jahre BP
Henri-Cosquer-Höhle Bouches-du-Rhône 43° 12′ 10″ N, 5° 26′ 57″ O der Eingang liegt 37 Meter unter dem Meeresspiegel; Zeichnungen von Seehunden, Fischen und großen Meeresvögeln (Entdeckung 1985 durch Henri Cosquer) ca. 27.000 Jahre alt
Grotte d’Aurignac Haute-Garonne 43° 13′ 21″ N, 0° 51′ 55″ O
La Madeleine Dordogne 44° 58′ 1″ N, 1° 2′ 11″ O Steppenwisent auf Elfenbein Magdalénien
Grotte de Gouy Seine-Maritime 49° 21′ 40″ N, 1° 7′ 49″ O Kreideschnitzereien 12.050 ± 130 Jahre v. Chr.
Bayol-Höhle Gard 43° 57′ N, 4° 29′ O Malereien fast 20000 Jahre alt
Höhle von Enlène Ariège 43° 1′ 51″ N, 1° 13′ 2″ O sehr reich an Kleinkunstobjekten „art mobilier“/ Alltagskunst und gravierten Sandsteinplaketten (Bodenfliesen?, Schneidebrettchen?). Magdalénien, Gravettien
(Volp-Höhlen) Ariège 43° 1′ 56″ N, 1° 12′ 8″ O
Höhle von Font-Bargeix, Puyrignac, La Grange aux Putes (Champeaux-et-la-Chapelle-Pommier) Dordogne 45° 28′ N, 0° 35′ O
Höhle von Jovelle Dordogne 45° 21′ 37″ N, 0° 25′ 48″ O Ritzzeichnungen eines Mammuts, eines Steinbocks und eines Pferdes
Rochereil Dordogne 45° 18′ 8,3″ N, 0° 32′ 6,5″ O 4000 Steinartefakt- und Knochenfunde, Grabstätte eines männlichen Erwachsenen Magdalénien VI, Azilien
Laugerie-Basse Dordogne 44° 57′ 3,5″ N, 0° 59′ 57″ O mehrere Kunstwerke Magdalénien öffentlich zugänglich
Höhle von Puymartin (bei Marquay) Dordogne 44° 57′ N, 1° 8′ O (Marquay)
Gisement préhistorique moustérien de la Gane bei Groléjac Dordogne 44° 49′ N, 1° 18′ O (Groléjac) Prähistorischer Abri - Monument historique Moustérien

Nordspanien

Stil II

Stil III

  • Las Chimeneas (Kantabrien)
  • Höhle von Altamira (Kantabrien) – über 150 Wandbilder, die zwischen 14.000 und 16.000 Jahre alt sind; (Entdeckung 1868)
  • La Pasiega (Kantabrien)
  • El Castillo Covalanas (Kantabrien)
  • Covolanas (Kantabrien)
  • La Haza (Kantabrien)

Stil IV

Italien

Russland

Fundorte in Afrika

Die Felskunst der Sahara gehört nicht mehr zur Eiszeitkunst, da sie ausschließlich im Holozän entstand. Sie weist jedoch einige formale Parallelen vor allem zur mesolithischen und spätneolithischen Kunst Ostspaniens und Italiens auf und ist in ihrer späteren Phase neolithisch. Auch die Felskunst im übrigen Afrika, die wie die der Sahara fast nie Höhlenkunst ist, entstand nach der Letzten Kaltzeit und ist nur der Kulturstufe nach paläolithisch.

Ägypten

Algerien

Höhlenmalerei in Laas Geel

Libyen

Marokko

  • Höhle D’Ifri N’Ammar, 12.–14. Jahrtausend v. Chr.

Somalia

Namibia

Südafrika

Fundorte in Amerika

Mexiko

Brasilien

Argentinien

Fundorte in Asien, Australien und Ozeanien

Ile Kére Kére, Osttimor

Museen

Literatur

  • André Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst. Breisgau 1971.
  • Ansel Adams: The Camera. Littersity of California Press, Berkeley 1997.
  • Paul G. Bahn: Pyrenean Prehistory: A Palaeoeconomic Survey of the French Sites. Aris & Phillips, Warminster 1985.
  • Ditte Bandini-König: Die Felsbildstation Hodar. (= Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans. Band 3). Philipp von Zabern, Mainz 1999, ISBN 3-8053-2560-6.
  • Geoffrey Batchen: Burning with Desire: The Conception of Photography. MIT Press, Cambridge 1997.
  • Count Henri Bégouën: The Magic Origin of Prehistoric Art. In: Antiquity. 1929.
  • John Berger: Secrets of the Stone. In: Guardian. 16. November 1996.
  • Gerhard Bosinski: Die Gravierungen des Magdalénien-Fundplatzes Andernach-Martinsberg. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums. 41, 1994, S. 19–58.
  • Gerhard Bosinski: Die Ausgrabungen in Gönnersdorf 1968–1976 und die Siedlungsbefunde der Grabung 1968. (= Der Magdalénien-Fundplatz Gönnersdorf. Volume 3). Steiner, Wiesbaden 1978.
  • Gerhard Bosinski, Gisela Fischer: Mammut- und Pferdedarstellungen von Gönnersdorf. (= Der Magdalénien-Fundplatz Gönnersdorf. Volume 5). Steiner, Wiesbaden 1980, ISBN 3-515-02823-4.
  • Harald Braem, Thomas Schulte im Walde: Bibliographie des deutschsprachigen Schrifttums zur internationalen Felsbildforschung (Imago mundi Band 7). Lollschied 1994, ISBN 3-929068-07-9.
  • Jean Clottes: Kunst im Morgenlicht der Menschheit. In: Reinhard Breuer u. a.: Moderne Archäologie. (= Spektrum der Wissenschaft Spezial. Jg. 12, H. 2). Spektrum der Wissenschaft VG, Heidelberg 2003, S. 6–9.
  • Michel Lorblanchet, Gerhard Bosinski: Höhlenmalerei. Ein Handbuch. Thorbecke, Stuttgart 2000, ISBN 3-7995-9025-0.
  • Martin Meister: Höhlenkunst. In: GEO. 22. Jg., Juni 1997.
  • Wolfgang Schürle, Nicholas J. Conard (Hrsg.): Zwei Weltalter. Eiszeitkunst und die Bildwelt Willi Baumeisters. Ostfildern-Ruit 2005.
  • Rolf Schulte: Farbe und Maltechnik. In: Gerhard Rietschel u. a.: Lascaux. Höhle der Eiszeit. Zabern, Mainz 1982, ISBN 3-8053-0593-1, S. 60–63. (Ausstellungskatalog des Roemer- und Pelizaeus-Museums)
  • Toni Hildebrandt: Bild, Geste und Hand. Leroi-Gourhans paläontologische Bildtheorie. IMAGE 14 (September 2011)."Bild, Geste und Hand. Leroi-Gourhans paläontologische Bildtheorie

Weblinks

Wiktionary: Höhlenmalerei – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Höhlenmalerei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  1. Adam Brumm et al.: Oldest cave art found in Sulawesi. In: Science Advances. Band 7, Nr. 3, 2021, eabd4648, doi:10.1126/sciadv.abd4648.
    Älteste Höhlenmalerei der Welt entdeckt. Auf: faz.net vom 14. Januar 2021.
    World's oldest known cave painting found in Indonesia. Auf: theguardian.com vom 13. Januar 2020.
  2. Amy McDermott: News Feature: What was the first “art”? How would we know? In: PNAS. Band 118, Nr. 44, e2117561118, doi:10.1073/pnas.2117561118.
  3. Maxime Aubert et al.: Earliest hunting scene in prehistoric art. In: Nature. Band 576, 2019, S. 442–445, doi:10.1038/s41586-019-1806-y.
  4. 65.000 Jahre alte Neandertaler-Höhlenmalerei. 2. August 2021, abgerufen am 2. August 2021 (deutsch).
  5. Spanien: Forscher finden 65.000 Jahre alte Neandertaler-Höhlenmalerei. In: Der Spiegel. Abgerufen am 3. August 2021.
  6. Africa Pitarch Martí, João Zilhão, Francesco d’Errico, Pedro Cantalejo-Duarte, Salvador Domínguez-Bella: The symbolic role of the underground world among Middle Paleolithic Neanderthals. In: PNAS. Band 118, Nr. 33, 2. August 2021, ISSN 0027-8424, doi:10.1073/pnas.2021495118 (pnas.org [abgerufen am 3. August 2021]).
  7. Weltweit älteste Höhlenmalerei entdeckt. Auf: welt.de vom 14. Mai 2012.
  8. Code der Götter: Botschaften aus der Eiszeit (Memento vom 3. Dezember 2016 im Internet Archive) Terra X, 31. August 2008.
  9. Schamanen in der Höhlenwelt: Bildergeschichten und Gegenstände mit spiritueller Symbolkraft (Memento vom 3. Dezember 2016 im Internet Archive) Terra X, 31. August 2008.
  10. The prehistory of the mind: A search for the origins of art, religion, and science. London 1996, ISBN 0-500-05081-3.
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  20. Hubert Filser: Gender-Forschung: Starke Frauen. In: Süddeutsche Zeitung. Nr. 28, 3./4. Februar 2018, S. 34.
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    Hohe Frauenquote. Menschen der Altsteinzeit bedeckten Höhlenwände mit Zeichen und Bildern. Auf: wissenschaft.de vom 19. August 2014
  22. J. Combier, G. Jouve: Chauvet cave’s art is not Aurignacian: a new examination of the archaeological evidence and dating procedures. In: Quartär. Band 59, 2012, S. 131–152. doi:10.7485/QU59_05
  23. Émile Cartailhac, Henri Breuil: Gargas, Cne D’Aventignan (Hautes-Pyrénées). In: L’Anthropologie. XXI, 1910, S. 129–150.