Hannes Stöhr

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Hannes Stöhr beim Miami International Film Festival

Hannes Stöhr (* 1970 in Stuttgart) ist ein deutscher Filmregisseur und Drehbuchautor. Er wohnt in Berlin.[1]

Stöhr ist Professor an der Hochschule der Medien in Stuttgart.[2] Seit 2005 lehrt er regelmäßig als Gastdozent an der Filmakademie Baden-Württemberg[3] in Ludwigsburg, am Goethe-Institut[4] und der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). 2006 erhielt er ein Drehbuch-Stipendium in die Villa Aurora (Los Angeles-USA). Stöhr spricht fünf Sprachen (Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch und Portugiesisch).[5]

Laufbahn

Hannes Stöhr ist in Sickingen, einem Stadtteil von Hechingen aufgewachsen und absolvierte am dortigen Gymnasium 1989 das Abitur. Nach dem Zivildienst bei der Lebenshilfe Zollernalb und einem Aufenthalt in Südamerika begann er 1992 ein Jurastudium in Passau. Ein Erasmus-Stipendium[6] führte ihn nach Santiago de Compostela. Von 1995 bis 2000 studierte er Drehbuch und Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). In dieser Zeit entstanden einige Kurzfilme und Dokumentarfilme.

Berlin is in Germany drehte er 1999 während seines Studiums an der DFFB zunächst als Kurzfilm und erhielt dafür beim Filmfest Potsdam 1999 den Hauptpreis. Danach setzte er die Geschichte des Haftentlassen Martin Schulz[7] mit Jörg Schüttauf[8] als abendfüllenden Kinofilm um. Die lange Version von Berlin is in Germany war gleichzeitig sein Abschlussfilm an der Berliner Filmhochschule (DFFB) und hatte am 8. Februar 2001 im Kino International bei der Berlinale Premiere. Der Film mit Jörg Schüttauf, Julia Jäger, Edita Malovcic, Tom Jahn, Óscar Martínez, Robert Lohr, Udo Kroschwald und Carmen-Maja Antoni in den Hauptrollen wurde mit dem Panorama Publikumspreis der Berlinale ausgezeichnet. Der Hauptdarsteller Jörg Schüttauf wurde außerdem mit dem Preis der deutschen Filmkritik 2001 prämiert. Florian Appl erhielt für die beste Filmmusik den Rolf-Hans-Müller-Preis 2002 und Hannes Stöhr neben dem New Faces Award 2002 auch den Studio-Hamburg-Nachwuchspreis 2001. Der Film bekam dazuhin den Publikumspreis beim Filmfestival Schwerin 2001, den Prix Special de Jury bei den französischen Nachwuchsfestivals in Poitiers (2002) und Annonay (2002), den Deutschen Kritikerpreis (2002), eine Nominierung für den First Steps Award 2002 und lief auch auf zahlreichen internationalen Filmfestivals wie Moskau (2001), New York – Museum of Modern Art (2001), Los Angeles – AFi (2001) und Istanbul (2002). Der Film startete mit 35 Kopien im Oktober 2001 in den deutschen Kinos und erreichte ca. 160 000 Zuschauer.[9] Berlin is in Germany lief auch in Frankreich[10], der Türkei und anderen europäischen Ländern. In Spanien kam der Film am 19. April 2002 in die Kinos.[11][12]

2003 drehte Stöhr den Kölner WDR-Tatort Odins Rache mit Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär in den Hauptrollen.[13] Odins Rache wurde für den ARD-Civis-Fernsehpreis nominiert. Stöhr hatte auch das Drehbuch für diesen Tatort geschrieben.[14]

Seinen zweiten Kinofilm One Day in Europe drehte Stöhr[15] in Berlin, Moskau, Istanbul und Santiago de Compostela mit Florian Lukas, Miguel de Lira, Rachida Brakni, Megan Gay, Erdal Yıldız, Luidmila Svetkova und Boris Arquier in den Hauptrollen. One Day in Europe wurde im Wettbewerb der Berlinale 2005 gezeigt und lief auf zahlreichen internationalen Filmfestivals wie Valencia, Brüssel, Haifa, Warschau, São Paulo und Hamptons. Er startete mit 50 Kopien im April 2005[16] in den deutschen Kinos, später auch in Spanien, Polen, Großbritannien[17], Türkei, Russland und Japan[18].

Sein dritter Kinofilm Berlin Calling hatte auf der Piazza Grande beim Filmfestival in Locarno 2008 Weltpremiere, lief unter anderem beim Filmfestival in Hamburg 2008, beim internationalen Filmfestival in Warschau 2008 und beim Filmfestival in Miami 2009. Berlin Calling startete im Oktober 2008 mit 35 Kopien in den deutschen Kinos. Später folgten Kinostarts in Polen, Italien, Ungarn, Spanien und anderen europäischen Ländern. Der Film mit Paul Kalkbrenner, Rita Lengyel, Corinna Harfouch und Araba Walton in den Hauptrollen lief 115 Wochen (Stand 30. November 2010) ununterbrochen in Berlin und anderen Städten in den Programmkinos[19]. Der Soundtrack von Paul Kalkbrenner wurde 2012 mit Platin für über 200.000 verkaufte Exemplare ausgezeichnet. Mit der aus dem Soundtrack zu Berlin Calling ausgekoppelten Single Sky and Sand, die gemeinsam mit seinem Bruder Fritz Kalkbrenner entstand, stellte Paul Kalkbrenner einen Rekord auf. Insgesamt hielt sich die Single 129 Wochen in den Charts. Berlin Calling war in vier Kategorien in der Vorauswahl für den Deutschen Filmpreis 2009: Bester Film, Bestes Drehbuch, Beste Musik (Paul Kalkbrenner) und bester Schnitt (Anne Fabini). Anne Fabini erhielt auch später die offizielle Nominierung für den besten Schnitt. Im Dezember 2010 gewann Berlin Calling den Arte-Publikumspreis, der durch die Zuschauer per Internet ermittelt wird.[20] Später wurde der Film auch für das Theater adaptiert.[21]

Über seine drei Kinofilme Berlin is in Germany (2001), One Day in Europe (2005) und Berlin Calling (2008), sagt Hannes Stöhr, der neben der Regie auch immer das Drehbuch schrieb:

„Im Nachhinein gesehen ergeben die drei Filme eine Berlin-Trilogie: Berlin is in Germany beschreibt Berlin aus der Alien-Perspektive, One Day in Europe zeichnet Berlin im europäischen Kontext und Berlin Calling ist der Blick auf Berlin von Innen …“

Für den Film Global Player – Wo wir sind isch vorne schrieb Stöhr[22] wieder das Drehbuch und führte Regie.[23] Er handelt von einer Unternehmerfamilie aus Stöhrs Heimatstadt Hechingen.[24] Der Film lief als Eröffnungsfilm beim Deutschen Filmfestival 2014 in Ludwigshafen und als Abschlussfilm beim internationalen Filmfestival Cinema Jove in Valencia 2014. Seine USA-Premiere feierte Global Player – Wo wir sind isch vorne 2014 beim Internationalen Filmfestival in Miami, seine Asien-Premiere 2014 beim Singapur Filmfestival. In der Kinothek Stuttgart lief der Film mit Christoph Bach[25], Walter Schultheiß[26], Inka Friedrich[27] und Ulrike Folkerts in den Hauptrollen 39 Wochen ohne Pause.[28] Die Geschichte wurde von ihm inzwischen als Theaterstück bearbeitet und kam am 3. März 2018 im Theater Lindenhof in Melchingen unter seiner Regie zur Uraufführung.[29] Außerdem produzierte der SWR 2016 ein Hörspiel nach dem Film.[30]

Hannes Stöhr ist Mitglied der Deutschen und Europäischen Filmakademie[31] und wohnte ab 2006 in der Künstlerresidenz Villa Aurora in Los Angeles, wo er an seinem deutschen Western-Epos Forty-Eighters arbeitete.[32] Der Film soll von den deutschen Einwanderern nach Amerika im 19. Jahrhundert handeln.[33][34] 2008 war Hannes Stöhr Jury-Mitglied beim Internationalen Filmfest in Gijón, 2009 Jury-Präsident des europäischen Filmfestivals in Brüssel[35], 2010 Mitglied der Jury beim Miami International Filmfestival (World competition). 2010 produzierte er den Dokumentarfilm Mein Ungarn in Berlin von Rita Lengyel und wirkte bei der Doppel-DVD über Paul Kalkbrenners 2010er Europatournee als Dramaturg mit. Stöhr veröffentlicht auch Aufsätze über Filme.[36][37]

Er ist kreativer Pate des Berliner Filmfestivals Kiezkieken und sagt dort: „Lokal ist global, wer seinen Kiez versteht, wird auch die Welt verstehen.“

Filmografie

Spielfilme (Buch & Regie-Auswahl)
Dokumentarfilme (Auswahl)
  • 1996: Lieber Cuba Libre
  • 1998: Cirque Gosh – live in Paris
  • 2010: Paul Kalkbrenner live in concert[45]
  • 2012: My Hungary in Berlin (Produzent)
  • 2014: Miami calling (Drehbuch)[46]
Werbung (Auswahl)

Auszeichnungen (Auswahl)

  • Berlin is in Germany:
    • 2001 Nominierung First Steps Award[48]
    • 2001 1. Platz Studio Hamburg Nachwuchspreis
    • 2001 Valencia International Film Festival – Luna de Plata
    • 2001 Publikumspreis Panorama Berlinale
    • 2002 Deutscher Kritikerpreis als bester Film
    • 2002 New Faces Award als bester Nachwuchsregisseur
    • 2002 Annonay International Festival – Special Jury Prize
  • Odins Rache:
  • Ode Day in Europe:
    • 2005 Wettbewerbsbeitrag Internationales Filmfestival Berlinale
    • 2007 Der internationale Karlspreis zu Aachen: Film des Jahres[49]
  • Berlin Calling:
    • 2008 Nominierung Warschau International Filmfestival
    • 2008 Wettbewerbsbeitrag Filmfestival Locarno Piazza Grande[50]
    • 2010 Arte Publikumspreis[51]
  • Global Player:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Christina Moles Kaupp: TIP Berlin – Global Player Film. In: tip-berlin.de. Abgerufen am 18. Juli 2018.
  2. Hochschule der Medien – Professorenverzeichnis.
  3. Hechingen: Interview mit Hannes Stöhr: „Fast alles ist neu“. In: swp.de. 1. Februar 2018 (swp.de [abgerufen am 16. Juli 2018]).
  4. Goethe Institut to screen award-winning films. In: vietnamnews.vn. Goethe Institut Vietnam, abgerufen am 17. Juli 2018 (englisch).
  5. Grant Recipient Details – VATMH. In: Villa Aurora-Los Angeles (USA). Abgerufen am 16. Juli 2018 (englisch).
  6. 25 Jahre Erasmus. (PDF) In: pragmatopia.de. Abgerufen am 17. Juli 2028.
  7. Philipp Bühler: Wiedergänger von Franz Biberkopf. In: berliner-zeitung.de. 1. November 2001, abgerufen am 17. Juli 2018.
  8. Peter Zander. Berliner Morgenpost: Berlin is in Germany. 15 Jahre später. In: morgenpost.de. Abgerufen am 18. Juli 2018.
  9. Berlin is in Germany. In: filmportal.de. Abgerufen am 2. August 2018.
  10. Allocine: Film Berlin is in Germany in France. In: allocine.fr. Abgerufen am 17. Juli 2018 (französisch).
  11. Ciro Krauthausen: Berlin is in Germany. Spain. In: elpais.com. Abgerufen am 17. Juli 2018 (spanisch).
  12. Rocío García: El Pais. Berlin is in Germany. In: elpais.com. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  13. Björn Becher: 40 Jahre Tatort. Odin´s Rache bei Filmstarts. Abgerufen am 18. Juli 2018.
  14. Odins Rache. In: wiewardertatort.de. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  15. Frank Olbert: Einheitliche europäische Kultur gibt es nicht (Interview). In: ksta.de. 5. Juni 2005, abgerufen am 17. Juli 2018.
  16. Evelyn Finger: One Day in Europe im Kino. In: zeit.de. Abgerufen am 18. Juli 2018.
  17. David Mattin: Film One Day in Europe in the UK. In: bbc.co.uk. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  18. One Day in Europe-Japanese Trailer. In: youtube.com. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  19. Nicolas Stecher: Paul Kalkbrenner Talks His Viral Techno History Lesson. In: rollingstone.com. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  20. „Berlin Calling“ – Mit der Berliner Morgenpost ins Kino. In: morgenpost.de. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  21. Berlin Calling. In: dreamland-media.com. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  22. Jörg Taszman: Hoffentlich kommen die Chinesen… In: deutschlandfunkkultur.de. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  23. Wolfgang Hirn: Die schwäbische Alb ist überall. Manager Magazin. In: manager-magazin.de. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  24. Hardy Kromer: Stöhr überholt sogar Bully Herbig. In: swp.de. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  25. Sendedaten. Film Global Player. In: wunschliste.de. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  26. Jana Simon: Walter Schultheiß: Der Profi. In: zeit.de. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  27. Film Global Player. Daten. In: wunschliste.de. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  28. Kinothek Stuttgart: Film Global Player 39 Spielwoche. In: globalplayerfilm.com. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  29. Hechingen: Global Player auf der Theaterbühne. In: Schwarzwaelder-bote.de. Abgerufen am 29. März 2017.
  30. Global Player goes Hörspiel ‹ Monika Anna Wojtyllo. In: monika-wojtyllo.com. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  31. Hannes Stoehr. In: europeanfilmacademy.org. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  32. Villa Aurora-Los Angeles (USA): Hannes Stoehr. Western. In: vatmh.org. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  33. Forty Eighters - Stoehrfilm. In: stoehrfilm.de. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  34. Villa Aurora - Los Angeles (USA): Hannes Stoehr - Western Forty Eighters. (PDF) In: vatmh.org. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  35. English Interview Hannes Stoehr Writer & Director Film Berlin calling. In: youtube.com. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  36. Regiebekenntnisse (Inhaltsverzeichnis). (PDF) Abgerufen am 17. Juli 2018.
  37. Filmklassiker: Alte Meister. In: zeit.de. Abgerufen am 18. Juli 2018.
  38. One Day In Europe. In: variety.com. Abgerufen am 2. August 2018.
  39. Hannes Stoehr: EDWARD HOPPER VU PAR film by HANNES STOEHR - Berlin Night Window – Making of. 22. September 2012, abgerufen am 16. Juli 2018.
  40. Projektbeschreibung Heimat Europa. (PDF) In: kmgne.de. Abgerufen am 2. August 2018.
  41. Villa Aurora. Los Angeles, USA.: Hannes Stöhr@Villa Aurora. Los Angeles. USA. (PDF) In: vatmh.org. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  42. Hannes Stöhr: Forty Eighters. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  43. Stoehrfilm: Anna & Jason. Anti-Kriegsfilm. In: stoehrfilm.de. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  44. Hannes Stöhr dreht einen Anti-Kriegsfilm. In: swp.de. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  45. PAUL KALKBRENNER 2010 - A Live Documentary (Paul Kalkbrenner Musik) - Groove. In: Groove. 19. Dezember 2010 (groove.de [abgerufen am 16. Juli 2018]).
  46. Miami Filmfestival 2014 – Interview mit Hannes Stöhr. In: globalplayerfilm.com. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  47. Comazo – Stoehrfilm | Hannes Stöhr | Drehbuch | Regie. In: Stoehrfilm. (stoehrfilm.de [abgerufen am 16. Juli 2018]).
  48. Preise und Festivals. Film Berlin is in Germany. First Steps, abgerufen am 17. Juli 2018.
  49. Film One Day in Europe. Mittwoch, 9. Mai 2007, 20:00 Uhr. Karlspreis zu Aachen, abgerufen am 16. Juli 2018.
  50. Im Kino: „Berlin Calling“ – DJs und Dämonen. In: sueddeutsche.de. Abgerufen am 16. Juli 2018.
  51. Berlin Calling. sabotage films GmbH, abgerufen am 16. Juli 2018.
  52. Eröffnungsfilm Festival des deutschen Films. Abgerufen am 16. Juli 2018.
  53. Bedrohte Art: Realistische Bestandsaufnahmen bei den Zonser Regionalhörspieltagen 2017. In: medienkorrespondenz.de. Abgerufen am 17. Juli 2018.