Hannoversche Caoutchouc-, Guttapercha- und Telegraphen-Werke

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Postkarten-Vordruck der Hannoverschen Caoutchouc-, Guttapercha- und Telegraphen-Werke von 1886 aus „Linden vor Hannover“ zur Bestätigung einer Bestellung

Die Hannoverschen Caoutchouc-, Guttapercha- und Telegraphen-Werke in Linden vor Hannover waren ein im 19. Jahrhundert gegründetes Unternehmen zur Herstellung zumeist technischer Gummiwaren, insbesondere aber von Kabeln für die Telegrafie, Telefonie und zum Leiten von elektrischem Strom. Standort war die Stärkestraße an der Ihme.[1] im heute hannoverschen Stadtteil Linden-Nord.[2]

Geschichte

Das Unternehmen wurde am 3. November 1883 als Aktiengesellschaft gegründet.[3][Anm. 1] Damit war die Gummifabrik auch örtlich eine direkte Konkurrenz zu der kleineren, ebenfalls an der Stärkestraße liegenden, jedoch bereits 1870 gegründeten Gummiwaren-Fabrik Otto Köhsel.[1]

1884 trat Albert Gerlach (* 6. Dezember 1858 in Barmen; † 1919) in die Hannoverschen Caoutchouc-, Guttapercha- und Telegraphen-Werke zunächst als Betriebsleiter ein, bevor er später Mitglied des Vorstandes wurde.[4] Zeitweilig beschäftigte die Firma bis zu 650 Arbeiter.[1]

In dem vor allem aus einem mächtigen Ziegelbau bestehenden Fabrikgebäude wurden natürlicher Kautschuk und Guttapercha als Rohstoffe zu Produkten verarbeitet, neben Kabeln auch zahlreiche Gegenstände für die Industrie, die Krankenpflege oder für den Haushalt, zum Beispiel Dichtungen für Maschinen, Treibriemen, Betteinlagen, Eisbeutel, Zerstäuber etwa für Insektenpulver oder Fahrradreifen.[1]

1897 wurden die Caoutchouc-, Guttapercha- und Telegraphen-Werke durch die Vereinigte Gummiwaaren-Fabriken Harburg-Wien Aktiengesellschaft übernommen.[5] Unter dem neuen Eigentümer wurde noch zwei Jahrzehnte lang produziert, bis während des Ersten Weltkrieges aufgrund des kaum noch möglichen Imports von natürlichem Kautschuk der Lindener Betrieb im Jahr 1917 stillgelegt wurde.[1]

Der kleineren Gummiwaren-Fabrik des Kaufmanns Otto Köhsel mit ihren mitunter bis zu 120 Arbeitern an der Stärkestraße war es hingegen besser ergangen. Zu Beginn der Weimarer Republik konnte das Unternehmen 1919 sogar die kompletten Werksimmobilien ihres ehemals benachbarten Konkurrenten hinzukaufen. Die beiden Werke erhielten nun den neuen Namen Mittelland Gummiwerke.[1]

Weblinks

Anmerkungen

  1. Davon abweichend erwähnt die HAZ vom 11. März 2010 das Datum „1884“

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Gerda Valentin: In der ehemaligen Gummifabrik in Linden wurden früher auch Puppen hergestellt. Heute ist von der einst beachtlichen Manufaktur kaum noch eine Spur zu finden. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. (HAZ) vom 11. März 2010.
  2. Helmut Zimmermann: Stärkestraße, in ders.: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 233.
  3. Chemisches Centralblatt. Hamburg; Berlin: Voss, 1883, S. 752 (Vorschau, books.google.de).
  4. Nachruf, in: Zeitschrift für angewandte Chemie. Eigentum und Organ des Vereins deutscher Chemiker, Band 32, Teil 2, S. 48 (Vorschau, books.google.de).
  5. Die spätere Phoenix AG, vergleiche Dieter Timm, Karl-Heinz Wallasch: 150 Jahre Phoenix. Hannover: ContiTech, [o. D., 2006] S. 13 (phoenix-ag.com PDF).

Koordinaten: 52° 22′ 29,1″ N, 9° 42′ 47,2″ O