Hans-Gerd Jaschke

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Hans-Gerd Jaschke (* 7. September 1952 in Lautzert (Westerwald)) ist ein deutscher Politikwissenschaftler.

Leben

Jaschke studierte Politikwissenschaft, Germanistik, Pädagogik und Philosophie an der Universität Frankfurt. Im Jahr 1981 wurde er bei Eike Hennig[1] mit der Dissertation Soziale Basis und soziale Funktion des Nationalsozialismus zum Dr. phil. promoviert. Bereits seit 1979 war er hier als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Hier begann 1985 seine Tätigkeit als Hochschulassistent, die er bis 1991 ausübte. Anschließend erhielt er mit dem erfolgreichen Abschluss seiner Habilitation – zum Thema: Streitbare Demokratie und innere Sicherheit: Grundlagen, Praxis und Kritik – die Venia Legendi und war fortan als Privatdozent an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und bis 1996 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialforschung (IfS) tätig.

Nach seinem Ruf 1996 auf die Professur für Politikwissenschaft im Fachbereich Polizeivollzugsdienst der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege Berlin, arbeitete er hier vorerst bis 2001. Von 2002 bis 2007 leitete er den Fachbereich Rechts- und Sozialwissenschaften an der Polizei-Führungsakademie (ab 2006 Deutsche Hochschule der Polizei) in Münster. Nach seiner Tätigkeit hier kehrte er 2007 auf die Professur an die Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege Berlin zurück, die 2009 zur Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin fusionierte. Dort arbeitete er am Fachbereich Polizei und Sicherheitsmanagement und war Leiter des Master-Fernstudiengangs Sicherheitsmanagement an der Berlin Professional School bis zu seiner Pensionierung im März 2018.

Forschung

Einen Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit nahm die Forschung über den Rechtsextremismus ein. Seine Studie über Die Republikaner erschien zwischen 1990 und 1994 in drei Auflagen. Die Beteiligung oder Leitung an Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik, Neofaschismus und Jugend in Deutschland, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, der Neuen Rechten oder der National-Zeitung begleiten sein Werk. 2004 stellte er in Schriften der Katholischen Pfadfinderschaft Europas antisemitische Inhalte fest; die Richtigkeit seiner Angaben wurde in allen Instanzen gerichtlich bestätigt.[2][3] Neuere Arbeitsschwerpunkte setzte er im Bereich von Arbeiten zur inneren Sicherheit in Deutschland und Europa, aber auch zu Themen im Umfeld von Linksextremismus und Islamismus. Von September 2016 bis Dezember 2017 leitete er die wissenschaftliche Begleitung des Berliner Landesprogramms Radikalisierungsprävention.

Schriften (Auswahl)

Bücher
  • Politischer Extremismus. Eine Einführung. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Springer VS Verlag, Wiesbaden 2021, ISBN 978-3-658-32377-6
  • zusammen mit Helmut Tausendteufel: Wissenschaftliche Begleitung des Berliner Landesprogramms Radikalisierungsprävention (Berliner Forum Gewaltprävention Nr. 66), hrsg. von der Landeskommission Berlin gegen Gewalt, Berlin 2019, 104 S. (ISSN 1617-0253), download: https://www.berlin.de/lb/lkbgg/landesprogramm/
  • zusammen mit Detlev Nogala, Janos Fehérvary, Monica den Boer (Hrsg.): „Police Science and Police Practice in Europe“. Publications Office of the European Union, Luxemburg 2017 ISBN 978-92-9211-066-6.
  • zusammen mit Francisco del Barrio Romero, Tore Björgo, Cees Kwanten, Rob Mawby, Milan Pagon: Police Science Perspectives: Towards a European Approach. Verlag für Polizeiwissenschaft, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-92-9211-002-4.
  • zusammen mit Fabritius, Geierhos, Palmer, Müller-Franke, Schrenk: Politik in der modernen Gesellschaft. Studienbuch für Polizeihochschulen. Boorberg, Stuttgart, 2. Aufl. 2008, ISBN 978-3-415-04031-1.
  • zusammen mit Birgit Rätsch und Yury Winterberg: Nach Hitler. Radikale Rechte rüsten auf. Verlag C. Bertelsmann, München 2001, ISBN 3-570-00566-6 (Begleitbuch zur gleichnamigen dreiteiligen Fernseh-Serie).
  • Fundamentalismus in Deutschland. Gottesstreiter und politische Extremisten bedrohen die Gesellschaft. Verlag Hoffmann & Campe, Hamburg 1998, ISBN 3-455-10369-3
  • Öffentliche Sicherheit im Kulturkonflikt. Zur Entwicklung der städtischen Schutzpolizei in der multikulturellen Gesellschaft. Campus Verlag, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-593-35726-7.
  • Rechtsextremismus. Ergebnisse und Perspektiven der Forschung. Herausgegeben zusammen mit Jürgen W. Falter und Jürgen R. Winkler. Westdeutscher Verlag, Opladen 1996 (PVS-Sonderheft 27), ISBN 3-531-12928-7.
  • Die Republikaner. Profile einer Rechtsaussen-Partei. Dietz, Bonn 1994, ISBN 3-8012-0156-2.
  • Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Begriffe, Positionen, Praxisfelder. Westdeutscher Verlag, Opladen 1994, ISBN 3-531-12679-2, 2. überarb. Aufl. 2001, ISBN 3-531-32679-1.
  • Streitbare Demokratie und Innere Sicherheit. Grundlagen, Praxis und Kritik. Westdeutscher Verlag, Opladen 1991, ISBN 3-531-12198-7.
  • zusammen mit Peter Dudek: Entstehung und Entwicklung des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik, 2 Bände. Westdeutscher Verlag, Opladen 1984, ISBN 3-531-11668-1.
  • Soziale Basis und soziale Funktion des Nationalsozialismus. Westdeutscher Verlag, Opladen 1982, ISBN 3-531-11577-4.
  • zusammen mit Peter Dudek: Revolte von rechts. Anatomie einer neuen Jugendpresse. Campus Verlag, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-593-32841-0.
Ausgewählte Aufsätze seit 2000
  • Rechtsextreme Netzwerke in der Polizei und anderen Sicherheitsbehörden? Ein Problemaufriß, in: Jahrbuch Öffentliche Sicherheit 2020/21, S. 22–35, NOMOS Verlag Baden-Baden und Verlag für Polizeiwissenschaft Frankfurt/Main 2021, ISBN 978-3-86676-674-7
  • Rassismus in der Polizei? Eine Herausforderung für die Polizeiaus- und Fortbildung, in: Deutsches Polizeiblatt Heft 5/2021, S. 23–25, ISSN 0175-4815
  • Das Rassismus-Thema in der politischen Bildung für die Polizei, in: Deutsches Polizeiblatt Heft 5/2021, S. 27f. ISSN 0175-4815
  • Zum Beitrag der politischen Bildung zu einer demokratischen Polizeikultur, in: Tagungsband Forschung, Bildung, Praxis im gesellschaftlichen Diskurs (Kongress Netzwerk demokratische Polizei), hrsg. von der Polizeiakademie Niedersachsen, S. 56–60. Verlag für Polizeiwissenschaft Frankfurt/Main 2021, ISBN 978-3-86676-723-2
  • Koordination und Umsetzung von Extremismusprävention – Rahmenbedingungen, in: Brahim Ben Slama/Uwe Kemmesies (Hrsg.), Handbuch Extremismusprävention. Gesamtgesellschaftlich. Phänomenübergreifend (Polizei + Forschung Bd.-Nr. 54, hrsg. vom Bundeskriminalamt), Wiesbaden 2020, S. 526–530. ISBN 9 783981 846959
  • Politik mit der Wut. Wie der Rechtspopulismus mit Emotionen die Demokratie bedroht, in: Außerschulische Bildung Heft 2/2019, S. 20–26, ISSN 0176-8212
  • "'Risikogesellschaft' – Innere Sicherheit im Wandel, in: Alexander Yendell/Gert Pickel/Karolin Dörner (Hrsg.), Innere Sicherheit in Sachsen. Beiträge zu einer kontroversen Debatte, Leipzig 2017, S. 25–33 (Seemann Henschel) ISBN 978-3-361-00726-0.
  • „Gleichheit“, in: Gereon Flümann (Hrsg.), Umkämpfte Begriffe. Deutungen zwischen Demokratie und Extremismus, Bonn 2017, S. 103–124 (= Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung Bd. 10024).
  • Strategien der extremen Rechten in Deutschland nach 1945. In: Handbuch Rechtsextremismus, hrsg. von Fabian Virchow, Martin Langebach, Alexander Häusler – Springer VS, Wiesbaden 2016, S. 115–134.
  • Right-wing extremism and populism in contemporary Germany and Western Europe. In: Right-Wing Radicalism Today. Perspectives from Europe and the US. Herausgegeben von Sabine von Mering und Timothy Wyman McCarty. Routledge, London/New York 2013, ISBN 978-0-415-62728-3, S. 22–36.
  • Knowledge-led Policing and Security: Developments in Police Universities and Colleges in the EU. In: Policing. A Journal of Policy and Practice, ISSN 1752-4512, Jg. 4, (2010), S. 302–309.
  • Geschichte der deutschen Polizei vor und nach 1945: Kontinuitäten und Brüche. In: Bundeskriminalamt (Hrsg.): Das Bundeskriminalamt stellt sich seiner Geschichte. Dokumentation einer Kolloquienreihe. Luchterhand, Köln 2008, ISBN 978-3-472-07465-6, S. 37–62.
  • „Leitbilder demokratischer Polizeikultur“, in: Wilhelm Heitmeyer/Monika Schröttle (Hrsg.), Gewalt. Beschreibungen, Analysen, Prävention, Bonn 2006, S. 566–578 (= Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung Bd. 563).
  • Management Cops. Anmerkungen zu einer polizeilichen Funktionselite, in: Jochen Christe-Zeyse (Hrsg.): Die Polizei zwischen Stabilität und Veränderung. Ansichten einer Organisation, Frankfurt/M. 2006, Verlag für Polizeiwissenschaft, S. 135–162., ISBN 3-935979-85-1
  • Die Zukunft der "streitbaren Demokratie", in: Totalitarismus und Demokratie, Zeitschrift für internationale Diktatur- und Freiheitsforschung H. 1/2004, S. 109–123, ISSN 1612-9008
  • zusammen mit Klaus Neidhardt: Moderne Polizeiwissenschaft als Integrationswissenschaft. Ein Beitrag zur Grundlagendiskussion, in: Polizei & Wissenschaft Heft 4/2004, S. 14–24
  • Polizeiwissenschaft an der Polizei-Führungsakademie. Eine Skizze, in: Möllers, M.H.W./van Ooyen, R. Chr. (Hrsg.), Jahrbuch Öffentliche Sicherheit 2002/2003, Frankfurt/M., Verlag für Polizeiwissenschaft, S. 83–99
  • Rechtsstaat und Rechtsextremismus, in: Wilfried Schubarth/Richard Stöss (Hrsg.), Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Bilanz, Opladen 2001, Verlag Leske und Budrich, S. 314–332
  • Sehnsucht nach dem starken Staat. Was bewirkt Repression gegen rechts? In: Aus Politik und Zeitgeschichte, hrsg. von der Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn, B39/2000, S. 22–29

Literatur

Christoph Kopke und Wolfgang Kühnel (Hrsg.): Demokratie, Freiheit und Sicherheit. Festschrift zum 65. Geburtstag von Hans-Gerd Jaschke, Nomos Verlag, Baden-Baden 2017, ISBN 978-3-8487-4368-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Soziale Basis und soziale Funktion des Nationalsozialismus. Dissertation, Universität Frankfurt, 1981, S. 9.
  2. Georg Restle: Katholischer Fundamentalismus: Pfadfinder auf Abwegen. (PDF; 82 kB) Monitor (22. Juli 2004), archiviert vom Original am 8. September 2012; abgerufen am 23. September 2009. und Bestätigung durch Monitor auf Twitter vom 18. Januar 2018
  3. „Răspopiţi“ catolici din Austria păcătuiesc în România. Adevărul, 4. Mai 2010