Hans-Peter Hund

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Hans-Peter Hund (* 26. Oktober 1940 in Wurzen)[1] ist ein deutscher Maler und Grafiker, insbesondere Aquarellmaler.

Leben

Hans-Peter Hund wurde als einziges Kind von Curt und Margarete Hund geboren. Sein Vater war Schleifer, seine Mutter war als gelernte Schneiderin als Apothekenhelferin tätig. Seine Erziehung in der Familie war religiös geprägt. Die Eltern weckten in dem Jungen schon früh eine tiefe Naturverbundenheit. Bereits in der Grundschule wurde er durch seinen Zeichenlehrer Rudolf Wiegand gefördert, welcher ihn in seiner Sonntagsschule gemeinsam mit den Oberschülern und anderen Lehrern vorrangig vor der Natur zeichnen ließ.

Nach Schulabschluss absolvierte er bei einem Malermeister in Wurzen eine Lehre als Dekorationsmaler. Gleichzeitig belegte er an der Volkshochschule Kurse für figürliches Zeichnen und Schriftgestaltung. 1958/1959 arbeitete er als Schriftmaler bei der DEWAG in Wurzen. Obwohl ihm dort die dafür notwendige Befürwortung versagt wurde, bewarb er sich an der Fachschule für angewandte Kunst Potsdam und wurde nach bestandener Aufnahmeprüfung immatrikuliert. Der Besuch von Ausstellungen im nahen West-Berlin vermittelte ihm die Begegnung mit der neueren Malerei. Besonders beeindruckten ihn dabei die Künstler der „Brücke“, Henri Matisse, Marc Chagall, Georges Rouault und Paula Modersohn-Becker. Er besuchte Otto Niemeyer-Holstein auf Usedom und befreundete sich mit dem Dresdner Maler Hans Jüchser. Er entschied sich für die Tätigkeit des freischaffenden Künstlers und ließ sich in seiner Heimatstadt nieder.

Seine erste Einzelausstellung fand in der Kunsthandlung Kurt Engewald in Leipzig statt. Seit 1965 wurden seine Werke in den Kunstausstellungen des Bezirkes Leipzig und der übrigen DDR gezeigt. Trotz der räumlichen Nähe zu Leipzig fühlte sich Hund stärker zur Kunstszene Dresdens hingezogen, bei der er sich mit mehreren Ausstellungen große Anerkennung verschaffen konnte. Die Zeitgenossenschaft und der zum Teil persönliche Umgang mit den älteren Dresdner Künstlern Albert Wigand, Otto Griebel, Curt Querner und Theodor Rosenhauer wurde wichtig für ihn. Mit dem Kunsthistoriker Diether Schmidt verband ihn eine enge persönliche Freundschaft. An Hunds Werken wurde durch staatliche Stellen und Parteifunktionäre immer wieder die „dunkle Farbigkeit“ beanstandet und ihm eine „pessimistische Weltsicht“[2] unterstellt. 1967 in Berlin und 1970 in Halle wurden Ausstellungen von Hund geschlossen. Eine Ausstellungseröffnung 1981 durch Diether Schmidt in der Dresdner Galerie Nord wurde durch die Staatssicherheit mit einer fingierten Vorverlegung der Veranstaltung unterbunden.[3] Zur Zeit der Wende 1989 und abermals 1997 bis 2000 litt Hund unter schweren psychischen Krisen. Seither entstehen seine Arbeiten hauptsächlich auf den ausgedehnten Reisen in den Süden. Hund äußert sich auch öffentlich zu lokalen Ereignissen in seiner Heimatregion.[4][5]

Werk

Über Jahre porträtierte er den Wurzener Straßenkehrer Wilhelm Freimark. Wiederholt kam es zu Schließungen von Ausstellungen und Entfernung von Bildern, weil seine schlichte Darstellungsweise nicht der Vorstellung der Funktionäre von einer sozialistischen Kunst entsprach. Zu Beginn seiner freischaffenden Tätigkeit organisierte er Vorträge zu kulturellen Themen in Wurzen. Nach den Auseinandersetzungen um seine Berliner Einzelausstellung im Jahr 1967 zog er sich mehr auf seine künstlerische Betätigung zurück. Ab 1979 entstanden über ein Jahrzehnt Aquarelle vom Himmel über der Leipziger Tieflandsbucht, die er bei schlechtem Wetter von einem Bauwagen am Stadtrand aus anfertigte. Die Aquarellmalerei wurde ihm immer wichtiger, neben den sehr lichten Bleistiftzeichnungen. Das letzte Ölgemälde entstand 1994.

Während einer offiziellen Studienreise nach Österreich fuhr er eigenmächtig weiter nach Venedig. Während längerer Arbeitsaufenthalte in Italien und Griechenland schärfte er seither seine Untersuchung des Lichtes und der Erscheinungen. Er bediente sich einer immer sparsameren Bildsprache, die das Licht zwischen verhaltenen Farbakzenten auf dem Papier festhält.

Hund gilt als einer der bedeutendsten Aquarellmaler der Gegenwart. Bereits 1977 schrieb der Direktor des Lindenau Museums Altenburg, Dieter Gleisberg: „Diese Stadt-Landschaften, menschenleer und doch pulsierend, kostbar gemalt in einer flüssigen Transparenz, reihen Hans-Peter Hund unter die wenigen wirklichen Meister des Aquarells.“[6] und 2015 „Auch als Aquarellist steht er in der langen Tradition, die mit Albrecht Dürer ihren Anfang nahm. ... Diese von Hans-Peter Hund souverän gemeisterte Malweise vermittelt seinen seit der Jahrtausendwende entstandenen Aquarellen einen ganz eigenen Klang und Stellenwert. Was die Gewissheit bestärkt: Ohne seinen Beitrag aus allen Phasen seines Werdegangs wäre die deutsche Aquarellkunst unserer Tage um eine wesentliche Stimme ärmer. ... Sie führte Hans-Peter Hund auf eine Höhe der Meisterschaft, die uns erlaubt, Dürers Eloge vom ‚gut Landschafter‘ aus voller Überzeugung auch auf ihn zu übertragen.“"[7]

„Alle seine Landschaften tragen einen Hauch von Elegischem und lassen noch etwas von seiner Menschenscheu und Melancholie erahnen – Hund malt keine Menschen, selten Staffagen. Ganz allein an einem Fleckchen Erde, das ihm zum Malen gefiel, zeigt er die Ruhe mediterraner, urbaner Landschaft, nur hin und wieder eine barocke Kirchenfassade, seltenst einen Hafen oder gar eine Bucht mit Industrieanlagen.“

Sabine Jung: Wie die Ruhe malen? Arbeiten aus Süditalien von Hans-Peter Hund[8]

Im März 2020 kaufte der Kulturbetrieb Wurzen, ein Tochterunternehmen der Stadt Wurzen, sechs Werke von Hans-Peter Hund und ehrte damit den Sohn der Stadt zu seinem bevorstehenden 80. Geburtstag. Erworben wurden vier Gemälde (Porträt Wilhelm von 1969, es zeigt Wurzens Straßenkehrer Wilhelm Freimark; Porträt eines alten Mannes von 1976; Porträt Der alte Schubert von 1968; Gemälde Wurzener Fabrik im Winter von 1966) und zwei Aquarelle (Blick über die Dächer von 1975; Blick über die Dächer von 1976) für insgesamt 27.000 Euro.[9]

Trivia

In seiner Erzählung Die ersten Tage (Edition Toni Pongratz, Hauzenberg, 2007) gestaltete der aus Wurzen gebürtige Dichter Jörg Bernig zwei Künstlerfreunde in einer Kleinstadt, in denen nach Meinung der Rezensenten die Stadt Wurzen[10] und infolgedessen der Maler Hans-Peter Hund sowie die eigentümliche Beziehung beider zueinander wiedererkennbar sind. „Denn er war ein Künstler. Dieses Wort wurde ausgesprochen, als wäre es aus einem Sud gefischt worden, in dem man Nachsicht, Stolz, Bewunderung, Unverständnis und Verachtung zusammengerührt hatte. Manches sah man ihm nach, manches gestand man ihm zu, wenn auch nicht immer ohne Neid. Seinem Freund dem Maler, erging es nicht anders. Nur daß bei ihm auch Mitleid hinzukam, denn im Unterschied zu den Bildern, die er malte, durfte er selbst nicht zu den Ausstellungen nach Frankreich, nach Italien oder nach Holland reisen. (…) Manchmal sah man ihn, wie er, die Hände hinter dem Rücken übereinandergelegt, durch die Stadt streifte, ein Maler eben, Cordhose, weiter schwarzer Mantel, schwarze Baskenmütze. Aber wenn er am Fenster stehe und beobachte, wie seine verschnürten Bilder in einen Lieferwagen gepackt würden, um in die außer Landes liegende Welt zu gelangen, dann tue er einem schon leid.“ (S. 35 ff)

Ausstellungen (Auswahl)

Einzelausstellungen

Gruppenausstellungen

  • 1965: VII. Kunstausstellung des Verband Bildender Künstler Deutschlands (VBKD), Bezirk Leipzig
  • 1968: Staatliches Lindenau-Museum Altenburg
  • 1967/1968: VI. Deutsche Kunstausstellung, Dresden Albertinum
  • 1976: Galerie am Sachsenplatz, Leipzig
  • 1989: Erste Quadriennale „Zeichnungen in der DDR“, Museum für Bildende Künste Leipzig
  • 2006: „Kunstbrücke II“, Rathausgalerie Grimma
  • 2020: „aquarell. Eine künstlerische Technik großer Traditionen und des Niedergangs im Kitsch der Dilettanten kehrt zurück.“ Neue Sächsische Galerie Chemnitz, 7. April – 6. September

Literatur (Auswahl)

  • Gerd Seidel: Hans-Peter Hund, Künstlermonographie. Diplomarbeit, Karl-Marx-Universität Leipzig, maschinenschriftlich. Leipzig 1977.
  • Carola Stein, Maria Pangitz, Petra Nagel: Die Bedeutung von Kindheit und Jugendzeit für die Ausprägung einer eigenen Gestaltungskonzeption beim Bildenden Künstler am Beispiel von Hans-Peter Hund. Diplomarbeit, Karl-Marx-Universität Leipzig, maschinenschriftlich. Leipzig 182.
  • Magdalena George: Der Maler und Grafiker Hans-Peter Hund. In: Bildende Kunst, 4/1984, S. 184 f.
  • Dietulf Sander, Diether Schmidt: Hans-Peter Hund. Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle, Pastelle, Monotypien, Holzschnitte. Museum der bildenden Künste, Leipzig 1990.
  • Hans Liesbrock: Wärme und Schwermut. Der Maler Hans-Peter Hund im Museum in Leipzig. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Januar 1991.
  • Dieter Gleisberg: Hans-Peter Hund. Aquarelle und Handzeichnungen. Alte Leipziger Kataloge, 1993.
  • Diether Schmidt: Hans-Peter Hund. Die Gemälde. Städtische Galerie, Wurzen 2002.
  • Rainer Behrends: Hans-Peter Hund. Aquarelle aus 5 Jahrzehnten. Wurzen, ohne Jahr (2010)
  • Sebastian Hennig: Zwischen Taormina und Thallwitz. Zwei Ausstellungen zum 70. Geburtstag von Hans-Peter Hund in Panitzsch und Leipzig. In: Dresdner Neueste Nachrichten, 27./28. November 2010
  • Sabine Jung, Dieter Gleisberg: Italien aus verspäteter Sicht. Studienaufenthalte 1992–2013. Der Maler Hans-Peter Hund. Hans-Peter Hund zum 75. Geburtstag. Stadt Wurzen, Kulturbetrieb, Sax-Verlag, Beucha-Markkleeberg 2015.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans-Peter Hund. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 75, de Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-023180-9, S. 495.
  2. Hans-Peter Hund: Zwischen Aufbruch und Agonie. 2009, S. 45, abgerufen am 31. Mai 2020.
  3. Zwischen Aufbruch und Agonie. Die Dresdner Galerie Nord 1974 bis 1991. In: Sigrid Walther (Hrsg.): Schriftenreihe der SLUB. Band 14. Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, 2009, ISBN 978-3-940319-77-7.
  4. Maler Hans-Peter Hund kritisiert Abholzung in Wurzen. Abgerufen am 7. November 2019.
  5. Maler Hund verteidigt Museumsleiterin. Abgerufen am 7. November 2019.
  6. Rainer Behrends: Hans-Peter Hund. Aquarelle aus 5 Jahrzehnten.
  7. Dieter Gleisberg: Italien aus verspäteter Sicht. Hrsg.: Stadt Wurzen, Kulturhistorisches Museum. Sax Verlag, 2015, ISBN 978-3-86729-161-3.
  8. Ausstellungskatalog, Wurzen 2015
  9. Wurzen erwirbt sechs Werke des Malers Hans-Peter Hund – Mit dem Ankauf von sechs Werken des bekannten Malers Hans-Peter Hund will seine Heimatstadt Wurzen jetzt das Lebenswerk des Künstlers würdigen. In: Leipziger Volkszeitung. 5. März 2020. Abgerufen am 7. März 2020.
  10. Tomas Gärtner: Erinnerung und Verfall. Jörg Bernigs poetische Erzählung „Die ersten Tage“. Dresdner Neueste Nachrichten, 24. November 2008.
  11. Meisterwerke eines Farbvirtuosen: Leipziger Galerie feiert Hans-Peter Hund – Gemälde und Aquarelle aus fünf Jahrzehnten: Die Akanthus Galerie im Leipziger Westwerk zeigt eine Retrospektive des Wurzener Malers Hans-Peter Hund. In: Leipziger Volkszeitung. Abgerufen am 7. März 2020