Hans Dorn (Mechaniker)

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Hans Dorn (* zwischen 1430 und 1440 in Österreich; † 1509 in Wien[1]) war ein österreichischer Dominikaner und Mechaniker, der an der Schwelle zwischen dem Mittelalter und der Neuzeit neuartige Sonnenuhren und astronomische Instrumente schuf.

Leben

Über Hans Dorn gibt es nur sehr spärliche Informationen. Er studierte zwischen 1450 und 1461 bei Georg Peuerbach und Johannes Regiomontan in Wien. Danach wurde er offenbar Dominikaner, stand aber im Dienst des ungarischen Königs Matthias Corvinus und lebte in Buda. Dort entwickelte er die meisten seiner Geräte. 1478 kam er im Auftrag von Corvinus nach Nürnberg, um die von Regiomontan hinterlassenen Bücher und Geräte zu kaufen. Er hielt sich dort offenbar bis zur abschlägigen Antwort des Rates vom 20. Februar 1479 auf. Während dieser Zeit wurde er mit den Worten „andechtige geistliche bruder“ charakterisiert. Nach dem Tod von Corvinus (1490) kehrte er nach Wien zurück, wo er offenbar bis zu seinem Tod lebte. Er unterhielt aber weiterhin Beziehungen zum ungarischen Königshaus, denn er schenkte 1501 die 1491 gebaute Kombination der Sternuhr mit der Büchsensonnenuhr dem König Ladislaus II.

Einige seiner Geräte wurden von dem Astrologen und hohen Geistlichen des Corvinus, Martin Ilkusch († um 1493), nach Krakau mitgenommen und an die Jagiellonen-Universität verschenkt. 1494 wurden sie dort den Professoren vorgestellt. Im Wiener Dominikanerkloster gibt es keine Andenken an Hans Dorn.[1]

Werk

Dorns Büchsensonnenuhren enthielten als erste „eine Scheibe mit dem Kurvennetz der Vorderseite des Astrolabs mit den Kurven des Äquators, der beiden Wendekreise und der ungleichlangen Stunden (Planetenstunden), offenbar zur Umwandlung der gewöhnlichen Stunden in die Planetenstunden“. Bei der Vorderseite des Astrolabs handelt es sich um die stereographische Projektion der Himmelskreise auf die Tangentialebene im Nordpol.[2] Dorn verband auch zwei Instrumente zu einem: er schuf eine Sternuhr, die mit einer kleinen Büchsensonnenuhr versehen ist, sowie eine Büchsensonnenuhr, kombiniert mit einer Monduhr.[3]

Eindeutig mit dem Namen „Hans Dorn“ ist nur die Sonnenuhr von 1491 bezeichnet. Aufgrund einiger Besonderheiten, die für diese Sonnenuhr und einige weitere Geräte gemeinsam sind, werden sie ihm zugeschrieben. Sie zeichnen sich alle durch gewisse Vorzüge der Wiener Schule aus und können daher nur von einem sehr geschickten Mechaniker wie Hans Dorn gebaut worden sein. Ähnlichkeiten zwischen der Büchsensonnenuhr von 1476 und einigen 1455–56 entstandenen Geräten lassen vermuten, dass Dorn schon als Gehilfe Peuerbachs sich damals durch sorgfältige Arbeit auszeichnete.[1] Als Erbauer der beiden Sonnenuhren an den Kirchen in Košice (Kaschau) und Spišské Podhradie (Zipser Kapitel) in der damals zu Ungarn gehörenden Slowakei kommt nur Hans Dorn in Betracht.[4]

Erhaltene Arbeiten

  • 1476 Büchsensonnenuhr aus versilbertem und vergoldetem Messing (63 × 63 mm, Beschriftung „Istud instrumentum ad omnem regionem in universo mundi 1476“; Württembergisches Landesmuseum Stuttgart, Inv. WM 12364)
  • 1477 Sonnenuhr am Dom zu Košice (eine Süduhr mit Polstab, 1886 wurde Zifferblatt geweißt und Ziffern geschwärzt)
  • Sonnenuhr an der Kirche in Spišské Podhradie (eine sehr ähnliche Uhr, wie die von 1477 in Košice)
  • 1479 Viereckige Büchsensonnenuhr aus vergoldetem Messing (65 × 65 mm, Beschriftung „MARIA HILF VNS AN 1479“ und „ISTVD AD OMNEM REGIONEM“, Adler-Planetarium Chicago, Sammlung Mensing, Inv. 288)[5]
  • 1480 Himmelskugel aus Messing auf einem Gestell mit Aufsatz (Umfang 132 cm, Gesamthöhe 124 cm, Jagiellonische Bibliothek Krakau)[6]
  • 1481 Viereckige Büchsensonnenuhr aus vergoldetem Messing (wie die von 1479, aber mit anderem Ortsverzeichnis, |Museum of the History of Science, Oxford, Inv. G425)
  • Büchsensonnenuhr aus Messing mit 5 Angeln, die durch einen Stift zusammengehalten werden, mit einer Monduhr (86 × 86 mm, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Inv. 1893.2)[7]
  • 1486 Messingenes Astrolab (Durchmesser 452 mm, Universitätssternwarte Krakau)[8]
  • Messingenes Türkengerät (nicht vollständig; erhalten: Grundplatte, Äquatorscheibe, Ekliptikscheibe mit ihrem Aufsatz der Breitenscheibe nebst der hängenden halbkreisförmigen Scheibe; Universitätssternwarte Krakau)[9]
  • Armillarsphäre des Jagellonischen Globus (vermutlich 1515 mit einer neuen Erdkugel versehen und auch später verändert, Jagellonen-Universität Krakau)[10]
  • 1491 Sternuhr aus versilbertem Kupfer mit Büchsensonnenuhr (beschriftet: „Hans Dorn Predigerorden auf Wien 1491“, British Museum London, Inv. 94,6-15,1)

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. a b c Ernst Zinner: Deutsche und niederländische astronomische Instrumente …, S. 293.
  2. Ernst Zinner: Deutsche und niederländische astronomische Instrumente …, S. 101.
  3. Ernst Zinner: Deutsche und niederländische astronomische Instrumente …, S. 165.
  4. Ernst Zinner: Deutsche und niederländische astronomische Instrumente …, S. 297.
  5. Abbildung in: Sammlung Mensing. Altwissenschaftliche Instrumente. Katalog, Amsterdam 1924.
  6. Abbildung in: Leben und Wirken des Johannes Müller von Königsberg, genannt Regiomontanus, München 1938, Abb. 89–90 (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte).
  7. Abbildung in: Ernst Zinner: Deutsche und niederländische astronomische Instrumente ..., Taf. 25.1.
  8. Abbildungen in: Leben und Wirken des Johannes Müller von Königsberg, genannt Regiomontanus, München 1938, Abb. 76–77 und L. Birkenmajer: Marcin Bylica z Olkusza, Kraków 1892, S. 94–98.
  9. Abbildung in: Leben und Wirken des Johannes Müller von Königsberg, genannt Regiomontanus, München 1938, Abb. 92.
  10. Abbildung in: Ed. Luther Stevenson: Terrestrial and celestial globes, New Haven 1921.

Literatur

  • Ernst Zinner: Deutsche und niederländische astronomische Instrumente des 11.–18. Jahrhunderts, München : Beck 1956 (Nachdruck 1979, ISBN 3-406-03301-6), besonders S. 292–297