Hans Hagel

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Hans Hagel (* 15. Januar 1888 in Nagykárolyfalva (deutsch Karlsdorf), Königreich Ungarn, Österreich-Ungarn; † 20. April 1942 in Timișoara, Königreich Rumänien) war ein rumäniendeutscher Mundartforscher, Volkskundler, Chefredakteur und Publizist aus der Volksgruppe der Banater Schwaben.

Leben

Hagel war der Sohn bäuerlicher Eltern, deren Vorfahren etwa 1720 in das südliche Banat eingewandert waren. Während seiner Schulzeit gehörte Hagel dem „Deutschbewußten Kreis“ um Josef Reinhold Heegn, Eduard Rittinger, Ludwig Kremling und anderen an. Nach Abschluss der Realschule in Versec (deutsch Werschetz) 1908 wandte sich Hagel zunächst dem Theologiestudium in Temesvár zu, das er nach zwei Semestern aufgab, um sich an der Katholischen Péter-Pázmány-Universität in Budapest dem Studium der Germanistik und Romanistik zu widmen. Als Schüler von Jakob Bleyer und Gideon Petz beschäftigte sich Hagel bereits hier mit Mundartforschung. Als Student gründete Hagel in Budapest mit K. Mischung und A. Bader die „deutschbewußte“ Tafelrunde „Erzschwaben“, die von den ungarischen Behörden als „ungarfeindliche Agitatoren“ eingestuft wurde. Von Budapest wechselte er nach Paris, wo er von 1911 bis 1912 an der Sorbonne sein Studium weiterführte. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs unterrichtete er zunächst als Supplent an einem Gymnasium in Kecskemét.

Während des Krieges leistete Hagel als Offizier Verwaltungsdienst in Déva (deutsch Diemrich) in Siebenbürgen. Als Oberleutnant der Reserve beendete er 1918 seinen Militärdienst und kehrte in das Banat zurück. Dort war er von 1918 bis 1931 als Lehrer an der deutschen Handelsschule in Timișoara tätig. Als Mitarbeiter und ab 1929 Chefredakteur der „Banater Deutschen Kulturhefte“ (1927–1931 ebendort) war Hagel um die Erforschung des Banater Volksgutes und der Deutschen Mischmundarten des Banats bemüht. Von 1931 bis 1942 unterrichtete er an der Banatia (Prinz-Eugen-Schule) in Timișoara. 1942 verstarb er an den Folgen eines Verkehrsunfalls.[Anmerkung 1]

Veröffentlichungen

Publikationen in deutschsprachigen Fachzeitschriften:

  • Unsere Sprache
  • Das Saarpfälzische als Mundart des Banat
  • Die Sprache
  • Die pfälzische Mundart im Banat
  • Kulturgeschichtliches in unserer Mundart
  • Schwäbischer Volkswitz im Banat
  • Charakteristik des Banater schwäbischen Volkes
  • Religiöse Volkskunde (aus dem Banat)
  • Banater Krankheitsaberglaube
  • Volkstümliche Gebete
  • Schwäbische Kinderreime
  • Schwäbische Kinderverse

Bücher:

  • Die Mundart von Karlsdorf: Laut- und Flexionslehre. Beiträge zur donauschwäbischen Volks- und Heimatforschung. Hans Sonnleitner (Hrsg.), Donauschwäbische Kulturstiftung, München 2006, ISBN 3-926276-67-3, S. 210
  • Die Banater Schwaben. Verlag des Südostdeutschen Kulturwerkes, München 1967

Literatur

  • Anton Peter Petri (Hrsg.): Die Banater Schwaben. Gesammelte Arbeiten zur Volkskunde und Mundartforschung. München 1967.
  • Hans Diplich: Beiträge zur Kulturgeschichte der Donauschwaben. Homburg/ Saar 1975.
  • Walter Engel: Deutsche Literatur im Banat (1840–1939). Heidelberg 1982.
  • Johann Wolf: Rückblick auf Bemühungen um die Erforschung Banater Mundarten. In: Kleine Banater Mundartenkunde. Bukarest 1975, S. 25–28.
  • Anton Valentin: Prof. Hans Hagel. In: Südostdeutsche Tageszeitung vom 26. April 1942, S. 5.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Die „Südostdeutsche Tageszeitung“ berichtete: „Hagel lief zu einer Straßenbahn-Haltestelle und wollte den Zug noch erreichen, obwohl dieser sich bereits in Bewegung gesetzt hatte. Da jener überfüllt war, konnte sich Hagel nur auf die Treppe schwingen und sich festhalten. Aber da passierte das Unglück. Hagel stieß mit dem Kopf an den Eisenträger eines Oberleitungsmastes. Durch den Anprall wurde die Schädeldecke zertrümmert. Trotzdem verlor er nicht sogleich das Bewußtsein, wurde sofort in das nahegelegene Deutsche Krankenhaus eingeliefert, wo er kaum nach zehn Minuten trotz ärztlicher Hilfe verschied.“