Hans Heinrich XV. Fürst von Pless

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Fürst Hans Heinrich XV. (1916)

Hans Heinrich XV. Fürst von Pless, Graf von Hochberg (* 23. April 1861 in Pless; † 1. Februar 1938 in Paris) war ein deutscher Standesherr und Montanindustrieller.

Leben

Er war Sohn des zweiten Fürsten von Pleß Hans Heinrich XI. von Hochberg und der Mutter Marie (geborene Gräfin von Kleist). Seine Schulbildung mit Abitur 1879[1] erhielt er im Magdalinäum in Breslau.[2] Dann studierte er und trat anschließend trat 1880 zunächst in den Militärdienst ein und brachte es bis zum Rang eines Obersten à la suite. Danach ging Hans Heinrich XV. Fürst von Pless in den diplomatischen Dienst und wurde Legationssekretär in London. Dort heiratete er die damals als Schönheit geltende Mary-Theresa Cornwallis-West, genannt Daisy (1873–1943). Mit dieser hatte er drei Söhne: Hans Heinrich XVII. (Henry Pless) (1900–1984), Alexander (Aleksander Hochberg-Pszczyński) und Conrad, genannt Bolko (1910–1936). Die Familie lebte häufig auf Schloss Fürstenstein. Der Fürst blieb bis 1891 im diplomatischen Dienst.

Nach dem Tod des Vaters 1907 erbte er dessen Besitz. In den Herrschaften Pleß und Fürstenstein verfügte er über 50.000 ha Grundbesitz. Dazu gehörten insbesondere auch ergiebige Kohlevorkommen, die allerdings zu einem Großteil noch nicht erschlossen waren. Bedeutend waren auch die Waldungen, in denen unter fürstlicher Hoheit europäische Wisente gezüchtet wurden. Vor dem Ersten Weltkrieg wurde sein Vermögen auf 100 Millionen Mark geschätzt. Das Schloss Pleß und seine anderen Besitzungen waren vor 1914 ein Treffpunkt der hochadeligen und reichen Gesellschaft Europas.

Fürst Pleß stand in enger Beziehung zu Wilhelm II., der regelmäßig im Herbst zur Jagd auf Schloss Pleß weilte. Der Kaiser beauftragte den Fürsten auch mit vertraulichen Missionen. Während des Ersten Weltkrieges war das Schloss Pleß über Monate Sitz des kaiserlichen Hauptquartiers.

Nach Kriegsende und der Wiedererrichtung des polnischen Staates blieb Hans Heinrich in Oberschlesien. Der Versuch, den Gesamtbesitz vor dem 12. Juli 1922, der offiziellen Übernahme Oberschlesiens, zu verkaufen, scheiterte. Hans Heinrich XV. wurde polnischer Staatsbürger. Er befand sich aber vielfach auf Auslandsreisen oder lebte auf den in Deutschland gelegenen Besitzungen.

Im Jahr 1922 hat sich der Fürst von seiner Ehefrau Daisy scheiden lassen. 1925 heiratete er die um mehrere Jahrzehnte jüngere Spanierin Clothilde de Silva y Gonzalez de Candamo, Marquesa de Arcicollar (1898–1978). Hans Heinrich hatte mit ihr eine Tochter, doch die Ehe wurde 1934 nach einem Familienskandal geschieden: Die Stiefmutter hatte den jüngsten Stiefsohn Conrad, genannt Bolko, verführt. Daraufhin heirateten die beiden.

Gleichzeitig kam es zu weiteren innerfamiliären Streitigkeiten: Der älteste Sohn Hans Heinrich XVII. übernahm 1932 wegen einer Teillähmung des Vaters die Verwaltung des Vermögens. Da dieser sich zu stark auf Seiten der deutschen Minderheit betätigte, kam es zu Konflikten mit den polnischen Behörden. Schließlich kam es zu einem Prozess wegen Steuerrückständen der Pleß’schen Bergwerksdirektion. Diese endete damit, dass der Besitz 1934 unter Zwangsverwaltung gestellt wurde.[3] Im Jahr 1937 lief das Deutsch-Polnische Abkommen über Oberschlesien (Genfer Abkommen) aus,[4] welches das fürstliche Vermögen vor einer Enteignung schützte. Der Fürst musste dem Staat entgegenkommen, um zumindest einen Teil seines Besitzes zu erhalten. Er verzichtete auf das Bergregal in der Herrschaft Pleß. Als Folge der Steuerschulden wurden 56 % des in Polen liegenden Grundbesitzes verstaatlicht. Die Bergwerke und Industrieunternehmen wurden in zwei Aktiengesellschaften eingebracht, deren Anteile aber im Besitz der Erben des 1938 verstorbenen Fürsten blieben.

Literatur

  • Genealogisches Handbuch der Fürstlichen Häuser 2004, Band XVII, Band 133 der Gesamtreihe GHdA, Abt. III A, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 2004, S. 500. ISBN 978-3-7980-0833-5. ISSN 0435-2408
  • Klemens Skibicki: Industrie im oberschlesischen Fürstentum Pless im 18. und 19. Jahrhundert. Zur ökonomischen Logik des Übergangs vom feudalen Magnatenwirtschaftsbetrieb zum modernen Industrieunternehmen. Franz Steiner, Stuttgart 2002, ISBN 978-3-515-08036-1, S. 160–162.
  • Norbert Conrads: Pleß. In: Neue Deutsche Biographie (NDB), Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001. (Erwähnung im Familienartikel, S. 532, 533). S. 532 f. Digitalisat. ISBN 978-3-428-00201-6.
  • Munzinger: Internationales Biographisches Archiv 40/1955 vom 26. September 1955.
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Fürstlichen Häuser (Hofkalender) 1942, Jg. 179, III. Abt. A (Uradel), Justus Perthes, Gotha 1941, S. 418.
  • Rafael Sendek: Hans Heinrich XV. Fürst von Pleß (1861–1938). In: Joachim Bahlcke (Hrsg.): Schlesische Lebensbilder. Band XIII. Stiftung Kulturwerk Schlesien, Würzburg 2021, ISBN 978-3-929817-11-9, S. 121–144.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Städtisches Evangelisches Gymnasium zu St. Maria-Magdalena (Hrsg.): Zu der am 22. März 1880 vormittags 10 Uhr stattfindenden Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und der damit verbundenen Entlassung der Abiturienten sowie zu der öffentlichen Prüfung der Schüler am 23. und 24. März 1880 ladet ehrerbietigst ein Dr. Otto Heine. 1880. Progr. No. 143 Auflage. Die Abiturienten-Prüfung bestanden folgende Schüler zu Michaelis 1879, Nr. 16. Druck von Grass, Barth u. Comp. (W. Friedrich), Breslau 1880, S. 14 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. September 2022]).
  2. Festschrift zur 250jährigen Jubelfeier des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena zu Breslau am 30. April 1893., Hrsg. Lehrerkollegium der Anstalt, Druck der Breslauer Genossenschaftdruckerei eGmbH, Breslau 1893, S. 93.
  3. Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter sowie der größeren Landgüter der Provinzen Nieder- und Oberschlesien. 1937. In: GAB. 15. Reprint Klaus D. Becker Potsdam Auflage. Schlesien., Kreis Pleß. Fiedeikommissherschaft Fürstentum Pleß. Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1937, ISBN 978-3-88372-245-0, S. 730 (google.de [abgerufen am 13. September 2022]).
  4. Vgl. „Deutsch-polnisches Abkommen über Oberschlesien“ (Oberschlesien-Abkommen, OSA) vom 15. Mai 1922, in: Reichsgesetzblatt, 1922, Teil II, S. 238 ff.