Hans Konrad Biesalski

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Hans Konrad Biesalski (* 14. April 1949 in Marburg) ist ein deutscher Ernährungsmediziner und Professor für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft an der Universität Hohenheim.

Leben

Hans Konrad Biesalski studierte Medizin an den Universitäten Mainz und Bonn. 1979 wurde er als Arzt approbiert. 1979–1982 war Biesalski Assistent am Physiologischen Institut der Universität Mainz in der Abteilung Biophysik. 1981 wurde er promoviert und 1986 habilitiert. 1984–93 arbeitete er am Institut für Physiologische Chemie an der Universität Mainz, 1992 als Ernährungsmediziner (Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin, DAEM). 1993 erhielt er eine Berufung auf den Lehrstuhl Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft an der Universität Hohenheim; das Institut leitet er bis heute. Er ist Managing Direktor des Food Security Centers der Universität. 2007 erfolgte die Berufung als Fellow an das Wissenschaftskolleg zu Berlin.

Wirken

Biesalski leistete Arbeiten zur Bedeutung von Vitamin A für die Entwicklung und Funktion des Innenohrs sowie für die Lungenfunktion (Reifung und Mucosabarriere)[1][2]. Besonders die erstmalige Beschreibung von Speichervorkommen des Vitamin A (Retinylester) in Organen und Geweben außerhalb der Leber waren neue Erkenntnis für die Erforschung des Vitamin A Stoffwechsels[3][4]. 1995 gelang ihm der Nachweis, dass neben dem klassischen Verteilungsweg des Vitamins von der Leber als Retinol (Vitamin A1) gebunden an ein Retinol-bindendes Protein (RBP) ein alternativer, bisher nur von Karnivoren bekannter Stoffwechselweg über zirkulierende Retinylester existiert: Ein Geschwisterpaar mit einer Mutation des Gens für RBP und folglich nicht messbaren Retinolblutspiegeln zeigte, von geringen Hautveränderungen und einer Nachtblindheit abgesehen, keine sichtbaren Auffälligkeiten, die für einen Vitamin-A-Mangel typisch wären[5][6]. Tatsächlich hatten die beiden jungen Mädchen den Verteilungsweg der Carnivoren. Später befasste sich Biesalski mit Fragen der Erfassung und Behandlung des verborgenen Hungers (Mikronährstoffmangel)[7][8] und der Ernährungssicherheit sowie mit Fragen der Mikronährstoff-Defizite und ihrer Therapie (besonders Vitamin C) bei Intensivpatienten[9]. Ein weiteres experimentelles Feld ist das von ihm erstmals näher beschriebene Nutritargeting, das ist die Entwicklung galenischer Formulierungen, die eine gezielte Organversorgung mit Nährstoffen erlauben[10].

Schwerpunkte der jüngsten wissenschaftlichen Arbeit Biesalskis sind u. a. Untersuchungen des Retinoid-Stoffwechsels sowie Studien zur Bedeutung von Vitaminen für die Gesundheit des Menschen. Er leitet bzw. ist beteiligt an Forschungsprojekten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zum Thema Welthunger und Lebensmittelqualität. Biesalski ist Herausgeber von vierzehn Büchern und publizierte 280 Arbeiten. 2013 erschien von ihm das Buch Der verborgene Hunger.

Auszeichnungen

  • 1982 HERMES Vitamin-Preis
  • 1993 Fritz-Wörwag-Preis

2017 Forschungspreis der Gesellschaft für Vitaminforschung 2017 Justus von Liebig Preis für Welternährung

Mitgliedschaften

  • Bis 2009 Mitglied der Expertengruppe des Global Food Security Boards (WHO/FAO)
  • Bis 2004 Sprecher der Kommission Ernährung und Krebs der Deutschen Gesellschaft für Hämatologische Onkologie
  • Bis 2010 Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der U.S Pharmacopeia.
  • Editor Nutrition and Metabolism in Oncology; European Editor: Nutrition, Nutrition and Metabolism.

2015-2019 Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft

Publikationen (Bücher)

  • Hans Konrad Biesalski: Vitamine, Spurenelemente und Minerale: Indikation, Diagnostik, Therapie. 2. Auflage. Thieme, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-13-242735-8.
  • Hans Konrad Biesalski: Unsere Ernährungsbiografie. Wer sie kennt, lebt gesünder. 1. Auflage. Albrecht Knaus, Berlin 2017, ISBN 978-3-8135-0764-5.
  • Hans Konrad Biesalski: Der verborgene Hunger: Satt sein ist nicht genug. Springer Spektrum, 2013, ISBN 978-3-8274-2952-0.
  • Hans Konrad Biesalski, Peter Grimm und Susanne Nowitzki-Grimm: Taschenatlas Ernährung. 8. Auflage. Thieme, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-13-242607-8.
  • Hans Konrad Biesalski: Mikronährstoffe als Motor der Evolution. Springer Spektrum, 2015, ISBN 978-3-642-55396-7.
  • Stephan C. Bischoff, Karoline Köchling und Hans Konrad Biesalski: Erfolgskonzept Ernährungsteam in unterschiedlichen medizinischen Einrichtungen. 5. Auflage. Pabst Science Publishers, 2017, ISBN 978-3-13-100295-2.
  • Hans K. Biesalski, Stephan C. Bischoff, Christoph Puchstein: Ernährungsmedizin: Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer. 5. Auflage. Thieme, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-13-100295-2.
  • Wolfgang Hartig, Hans Konrad Biesalski Wilfred Druml, Peter Fürst, Arved Weimann: Ernährungs- und Infusionstherapie: Standards für Klinik, Intensivstation und Ambulanz. 8. Auflage. Thieme, 2003.
  • Hans Konrad Biesalski: Vitamine, Spurenelemente und Minerale: Indikation, Diagnostik, Therapie. 2. Auflage. Thieme, 2019, ISBN 978-3-13-242735-8.
  • HansKonrad Biesalski, Gudrun Zürcher, Karin Hofele: Gesund und bewusst essen bei Krebs: Wie Sie Schutzstoffe nutzen und Ihr Immunsystem stärken. Mit Appetit und Freude essen. Köstliche Rezepte aus der Vollwert-Küche. 2. Auflage. Trias, 2009, ISBN 978-3-8304-3004-9.
  • Hans Konrad Biesalski: Vitamine: Bausteine des Lebens. 1. Auflage. C.H.Beck, 1997, ISBN 978-3-406-41860-0.
  • Hans-Konrad Biesalski Nahrung die schadet, Nahrung die heilt : [der unentbehrliche Ratgeber von A – Z] 1. Auflage 1997, Stuttgart/ Zürich/ Wien

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Biesalski HK, Wellner U, Weiser H. Vitamin A deficiency increases noise susceptibility in guinea pigs. J Nutr. 1990 Jul;120(7):726-37
  2. Biesalski HK, Weiser H.Sensitive analysis of retinyl esters by isocratic adsorption chromatography. J Clin Chem Clin Biochem. 1989 Feb;27(2):65-74
  3. Biesalski HK. Aspects of vitamin A metabolism in sensory epithelia (inner ear, olfactory bulbus, pineal gland).Int J Vitam Nutr Res Suppl. 1985;27:225-45
  4. Biesalski HK, Nohr D New aspects in vitamin a metabolism: the role of retinyl esters as systemic and local sources for retinol in mucous epithelia.J Nutr. 2004 Dec;134(12 Suppl):3453S-3457S
  5. Biesalski HK, Frank J, Beck SC, Heinrich F, Illek B, Reifen R, Gollnick H, Seeliger MW, Wissinger B, Zrenner E. Biochemical but not clinical vitamin A deficiency results from mutations in the gene for retinol binding protein. Am J Clin Nutr. 1999 May;69(5):931-6. Erratum in: Am J Clin Nutr 2000 Apr;71(4):1010
  6. Seeliger MW, Biesalski HK, Wissinger B, Gollnick H, Gielen S, Frank J, Beck S, Zrenner E. Phenotype in retinol deficiency due to a hereditary defect in retinol binding protein synthesis.Invest Ophthalmol Vis Sci. 1999
  7. Jati IR, Vadivel V, Nöhr D, Biesalski HK. Nutrient density score of typical Indonesian foods and dietary formulation using linear programming.Public Health Nutr. 2012 Dec;15(12):2185-92
  8. Inayati DA, Scherbaum V, Purwestri RC, Wirawan NN, Suryantan J, Hartono S, Bloem MA, Pangaribuan RV, Biesalski HK, Hoffmann V, Bellows AC.Combined intensive nutrition education and micronutrient powder supplementation improved nutritional status of mildly wasted children on Nias Island, Indonesia.Asia Pac J Clin Nutr. 2012;21(3):361-73
  9. Biesalski HK. Parenteral ascorbic acid as a key for regulating microcirculation in critically ill.Crit Care Med. 2008 Aug;36(8):2466-8
  10. Biesalski HK, Tinz J. Nutritargeting. Adv Food Nutr Res. 2008;54:179-217