Hans Löscher (Pädagoge)

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Hans Löscher, eigentlich Gustav Robert Löscher, (* 19. April 1881 in Dresden; † 7. Mai 1946 ebenda) war ein deutscher Reformpädagoge und Schriftsteller.

Leben

Löschers letzte Wohnstätte (1945–1946) und Sterbehaus am Barteldesplatz 1 in Dresden-Blasewitz (Zustand 2007) mit Gedenktafel[Anm. 1]
Grab von Hans Löscher auf dem Johannisfriedhof in Dresden

Löscher wuchs in Pfaffroda bei Olbernhau im Erzgebirge als Sohn eines Polizeibeamten auf. Er besuchte ab 1895 ein Lehrerseminar in Nossen und arbeitete dann von 1901 bis 1905 als Lehrer. Von 1906 bis 1910 studierte er an der Universität Leipzig Deutsch, Geschichte und evangelische Theologie auf Lehramt und promovierte später. 1907 trat er der SPD bei, wobei er insbesondere religiös-sozialistische Auffassungen vertrat. Löscher wurde 1910 an einer höheren Schule angestellt. Er litt an einem schweren Herzfehler und war daher vom Wehrdienst freigestellt. 1915 wurde er Direktor, zunächst an der Bürger- und Fortbildungsschule in Stollberg/Erzgeb. und später in Plauen.

Seine pädagogische Arbeit wurde durch soziale, liberale und kindorientierte Reformansätze geprägt. Löscher wurde Funktionär in der SPD und wurde 1921 von Hermann Beims als Stadtschulrat nach Magdeburg berufen. Magdeburg wurde unter seinem Wirken zum reformpädagogischen Zentrum Deutschlands. Er begründete 1922 die erste reformpädagogische Versuchsschule, erwirkte 1923 die Eröffnung weltlicher Schulen in Magdeburg, erkämpfte 1924 die städtische Selbstverwaltung im Schulwesen. 1926 veranlasste er den Bau der Gartenschule Rothensee, 1927 den Bau der Waldschule im Fort IV, 1929 der Schule an den Harsdorfer Worthen und 1930 der höheren Reformschule „Berthold Otto“ am Sedanring. 1933 wurde er bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten entlassen. Nach einer kurzen Tätigkeit am Institut für Völkerkunde verzog er mit seiner Familie 1935 nach Dresden. Hier wurde er verstärkt als Schriftsteller tätig. Wesentlichste Werke sind „Alles Getrennte findet sich wieder. Ein Buch vom wahren Leben“ und der unvollendete Roman „Der schöne Herr Lothar“.

Nach Kriegsende erhielt er erneut ein Angebot nach Magdeburg zu kommen. Aufgrund einer schweren Erkrankung konnte er diesem Ruf jedoch nicht folgen.

Zitat

  • „Die Welt braucht die Stillen im Lande. Die Gemeinschaft der Demütigen und Ehrfürchtigen, das ist der geheimnisvolle, fruchtbare Urgrund, aus dem je und je nach unerforschlichen Gesetzen die Befreier der Menschheit steigen.“ (aus: Alles Getrennte findet sich wieder)

Ehrung

Zu Löschers Gedenken wurde in Magdeburg die Hans-Löscher-Straße benannt.

Literatur

  • Reinhard Bergner: Löscher, Gustav Robert. In: Guido Heinrich, Gunter Schandera (Hrsg.): Magdeburger Biographisches Lexikon 19. und 20. Jahrhundert. Biographisches Lexikon für die Landeshauptstadt Magdeburg und die Landkreise Bördekreis, Jerichower Land, Ohrekreis und Schönebeck. Scriptum, Magdeburg 2002, ISBN 3-933046-49-1 (Artikel online).
  • Volker Kunert: Zum 50. Todestag von Hans Löscher – in Gedenken an einen „Stillen im Lande“. In: Elbhang-Kurier. 6/96, S. 18.
  • Günter Wirth: Hans Löscher (Pädagoge). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 5, Bautz, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-043-3, Sp. 172–174.

Veröffentlichungen

  • Alles Getrennte findet sich wieder : Ein Buch vom wahren Leben (12 Auflage), Tübingen : Wunderlich, 1937
  • Das befreite Herz (12. Auflage), Tübingen : Wunderlich, 1949
  • Um einen Pfau : Erzählung, Gütersloh : Rufer-Verlag, 1951
  • Maximilian Klingers Romanzyklus in seiner philosophisch-pädagogischen Bedeutung, Langensalza : Beyer & Söhne, 1928
  • mit J. Vogt: Heimatgeschichte der Pflege Stollberg im Erzgebirge, Stollberg, 1932.

Weblinks

Anmerkung

  1. Text der Gedenktafel:
    In Dankbarkeit
    Schriftsteller Hans Löscher
    * 19.4.1881 in Dresden
    † 7.5.1946 in diesem Haus
    Christ – Arbeiterfreund – Antifaschist
    verf. u.a. „Alles Getrennte findet sich wieder“