Hans Naujoks
Hans Christian Naujoks (* 2. September 1892 in Jessen, Landkreis Insterburg, Ostpreußen; † 29. September 1959 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Gynäkologe und Geburtshelfer.
Leben und Wirken
Hans Christian Naujoks wurde 1892 als Sohn eines Gutsbesitzers in einem Dorf im Landkreis Insterburg in Ostpreußen geboren. Nach dem Studium der Medizin an den Universitäten Berlin, Königsberg und Rostock[1], Dissertation und Habilitation wurde er 1925 Privatdozent an der Universität Königsberg. 1926 wechselte er als Oberarzt an die Philipps-Universität Marburg und wurde 1927 dorthin umhabilitiert. 1929 wurde er in Marburg zum außerordentlichen Professor ernannt und als Vertreter der Nichtordinarien in den Senat der Universität gewählt.
Naujoks trat 1933 in die NSDAP ein. Zudem war er Mitglied der SA. Er gehörte auch dem NS-Dozentenbund (NSDDB), dem Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebund (NSDÄB), dem Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) sowie der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) an. Naujoks arbeitete im Rassenpolitischen Amt mit.[2] Im November 1933 unterzeichnete er das Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler.
Naujoks wurde 1934 als ordentlicher Professor für Gynäkologie und Geburtshilfe an die Universität Köln berufen. Als Schriftführer der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie sah er in der Zeit des Nationalsozialismus als Aufgabe der Gynäkologie an, „als Hüter und Förderer der Volksgesundheit..., die Überschwemmung mit kranken Erbanlagen zu verhindern“ und war an Zwangssterilisationen beteiligt.
Bei der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie war Naujoks ab 1936 Schriftleiter und gab ab 1939 die medizinische Fachzeitschrift Geburtshilfe und Frauenheilkunde mit heraus.[2]
1945 wurde Hans Naujoks als Ordinarius an die Universität in Marburg berufen, wo er jedoch nur zwei Jahre tätig war. 1947 wurde er in gleicher Funktion an die Universität Frankfurt berufen.
Von 1956 bis 1958 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und organisierte deren Kongress 1958 in Frankfurt am Main.
Naujoks wurde 1957 mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.[2]
Hans Christian Naujoks verstarb 1959 in Frankfurt im Alter von 67 Jahren.
Schriften (Auswahl)
- Hans Naujoks: Das Problem der temporären Sterilisierung der Frau. Enke Verlag, 1925
- Georg Winter, Hans Naujoks: Der künstliche Abort; Indikationen und Methoden: für den geburtshilflichen Praktiker. Enke Verlag, 1932
- Hans Naujoks, Ruperto Sánchez Arcas: El aborto artificial. Javier Morata, 1933
- Hans Naujoks: Die Geburtsverletzungen des Kindes. Ferdinand Enke, 1934
- Hans Naujoks, Hans Werner Boeminghaus: Die Technik der Sterilisierung und Kastration. Enke Verlag, 1934
- Hans Naujoks: Die Wandlung der deutschen Frau. Ferdinand Enke, 1935
- Georg Winter, Hans Naujoks: Der künstliche Schwangerschaftsunterbrechung; Indikationen und Methoden. Enke Verlag, 1949
- Hans Naujoks: Lehrbuch der operativen Geburtshilfe. Urban & Schwarzenberg, 1951
- Ernst Wolf, Hans Naujoks: Anfang und Ende der Rechtsfähigkeit des Menschen. V. Klostermann, Frankfurt am Main 1955
- Hans Naujoks: Gerichtliche Geburtshilfe. Thieme Verlag, 1957
- Hans Naujoks: Leitfaden der Indikationen zur Schwangerschaftsunterbrechung. Enke Verlag, 1954
Literatur
- Irene Franken: '... dass ich kein rabiater Nationalsozialist bin'. NS-Medizin an Kölner Universitätskliniken am Beispiel von Hans C. Naujoks (1892–1959), Direktor der Universitäts-Frauenklinik. in: 100 Jahre Klinik 'auf der Lindenburg'. Festschrift des Universitätsklinikums Köln. Hrsg. von Vorstand der Uniklinik Köln. Bachem Verlag 2008, S. 99–134. ISBN 978-3-7616-2240-7.
- Hans Ludwig, Walter Jonat: Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe – Vom Programm zur Botschaft. A short history (1886–2008) of the German Society of Gynecology and Obstetrics reviewing its 57 congresses. 2. Auflage 2008. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, ISBN 3-00-009676-0.
- Anne Christine Nagel, Ulrich Sieg: Die Philipps-Universität Marburg im Nationalsozialismus: Dokumente zu ihrer Geschichte. Franz Steiner Verlag, 2000, ISBN 3-515-07653-0 (Volltext in der Google-Buchsuche).
- Daniel Schäfer, Peter Mallmann: Gynäkologischer Alltag im „Dritten Reich“: Das Beispiel der Kölner Universitätsfrauenklinik. Geburtsh Frauenheilk 65 (2005), 862–867, doi:10.1055/s-2005-872822
- Ernst Klee: Deutsche Medizin im Dritten Reich. Fischer S. Verlag GmbH, 2001, 282 ISBN 3-10-039310-4
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
Weblinks
- Naujoks, Hans Christian. Hessische Biografie. (Stand: 23. März 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- ↑ Immatrikulation von Hans Naujoks im Rostocker Matrikelportal
- ↑ a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945., Frankfurt am Main 2007, S. 428f.
Personendaten | |
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NAME | Naujoks, Hans |
ALTERNATIVNAMEN | Naujoks, Hans Christian |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Gynäkologe und Geburtshelfer |
GEBURTSDATUM | 2. September 1892 |
GEBURTSORT | Jessen (Landkreis Insterburg, Ostpreußen) |
STERBEDATUM | 29. September 1959 |
STERBEORT | Frankfurt am Main |