Hans Zippelius

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Johann Adam, genannt Hans Zippelius (* 20. Dezember 1873 in Bullenheim; † 27. April 1956 in Karlsruhe) war ein deutscher Architekt.

Leben

Zippelius’ Vater war der Schreiner Georg Leonhard Zippelius, seine Mutter war Anna Margaretha, geb. Peterreins. Hans Zippelius hatte noch einen Bruder und eine Schwester. Der Vater starb schon 1879, die Mutter heiratete zwei Jahre später wieder einen Schreinermeister: Johann Leonhard Geck.

Nach der Volksschule begann auch Hans Zippelius eine Schreinerlehre. 1894 ging er als Schreinergeselle nach Würzburg in die Königlich Bayerische Hof-Möbelfabrik Franz Carl Ostberg. 1895/96 besuchte er zur Weiterbildung die Höhere Zeichen- und Modellierschule in Würzburg. 1896 ging Zippelius nach Karlsruhe an die dortige Architekturabteilung der Großherzoglichen Badischen Kunstgewerbeschule, die er bis Ostern 1898 besuchte. Anschließend arbeitete er einige Zeit im Büro von Max Laeuger, ab dem Wintersemester 1898/99 besuchte er dann für drei Semester als Hospitant die Architekturabteilung der Technischen Hochschule Karlsruhe, gleichzeitig arbeitete er im Büro von Hermann Billing. 1903 machte sich Zippelius als freier Architekt in Karlsruhe selbstständig. Im selben Jahr lernte er die Malerin Dora Horn (1876–1967) kennen, die er 1909 heiratete. 1912 wurde der Sohn Arnold Leonhard geboren, 1916 der Sohn Adelhart Teja († 2014).

Von 1905 bis 1908 unternahm Zippelius eine dreijährige Studienreise, die vor allen Dingen seine bauhistorischen Kenntnisse erweiterte und im Folgenden auch einen nicht unwesentlichen Einfluss auf seinen Architekturstil hatte. Finanziert wurde seine Reise durch das Martin von Wagner-Stipendium der Universität Würzburg. Er besuchte – zum Teil mehrmals – Rom, Pompeji sowie Pergamon, Milet und Priene, wo er auch an Ausgrabungen teilnahm, und bereiste Athen, Ägypten, Sizilien und Tunesien.

Ab 1908 wirkte Zippelius dann wieder als Privatarchitekt in Karlsruhe. Unterbrochen von einer zweimonatigen Teilnahme an einer archäologischen Exkursion nach Delphi. Zippelius entwarf zahlreiche Mietwohnhäuser in Karlsruhe sowie einige Einzelwohnhäuser und andere Bauten. Vielfach war er auch mit der Gestaltung seiner Innenräume betraut, einen besonderen Schwerpunkt legte er dabei auf die Gestaltung der Kachelöfen.

Der Erste Weltkrieg bedeutete für Zippelius eine lange Pause seiner architektonischen Arbeit. Er meldete sich im November 1914 als freiwilliger Krankenpfleger zum Kriegseinsatz im Kriegslazarett in Laon. Hier freundete er sich mit dem Dirigenten Fritz Stein an. Zippelius wurde in Laon schließlich mit dem Entwurf für den Kriegerfriedhof betraut.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Zippelius im Mai 1919 Hilfslehrer an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe, ab 1920 arbeitete er als Bauamtmann beim städtischen Wohnungsamt. Ab 1923 wurde er dann Geschäftsführer der Baugenossenschaft „Wohnungsbau für Industrie und Handel GmbH“. Hier entfaltete er eine sehr rege Bautätigkeit. 1938 zog sich Zippelius ins Privatleben zurück. Im Bombenkrieg des Zweiten Weltkriegs wurden mehrere der von Zippelius erbauten Gebäude zerstört oder beschädigt, so auch sein eigenes Doppelhaus an der Beiertheimer Allee.

Hans Zippelius starb am 27. April 1956 im Alter von 82 Jahren in Karlsruhe.

Entwürfe / Wettbewerbe

  • Wettbewerbsentwurf Saalbau, um 1903/04?
  • Wettbewerbsentwurf Empfangsgebäude Bahnhof Karlsruhe, 1905[1]
  • Wettbewerbsentwurf Synagoge Essen, 1908
  • Wettbewerbsentwurf Schulhaus Baden-Baden, 1908
  • Wettbewerbsentwurf Kurhaus an der Ostsee, 1908?
  • Wettbewerbsentwurf Rathaus und Sparkasse in Donaueschingen, 1908/09[2]
  • Wettbewerbsentwurf Schulgebäude in Schuls (Engadin), 1909
  • Wettbewerbsentwurf Stadttheater, Hagen, 1909
  • Wettbewerbsentwurf Friedrichsdenkmal Mannheim, 1909
  • Wettbewerbsentwurf Friedrichsdenkmal Karlsruhe, 1909
  • Wettbewerbsentwurf Umgestaltung Karlstor, Karlsruhe, 1910
  • Wettbewerbsentwurf Saalanbau Künstlerhaus Karlsruhe, 1910
  • Wettbewerbsentwurf Gewerbeschule Karlsruhe, 1911
  • Wettbewerbsentwurf Bahnhofplatz Karlsruhe, 1912[3]
  • Wettbewerbsentwurf Bebauung Ettlinger Tor-Platz, Karlsruhe, 1912
  • Wettbewerbsentwurf Reichsversicherungsanstalt Berlin-Wilmersdorf, 1914
  • Entwurf Wohnhaus / Hintergebäude Martin, Breite Straße 67, Karlsruhe, 1919
  • Entwurf Umbau Schloss Augustenburg, um 1920
  • Wettbewerbsentwurf, Universitätsstadt, um 1922
  • Entwurf Neubau einer Neuapostolischen Kirche, Sophienstraße, Karlsruhe, 1925.
  • Entwurf für eine Wohnhausgruppe in Nürnberg, 1928
  • Entwurf für einen Wohnblock, Rintheimer- / Tulla- / Striederstraße, Karlsruhe, 1928
  • Entwurf für einen UFA-Palast an der Karlstraße, Karlsruhe, 1929
  • Wettbewerbsentwurf für die Bebauung des ehemaligen Gottesauer Exerzierplatzes, Karlsruhe, 1929/30
  • Wettbewerbsentwurf Evangelisches Hauptgemeindehaus, Karlsruhe, 1930
  • Wettbewerbsentwurf Staatstechnikum, Mannheim, 1935
  • Entwurf Mietwohnhaus Zippelius, Karlsruhe, 1935
  • Entwurf Wohnblock Zippelius und Doldt, Ecke Kanonier- / Stösserstraße, Karlsruhe, 1935–1938
  • Entwurf Neubau einer Garage, Vorholzstraße 62, Karlsruhe, 1936
  • Entwurf Mietwohnhaus, Beiertheimer Allee / Kantstraße, Karlsruhe, 1938

Bauten

  • Mietwohnhaus, Boeckhstraße 20, Karlsruhe, 1904
  • Mietwohnhaus Meinzer, Roonstr. 21, Karlsruhe, 1904
  • Mietwohnhaus Doldt mit Werkstätten in der Bachstraße 46/48, Karlsruhe, 1904/05
  • Mietwohnhäuser, Gartenstraße 44a und 44b, Karlsruhe, 1908–1910
  • Villa für Gustav Selss, Markgrafenstraße, Baden-Baden, 1909
  • Dreihausgruppe, Bachstraße 3–7 (Musikerviertel), Karlsruhe, 1910–1912
  • Einfamilienhaus für Carl Knust in Beiertheim, 1911/12
  • Mietwohnhaus Horn, Südendstraße 30, Karlsruhe, 1912
  • Mietwohnhaus Karl Zippelius, Göhrenstraße 2 / Schenkendorffstraße 8, 1910
  • Doppelhaus in der Gartenstadt Rüppur, Heckenweg 5–7, Karlsruhe, 1911.
  • Doppelhaus in der Gartenstadt Rüppur, Heckenweg 23–25, Karlsruhe, 1911.
  • Einfamilienhaus für Professor Udo Müller (Forstwissenschaftler), Südendstraße 4, Karlsruhe, 1912
  • Mietwohnhaus Walden, Südendstraße 12, Karlsruhe, 1912
  • Mietwohnhaus Jehle, Geibelstraße, Karlsruhe, 1912
  • Mietwohnhaus, Schumannstraße 9, Karlsruhe, 1913
  • Deutscher Kriegerfriedhof Laon, 1915/16[4]
  • Albsiedlung I, Daxlanderstraße 1–57, Eckenerstraße 2–32, Karlsruhe, 1923/24
  • Albsiedlung II, Silcherstraße 1–20, Karlsruhe, 1923–1926
  • Albsiedlung III, Konradin-Kreutzer-Straße 2–18 und Boettgerstraße 19–24, Karlsruhe, 1926–1928
  • Wohnblock in Mühlburg, Philippstraße, Ludwig-Marum-Straße, Kalliwodastraße, Brahmsstraße, Karlsruhe-Mühlburg, 1923–1926
  • Druckerei Volksfreund, Waldstraße 28, Karlsruhe, 1926/27
  • Ägyptischer Wohnblock, August-Dürr-Straße 2–8, Renckstraße 1, Gartenstraße 3–5, Karlsruhe, 1927–1928.
  • Mietwohnhaus Held, Vorholzstraße 25, Karlsruhe, 1927
  • Mietwohnhaus Wolf, Treitschkestraße 8, Karlsruhe, 1927/28
  • Einfamilienhaus Schork, Brückenstraße 32, Karlsruhe-Hagsfeld, 1927
  • Erweiterung der Firmengebäude für die Kondimafabrik AG, Stösser-Straße 19, Karlsruhe, 1927/28
  • Mietwohnhaus Barth, Vinzentiusstraße 5a, Karlsruhe, 1927/28
  • Mietwohnhaus Schaier, Klauprechtstraße 19, Karlsruhe, 1928
  • Mietwohnhaus Lackner, Douglasstraße 26, Karlsruhe, 1928/29
  • zusammen mit Hermann Billing: Wohnblock, Beiertheimer Allee 1–9 / Hermann-Billing-Straße 1–6, Karlsruhe, 1928–1929
  • Mietwohnhaus Stickhel 1928, Hohenzollernstraße 17, Karlsruhe 1928
  • Mietwohnhaus Häfele, Gartenstraße 28, Karlsruhe, 1928
  • Wohnblock, Ritterstraße 21–35, Karlsruhe, 1929
  • Doppelwohnhaus Zippelius, Beiertheimer Allee 23–25, Karlsruhe, 1929–1935
  • Mietwohnhaus Barth, Südendstraße 2, Karlsruhe, 1934
  • Wohnhaus, Kantstraße 3, Karlsruhe, 1935/36
  • Mietwohnhaus Scholz 1936, Vorholzstraße / Beiertheimer Allee, Karlsruhe, 1936
  • Wohnhaus mit Betsaal für die Neuapostolische Kirche, Rastatterstraße 59 / Ostendorfstraße 1, Karlsruhe-Rüppurr, 1937/38
  • Neuapostolische Kirche, Görresstraße 3, Karlsruhe, 1937

Literatur

  • Sophia Kluge: Baugeschichte im Spannungsfeld von Reform und Tradition. Der Karlsruher Architekt Hans Zippelius (1873–1956). Böhlau-Verlag, Köln [2020] (zugl. Univ. Diss., Karlsruher Institut für Technologie 2018), ISBN 9783412151805.

Einzelnachweise

  1. Deutsche Konkurrenzen, Bd. 18 (1905), Heft 9/10, Nr. 213/214, S. 61ff.
  2. Ein Ausschnitt einer perspektivischen Zeichnung seines Entwurfs ist abgebildet in: Architektonische Rundschau, 1911, Heft 2, S. 22.
  3. Deutsche Konkurrenzen, Bd. 28 (1912/13), H. 6, Nr. 330, S. 30.
  4. Hans Zippelius: Der deutsche Kriegerfriedhof in Laon. In: Deutsche Bauzeitung, 1916, Nr. 54, S. 277f. (Digitalisat).