Haus der Kunst (Baden)

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Baden bei Wien, Haus der Kunst im Herbst 2010[Anm. 1]
Datei:Villa-Hudelist-um-1900.jpg
Villa Hudelist, später Villa Löwenstein, um 1900

Das Haus der Kunst (früher: Heim der Kunst) ist ein Ausstellungshaus in Baden bei Wien.

Diese Villa, lange Zeit Joseph Kornhäusel zugeschrieben, wurde 1818/19 von Pietro Nobile[1] für Josef von Hudelist[2] (k.k. Staats- und Konferenzrat; 1767–1818)[3] an der Adresse Kaiser-Franz-Ring 7 errichtet und weist in ihrem Typus sehr direkt auf Nobiles Beschäftigung mit Palladio hin.[1] Bis heute blieben die ursprünglichen Formen erhalten.

Der zweigeschoßige kubische Baukörper ist beherrscht von einem übergiebelten dreiachsigen Mittelrisalit mit Rundbogentüren im genuteten Erdgeschoss und Rechteckfenstern auf balustrierten Parapeten, zwischen Pilastern zu einer Gruppe zusammengefasst, im Obergeschoss. Die Flanken über dem fensterlosen, genuteten putzgequaderten Erdgeschoss zeigen große pilasterflankierte Fensteröffnungen mit eingestellten Säulen und Balustraden.[4]

Nach Hudelist ging das Haus in den Besitz des Freiherrn Villa-Secca über, bis es Moritz Löwenstein kaufte. Dessen Enkel Gustav vergrößerte den Garten durch Glashäuser und Weinberge und machte sich einen Namen durch seine Leistungen im Weinbau mit Rebveredelungsanlagen.[5]

1913 trat das Haus besonders ins Blickfeld: Eine Spielbankengesellschaft gründete sich und wollte in der Löwensteinvilla ein Casino einrichten. Erlaubte sogenannte „Kursaalspiele“ sollten das Ganze tarnen. Das Land Niederösterreich war grundsätzlich dagegen, die Gesellschaft investierte dennoch rund 100.000 Kronen (Spielsäle im 1. Stock), und am 23. April 1914 eröffnete das Casino. Da die Tarnung des Glücksspiels rasch aufflog, schränkte die Bezirkshauptmannschaft den Betrieb ein, und am 19. Juli 1914 erfolgte die endgültige Schließung.[6]

Nach Verlegung des Armeeoberkommandos von Teschen nach Baden (Schloss Weilburg), 1917, dienten Haus und Garten Kaiser Karl I. gelegentlich für Audienzen.

1925 ist die Villa durch Ankauf der Löwenstein-Besitzungen Stadteigentum geworden[7] – und für die Zeit zwischen den Kriegen Sitz der Kurdirektion.

Ab April 1939 trug die Löwensteinvilla den Namen Haus der Kurverwaltung und beherbergte den Städtischen Fremdenverkehrsdienst, den neu gegründeten Ortsfremdenverkehrsverband, die Beethoven-Gemeinde[Anm. 2] sowie die Kanzlei des Städtischen Musikbeauftragten. Nach Abschluss von Adaptierungsarbeiten in der Villa wurde am 2. Mai 1939 die Tätigkeit der Amtsstellen in vollem Umfang aufgenommen.[8]

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Haus von Angehörigen der Roten Armee besetzt.

1956 erneuerte die Malerschule das heruntergekommene Gebäude als Heim der Kunst;[6] am 1. Juni 1957 wurden dessen Lese- sowie Veranstaltungssaal eröffnet.[9]

Seither präsentiert das Haus Ausstellungen, Konzerte[10] sowie verschiedenste andere Veranstaltungen, beispielsweise (seit 1986) Kurse des Franz-Schubert-Instituts.[11]

Einige wenige Jahre beherbergte das Haus der Kunst das Koryphäum, welches als von Gerlinde Bartelt-Stelzer[12] geschaffenes Figurenkabinett, weltweit einzigartig,[12] bedeutende Gemälde sowie Persönlichkeiten der Geschichte dreidimensional, lebensecht bis ins kleinste Detail[12] darstellte. Die am 24. November 2001[6] eröffnete Schau schloss mit Ende 2003, da die Stadtverwaltung das Gebäude für die zwischenzeitliche Unterbringung der Stadtpolizei benötigte.[13] Die Rückwidmung des Hauses, 2006, sah das Figurenkabinett nicht mehr vor.

Literatur

  • Josefine S. Skokan: Die Korrespondenz des Fürsten Metternich mit dem Staatsrat Hudelist; ein Beitrag zur Lebensgeschichte Hudelists. Dissertation. Universität Wien, Wien 1946, OBV.
  • Johann Kräftner [Hrsg.]: Im Schatten der Weilburg. Baden im Biedermeier. Eine Ausstellung der Stadtgemeinde Baden im Frauenbad vom 23. September 1988 – 31. Jänner 1989. Grasl, Baden 1988, ISBN 3-85098-186-X.
  • Viktor Wallner: Von der Kommandantur zum Kongrasscasino. 50 Jahre Baden in Daten und Bildern. 1945 – 1995. Neue Badener Blätter, Band 6,1. Verlag der Gesellschaft der Freunde Badens und der Städtischen Sammlungen, Baden 1993, OBV.
  • Julius Böheimer: Straßen & Gassen in Baden bei Wien. Lexikon der Straßen, Gassen, Plätze, Wege, Stege, Brücken. Grasl, Baden 1997, ISBN 3-85098-236-X.
  • Viktor Wallner: Häuser, Menschen und Geschichten – ein Badener Anekdotenspaziergang. Gesellschaft der Freunde Badens, Baden 2002, OBV.
  • Peter Aichinger-Rosenberger (u. a.): Niederösterreich südlich der Donau. Band 1: A bis L. Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, topographisches Denkmälerinventar. Berger, Horn/ Wien 2003, ISBN 3-85028-364-X.
  • Rudolf Maurer: Badener Zuckerln – Aus der Arbeit des Stadtarchivs., Nr. 38 – Von der Villa Hudelist zum Haus der Kunst, PDF, abgerufen am 14. November 2018.

Einzelnachweise

  1. a b Kräftner: Schatten der Weilburg, S. 204
  2. Rainer von Reinöhl: Die Baudenkmale des Kurortes Baden bei Wien. Deutsche Heimatbücherei, Band 4. Verein „Deutsche Heimat“, Wien 1913, S. 63 f.
  3. Wien. (…) Den 21. des vergangenen Monaths Oktober (…). In: Wiener Zeitung, Nr. 292/1818, 21. Dezember 1818, S. 1, Mitte links. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz.
  4. Aichinger-Rosenberger: Niederösterreich südlich der Donau. S. 199.
  5. Wallner: Häuser, S. 28
  6. a b c Wallner: Häuser, S. 29
  7. Böheimer: Straßen, S. 111
  8. Das „Haus der Kurverwaltung“ in Baden. In: Badener Zeitung, Nr. 33/1939 (LX. Jahrgang), 26. April 1939, S. 3, Mitte links. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  9. Wallner: Von der Kommandantur, S. 22.
  10. Veranstaltungen. In: baden.at, abgerufen am 24. August 2013.
  11. Chronicle. In: Deen Larsen (Red.): schubert-institut.at, abgerufen am 24. August 2013.
  12. a b c Figurenkabinett Koryphäum, Leporello zur Ausstellung, 2001, passim
  13. Weekly News Digest (Germany, Austria, Switzerland). December 29, 2003 – January 4, 2004. (…) Napoleon von Baden auf Herbergssuche. In: h-net.msu.edu (H-Net Network for Museums and Museum Studies), abgerufen am 24. August 2013.

Anmerkungen

  1. Links, angeschnitten: Parkhotel.
  2. Als Internationale Beethoven-Gemeinde in Baden am 5. Oktober 1937 konstituiert. – In: Julia Danielczyk: Selbstinszenierung. Vermarktungsstrategien des österreichischen Erfolgsdramatikers Hermann Heinz Ortner. Blickpunkte, Band 8. Braumüller, Wien 2003, ISBN 3-7003-1403-5, S. 77.

Koordinaten: 48° 0′ 37″ N, 16° 14′ 8,3″ O