Hebe de Bonafini

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Hebe de Bonafini

Hebe Pastor de Bonafini (* 4. Dezember 1928 in La Plata) ist eine der Gründerinnen und seit 1979 Präsidentin der Argentinischen Menschenrechtsorganisation Madres de Plaza de Mayo („Mütter des Platzes der Mairevolution“), in der sich Frauen organisieren, deren Kinder unter der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 unter zunächst ungeklärten Umständen „verschwanden“ (Desaparecidos).

Leben und Wirken

In den 1970er Jahren war Bonafini Hausfrau und Mutter. Nachdem zwei ihrer Söhne und ihre Schwiegertochter der Praxis des Verschwindenlassens der Argentinischen Militärdiktatur zum Opfer gefallen waren,[1] begann sie, gemeinsam mit anderen Müttern verschwundener Kinder auf der Plaza de Mayo vor dem Präsidentenpalast zu protestieren. Seit 1979 ist sie Präsidentin der „Madres de Plaza de Mayo“, die bis heute jeden Donnerstag protestieren.

Im Zuge ihres langjährigen Aktivismus konnte sie das Schicksal ihrer Kinder aufklären: Ihr älterer Sohn wurde gefoltert und ermordet, der jüngere starb im Konzentrationslager „La Cacha“ und die Schwiegertochter wurde erschossen. Die Täter wurden angezeigt und Bonafini hat deutlich gemacht, dass sie ihnen nie verzeihen werde.[2]

Auch aufgrund von Bonafinis Führungsstil spaltete sich die Organisation „Madres de Plaza de Mayo“ 1986[3] in die Línea Fundadora und die in der Öffentlichkeit bekanntere, von Bonafini geführte Asociación Madres de Plaza de Mayo.[4] Ulrich Brand schreibt:

„Die Madres der Asociación haben ein politischeres Verständnis von Geschichte, während die Gründerinnenlinie sich eher als „klassische“ Menschenrechtsgruppe versteht und ihre legitimen Rechte einklagt. Die Mütter der Asociación kämpfen nicht nur gegen das Vergessen, sondern gegen einen gesellschaftlichen Zustand, der das Vergessen zuläßt.“[5]

Bonafini ist eine Vertraute der Argentinischen Präsidenten Néstor Kirchner (2003–2007) und Cristina Fernández de Kirchner (2007–2015). Unter den Präsidentschaften wuchs der Einfluss der von Bonafini geführten Organisation stark an.

Kontroversen

Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 sorgte Bonafini für Aufsehen, indem sie ihre Freude über den Anschlag ausdrückte und ihn als gerechtfertigte Rache verteidigte.[6][7] Sie ist außerdem Sympathisantin der baskischen Untergrundorganisation ETA und der kolumbianischen Guerilla FARC.

Nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. im Jahr 2005 sagte Bonafini, er werde aufgrund seiner vielen Sünden in die Hölle kommen.[8]

Bonafini wurde wegen Unregelmäßigkeiten bei der Finanzierung des Baus von Sozialwohnungen durch ein Programm der „Madres de Plaza de Mayo“ angeklagt; bei dem Projekt sollen Millionen unterschlagen worden sein.[9] Bei einem der wöchentlichen Proteste auf der Plaza de Mayo stellten sich zehntausende Anhänger vor Bonafini, woraufhin ein Haftbefehl gegen sie 2016 fallengelassen wurde.[10]

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise