Heiligtumsfahrt Kornelimünster
Die Heiligtumsfahrt Kornelimünster steht in engem Zusammenhang zu den Heiligtumsfahrten Aachen, Maastricht und Mönchengladbach und findet in einem siebenjährlichen Rhythmus statt.
Das Benediktinerkloster in Kornelimünster
Benedikt von Aniane (750–821) gründete um 814 das Kloster Kornelimünster. Als Berater Kaiser Ludwigs des Frommen setzte Benedikt von Aniane die Ordensregel seines Namensvorgängers Benedikt von Nursia (480–547) im Frankenreich als maßgebende Regel für das Mönchsleben durch. Das Kloster war zunächst als Erlöserkloster an der Inde bekannt. Ab dem 12. Jahrhundert führte die Verehrung des Papstes Kornelius († 253) zur Patronats- und Namensänderung in Kornelimünster. Die Reliquienschätze aus der Gründungszeit führten dann im Mittelalter zur Tradition der Kornelioktav und der Heiligtumsfahrt. Die Tradition der Kornelioktav um den Festtag des Heiligen, den 16. September, wurde nach der Aufhebung der Reichsabtei 1802 von der Pfarrgemeinde Kornelimünster weitergeführt.
1906 kamen die Benediktiner wieder nach Kornelimünster und gründeten außerhalb des Ortes die Neue Benediktinerabtei Kornelimünster. Seit der Heiligtumsfahrt 1986 verweisen dort drei große Altarbilder der Künstlerin Janet Brooks Gerloff auf die biblischen Szenen zu den Kornelimünsteraner Reliquien.
Drei Heiligtümer
Die Heiligtümer in Kornelimünster sind ausschließlich Christusreliquien: Das Schürztuch ist der Überlieferung nach das Tuch, welches sich Jesus umband, als er beim letzten Abendmahl den Jüngern die Füße wusch. Das Grabtuch wurde der Überlieferung nach bei der Grablegung Christi benutzt. Das Schweißtuch soll jenes Tuch sein, welches nach jüdischem Brauch den Kopf des Leichnames Jesu im Grab umhüllte.
Die drei Tuchreliquien stammen ursprünglich aus dem Reliquienschatz, den Karl der Große seiner Pfalzkapelle geschenkt hatte. Ludwig der Fromme, sein Sohn und Nachfolger, entnahm sie diesem Schatz und schenkte sie Kornelimünster. Während die Heiligtümer in Aachen allerdings in einem kostbaren Schrein aufbewahrt werden, befinden sich die Reliquien in Kornelimünster lediglich in einem einfachen Holzkasten.
Heiligtumsfahrt
Die drei Heiligtümer, die in enger Beziehung zu den vier Heiligtümern in Aachen stehen, werden wie in Aachen auch in Kornelimünster alle sieben Jahre den Gläubigen gezeigt. In einer Urkunde von 1359 ist zu lesen, dass man zu dem üblichen und biblischen Rhythmus von sieben Jahren überging. Gezeigt wurden die Heiligen Tücher von der äußeren Galerie der im späten Mittelalter errichteten Propsteikirche. Diese Tradition wurde bis heute fortgesetzt. Die letzte Heiligtumsfahrt, bei der die Reliquien im Besitz der Benediktinerabtei waren, fand 1790 statt. Vier Jahre später mussten sie vor den Truppen Napoleons nach Paderborn in Sicherheit gebracht werden.
Dem Bischof des ersten Aachener Bistums verdankte Kornelimünster, dass die Heiligtümer der neuen Pfarrei St. Kornelius übergeben wurde. Die Pfarrei wurde damit anstatt des Klosters zum Träger der Wallfahrt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts kam es, zunächst zögerlich, zu einem Neuanfang der Heiligtumsfahrten. 1916 fiel die Heiligtumsfahrt wegen des Ersten Weltkrieges aus. 1937 zeigte Bischof Clemens August Graf von Galen die Heiligtümer von Kornelimünster von den Galerien der St.-Kornelius-Kirche. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Tradition der Heiligtumsfahrt wieder aufgegriffen und seit 1979 wird die Heiligtumsfahrt unter einen Leitgedanken gestellt. 2007 wurden die Heiligtumsfahrten in Aachen, Kornelimünster und Mönchengladbach durchgeführt.
Die Heiligtumsfahrt Kornelimünster 2014 fand parallel mit der großen Heiligtumsfahrt Aachen vom 20.–29. Juni 2014 statt. Sie stand wie auch Aachen unter dem Motto „Glaube in Bewegung“ und feierte zusätzlich das 1200ste Jahr Kornelimünster[1]. Die für das Jahr 2021 vorgesehene nächste Heiligtumsfahrt Aachen/Kornelimünster unter dem Motto „Entdecke mich“ wurde wegen der Corona-Pandemie um zwei Jahre auf 2023 verschoben.[2]
Literatur
- Franz Bock: Die Reliquienschätze der ehemaligen gefürsteten Reichs-Abteien Burtscheid und Cornelimünster, nebst den Heiligthümern der früheren Stiftskirche St. Adalbert und der Theresianer-Kirche zu Aachen: zur Erinnerung an die Heiligthumsfahrt von 1867. Köln 1867. Digitalisat
- Albert J. Urban (Hrsg.): Lexikon der Wallfahrtsorte – Ihre Geschichte und heutige Bedeutung. Voltmedia Verlag, Paderborn 2006, ISBN 3-938478-35-7, S. ?.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Programm des Jubiläumsjahres [1]
- ↑ Heiligtumsfahrt in Aachen wird um zwei Jahre verschoben, Aachener Zeitung, 4. Februar 2021