Heim des Jevrem Grujić

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Außenansicht

Das Heim des Jevrem Grujić ist ein Kulturdenkmal in der Straße Svetogorska ulica Nummer 17 in Belgrad.[1] Es ist das erste Haus, das seit der Gründung des Instituts für den Kulturdenkmalschutz der Stadt Belgrad[2] im Jahr 1961 zum Kulturdenkmal ernannt wurde. Es befindet sich unmittelbar neben dem Theater "Аtelje 212". Heute leben in diesem Haus die Nachkommen des Jevrem Grujić[3], einer herausragenden Persönlichkeit der serbischen Diplomatie des 19. Jahrhunderts.[4] Leben und Werk der Familie Grujić sind an wichtige politische und gesellschaftliche Ereignisse in Serbien geknüpft.

Geschichte

Das einstöckige Haus in der Straße Svetogorska 17 errichtete Jevrem Grujić für seine Tochter Mirka, die Ehrendame am Hof der Königin Маrija Karadjordjević und Präsidentin des „Serbischen Schwesternkreises“ war. Es wurde im Jahr 1896 nach dem Projekt des serbischen Architekten Мilan Kapetanović, dem späteren Minister für das Baugewerbe, der in München studiert hatte, gebaut.

Das Aussehen des Heims

Die Villa hat drei historistisch bearbeitete Fassaden, an denen die Elemente der Renaissance und des Barock gleichmäßig eingefügt sind. Zu seiner Zeit stellte sie ein nach dem Repräsentationsprogramm gebautes typisches bürgerliches Haus dar. Die vom italienischen Meister Domenico D’Andrea gemalte Dekoration, die die Technik des Graphits unterstützt, macht es in der Belgrader Architektur einzigartig. In der Innenkonzeption ist die Basis des Erdgeschosses und des Obergeschosses identisch. Der Salon, das Esszimmer und die Küche befanden sich im Erdgeschoss und die Schlafzimmer, das Arbeitskabinett, die Bibliothek und der Balkon mit Blick auf den einstigen Garten, im Obergeschoss. Der Gebäudeeingang ist repräsentativ, mit einer Halle und einem Treppenaufgang aus weißem Marmor, mit Schmiedeeisengeländer und einer Reliefkomposition an der Wand. Der reiche und vielfältige, bewegliche Fond aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert besteht aus vielfältigen Kunst- und Gebrauchsgegenständen sowie dem Archivbaumaterial. Die Waffensammlung aus dem Ersten und Zweiten Serbischen Aufstand erhielt bei der Ausstellung der Balkanstaaten in London im Jahr 1907 den goldenen Adelsbrief mit Medaille. Der Fond ist der Besitz von Generationen der Familie Grujić - Teodor Herbez, Finanzminister des Fürsten Miloš, Jevrem Grujić, Slavko Grujić, General Kosta Protić, Stevan Ćurčić und vielzähliger anderer Erben, den hervorgehobenen Persönlichkeiten des politischen und kulturellen Lebens Serbiens. Das Interieur zieren die Werke der bedeutendsten Maler der nationalen Kunst: des Stevan Todorović, Uroš Predić, Paja Jovanović, Djordje Krstić, Uroš Knežević, Аrsenije Petrović, Miloš Tenković und Vlah Bukovac[5] sowie die Originalmöbelstücke aus den verschiedenen Epochen. Neben der sachlichen Erbschaft besitzt das Heim auch immaterielle Werte. Eine der Sehenswürdigkeiten, die hier aufbewahrt werden, ist das Hochzeitskleid der Jelena Grujić aus dem Jahr 1856[6].

Das Heim als Zeuge der Zeit

Inneneinrichtung

In dem Haus fand eine Versammlung statt, bei der ein geheimer Vertrag zwischen Serbien und Bulgarien über die Befreiung der Südslowenen von der "türkischen Sklaverei" im Jahr 1912 abgeschlossen und auf dessen Basis der spätere Balkanbund geschlossen wurde. Nach Ende des Ersten Weltkriegs war im Haus die belgische Botschaft, wo die ersten Stadtbälle und Diplomatenempfänge abgehalten wurden, und danach die soziale französische Gesellschaft für Kinderhilfe „Kap Mleka (Ein Tropfen Milch)“. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden darin Versammlungen von Frauengesellschaften für den Kampf gegen den Faschismus abgehalten, und ab Oktober 1944 befand sich dort in den Tagen der Kämpfe für die Befreiung Belgrads das Krankenhaus der Partisanen.

Bedeutende Persönlichkeiten aus der serbischen Politik und Diplomatie, der Wissenschaft und Kunst waren hier zu Gast wie Jovan Cvijić, Sima Маtavulja, Jovan Skerlić, Čeda Mijatović, Bogdan Popović, Мilan Rakić, Djordje Кrstić, Stevan Todorović, Uroš Predić, Ivan Tabaković, Vukić Mićović, auch Mitglieder der europäischen Adelsfamilien. Hier lebte Мilovan Мilovanović, der Innenminister und Ministerpräsident Serbiens war (1911–1912).

Das Heim des Jevrem Grujić ist heute Gedenkort, Zeuge wichtiger politischer und kultureller Ereignisse, in dem die Nachfolger das Kulturerbe bewahren und die Tradition, die nationale Identität und den Avantgarde-Gedanken der serbischen Gesellschaft pflegen.

Neuere Geschichte

Im Keller des Heims wurde im Jahr 1967 die erste Belgrader Diskothek „Kod Laze Šećera“, eröffnet, die nach ihrem Besitzer, dem Nachkömmling des Jevrem und dem Übersetzer, Lazar Šećerović[7] benannt wurde. Die Erhaltung der Familiengeschichte und des serbischen Erbes gliederte das Heim des Jevrem Grujić in die Assoziationen der historischen europäischen Häuser im Jahr 2009 ein. Wegen seiner ausgeprägten kulturgeschichtlichen und architektonischen Werte und der Werte der Stadtplanung ist das Heim des Jevrem Grujić im Jahr 1961 zum Kulturgut bestimmt worden, danach, im Jahr 1979, zum Kulturerbe von großer Bedeutung für die Republik Serbien.

Einzelnachweise

  1. I. Vesković „Das Heim des Jevrem Grujić“, Institut für Kulturdenkmalschutz der Stadt Belgrad, Belgrad 2012. Das einzigartige Denkmal unserer Kultur, Politika (Tageszeitung) Belgrad, 25.4.1974, Die Spuren der Vergangenheit in den Antlitzen der Belgrader Häuser. Im Heim befindet sich ein Museum,.Politika ekspres, Belgrad, 28.6.1980, Die Waffensammler. Das Waffensortiment aus dem I Serbischen Aufstand. Politika ekspres, 27.11.1963, Z Manević, Lexikon der Serbischen Architekten des XIX und XX Jahrhunderts, Belgrad 1999, B. Nestorović, Die Entwicklung der Belgrader Architektur ab dem Fürsten Miloš bis zum Ersten Weltkrieg (1815-1914), GMGB I, 1954.
  2. Das Belgrader Erbe, Institut für den Kulturdenkmalschutz der Stadt Belgrad, Zugang am 10.10. 2013. http://beogradskonasledje.rs/
  3. Ј. Milićević, Јеvrem Grujić, Geschichte des Liberalismus des Heiligen Andreas, Belgrad 1964, Die Biographie des Jevrem Grujić, Pr. Z. Petrović, Arandjelovac 2009.
  4. vgl. Andreas Moritsch: Grujić, Jevrem, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. München 1976, S. 95 f.
  5. M.B.Protić, Die Zeitgenossen, Malerei - Kritiken und Essays II, Belgrad 1964.
  6. Belgrader Geschichten: Die Braut als Göttin („Večernje novosti“ (Abendblatt) 1. Januar 2016)
  7. Blic online, Zugang 10.10. 2013. http://www.blic.rs/Vesti/Beograd/17592/Prva-diskoteka-otvorena-u-kuci-srpskog-ministra; NIN, als Belgrad die Welt war, Zugang 10.10.2013 http://www.nin.co.rs/2001-09/06/19635.html ; Јеlena Kaličanin, Zugang 10.10.2013. Das Heim des Jevrem Grujić http://www.jelenakalicanin.com/kucastil_lazasecer.htm

Koordinaten: 44° 48′ 51,1″ N, 20° 28′ 4,1″ O