Helena Curtens

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Helena Mechthildis Curtens (* 11. Mai 1722 in Gerresheim; † 19. August 1738 ebenda) wurde im Alter von 14 Jahren verhaftet und im letzten Hexenprozess am Niederrhein knapp zwei Jahre später zum Tode verurteilt.

Gerüchte um „Geistererscheinungen“, die von der 14-Jährigen wahrgenommen wurden, führten zu ihrer Verhaftung. Schon vor ihrer Verhaftung beschuldigte Curtens auch die Nachbarin Agnes Olmans der „Buhlschaft mit dem Schwarzen“, also des geschlechtlichen Verkehrs mit dem Teufel. Während das Mädchen auch sich selbst beschuldigte, stritt Agnes Olmans alle Vorwürfe ab und war bereit, sich einer Hexenprobe durch Eintauchen ins Wasser zu unterziehen. Doch das Gericht lehnte ab, da deren Anwendung laut Gerichtsordnung nicht mehr gestattet war.

Curtens wurde am 19. August 1738 gemeinsam mit Agnes Olmans, die Mutter dreier Töchter war, durch Verbrennung hingerichtet.

Leben

Curtens wurde als Tochter von Kasparus und Elisabeth Curtens geboren und am 18. Mai 1722 katholisch getauft. Ihre Mutter verstarb 1729 bei der Geburt eines weiteren Kindes, woraufhin ihr Vater Anfang 1730 Anna Margarethe Meisenburg heiratete.[1] Das Verhältnis zwischen Curtens und ihrer Stiefmutter galt späteren Berichten zufolge als sehr angespannt.[2]

Bis zum Herbst 1736 begab sich die junge Curtens insgesamt dreimal mit ihrem Vater und einer Frau namens Maria Calcum auf Wallfahrten nach Kevelaer.[3] In Folge dieser letzten Wallfahrt setzte Curtens selbst eine Reihe von Gerüchten in die Welt, die die spätere Grundlage des Prozesses gegen sie bilden sollten.

Gedenken und Rehabilitation

Gerresheimer Hexenstein in Düsseldorf

Seit 1989 erinnert im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim das Kunstwerk Gerresheimer Hexenstein an die beiden Frauen (Karte). Es wurde von der Künstlerin Gabriele Tefke aus Anröchter Dolomit gehauen und trägt die folgende Inschrift:[4][5]

„DIE WÜRDE / DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR / HELENE M. CURTENS UND AGNES OLMANS / IN GERRESHEIM AM 19.8.1738 VERBRANNT / NACH DEM LETZTEN HEXENPROZESS AM NIEDERRHEIN / UND FÜR ALLE GEQUÄLTEN UND AUSGESTOSSENEN“

Die Bezirksvertretung 7, Düsseldorf-Gerresheim, beschloss am 22. November 2011 einen Platz nach den beiden Frauen zu benennen. Dieser Platz mit dem Hexengedenkstein an der Dreher-/Ecke Schönaustraße heißt Helena-Curtens-und-Agnes-Olmans-Platz.[6]

Literatur

  • Clemens-Peter Bösken: Ehrenrettung für Richter Schwarz: der Prozeß gegen Agnes Olmans und Helene Curtens aus Juristensicht. In: Rund um d. Quadenhof (Düsseldorf-Gerresheim) 46 (1995)
  • Clemens-Peter Bösken: Hexenprozeß. Gerresheim 1737/38: Die letzte Hexenverbrennung im Rheinland. Düsseldorf 1996.
  • Benedikt Mauer (Hrsg.): Hexenverfolgung. Vier Vorträge zur Erinnerung an Helena Curtens und Agnes Olmans aus Gerresheim. Kleine Schriftenreihe des Düsseldorfer Geschichtsvereins, Heft 2, Klartext Verlag, Essen 2014, ISBN 978-3-8375-1362-2, 102 Seiten, farbige Abbildungen
  • Erika Münster-Schröer: Ein vorgetäuschtes Wunder, ein Hexenprozess und eine Wallfahrt. Gerresheim und Düsseldorf, Kevelaer und Neviges, in: Anfechtungen der Vernunft. Wunder und Wunderglaube in der Neuzeit, hg. von Rainer Walz u. a., Essen 2006.
  • Erika Münster-Schröer: "Tödliche Gelehrsamkeit". Der Düsseldorfer Hexenprozess 1737/38, in: Späte Hexenprozesse. Bielefeld 2016. S. 35–53.
  • Peter Stegt: "Ich kan aber dises nit glauben" – Gerresheim 1737/38: Der letzte Hexenprozess am Niederrhein. Düsseldorf 2014 (Gerricus-Verlagsgesellschaft GbR)
  • Die letzte „Hexe“ vom Niederrhein. In: Innsbrucker Nachrichten, 20. August 1938, S. 3 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ibn

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Clemens-Peter Bösken: Hexenprozeß. Gerresheim 1737/38: Die letzte Hexenverbrennung im Rheinland. Grupello Verlag, Düsseldorf 1996, S. 40.
  2. Peter Stegt: "Ich kan aber dises nit glauben" - Gerresheim 1737/38: Der letzte Hexenprozess am Niederrhein. Düsseldorf 2014, S. 9.
  3. Bösken: Hexenprozeß. S. 40.
  4. Alexander Meier: Der Hexengedenkstein in Gerresheim, Düsseldorf. Ausarbeitung an der Heinrich-Heine-Gesamtschule, November/Dezember 2004, Webseite im Portal fkoester.de, abgerufen am 21. Dezember 2014
  5. Abbildung der Inschrift des Hexengedenksteins im Portal wiki-de.genealogy.net, abgerufen am 21. Dezember 2014
  6. Als die Hexenverfolgung ihr Ende nahm…, Webseite vom 19. Dezember 2014 im Portal duesseldorf.de, abgerufen am 21. Dezember 2014