Helga Schmucker

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Helga Schmucker, geb. Bousted (* 1901 in Livland; † 1990 in München), war eine deutsche Wirtschaftswissenschaftlerin und Hochschullehrerin.

Leben

In St. Petersburg besuchte sie die deutsche Kirchenschule, musste aber nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ihre Heimatstadt verlassen. Das Studium der Volkswirtschaftslehrer setzte sie in München fort. Hier wurde Schmucker mit der Dissertation „Die Preisbildung in Sowjetrußland“ 1928 promoviert. Die osteuropäische Wirtschaftsforschung führte sie in Königsberg fort, wo sie von 1943 bis 1945 mit der wissenschaftlichen Leitung des Wirtschaftsinstituts für Russland und die Oststaaten betraut war und zugleich im Institut für Ostforschung der Albertus-Universität Königsberg mitarbeitete. Nach ihrer Flucht nach München lehnte sie eine weitere Betätigung auf diesem Feld unter Adolf Weber ab und wechselte zur Statistik.[1] Nach 1946 war sie am Bayerischen Statistischen Landesamt als Referentin tätig.[2] Sie habilitierte sich 1957 in der Volkswirtschaftslehre bei Oskar Anderson.[3]

Sie war 1964 mit dem Ruf auf die Professur der Wirtschafts- und Arbeitslehre des Haushalts der Justus-Liebig-Universität Gießen am 1962/63 gegründeten „Institut für Wirtschaftslehre des Haushalts und Verbrauchsforschung“ die erste Professorin für Haushaltswissenschaften in der BRD.[4][5] Dort half sie, sie den ersten universitären Studiengang der Ökotrophologie (Haushalts- und Ernährungswissenschaften) zu etablieren.[6][7] 1969 wurde sie emeritiert.[8] Ihre Nachfolgerin war Rosemarie von Schweitzer.

Ab 1959 war sie 20 Jahre lang Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat für Familienfragen beim Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit.[9]

Bis zu seinem Tod 1965 war sie mit dem Maler Hannes Schmucker verheiratet.

Schriften (Auswahl)

  • Die ökonomische Lage der Familie in der Bundesrepublik Deutschland. Tatbestände und Zusammenhänge (= Soziologische Gegenwartsfragen. Neue Folge, Band 12), Enke: Stuttgart 1961.
  • Die Frau in Zahlen (= Schaubilderheft des Bayerischen Statistischen Landesamtes, Heft 14), Statistisches Landesamt: München 1965.
  • Studien zur empirischen Haushalts- und Verbrauchsforschung (= Beiträge zur Ökonomie von Haushalt und Verbrauch, Heft 15), Duncker und Humblot: Berlin 1980, ISBN 978-3-428-04657-7
    Im Anhang (S. 355–357) ist eine Bibliographie weiterer Aufsätze enthalten.

Literatur

  • Rosemarie von Schweitzer (Hg.): Leitbilder für Familie und Familienpolitik. Festgabe für Helga Schmucker (= Beiträge zur Ökonomie von Haushalt und Verbrauch, Heft 16), Duncker und Humblot: Berlin 1981.
  • Doris Hayn: Die Konstruktion von Zweigeschlechtlichkeit bei ausgewählten haushaltswissenschaftlichen FachvertreterInnen. Dissertation, Gießen, 2000, urn:nbn:de:hebis:26-opus-2951
  • Rosemarie von Schweitzer: Erinnerungen an die ersten 40 Jahre Ökotrophologie. VVB Laufersweiler Verlag Gießen, 2012, ISBN 978-3-8359-5945-3

Einzelnachweise

  1. von Schweitzer, Vorwort zur Festgabe, 1981, S. 7
  2. Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer, Arbeitsbereich Geschichte der Volkswirtschaftslehre, Universität Hamburg: Early women Economists in/from the German speaking countries. (PDF) 2019, abgerufen am 25. August 2022 (englisch).
  3. Helga Schmucker: Die Einkommensabhängigkeit der Nachfrageanalyse als Spezialproblem der empirischen Nachfrageanalyse. Habilitationsschrift. München, 1957
  4. Karl-Hermann Finger: Die Agrar-, Haushalts- und Ernährungswissenschaften in Gießen. In: Giessener Universitätsblätter 15 (1982) Heft 2, S. 83–112, urn:nbn:de:hebis:26-opus-99455
  5. Dagmar Klein: Ein Recht auf Bildung – auch für Frauen : Seit einem Jahrhundert: Frauen an der Universität Gießen (= Spiegel der Forschung. 24 (2007) Nr. 2). Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen 2007, S. 30–38, urn:nbn:de:hebis:26-opus-52692.
  6. Säbel und Knödel. In: DER SPIEGEL. Nr. 44, 27. Oktober 1968 (spiegel.de).
  7. Institut für Wirtschaftslehre des Haushalts wird 50 Jahre alt. In: Gießener Allgemeine Zeitung. 5. Dezember 2012, abgerufen am 25. August 2022.
  8. Personalnachrichten der Justus Liebig-Universität. In: Giessener Universitätsblätter 2 (1969) Heft 2, S. 8, urn:nbn:de:hebis:26-opus-93075
  9. Geschichte des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2022, abgerufen am 25. August 2022.