Hellmut Neumann

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Hellmut Waldemar Neumann (* 19. Februar 1891 in Breslau[1]; † 17. Oktober 1979 in Friedberg) war ein deutscher Rechtsanwalt, Politiker und Oberbürgermeister (DDP, SPD, SED) von Mühlhausen.

Leben

Hellmut Neumann wurde 1891 als Sohn des Breslauer Gymnasial-Oberlehrers und Professors Wilhelm Neumann und dessen Ehefrau Elisabeth geborenen Macke geboren[1]. Er besuchte nach der Volksschule das Gymnasium. Anschließend studierte er in Breslau Rechtswissenschaften und wurde zum Doktor der Rechte promoviert. Er war als Rechtsanwalt in Breslau, Hirschberg und Mühlhausen tätig. 1919 trat er in die Deutsche Demokratische Partei (DDP) ein, die er später wieder verließ. Seit 1920 war er Stadtrat von Mühlhausen und wurde 1925 fast einstimmig von allen Fraktionen zum OB gewählt.

Nach der Machtübertragung an die NSDAP wurde er 1933[2] seines Amtes enthoben und zwangspensioniert, Nun praktizierte er als Anwalt in Erfurt und verteidigte politisch Verfolgte. Wegen seiner geschmälerten Pensionsbezüge prozessierte er bis vor dem obersten Reichsgericht.

Als die NS-Herrschaft beseitigt war, wurde er im Juni 1945 kurzzeitig Zweiter Bürgermeister von Erfurt, kehrte aber bald nach Mühlhausen zurück. Ab September 1945 war er wieder – diesmal mit dem Mandat der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) Oberbürgermeister. 1946 wurde er mit dem Mandat der SED erneut mit großer Mehrheit zum OB gewählt. Am 28. März 1946 fand die Gründungsversammlung des Kulturbundes in Mühlhausen statt. OB Neumann hielt eine Rede über Ziele und Aufgaben des Kulturbundes. Mit Kunst und Kultur sollte der Kulturbund zur demokratischen Erneuerung beitragen und das faschistische Gedankengut aus den Köpfen der Menschen bringen. Zahlreiche Mühlhäuser trugen sich als Mitglieder im Kulturbund ein, und Dr. Neumann wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt.[3] Im Juli 1948 verlangte die SED-Landesleitung seinen Amtsverzicht und bot ihm einen Posten im Justizapparat an. Weil er sich weigerte, wurde er aus der SED ausgeschlossen und verlor erneut sein Amt. 1952 verließ er die DDR und arbeitete noch einige Jahre als Abteilungsleiter im Hessischen Innenministerium.

Ehrungen

  • Am 19. Mai 2008 wurde dem Stadtrat von Mühlhausen eine Bronzebüste des ehemaligen OB übergeben, die im neu gestalteten Sitzungssaal der Stadtverordneten in der Brotlaube aufgestellt worden ist.[4]
  • Im Oktober 2011 wurde die OB-Neumann-Straße in Mühlhausen nach ihm benannt.[5]

Literatur

  • Roswitha Henning: Die Mühlhäuser Bürgermeister und Oberbürgermeister 1803 bis 2012, Mühlhäuser Beiträge – Sonderheft 24, 2012, ISBN 9783935547550, S. 53 ff. & S. 69 ff.
  • Steffen Kachel: Ein rot-roter Sonderweg? Sozialdemokraten und Kommunisten in Thüringen 1919 bis 1949. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe Band 29, S. 560

Einzelnachweise

  1. a b Standesamt Breslau II: Geburtenregister. Nr. 763/1891.
  2. Heinrich Jordan, Gunter Görner, Beate Kaiser (Hrsg.): Chronik der Stadt Mühlhausen in Thüringen. Band 5, Mühlhausen 2004, S. 347.
  3. http://www.iris-henning.de/2011-03-22-geschichte-und-geschichtchen/ Abgefragt 1. Juni 2011
  4. http://www.muehlhausen.de/scripts/angebote/1033?layout=2&jahr=38013@1@2Vorlage:Toter Link/www.muehlhausen.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen 1. Juni 2011
  5. http://www.dtoday.de/regionen/lokal-nachrichten_artikel,-%E2%80%9EOB-Neumann-Strasse%E2%80%9C-verbindet-Muehlhaeuser-Stadtviertel-ohne-Schranken-_arid,102590.html Abgerufen 7. August 2013