Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren

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Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e. V.
(Helmholtz)
Logo der Helmholtz-Gemeinschaft
Zweck: Großforschung
Vorsitz: Otmar Wiestler (Präsident)
Geschäftsführer: Franziska Broer
Gründungsdatum: 1995[1]
Mitgliederzahl: 18 Forschungszentren
Mitarbeiterzahl: 43.683
Sitz: Bonn
Website: www.helmholtz.de
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Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e. V. (auch Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren) ist die größte deutsche Organisation zur Förderung und Finanzierung der Forschung und mit über 43.000 Mitarbeitern sowie einem Budget von ca. 5,4 Milliarden Euro (2020) eine der größten wissenschaftlichen Forschungsorganisationen der Welt.[2][3]

Überblick

Namenspatron Hermann von Helmholtz (1894)

Datei:RES062 20 Jahre Helmholtz-Gemeinschaft.ogg Die Helmholtz-Gemeinschaft ist ein Mitgliedsverbund aus 18 unabhängigen naturwissenschaftlich-technisch und biologisch-medizinisch ausgerichteten Forschungszentren mit zusammen 43.683 Beschäftigten. Davon sind rund 16.200 bzw. über 37 Prozent Wissenschaftler, rund 6.200 Doktoranden (14,2 Prozent) und rund 1.400 Auszubildende (3,2 Prozent).[2] Das Budget beträgt derzeit 5,4 Milliarden Euro (Stand: 2020).[2] Somit handelt es sich bei der Helmholtz-Gemeinschaft um die nach Mitarbeitern und Budget größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands.[5] Erklärtes Ziel ist es, „große und drängende Fragen von Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft zu beantworten“.

Gut zwei Drittel des Budgets werden im Rahmen der Grundfinanzierung durch die öffentliche Hand finanziert, während der Rest (über 30 %) von den Mitgliedern als Drittmittel eingeworben wird.[6] Die Grundfinanzierung wird zu 90 % vom Bund und zu 10 % von den Ländern getragen. Planungssicherheit durch kontinuierliche Etatsteigerungen ist mit dem Pakt für Forschung und Innovation gegeben.

Im Jahr 2020 erschienen 18.461 Publikationen in ISI- oder SCOPUS-zitierten Fachjournalen mit Beteiligung von Helmholtz-Wissenschaftlern.[2] Im Veröffentlichungsranking des Nature-Verlages (Nature Index) belegt die Helmholtz-Gemeinschaft für das Jahr 2021 in der Kategorie „Erde und Umwelt“ auf globaler Ebene den zweiten Platz und befindet sich somit vor Institutionen wie dem CNRS (Platz 3), der ETH Zürich (Platz 5), der NASA (Platz 6), der Peking University (Platz 7), dem Caltech (Platz 8) und der University of California, San Diego (Platz 10).[7] Über alle Wissenschaftsbereiche belegt die Helmholtz-Gemeinschaft auf globaler Ebene Platz 6 im Nature Index.[8] Im Bereich Naturwissenschaften wird ebenfalls der globale 6. Platz in dem Ranking erreicht.[9]

Die Helmholtz-Gemeinschaft stellt Helmholtz-internen und -externen Wissenschaftlern ihre Forschungsinfrastrukturen und Großgeräte zur Verfügung. 2020 wurden sie von rund 10.800 Gastwissenschaftlern aus der ganzen Welt genutzt.[2] Beispiele hierfür sind das EMIL-Labor des Helmholtz-Zentrums Berlin (HZB), das Energy Lab 2.0. des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), die Erdbeobachtungssatelliten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie des GeoForschungsZentrums (GFZ), der Stellarator Wendelstein 7-X des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik (IPP) sowie das hochmoderne Forschungsflugzeug HALO des DLR und zahlreiche Forschungsschiffe wie die Polarstern.

Deutschlands größte Kohortenstudie, die NAKO Gesundheitsstudie ist ein gemeinsames interdisziplinäres Vorhaben von Wissenschaftlern aus der Helmholtz-Gemeinschaft, den Universitäten und der Leibniz-Gemeinschaft in Deutschland.

Seit 1. September 2015 ist Otmar Wiestler Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. Er trat die Nachfolge von Jürgen Mlynek an, der von 2005 bis 2015 Helmholtz-Präsident war. Geschäftsführerin der Helmholtz-Gemeinschaft ist Franziska Broer.

Gründung und Geschichte der Helmholtz-Gemeinschaft

Grundstein der Wissenschaftsgemeinschaft war 1958 der „Arbeitsausschuss für Verwaltungs- und Betriebsfragen der deutschen Reaktorstationen“, gegründet von den Forschungszentren Karlsruhe (seit Oktober 2009 Karlsruher Institut für Technologie) und Jülich, der damaligen „Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schifffahrt“ (heute Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung, kurz HZG) und von den Kernforschungsinstituten einiger Universitäten. In den folgenden Jahren kamen weitere Forschungszentren zu dem losen Verbund hinzu. 1970 entstand daraus die Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen (AGF).[10] 1995 bekam diese Arbeitsgemeinschaft ihren heutigen Namen: Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, nach dem deutschen Physiologen und Physiker Hermann von Helmholtz. 2001 folgte schließlich die Umwandlung in einen eingetragenen Verein rechtlich selbständiger Mitglieder.

Mitglieder

Lage der Helmholtz-Zentren in Deutschland

Mitglieder der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren sind (in Reihenfolge der Akronyme):

Helmholtz-Institute gemeinsam mit Universitäten

Helmholtz-Institute bezeichnen eine Partnerschaft zwischen einem Helmholtz-Zentrum und einer Universität. Das Helmholtz-Zentrum gründet dabei eine Außenstelle auf dem Campus der Universität. Die Helmholtz-Gemeinschaft fördert Helmholtz-Institute mit drei bis fünf Mio. Euro pro Jahr, die leitenden Wissenschaftler werden gemeinsam mit der Partneruniversität berufen. Aktuell gibt es die folgenden Helmholtz-Institute:[11]

  • Helmholtz-Institut Mainz: Kooperation zwischen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und dem GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung, als erstes Helmholtz-Institut im Juni 2009 gegründet. Das Institut hat sich der Erforschung der Struktur, Symmetrie und Stabilität von Materie und Antimaterie verschrieben.
  • Helmholtz-Institut Jena: Gemeinsames Institut der Friedrich-Schiller-Universität in Jena und dem Deutschen Elektronen-Synchrotron sowie dem GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung, gegründet im Juni 2009. Das Institut bringt die Kompetenzen der Universität Jena auf dem Gebiet der Hochleistungs-Laserphysik mit der Expertise in der Beschleuniger-, Laser- und Röntgentechnologie bei DESY und GSI zusammen.
  • Helmholtz-Institut Ulm: Kooperation der Universität Ulm und des Karlsruher Instituts für Technologie, gegründet im Januar 2011. Das Institut beschäftigt sich mit der Erforschung und Entwicklung von elektrochemischen Batteriekonzepten.
  • Im Oktober 2016 hat der Senat der Helmholtz-Gemeinschaft die Gründung von zwei weiteren Helmholtz-Instituten beschlossen:[12]
  • Helmholtz-Institut für Translationale Onkologie (HI-TRON Mainz): Im Februar 2019 in Mainz gegründet, arbeiten in ihm das Deutsche Krebsforschungszentrum und das Forschungsinstitut für Translationale Onkologie (Tron) der Mainzer Universitätsmedizin zusammen.[13]

Programmstruktur

Die Arbeiten der Zentren werden in Programmen kategorisiert, die in sechs Forschungsbereiche eingeteilt sind. Pro Forschungsbereich ist angegeben, welche Mitgliedszentren der Helmholtz-Gemeinschaft beteiligt sind:

Die Zusammenarbeit der Helmholtz-Zentren in diesen sechs Forschungsbereichen wird durch die Programmorientierte Förderung (POF) strukturiert, der forschungspolitische Vorgaben von Bund und Ländern zu Grunde liegen. Ein Gutachten des Wissenschaftsrates (WR) kommt zu dem Ergebnis, dass die Programmorientierte Förderung stärker an strategischen Themen ausgerichtet werden sollte. Durch eine systematische Öffnung für den Dialog mit gesellschaftlichen Akteuren könne die HGF dem Anspruch noch besser gerecht werden, Beiträge zur Lösung gesellschaftlicher Probleme zu leisten.[15]

Vergabe von Wissenschafts-Auszeichnungen

Seit 1999 vergibt die Helmholtz-Gemeinschaft gemeinsam mit dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft den Erwin-Schrödinger-Preis für herausragende interdisziplinäre Forschung.[16]

Seit 2013 verleiht die Helmholtz-Gemeinschaft in allen sechs Forschungsbereichen den Helmholtz-Doktorandenpreis. Dieser ist mit jeweils 5.000 Euro dotiert. Zusätzlich werden jedem Preisträger 12.000 Euro für einen Auslandsaufenthalt von bis zu sechs Monaten an einer internationalen Forschungseinrichtung freier Wahl zur Verfügung gestellt.[17]

Nobelpreise in der Helmholtz-Gemeinschaft

Nobelpreis für Medizin 2008

Harald zur Hausen

Harald zur Hausen wurde im Jahr 2008 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Zur Hausen hat am Deutschen Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft untersucht, wie Gebärmutterhalskrebs durch Virusinfektionen ausgelöst wird. Seine Forschung hat es ermöglicht, einen Impfstoff gegen die dritthäufigste Krebserkrankung bei Frauen zu entwickeln. Zur Hausen erhielt die Hälfte des Nobelpreises, die andere Hälfte ging an Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier für die Entdeckung des HI-Virus, der die AIDS-Erkrankung auslöst.

Nobelpreis für Physik 2007

Der Nobelpreis für Physik ging im Jahr 2007 an den Festkörperphysiker Peter Grünberg vom Helmholtz-Forschungszentrum in Jülich. Grünberg erhielt die Auszeichnung zusammen mit seinem französischen Kollegen Albert Fert (Universität Paris-Süd) für die Entdeckung des Riesen-Magnetwiderstands. Beide Wissenschaftler hatten diesen Effekt unabhängig voneinander im Jahr 1988 entdeckt.

Friedensnobelpreis 2007

Das Nobelpreiskomitee hat im Jahr 2007 das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) und Albert A. Gore mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die Forscher erhielten den Preis für ihre Anstrengungen, die Öffentlichkeit über die Ursachen des globalen Klimawandels zu informieren. Unter den über 2000 Wissenschaftlern, die am IPCC-Report mitgearbeitet haben, sind zahlreiche Wissenschaftler aus der Helmholtz-Gemeinschaft. Als koordinierender Hauptautor verantwortete Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven das Kapitel Beobachtete Änderungen in Schnee, Eis und Permafrost.

Flüchtlingsinitiative der Helmholtz-Gemeinschaft

Die Helmholtz-Gemeinschaft startete im Dezember 2015 gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit eine neue Initiative: Sie bietet Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten mussten, einen Einstieg in eine wissenschaftliche oder wissenschaftsnahe Beschäftigung. Dies können Hospitationen, Praktika, Anstellungen oder Ausbildungs- und Studienplätze sein. Inzwischen hat sich durch die Initiative für rund 750 geflüchtete Menschen in einem der Helmholtz-Zentren eine neue Perspektive eröffnet, als Studierende, Praktikantinnen und Praktikanten, Auszubildende, Doktorandinnen und Doktoranden oder Angestellte (Stand: Februar 2019[2]).

Andere deutsche außeruniversitäre Forschungsorganisationen

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Helmholtz-Gemeinschaft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Helmholtz-Gemeinschaft: [1]
  2. a b c d e f Helmholtz: 21_Jahresbericht_Helmholtz_Zahlen_Fakten. In: helmholtz.de. Abgerufen am 12. Juli 2022.
  3. Nature Index: The top 10 global institutions for 2018. Abgerufen am 12. Juli 2022.
  4. Resonator-Podcast der Helmholtz-Gemeinschaft: 20 Jahre Helmholtz-Gemeinschaft (Folge 62, 19. Juli 2015)
  5. Helmholtz-Gemeinschaft: [2]
  6. Zahlen und Fakten - Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. In: www.helmholtz.de. Abgerufen am 27. Mai 2016.
  7. 2022 tables: Institutions - Earth & environmental sciences. Abgerufen am 12. Juli 2022.
  8. 2022 tables: Institutions. Abgerufen am 12. Juli 2022.
  9. 2022 tables: Institutions - physical sciences. Abgerufen am 12. Juli 2022.
  10. Helmholtz-Gemeinschaft: In vier Jahrzehnten von einem losen Verbund zur Gemeinschaft
  11. Helmholtz-Institute. Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, abgerufen am 7. Februar 2017.
  12. Neue Helmholtz-Institute in Würzburg und Oldenburg. Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, 13. Oktober 2016, abgerufen am 7. Februar 2017.
  13. Neues Helmholtz-Institut in Mainz. Auf: pharmazeutische-zeitung.de vom 14. Februar 2019
  14. Earth System Knowledge Platform (ESKP) - Plattform des Forschungsbereichs Erde und Umwelt, Helmholtz-Gemeinschaft
  15. Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Programmorientierten Förderung der Helmholtz-Gemeinschaft. Bielefeld 2015 (Drs. 4900-15). Abgerufen am 6. November 2015.
  16. Erwin-Schrödinger-Preis, Helmholtz-Gemeinschaft
  17. Helmholtz-Doktorandenpreis, Helmholtz-Gemeinschaft